Mescha / Mescha-Stele
(erstellt: September 2006)
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Mescha ist ein moabitischer König (→ Moab
1. Der Name Mescha
Der Name מישׁע (moabitisch mš‘, griechisch Μωσα) wird von der Wurzel ישׁע „helfen / retten“ abgeleitet. Dem Namen fehlt ein theophores Element.
Das Alten Testament kennt außer einem Gebiet dieses Namens, das auf der arabischen Halbinsel lag, sich aber nicht genau lokalisieren lässt (Gen 10,30
2. Die Mescha-Stele
Die Stele wurde am 19.8.1868 in Diban (biblisch Dibon) von dem Missionar F. Klein entdeckt. Sie ist aus schwarzem Basalt gefertigt, 1,10m hoch und 60-68cm breit.
Die Stele wurde von den Einheimischen durch Feuer in mehrere Einzelstücke zerbrochen. Das Interesse der Forschergruppe wurde, so die Deutung der Expeditionsleitung, als Hinweis darauf gewertet, dass in der Stele ein Schatz (Gold) verborgen sein sollte. Aufgrund eines zuvor von Ch. Clermont-Ganneau angefertigten Abklatsches konnten die zwei großen und 18 kleineren Einzelstücke später wieder zusammengesetzt, die Lücken anhand des Abklatsches ergänzt, und so der Text der Stele zu ungefähr 80% lesbar gemacht werden. Die Folgen des Zerbrechens sind deutlich sichtbar. Die Stele wird heute im Louvre, Paris aufbewahrt, eine Kopie befindet sich im Vorderasiatischen Museum, Berlin.
Die Stele bietet in 34 Zeilen eine Inschrift, die als frühestes Dokument moabitischer Sprache anzusehen ist. Die Schrift ist regelmäßig, zwischen den Worten stehen Punkte, so dass die Inschrift gut zu lesen ist. Der Text zeigt, dass das Moabitische dem Hebräischen sehr nahe verwandt ist.
Eine weitere Inschrift, die Mescha nennt, tauchte 1958 in Kerak auf (Näheres → Kir Moab
2.1. Der Text der Stele
1Ich (bin) Mescha, Sohn des kmš[jt], König von Moab, der 2Dibonite. Mein Vater war König über Moab dreißig Jahre, und ich wurde König 3nach meinem Vater. Und ich machte dieses Höhen(heiligtum) für → Kemosch
Omri 5war König von Israel, und er bedrängte Moab lange Zeit, denn Kemosch zürnte seinem Lande. 6Und es folgte ihm sein Sohn. Und er sprach: Ich will Moab bedrängen. In meinen Tagen sprach er [so], 7aber ich triumphierte über ihn und sein Haus. Und Israel ist für immer zu Grunde gegangen. Und es hatte sich Omri des ganzen 8Gebietes von Mahdeba bemächtigt und er wohnte darin während seiner Tage und der Hälfte der Tage seiner Söhne, vierzig Jahre. Aber es 9wohnte Kemosch darin während meiner Tage. Und ich baute Baal-Meon (wieder auf) und errichtete eine Zisterne darin. Und ich baute 10Kirjathon (wieder auf).
Und die Leute von Gad wohnten seit jeher im Lande von Aṭaroth und der König von 11Israel hatte Aṭaroth 10für sich gebaut. 11Ich griff die Stadt an und nahm sie ein. Und ich tötete alles Volk 12der Stadt als Darbringung für Kemosch und für Moab. Und ich brachte von dort den Altar ihres dwd und ich 13schleppte ihn vor Kemosch in Qerejoth. Und ich ließ dort wohnen die Leute von Saron und die Leute 14von mkrt.
Und Kemosch sprach zu mir: Geh, nimm Nebo (im Kampf) gegen Israel. Da 15zog ich bei Nacht los und kämpfte gegen es von Tagesanbruch bis Mittag. Und ich 16nahm es ein und tötete alles: 7000 Männer, Klienten, Frauen, [Klien]tinnen 17und Sklavinnen, denn ich hatte es dem Aschtar-Kemosch (durch Bann) geweiht. Und ich nahm von dort die [Gerät]e (?) 18Jahwes und schleppte sie vor Kemosch.
Und der König von Israel hatte 19Jachas 18gebaut 19und lagerte darin während seines Feldzuges gegen mich. Da vertrieb ihn Kemosch vor mir und 20ich holte aus Moab 200 Mann, alle seine Anführer. Und ich brachte sie nach Jachas und nahm es ein, 21um es Dibon anzugliedern.
Ich habe Qericho gebaut, die Mauer der Parks und die Mauer 22der Akropolis. Und ich habe seine Tore gebaut und ich habe seine Türme gebaut. Und ich 23habe den Königspalast errichtet und machte die Umfassungsmauer des Becken[s für die Que]llen inmitten 24der Stadt. Aber eine Zisterne gab es nicht inmitten der Stadt, in Qericho, sondern ich sprach zu allem Volk: Macht 25euch jeder eine Zisterne in seinem Hause! Und ich habe die Gruben hauen lassen für Qericho durch Gefangene 26Israels.
Ich habe Aroer gebaut und machte die Straße am Arnon. 27Ich habe Beth-Bamoth wieder errichtet, denn es war zerstört. Ich habe Beṣer wieder gebaut, denn es lag in Trümmern, 28[mit] 50 [Ma]nn aus Dibon, denn (die Leute von) ganz Dibon sind (meine) Untertanen. Und ich regierte 29[über ] 100 in den Städten, die ich dem Lande angegliedert habe. Und ich baute 30[Mahde]ba und Beth-Diblathon und Beth-Baal-Meon (wieder auf) und trug davon die … 31[…] Kleinvieh des Landes. Und (was) Chawronan (anlangt), (so) wohnte darin 32[… Und] es sprach Kemosch zu mir: Steige hinab, kämpfe gegen Chawronan! Da stieg ich [hinab und 33kämpfte gegen die Stadt und nahm sie ein und] Kemosch [wohnte] in ihr in meinen Tagen. Und … von dort ..[…] 34[…]št šdq und ic[h …
(Übersetzung des Textes aus KAI II, 168f.; Transkriptionen verändert nach den Wibilex-Richtlinien
2.2. Gattung des Textes
Es handelt sich um eine königliche Bauinschrift, die Mescha anlässlich der Einweihung eines Heiligtums für → Kemosch
3. Der moabitische König Mescha
Gemäß dem Text der Stele war Mescha rechtmäßiger Thronfolger seines Vaters kmš[jt]. Mescha herrschte in der Mitte des 9. Jh.s v. Chr. – die genauen Daten sind unbekannt – über ein Gebiet östlich des Toten Meeres, nördlich von Edom. Im Norden grenzte sein Reich nach eigener Aussage an das Gebiet des Stammes Gad. Im Osten lief das Gebiet in die arabische Wüste aus. Residenzstadt war der Fundort der Stele Dibon, das an der Königsstraße lag. Gemäß der von ihm verfassten Inschrift übernahm Mescha die Königsherrschaft von seinem Vater in einer Zeit, in der Moab seit längerem von Israel abhängig war.
Unter Mescha konnte sich Moab von der israelitischen Herrschaft befreien und im Gegenzug die israelitischen Niederlassungen → Atarot
Nach der Befreiung Moabs baute Mescha sein Reich durch verschiedene Maßnahmen aus. So berichtet er in der Steleninschrift von Restaurations- und Ausbaumaßnahmen in Qericho, Aroer, Beth-Bamoth, Beṣer, Mahdeba, Beth-Diblathan und Beth-Baal-Meon, die dem Ausbau des Wegenetzes und der Verteidigung der Städte vor feindlichen Angriffen (Stadtmauern, Zisterne) dienten.
4. Das Verhältnis der Steleninschrift zu 2Kön 3
Mehrfach wurde in der Forschung der Versuch unternommen, die Steleninschrift mit dem biblischen Bericht über das Ende der israelitischen Herrschaft über Moab zu vergleichen.
Nach 2Kön 3 war Moab Vasall der Omriden und musste als Tributzahlung Wolle entrichten. Nach dem Tod → Ahabs
Zwar zeigen sowohl die Inschrift der Mescha-Stele, als auch der biblische Bericht eine zeitweise Annexion des moabitischen Gebietes durch Israel (Haus Omri), die unter Mescha ein Ende fand, doch ist sehr deutlich, dass die beiden Berichte unterschiedliche Gegebenheiten schildern. Die in der Mescha-Inschrift genannten Städte / Gebiete liegen alle (bis auf die in den Z. 32-34 genannte Stadt Chawronan) im Norden Moabs bzw. im Süd-Osten Israels (Mahdeba, Baal-Meon, Kirjathon, Aarot, Nebo, Jahao, Aroer, Beth-Bamoth, Beoer, Beth-Diblathon). 2Kön 3 berichtet hingegen von Kriegsereignissen im Süden Moabs (Aufzug von Edom her). Der Kriegszug der Koalition von Süden her scheint daher eine Reaktion auf die moabitische Okkupation der Nordgebiete darzustellen.
Neben den geographischen fällt ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Texten auf: Der Sieg der Moabiter wird in beiden Texten jeweils theologisch begründet. Gemäß der Inschrift wendete sich Kemosch wieder seinem Königshaus zu und ließ seinen Zorn abklingen. Dieses führte dazu, dass Mescha die genannten israelitischen Städte erobern konnte. Nach 2Kön 3,27
Der Urheber des Zorns bleibt im biblischen Bericht unerwähnt. קצף־גדול (großer Zorn) erscheint innerhalb des Alten Testaments an drei weiteren Stellen (Dtn 29,27
Die in der Steleninschrift und in 2Kön 3 geschilderten Ereignisse fallen offensichtlich nicht zusammen. Daraus resultiert natürlich die Frage, in welchem Verhältnis die beiden Ereignisse zueinander stehen. Die in 2Kön 3,5
Zu einer früheren militärischen Konfrontation zwischen Israel und Moab könnte es nach Z.18f. der Stelen-Inschrift bei Jachas gekommen sein. Die Vertreibung der Israeliten aus Jachas und die Einnahme der Stadt durch den König von Moab könnte ein entscheidender Faktor bei der Bildung der Koalition zwischen Israel, Juda und Edom gewesen sein. Die Okkupation süd-ost-israelitischen Gebiets wird die Befürchtungen auf eine Expansion der Moabiter (auch) in die Südgebiete genährt haben.
5. Zum zeitgeschichtlichen Hintergrund der Stele
Die Mescha-Stele ist ein Zeugnis des Machtverlustes Israels in der Zeit nach dem Tode Ahabs, wie er in 2Kön 1,1
6. Zur Datierung der Stele
Aufgrund der in beiden Texten genannten Herrschaftsverhältnisse und Könige ist eine Entstehungszeit der Inschrift in den Regierungsjahren → Jorams von Israel
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Abbildungsverzeichnis
- Mescha-Stele. Aus: H. Gressmann, Altorientalische Bilder zum Alten Testament, Berlin / Leipzig 2. Aufl. 1927, Tf. LIII
- Landkarte mit moabitischen Siedlungen © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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