Mizpa / Mizpe
Andere Schreibweise: Mitzpa, Mitzpah, Mitzpe, Mitzpeh, Mizpah, Mizpeh
(erstellt: November 2021)
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1. Name
Die Ortsnamen „Mizpa“ und „Mizpe“ sind im Hebräischen in der Regel durch den Artikel oder einen nachfolgenden Gebietsnamen determiniert. Ausnahmen sind מִצְפֶּה Miṣpæh in Jos 11,8
In der → Septuaginta
2. Mizpa in Benjamin
2.1. Lokalisierung
Eine entsprechende Korrelierung von Mizpa und Benjamin fehlt in der Erzählung vom gileaditischen Richter → Jeftah
a) auf das westjordanische, benjaminitische Mizpa (so in diachronen Perspektiven auf die literargeschichtliche Entwicklung der Jeftaherzählung Gaß, 2005, 503; Focken, 135f.169),
b) auf den in Ri 11,29
c) auf einen oder mehrere andere ostjordanische Orte (so Gaß 2005, 500-502 in synchroner Perspektive auf den Endtext der Jeftaherzählung) verweisen.
Die beiden wichtigsten Argumente für die hier vertretene Interpretation von Ri 10,17; Ri 11,11.34 als Verweise auf das benjaminitische Mizpa sind, dass erstens die in Ri 10,17f; Ri 11,11 beschriebenen Versammlungen von Israeliten in Mizpa für das benjaminitische Mizpa typisch sind (vgl. Ri 20,1-10
Der benjaminitische Ort Mizpa kann mit großer Sicherheit mit dem Tell en-Naṣbe (Koordinaten: 1706.1436; N 31° 53' 07'', E 35° 12' 60''
2.2. Alttestamentliche Belege
Nach der Beschreibung des Gebietes des Stammes Benjamin in Jos 18,11-28
In der Erzählung vom Richter → Jeftah
Auch in der Erzählung von der Schandtat der Bewohner des benjaminitischen Orts → Gibea
In der Erzählung von → Samuels
In der Erzählung von → Sauls
Der Bericht vom Konflikt zwischen dem König → Asa
Die Berichte über die Zeit von → Gedalja
Auch die Liste der Bauleute, die in der Mitte des 5. Jh.s v. Chr. an Abschnitten der Jerusalemer Stadtmauer arbeiteten, in Neh 3,1-32
Der schwer zu interpretierende Vers Neh 3,7
2.3. Archäologie und Geschichte
Tell en-Naṣbe wurde 1926-1935 unter der Leitung von William F. Badè ausgegraben. Wichtige Ergebnisse wurden nach seinem Tod im Jahr 1947 publiziert (McCown; Wampler). Vor allem Jeffrey R. Zorn hat die Ergebnisse ab 1993 revidiert (u.a. Zorn 1993b). Nach ihm richtet sich die folgende Unterscheidung der Strata.
2.3.1. Stratum 5
2.3.2. Stratum 4
2.3.3. Stratum 3
In der Mitte des Tells wurden auf einer Fläche von 1,7 ha Reste zahlreicher Häuser aus dem Stratum 3C gefunden. Die außenstehenden Häuser wurden entsprechend dem Siedlungstyp enclosed settlement angeordnet und lagen an einer oder mehreren Ringstraßen. Ihre außenliegenden Räume bildeten eine militärische Befestigungsanlage, die einer Kasemattenmauer ähnelt (→ Haus
Diese Interpretation des archäologischen Befunds von J.R. Zorn mit dem nachträglichen Bau einer dicken Stadtmauer für eine Stadt ohne eine umfassendere administrative Funktion passt zu den Notizen über die Befestigung von Mizpa in den Berichten vom Konflikt zwischen den Königen Asa und Bascha in 1Kön 15,16-22.32
Im Stratum 3A sind verschiedene kleinere Baumaßnahmen erkennbar, u.a. Erweiterungen von Häusern zur neuen Stadtmauer hin. Aus dieser Zeit stammen rund neunzig Abdrücke von lmlk („dem König [gehörend]“)-Siegeln auf Krughenkeln. Ein Siegelabdruck nennt „Jaasanja, den Diener des Königs“. Einige Forscher halten es für möglich, dass es sich bei ihm um den auch von 2Kön 25,23
2.3.4. Stratum 2
Die Funktionen der einzelnen Gebäude sind schwer bestimmbar, auch weil viele Grundrisse nur noch partiell erkennbar sind. Die Auswertung des archäologischen Befunds von J.R. Zorn mit der Veränderung des Stadtplans, der Größe und besseren Ausführung der neuen Gebäude sowie der Verschonung der Stadt durch die Babylonier von einer kriegerischen Zerstörung im Unterschied zu Jerusalem und weiteren judäischen Städten passt jedoch zur Neueinrichtung eines Verwaltungszentrums in Mizpa durch die Babylonier, das 2Kön 25,22-26
In der zweiten Hälfte des 5. Jh.s v. Chr. wurde Mizpa möglicherweise bei einer Eroberung oder Kapitulation zerstört. Die Zerstörung könnte mit einem ägyptischen Aufstand gegen die Perser zusammenhängen. Die genaueren historischen Umstände sind jedoch unklar (vgl. Zorn 1993b, 163-185 u.ö.; Zorn 1997a; Zorn 2003; Zorn 2018; Zorn 2020; Lipschits, 159-170 u.ö.).
2.3.5. Stratum 1 und spätere Epochen
3. Mizpe-Gilead
Anschließend verschoben sich die Kämpfe vom ostjordanischen Ort → Aroer
a) Sollte der Name „Gilead“ in Ri 10,17 einen Ort bezeichnen, an dem das ammonitische Heer lagerte, kann dieser mit Chirbet Ǧel‘ad identifiziert werden (Koordinaten: 2235.1695; N 32° 07' 03'', E 35° 46' 38''
b) Sollte der Name „Gilead“ in Ri 10,17 hingegen wie schon zuvor in Ri 10,8
Einige Alttestamentler vermuten, dass die Formulierung „und er [sc. Jeftah] zog nach Mizpe-Gilead und von Mizpe-Gilead zog er zu den Söhnen Ammons“ in Ri 11,29
4. Mizpa in Gilead
Der letzte Teil der Erzählung von → Jakobs
1) Laban gab ihm den aramäischen Namen יְגַר שׇׂהֲדוּתָא jǝgar śāhǎdûtā’, der „Steinhaufen des Zeugnisses“ bedeutet (Gen 31,47
2) Jakob benannte den Steinhaufen mit dem inhaltlich ähnlichen hebräischen Namen גַּלְעֵד gal‘ed (Gen 31,47f
3) Schließlich erhielt der Steinhaufen auch noch den hebräischen Namen הַמִּצְפָּה hamMiṣpāh, wohl ebenfalls von Jakob (Gen 31,49
Die Jakobserzählung lokalisiert diesen Ort Mizpa im ostjordanischen Gebirge → Gilead
Zwischen einigen Orts- und Zeitangaben der Jakobserzählung bestehen inhaltliche Spannungen, die auf eine sukzessive Entwicklung der erzählten Geographie hindeuten (vgl. Blum, 103f.164-167.343f u.ö.).
Mizpa in Gilead lässt sich nicht genauer verorten, auch weil unklar ist, ob die Namen des Steinhaufens הַמִּצְפָּה hamMiṣpāh und גַּלְעֵד gal‘ed auf den Ort Mizpe-Gilead verweisen, den Ri 11,29
5. Mizpa in Juda
Die Beschreibung des judäischen Gebiets in Jos 15,1-63
6. Mizpe-Moab
1Sam 22,1-5
Aus dem Land Moab stammt - nach alttestamentlicher Darstellung - die Großmutter von Davids Vater, → Rut
Zur Lokalisierung von Mizpe-Moab wird öfters Ruǧm el Mišrefe (Koordinaten: 2188.1263; N 31° 43' 42", E 35° 43' 30"
7. Ramat-Mizpe
Num 32,1-42
In der Forschung wird erwogen, ob die Ortsnamen „Ramat-Mizpe“ und „Mizpe-Gilead“ (Ri 11,29
8. Das Land Mizpa beim Hermon
Im Bericht von der Schlacht an den Gewässern von Merom und den nördlichen Eroberungen der Israeliten in Jos 11,1-15
In der Forschung werden für die Gebiete folgende Vorschläge gemacht (vgl. Aharoni, 249; Fritz 121f; Knauf 113f; Rösel, 187; → Hiwiter
a) die Beqaa-Ebene (el-Biqā‘; Koordinaten: Gebiet um 2564.3795; N 34° 0' 32'', E 36° 8' 43''
b) die Ebene um Merǧ ‘Ajjūn (Koordinaten: 2050.3075; N 33° 21' 45'', E 35° 35' 11''
c) das untere Wādī et-Teim, durch das der Fluss Ḥeṣbāni fließt (Koordinaten: Gebiet um 2091.3000; N 33° 17' 43", E 35° 37' 48"
d) der Bereich von Qal’at Nimrūd (Koordinaten 2170.2954; N 33° 15' 11'', E 35° 42' 53''
e) der Golan (Koordinaten: Gebiet um 2184.2724; N 33° 2' 43'', E 35° 43' 45''
Gemäß der Völkerliste des masoretischen Textes (→ Bibeltext / Textkritik
Einige Handschriften der → Septuaginta
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Mizpa und Geba in Benjamin, nördlich von Jerusalem. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Mizpa an der Höhenstraße nördlich von Jerusalem (Foto aus dem Jahr 1918). Aus: G. Dalman, Hundert deutsche Fliegerbilder aus Palästina (SDPI 2), Gütersloh 1925, Nr. 24
- Mögliche Überreste aus dem Stratum 5 von Tell en-Naṣbe. Die schwarzen Flächen zeigen Höhlen und Silos. Die hier und in den Plänen der Strata 4 und 1 verwendete Strichpunktlinie zeigt die Stadtmauer aus den Strata 3 und 2 und dient lediglich zur Orientierung. Mit freundlicher Erlaubnis von © J.R. Zorn (1993b, 969; Adaption des 1:400-Plans aus McCown 1947)
- Hinterlassenschaften aus dem Stratum 4 von Tell en-Naṣbe. Die schwarzen Punkte markieren Silos, die gestrichelten Linien Zisternen. Einige Zisternen und Silos wurden wahrscheinlich auch noch im Stratum 3 benutzt. Mit freundlicher Erlaubnis von © J.R. Zorn (1993b, 968; Adaption des 1:400-Plans aus McCown 1947)
- Überreste aus den Strata 3C, 3B und 3A. Aus dem Stratum 3C stammen die meisten dünneren Mauerreste. Zum Stratum 3B gehören die dicke Stadtmauer, das äußere Stadttor (Gebäude 93.01), das innere Stadttor (Gebäude 145.01) und runde gemauerte Vorratsbehälter. Mit freundlicher Erlaubnis von © J.R. Zorn (1993b, 967; Adaption des 1:400-Plans aus McCown 1947)
- Stadtmauer von Stratum 3B mit Vorsprung und Turm. © public domain; Foto: Klaus Koenen, 1999
- Mögliche Hinterlassenschaften aus dem Stratum 2 von Tell en-Naṣbe. Mit freundlicher Erlaubnis von © J.R. Zorn (1993b, 966; Adaption des 1:400-Plans aus McCown 1947)
- Überreste aus der Zeit des Stratums 1, aber auch aus späterer Zeit von Tell en-Naṣbe. Mit freundlicher Erlaubnis von © J.R. Zorn (1993b, 965; Adaption des 1:400-Plans aus McCown 1947)
- Karte, in der im vorliegenden Artikel genannte Orte rot markiert sind. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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