More
Andere Schreibweise: Moreh
(erstellt: April 2010)
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Der Ortsname More findet sich im Alten Testament in Verbindung mit den Nomina „Terebinthe“ und „Hügel“. Vermutlich sind zwei Orte im Blick: zum einen die Terebinthe von More in der Nähe von →
Sichem
1. Name
Der Ortsname More (hebräisch: מוֹרֶה
môræh; griechisch: Αμωρα Amōra bzw. ὑψηλός hypsēlos „hoch“; lateinisch: Inlustris bzw. Excelsus) ist eine Nominalform der Wurzel JRJ-III „unterweisen“. Dieser Name verweist entweder auf die kultische oder die religiös-pädagogische Bedeutung des Ortes, je nachdem ob man môræh als „Wahrsager“ oder als „Lehrer“ übersetzen darf. Neuerdings wurde auch vorgeschlagen, dass môræh, abgeleitet von JRJ-II „tränken“ (Nebenform von RWJ), mit „Frühregen“ wie in Jo 2,23
1. Gottesbaum von More: Das Namenselement More taucht ausschließlich als Nomen rectum in Constructusverbindungen mit den Nomina אלון „Terebinthe“ (im Singular oder Plural) oder גבעה „Hügel“ auf. In der Verbindung mit אלון „Terebinthe“ als Nomen regens ist vermutlich an „Orakelterebinthe(n)“ gedacht, also ein Baum bzw. ein kultischer Hain, der für Anfragen an eine Gottheit Verwendung fand.
2. Hügel More. Der „Hügel More“ ist ausweislich der Bedeutung des Lexems More wahrscheinlich eine Anhöhe, auf der man in einem Heiligtum Orakel oder Weisungen erteilte (Borée, 82). Diese unspezifische Qualifizierung, die auf viele kultische Orte zutreffen kann, hilft allerdings kaum weiter für eine Identifizierung. Manchmal wird sogar erwogen, dass das Nomen regens גבעה „Hügel“ der eigentliche Ortsname ist. Dann wäre dieser Ort Gibea als Gibeat-More von anderen Orten gleichen Namens durch den Zusatz „More“ unterschieden (Weidenkaff, 28). Vielleicht ist dieser Name auch als Wortspiel gebraucht. In diesem Sinne könnte der Name des Hügels More auch für die Lehre stehen, die den feindlichen Midianitern von Gideon erteilt wird (Görg, 42).
3. Sowohl beim „Gottesbaum von More“ als auch beim „Hügel von More“ muss More nicht notwendigerweise ein besiedelter Ort gewesen sein. Denn das Nomen rectum More kann beide Worte lediglich qualifizieren, nämlich als „Orakelterebinthe“ bzw. als „Orakelhügel“. Die beiden Nomina „Terebinthe“ bzw. „Hügel“ werden durch das zusätzliche Element also nicht lokalisiert, sondern qualifiziert. Ein Ort More ist demnach nicht unbedingt erforderlich. More scheint also keine Bezeichnung für zwei unterschiedliche Orte zu sein. Für ein solches Verständnis spricht auch die Wiedergabe durch LXX und Vulgata. More wird in beiden Übersetzungen fast nie als Eigenname betrachtet. In diesem Sinne überträgt LXX das Namenselement More adjektivisch mit ὑψηλός hypsēlos „hoch“, während die Vulgata die Adjektive inlustris „glänzend“ bzw. excelsus „hoch“ verwendet. Nur in Ri 7,1
2. Belege
Das Namenselement More findet sich im Alten Testament nur dreimal, und zwar ausschließlich in der Form einer Constructusverbindung mit den Bezugswörtern אֵלוֹן
’elôn „Terebinthe“ (Gen 12,6
1. Der „Gottesbaum“ von More steht nach Gen 12,6
Auf diese Lokalisierung verweist wohl auch
Gen 35,4
2. Der „Hügel“ von More liegt hingegen nach Ri 7,1
Die Syntax von
Ri 7,1
Bei der topographischen Verortung der Lagerplätze der Kontrahenten wird zudem kaum an befestigte Orte gedacht sein: Gideon versammelt seinen Heerbann an einer Quelle. Analog werden auch die Midianiter ihr Lager nicht bei einer Stadt aufgeschlagen haben, sondern an einem Ort, der durch näher zu bezeichnende Erhebungen bestimmt werden konnte.
3. Lage
3.1. Hügel von More
Die Lokalisierung des Hügels von More im Bereich der Jesreelebene hängt von der syntaktischen Deutung von
Ri 7,1
a) Ǧebel Fuqū‛a (u.a. Buhl, 103): Der Hügel von More könnte der nördlichste Teil des Gebirges → Gilboa
Die Erhebung
el-Mazār befindet sich südlich zum Lagerplatz Gideons, der an der Quelle Harod sein Heer versammelte. Dieser Lokalisierungsvorschlag ist also nur dann möglich, wenn sich die Ortsangabe „nördlich“ nicht auf Gideon als Bezugspunkt, sondern auf die Position des Lagers der Midianiter im Verhältnis zum Hügel von More bezieht. In diesem Fall könnte sich das Midianiterlager nämlich auch südlich der Quelle Harod = ‛Ēn Ǧālūd (Koordinaten: 1836.2174; N 32° 32' 59'', E 35° 21' 19''
b) Ǧebel ed-Daḥī (u.a. Gaß, 282f): Aufgrund der syntaktischen und lexikalischen Probleme bei einer Ansetzung im Gilboagebirge ist es besser, den Hügel More bei en-Nebī Daḥī (Koordinaten: 1831.2248; N 32° 37' 03'', E 35° 20' 56''
Ergebnis: Die Ortsangabe „Hügel von More“ bezieht sich somit kaum auf einen befestigten Ort Gibeat-More. Es ist eher an eine Näherbestimmung des Geländes gedacht. Wenn man einen Lagerplatz der Midianiter bei dieser Erhebung sucht, wäre ‛Ēn ha-More ein geeigneter Kandidat.
3.2. Terebinthe von More
Im Bereich von Sichem befinden sich drei topographische Bezeichnungen mit dem Namenselement „Terebinthe“, nämlich אֵלוֹן מוֹרֶה „Terebinthe(n) von More“ (
Gen 12,6
Eine Lokalisierung dieser Bäume in der Region von Sichem ist bislang nicht geglückt, da es in dieser Gegend mehrere Möglichkeiten für die Verortung eines Kultplatzes gibt. Meist nimmt man an, dass die heiligen Bäume östlich von Sichem zu suchen seien (Wächter 1987). So befindet sich z.B. bei der Quelle von
‛Askar (Koordinaten: 1775.1804; N 32° 13' 03'', E 35° 17' 30''
Nach dem Onomastikon des →
Eusebius
Nach samaritanischer Tradition ist Elon-More auf alle Fälle in der Gegend um Sichem zu lokalisieren. Die samaritanischen Schriftgelehrten haben nämlich in
Dtn 11,30
Im modernen Toponym
Balāṭa könnte sich jedoch der Name πλατανος, die griechische Übersetzung von Elon, erhalten haben (Schmitt, 142). Dieses Toponym findet sich als פלטנוס plṭnws überdies auch in rabbinischer Literatur (Reeg, 514). Möglicherweise ist das Toponym Balāṭa aber auch eine korrupte Lesart des arabischen Wortes ballūṭ „Eiche“. Außerdem könnte die Namensform Balāṭa auf das aramäische Kognat ballûṭā bzw. auf das griechische Lexem βαλανος als Alternativnamen von Sichem zurückgeführt werden (Wright, 200f). Auf alle Fälle bewahrt das moderne Toponym den antiken Ortsnamen, unabhängig davon, welcher Etymologie man folgt. Eusebius kennt noch einen Βαλανος Σικιμων, der mit dem Toponym Elon-Mussab aus Ri 9,6
Ergebnis: Die Terebinthe von More befindet sich demnach wohl südöstlich von Sichem. Eine genauere Verortung kann nicht mehr angegeben werden. Ob der Ort jemals besiedelt war, kann ebenfalls nicht mehr entschieden werden.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
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- The Interpreter's Dictionary of the Bible, New York 1962
- The New Interpreter's Dictionary of the Bible, Nashville 2006-2009
2. Weitere Literatur
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- Borée, W., 1930, Die alten Ortsnamen Palästinas, 2. Aufl., Leipzig (Nachdruck Hildesheim 1968)
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- Cohen, J.M., 1981, A Samaritan Chronicle. A source-critical Analysis of the Life and Times of the Great Samaritan Reformer, Baba Rabbah (Studia post biblica 30), Leiden
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- Görg, M., 1993, Richter (NEB AT 31), Würzburg
- Groß, W., 2009, Richter (HThKAT), Freiburg
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage des Hügels von More (Ǧebel ed-Daḥī) und der Terebinthe(n) von More (Sichem). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Blick auf den Hügel von More (Ǧebel ed-Daḥī). © Erasmus Gaß
- Blick von Osten auf Sichem; im Hintergrund die Berge Garizim und Ebal. © Erasmus Gaß
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