Nagel
(erstellt: Februar 2020)
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1. Altes Testament
1. Das althebräische Nomen für „Nagel“ ist מַסְמֵר masmer (zu מַשְׂמֵרָה maśmerāh s.u.). Dieses Wort ist auch in anderen semitischen Sprachen in eben dieser Bedeutung belegt, z.B. akkadisch samrūtu, aramäisch מסמר msmr, mittelhebräisch מסמר msmr (→ Qumran-Texte
Im Alten Testament findet sich מַסְמֵר masmer „Nagel“ nur fünf Mal. Im Kontext der Polemik gegen die Herstellung von → Götterbildern
Pred 12,11 vergleicht die Worte der Weisen – möglicherweise ein Sprichwort zitierend – mit → Ochsenstacheln
Außerbiblisch ist von Nägeln z.B. in einem aramäischen Brief aus → Elephantine
2. יָתֵד jāted wird zuweilen mit „Nagel“ wiedergegeben (z.B. in der Lutherbibel: Jes 22,23.25), bezeichnet aber einen → Pflock
3. Auch das Wort וָו wāw wird im Deutschen vielfach mit „Nagel“ wiedergegeben (z.B. HALAT; Gesenius 18. Aufl.; Lutherbibel 1984, 2017; aber: 1545: „Knäufe“; 1912: „Haken“), während in englischsprachigen Bibeln durchweg mit „hook“ übersetzt wird. Der Begriff wird nur in der Erzählung vom Bau des Offenbarungszelt am → Sinai
Bei den וָוִים wāwîm handelt es sich kaum um Nägel, da deren Funktion unklar bliebe. Mit Propp (418f) dürfte vielmehr als Pendant zum Sockel der obere Abschluss der Pfosten im Blick sein, nämlich ein Aufsatz, der in einer Gabelung oder in einem nach oben offenen Halbkreis gipfelte, ungefähr also die Form eines Y hatte und der damit geeignet war, einem aufliegenden Querbalken Halt zu geben. Für diese Deutung spricht:
a) Die → Septuaginta
2. Neues Testament
Im Neuen Testament ist von Nägeln nur in Joh 20,25 die Rede. Der Apostel Thomas will erst glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, wenn er an Jesu Händen die Male der Nägel (τύπος τῶν ἥλων typos tōn hēlōn „Abdruck der Nägel“) der Kreuzigung sieht und berührt.
Kol 2,14 spricht davon, dass Christus eine Schuldurkunde ans Kreuz genagelt (προσηλώσας prosēlōsas) und sie damit gegenstandslos gemacht hat. Da eine entsprechende Sitte nicht bekannt ist, soll vermutlich nur locker auf die Kreuzigung Jesu angespielt werden.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- The Interpreter’s Dictionary of the Bible, Nashville / New York 1962 (Supp. 1976)
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
- Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006
2. Weitere Literatur
- Baumgärtel, F., Die Ochsenstachel und die Nägel in Koh 12,11, ZAW 81 (1969), 98
- Hallo, W.W., Isaiah 28:9-13 and the Ugaritic Abecedaries, JBL 77 (1958), 324-338
- Hertzberg, H.W., Palästinische Bezüge im Buche Kohelet, ZDPV 73 (1957), 115-124
- Johnstone, W., Biblical Hebrew Wâwîm in the Light of Phoenician Evidence, PEQ 109 (1977), 95-102
- Koenen, K., Zu den Epilogen des Buches Qohelet, BN 72 (1994), 24-27
- Krüger, Th., Kohelet (Prediger) (BK.AT XIX, Sonderband), Neukirchen-Vluyn 2000
- Macalister, R.A.S., The Excavation of Gezer 1902-1905 and 1907-1909, Bd. 2, London 1912
- Propp, W.H.C., Exodus 19-40 (The Anchor Bible), New York u.a. 2006
- Renz, J., Handbuch der althebräischen Epigraphik, Bd. III, Darmstadt 1995
- Rudolph, W., Chronikbücher (HAT I,21), Tübingen 1955
- Schwienhorst-Schönberger, L., Kohelet (HThK.AT), Freiburg 2004
- Tur-Sinai, H., The Origin of the Alphabet (Continued), JQR 41 (1950), 159-179
Abbildungsverzeichnis
- Bronzenägel aus Geser (Eisenzeit I bis hellenistische Zeit). Aus: R.A.S. Macalister, The Excavation of Gezer 1902-1905 and 1907-1909, Bd. 3, London 1912, Pl. CXCIV, 14-22 (vgl. Bd. 2, 245-247)
- Eisennägel aus Geser (Eisenzeit II bis hellenistische Zeit). Aus: R.A.S. Macalister, The Excavation of Gezer 1902-1905 and 1907-1909, Bd. 3, London 1912, Pl. CXCIV, 23-36 (vgl. Bd. 2, 245-247)
- Zelte mit Pfosten, die oben eine Gabelung aufweisen (Relief; Nordpalast in Ninive, Raum L; Zeit Assurbanipals, 668-626 v. Chr.). Mit Dank an © The Trustees of the British Museum; BM 124927 lizenziert unter Creative Commons
-Lizenz, Attribution-Share Alike 4.0 International ; Zugriff 10.2.2020; unten: © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart - Der Buchstabe Waw in Zeile 15 und 16 der Mescha-Inschrift. Aus: Wikimedia Commons; © Mbzt 2012, Wikimedia Commons, lizenziert unter Creative Commons
-Lizenz, Attribution-Share Alike 3.0 unported ; Zugriff 26.2.2020
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