Ölbaum
(erstellt: Januar 2018)
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1. Botanisch
Der Ölbaum (Olea europaea L.), auch Olivenbaum genannt, ist die einzige mediterrane Art der etwa 35 Arten Olea, die vor allem in den Tropen und in den wärmeren Klimazonen beheimatet sind. In seiner wilden und kultivierten Form kommt er bis heute in Palästina vor. Älteste gesicherte Hinweise auf Ölbaumvorkommen gibt es aus Jericho (um 4000 v. Chr.).
Der Ölbaum ist ein immergrüner (vgl. Ps 52,10
2. Altes Testament
2.1. Bezeichnung
Die hebräische Bezeichnung des Ölbaums ist זַיִת zajit. Das Wort bezeichnet auch die Frucht, die Olive. זַיִת zajit ist zudem Bestandteil von Personennamen, wie Zetan, und von Ortsnamen, am bekanntesten sicherlich der → Ölberg
2.2. Bedeutung
Der Ölbaum war in Israel weit verbreitet (Dtn 28,40
Der Ölbaum kommt in sehr vielen alttestamentlichen Überlieferungen vor, was seine Bedeutung in der Alltagswelt unterstreicht. Er gehört zu den sieben Pflanzenarten des Landes Israel (Dtn 8,8
2.3. Verwendung
Wichtigstes Produkt des Ölbaums waren seine Früchte. Die Blüte des Baumes war etwa Mitte Mai. Die Reife der Früchte setzt etwa im Juni ein, im September bildet sich der Ölgehalt und im Oktober werden die Oliven geerntet. Nur jedes zweite Jahr tragen die Bäume Früchte. Die bereits abgefallenen Früchte sammelte man ein, die noch am Baum befindlichen schüttelte oder klopfte man herunter (Jes 17,6
Olivenöl war als Butter- und Fettersatz wichtig bei der Bereitung von Speisen; es war ferner Beleuchtungsmittel (Brennstoff für Öllampen [→ Lampe
2.4. Metaphorik
Die Bedeutung des Ölbaums zeigt sich auch in der Bildsprache: In der Fabel von der Königswahl der Bäume in Ri 9,8ff
Das Ölblatt, das eine Taube zu → Noah
In der Metaphorik gleicht der Gerechte einem immergrünen Ölbaum im Hause Gottes (Ps 52,10
Zeichen des Gerichts ist es, wenn die fruchtbaren Bäume vernichtet werden (Dtn 28,39ff
2. Neues Testament
2.1. Bezeichnung
Die griechische Bezeichnung für den Ölbaum und seine Frucht ist ἐλαία elaia.
2.2. Der Ölberg
Neunmal wird im Neuen Testament der im Norden Jerusalems gelegene, 800 m hohe Ölberg (τό ὅρος τῶν ἐλαιῶν to horos tōn elaiōn) genannt (Mk 11,1
2.3. Metaphorik
Röm 11,17ff
Der Missbrauch beim Einsatz der Zunge, mit der der Mensch zugleich segnet und flucht, gleicht nach Jak 3,12
In Anknüpfung an Sach 4,3
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973-2015
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
- Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006
2. Weitere Literatur
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- Zohary, M., Pflanzen der Bibel. Vollständiges Handbuch, Stuttgart 2. Aufl. 1986, 56f
Abbildungsverzeichnis
- Ölbaum in Israel. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2010)
- Ölbaum bei Arraba (Galiläa), der zu den ältesten lebendigen Bäumen zählt. Mit Dank an © Gudrun Liedtke, 2017
- Blüten eines Ölbaums Aus: Wikimedia Commons; © מרוה עסאקלה, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 2.5 generisch; Zugriff 20.2.2018
- Bei der Ölivenernte werden die Zweige des Ölbaums geschlagen, sodass die Oliven herabfallen. Danach werden sie eingesammelt und zur Ölpresse gebracht. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Schale aus Olivenholz (modern). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2018)
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