Deutsche Bibelgesellschaft

pflanzen

(erstellt: Oktober 2015)

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1. Terminologie

Das hebräische Wort für pflanzen ist נטע nṭʽ; ausschließlich dichterisch und zumeist auf eine einzelne Pflanze bezogen findet sich auch das Verb שׁתל štl (Jer 17,8; Ps 1,3; Ps 92,14 u.ö.), bei dem zumeist der für die Pflanze gewählte ideale Standort im Blick ist. Im Griechischen wird für „pflanzen“ der Begriff φυτευείν phyteuein gebraucht.

2. Altes Testament

2.1. Pflanzen als Tätigkeit des Bauern

Mit dem Verb „pflanzen“ wird in der Regel die Tätigkeit des sesshaften Ackerbauern umschrieben, insbesondere das Einbringen von Stecklingen in den Boden. Im Kontrast dazu steht die nomadische Lebensweise, die diese Tätigkeit gerade nicht kenn ( Jes 35,7). Ziel des Pflanzens ist die Gewinnung von Früchten als Lebensmitteln für den täglichen Bedarf. Der Gegenbegriff zu „pflanzen“ ist „ausreißen“ (Jer 24,6; vgl. Ez 36,36; Am 9,15). Häufig ist vom Pflanzen bestimmter Bäume die Rede, so der Tamariske (Gen 21,33), der Zeder (Ps 104,16), des Lorbeers (Jes 44,14) und des Weinstocks (Ps 80,9). Daneben kann נטע nṭʽ auch als Fachbegriff für die Anlage von Obstplantagen (→ Weinberge: Gen 9,20; Dtn 6,11; Dtn 28,39; Jes 5,1-7 u.ö.; → Ölbäume: Jos 24,13) oder anderen Pflanzungen bzw. Baumpflanzungen sein (allgemein: Jes 17,10; verschiedene Bäume: Lev 19,23; Pred 2,5) verwendet werden. Eine Kulturleistung der besonderen Art war die Vinokultur, die genauso als herausragende Tat eines Herrschers (Pred 2,4f) wie der klugen Hausfrau (Spr 31,16) gerühmt werden kann. Das Pflanzen von Weinbergen und das Anlegen von Gärten ist andererseits auch Ausdruck des normalen Lebens (2Kön 19,29) und von Beheimatung (Jer 29,5).

Mit dem Pflanzen ist stets die Erwartung verbunden, dass das Gepflanzte Frucht bringt. Unheilsankündigungen aber stellen das Gegenteil dessen in Aussicht ( Am 5,11; Dtn 28,30.39). Andererseits sollte der, der einen Weinberg angelegt hatte, vom Kriegsdienst verschont werden (Dtn 20,6). Wenigstens einmal sollte er die Früchte seines Weinbergs genießen können, die sich erst nach einer Wartezeit von drei Jahren einstellten.

2.2. Pflanzen als Zeichen einer Heilszeit

Mit dem Pflanzen verbinden sich Hoffnungen und Gefühle. So zeigt sich die Verwandlung der Wüste in Kulturland in der Anlage von Weinbergen und dem Pflanzen von Ölbäumen ( Ps 107,37). Zu den Vorstellungen von einer Heilszeit (→ Eschatologie) gehört auch, dass jeder die Früchte der von ihm angebauten Pflanzen selbst essen kann (Jes 65,21f; Jer 31,5; Am 9,14). Typisch jereminianisch und fast schon chiffreartige ist die Redeweise vom göttlichen Bauen und Einreißen, Pflanzen und Ausreißen (Jer 24,6; Jer 31,28; Jer 32,41; Jer 42,10; Jer 45,4), die auch sonst für eine Heils- bzw. Unheilszeit steht (Ez 36,36; Am 9,15).

2.3. Pflanzen als Tätigkeit Gottes

Der Begriff „pflanzen“ kann auch im Hinblick auf Gott verwendet werden und sich dann auf andere Größen als solche aus dem Bereich der Flora beziehen, so z.B. auf das Volk ( Ex 15,17; 2Sam 7,10) oder die Menschen im → Exil (Jer 24,6; Jer 32,41). Das erfolgreiche und stabile Leben der Frevler scheint nach Jer 12,2 darin zu gründen, dass Gott sie gepflanzt habe. Im Pflanzen zeigt sich die besondere Fürsorge Gottes: Er schafft so die Voraussetzung für die Ernährung seiner Geschöpfe (Gen 2,8; vgl. Ps 104,16). Pflanzen kann aber auch mit der Landgabe verbunden sein, so im Vergleich Israels mit einem von JHWH gepflanzten Weinstock (Ps 80,9; vgl. Jer 2,21). Schließlich kann von Israel als einer Pflanzung Gottes geredet werden (Jes 60,21; vgl. Jes 5,7).

2.4. Übertragener Gebrauch

Das Alte Testament kennt auch die Rede vom Pflanzen des Ohrs ( Ps 92,14) oder der Zeltpflöcke (Dan 11,45). Auch von den Nägeln an den Spitzen des Ochsenstachels kann es heißen, dass sie gepflanzt werden (Pred 12,11).

3. Neues Testament

Das Neue Testament verwendet den Begriff „pflanzen“ ähnlich wie das Alte. Zum einen geht es konkret um die normale Tätigkeit des Pflanzens ( Lk 17,28), wie z.B. eines Weinstocks (Mk 12,1 par. Mt 21,33; Lk 20,9), eines Feigen- (Lk 13,6) oder eines Maulbeerbaums (Lk 17,6). Andererseits kann Pflanzen oder Pflanzung auch auf eine Menschengruppe wie die Pharisäer angewendet werden (Mt 15,13). Mit „Pflanzung“ kann auch die Gründung einer Gemeinde umschrieben werden (1Kor 3,5ff), aus der der Apostel Paulus das Recht auf Unterhalt ableitet (1Kor 9,7).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Bach, R., Bauen und Pflanzen, in: Studien zur Theologie der alttestamentlichen Überlieferungen (FS G. von Rad), Neukirchen-Vluyn 1971, 7-32

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