Pflanzennamen
(erstellt: September 2015)
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1.Statistik
Das Alte Testament enthält mehr als 110 Pflanzennamen (zur Zusammenstellung vgl. Neumann-Gorsolke / Riede 2002, 324ff), davon allein ca. 20 Namen für Dorngewächse. Eine Zusammenstellung der über 50 neutestamentlichen Pflanzennamen findet sich bei Cebulj (2002, 272f) bzw. bei Mell (2006).
2.Bedeutung
Viele hebräische Pflanzennamen sind in ihrer genauen botanischen Bedeutung unsicher (vgl. Zohary 1986, 15), was sich zum Teil durch die geringe Anzahl von Belegen für die eine oder andere Pflanzenart erklärt. Bis heute wirken Missdeutungen und Irrtümer nach, die aufgrund mangelnder Kenntnisse über die Flora im antiken Palästina in die verschiedenen Übersetzungen eingeflossen sind (vgl. dazu Silberstein 2002, 23.25; Zohary 1986, 14). Immer wieder verwendeten Übersetzer einfach Namen von Pflanzen, die ihre Leser kannten, auch wenn diese in Palästina nicht vorkamen (vgl. Hepper 1992, 18). So wird, um nur ein Beispiel zu nennen, in vielen Kommentaren und Bibelübersetzungen das hebräische שׁוּשַׁן šûšan / שׁוֹשַׁן šošan, das von ägyptisch sšn / sššn „Lotus“ abzuleiten ist, mit „Lilie“ wiedergegeben, was zumeist, jedoch unzutreffend, damit begründet wird, dass der Lotus in Palästina nicht vorgekommen sei. Diese Übersetzung folgt zudem der der Septuaginta, die שׁוּשַׁן šûšan / שׁוֹשַׁן šošan in der Regel mit κρίνον krinon „Lilie“ wiedergibt und sich damit griechischem Empfinden anpaßt.
Nicht alle Pflanzennamen stammen ursprünglich aus dem palästinischen Kulturkreis. Der vom Atlantik bis nach Indien und Südostasien reichende Fernhandel der Antike brachte Pflanzen bzw. Pflanzenprodukte und mit ihnen ihre Namen ins alte Israel. Zu den →
Lehnwörtern
3.Gebrauch als Personennamen
Einige Pflanzennamen werden im Alten Testament als Personennamen verwendet, so z.B.:
-
ʼelôn (Gen 46,14
; Num 26,26 ) / ʼallôn (1Chr 4,37 ) „großer Baum / Eiche“, -
ʼoræn „Lorbeerbaum“ bzw. „Pinie“ (?; 1Chr 2,25
), -
baṣlût „Zwiebel“ (?; Esr 2,52
; vgl. Neh 7,54 : baṣlȋt), -
dardaʽ „Dorn“ (1Kön 5,11
; 1Chr 2,6 cj.), -
hǎdassāh „Myrte“ (Est 2,7
), -
zētān / zetām „Ölbaum“ (1Chr 7,10
; 1Chr 23,8 ), -
ḥǎbaqqûq „Gurke“ (?; Hab 1,1
; Hab 3,1 ), -
̔adlāj „Gartenkresse“ (?; 1Chr 27,29
), -
̔azmāwæt (eine unbekannte Pflanze: 2Sam 23,31
// 1Chr 11,33 ; 1Chr 8,36 ; 1Chr 9,42 ), -
qəṣîʽāh „Zimtblüte / Kassia“ (Hi 42,14
), - tāmar „Palme“,
-
qôz (1Chr 4,7
; Esr 2,61 // Neh 7,63 ; 1Chr 24,10 ; Neh 3,4.21 ) bzw. šāmȋr „Dorn“ (1Chr 24,24 ; vgl. Noth 1928).
Der Name ῥόδον
rόdon „Rose“ ist im Neuen Testament als weiblicher Personenname belegt (Apg 12,13
4.Gebrauch als Ortsnamen
40 palästinische Ortsnamen (vgl. zur Zusammenstellung: Borée 1930, 110; Keel 1984, 296; Zwickel 1999, vgl. die dazugehörigen Karten ebd. 43f) sind mit Pflanzennamen gebildet. Dabei dominieren die Bezeichnungen für große, auffallende Bäume wie die Eiche, Palme oder Terebinthe oder landwirtschaftliche Anlagen (s. Tabelle 1). In diesen Ortsnamen spiegeln sich entweder die vorherrschende Vegetation oder die landwirtschaftlichen Hauptprodukte eines Landstrichs, z.B. Schittim „Akazien“, Tappuach „Apfelbaum“ oder Socho „Dorngestrüpp“. Andere Namen beziehen sich auf landwirtschaftliche Anlagen, die für einen Ort charakteristisch waren, z.B. Kerem „Weingarten“, Gat „Ölkelter“ oder Bet-Gan „Haus des Obstgartens“ (vgl. Keel 1984, 296). Bis heute können daher Ortsnamen mit einem Namensbestandteil aus der Pflanzenwelt Hinweise liefern für „den charakteristischen Pflanzenbewuchs einer Region in biblischer Zeit“ (vgl. Zwickel 1999, 39).
Literaturverzeichnis
ad 1:
- Cebulj, Chr., Vom edlen Wettstreit der Natur. Zur Pflanzenwelt im Neuen Testament, in: U. Neumann-Gorsolke / P. Riede (Hgg.), Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, Stuttgart 2002, 250-273
- Ebach, J., Genesis 37-50 (HThKAT), Freiburg 2007
- Mell, U., Glossar zur Pflanzensprache des Neuen Testaments, in: ders., Pflanzen und Pflanzensprache der Bibel. Erträge des Hohenheimer Symposions vom 26. Mai 2004, Frankfurt 2006, 151-154
- Neumann-Gorsolke, U. / Riede, P., Glossar der hebräischen und aramäischen Pflanzennamen und -bezeichnungen, in: dies. (Hgg.), Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, Stuttgart 2002, 324-352
ad 2:
- Hepper, F.N., Pflanzenwelt der Bibel. Eine illustrierte Enzyklopädie, Stuttgart 1992
- Powells, S., Indische Lehnwörter in der Bibel, ZAH 5 (1992), 186-200
- Silberstein, Z., Die Pflanze im Alten Testament, in: U. Neumann-Gorsolke / P. Riede (Hgg.), Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, Neukirchen-Vluyn 2002, 23-53
- Zohary, M., Pflanzen der Bibel. Vollständiges Handbuch, Stuttgart 2. Aufl. 1986
ad 3:
- Keel, O., Das Hohelied (ZBK.AT 18), Zürich 1986
- Keel, O. / Küchler, M. / Uehlinger, Chr., Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studienreiseführer zum Heiligen Land, Bd. 1: Geographisch-geschichtliche Landeskunde, Zürich u.a. 1984
- Meister, A., Biblische Namen kurz erklärt, Konstanz 1975
- Noth, M., Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung (BWANT 46), Stuttgart 1928, 230f
- Ranke, H., Die altägyptischen Personennamen II, Glückstadt 1952, 180-182
- Stamm, J.J., Die akkadische Namengebung (MVÄG 44), Leipzig 1939, 255f
- Stamm, J.J., Hebräische Frauennamen, in: ders., Beiträge zur hebräischen und altorientalischen Namenskunde (OBO 30), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1980, 97-135, 124f
ad 4:
- Borée, W., Die alten Ortsnamen Palästinas, Leipzig 1930
- Zwickel, W., Pflanzennamen als Ortsnamen und ihre Bedeutung für die Rekonstruktion der Vegetation in biblischer Zeit, BN 98 (1999), 36-44
Abbildungsverzeichnis
- Pflanzennamen als Ortsnamen nach der Übersicht von Borée (die beigegebenen Zahlen beziehen sich jeweils auf die entsprechenden Paragraphen im Werk Borées). Aus: W. Borée, Die alten Ortsnamen Palästinas, Leipzig 1930, 110
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