Deutsche Bibelgesellschaft

Pidjon ha-Ben

Andere Schreibweise: Pidyon

(erstellt: Januar 2009)

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1. Begriff

Pidjon ha-Ben (פִדִיוֹן הַבֵּן pidijôn ha-ben von פדה pdh „auslösen“) bezeichnet die symbolische Auslösung des erstgeborenen Sohnes durch einen → Priester (v.a. Ex 13,2; Num 18,15; Dtn 15,19). Die Zeremonie wird im Gegensatz zum liberalen Judentum heute noch in orthodoxen und konservativen Kreisen praktiziert.

2. Biblische Referenzen

Nach biblischer Vorstellung gehören der erstgeborene Sohn (→ Erstlinge) wie auch erstgeborene Tiere Gott bzw. den Priestern und sind für den Tempeldienst bestimmt. Dieser Gedanke ist in der hebräischen Bibel vielfach belegt (Ex 13,2; Ex 13,12-15; Ex 22,29-30; Ex 34,19-20; Num 3; Num 8,16-18; Num 18,15-18; Neh 10,37; Dtn 15,19; vgl. auch Lk 2,22-24). Da das Menschenopfer bereits zu biblischer Zeit verachtet wird, wird der Mensch durch Lösegeld ausgelöst.

3. Ritual

Der Vater ist angehalten, am 31. Tag nach der Geburt des Sohnes eine geringe Geldsumme (traditionell fünf Schekel) zu bezahlen. Nach rabbinischer Vorstellung besitzt der Säugling nach dieser Zeit eine stabile gesundheitliche Verfassung. Wenn der 31. Tag nach der Geburt auf einen Schabbat (→ Sabbat) oder einen Feiertag fällt, wird die Auslösung am nächsten Tag vollzogen. Dabei übergibt der Vater seinen Sohn in einer symbolischen Handlung an einen Priester und spricht den Wunsch der Auslösung. Der Priester bestätigt die Auslösung, gibt den Sohn an den Vater zurück und segnet ihn. Die symbolische Geldsumme kann auch in entsprechender Landeswährung bezahlt werden, wobei ein Mindestgewicht der Münzen entscheidend ist. Üblicherweise wird das Ritual mit einer Festmahlzeit beschlossen. Die Auslösung erfolgt traditionell im Kreis von 10 jüdischen und erwachsenen Männern (→ Minjan).

4. Ausnahmen

Das Ritual entfällt, wenn der Vater → Priester oder Angehöriger der → Leviten bzw. die Mutter eine Tochter eines der beiden ist. Auch bei einer Kaiserschnittgeburt und Söhnen, deren Mutter bereits eine Geburt eines Mädchens oder eine Fehlgeburt hatte, wird der Ritus nicht vollzogen.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996

2. Weitere Literatur

  • Klein, M., 1998, A Time to Be Born: Customs and Folklore of Jewish Birth, Philadelphia
  • Steiner, D., 1977, Rites of Births: Circumcision, Naming, Pidyon ha-Ben: An Annotated Bibliography, Cincinnaty
  • Yaakov, A., 2007, Still Ransoming the First Born Sons? Pidyon HaBen and Its Survival in the Jewish Tradition, in: K. Finsterbusch / Armin Lange / Dieter Roemheld (Hgg.), Human Sacrifice in Jewish and Christian Tradition (Numen book series 112), Leiden, 305-320

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