Psalmen Salomos
(erstellt: Mai 2009)
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1. Name
Die aus 18 Liedern bestehende Sammlung ist dem König → Salomo
2. Überschriften
Die griechische Formulierung Ψαλμός Σολομῶντος Psalmos Solomōntos lässt zwei Übersetzungen zu: „ein Psalm Salomos“ (Autor) und „ein Psalm für Salomo“ (Widmung). Die Wiedergabe der Septuaginta Deutsch (2009) mit „ein Psalm bezogen auf Salomo“ möchte diese beiden Übersetzungsmöglichkeiten im Deutschen anklingen lassen.
3. Antike Zeugnisse
Die Psalmen Salomos sind in den uns bekannten christlichen Bibelkodizes nicht enthalten. Dies erklärt O. Kaiser als Folge ihrer Einordnung unter die „antilegomena“ auf der Synode zu Laodicea (363 n. Chr.). Im Codex Alexandrinus (5. Jh. n. Chr.) werden sie nur im Inhaltsverzeichnis im Anhang zu den kanonischen Büchern des Alten und Neuen Testaments und zu den Clemensbriefen erwähnt. Aufgezählt werden sie ebenfalls a) in Pseudo-Athanasius, Synopsis Sanctae Scripturae aus dem frühen 6. Jh. n. Chr. zusammen mit den → Oden Salomos
4. Sprache
Griechisch: Aufgrund von Zitaten aus der → Septuaginta
Hebräisch: Obwohl keine hebräischen Handschriften erhalten sind, nimmt man an, dass die Psalmen Salomos ursprünglich auf Hebräisch verfasst wurden und unmittelbar darauf – vermutlich zur Zeitwende in Ägypten – in ein stark semitisierendes Griechisch übersetzt wurden (vgl. Kaiser und Wright). Diese Annahme stützt sich auf die Analyse von a) Übersetzungsfehlern, b) → Semitismen
Syrisch: Es ist nicht völlig geklärt, ob die syrische Version (Codex Rylands, 16. Jh.) eine direkte Übersetzung aus dem Hebräischen ist oder ob sie ganz von der griechischen Version abhängt.
5. Ort und Zeit
Nach vorherrschender Auffassung ist Jerusalem als Abfassungsort der Psalmen Salomos anzusehen. Wegen mancher Ähnlichkeiten von Psalmen Salomos zu verschiedenen Schriftrollen aus → Qumran
In seiner ältesten erhaltenen Gestalt handelt es sich um einen griechischen Text, der wahrscheinlich von Juden und dann auch von Christen in Alexandrien verwendet wurde.
Die Psalmen Salomos waren schon vor der Zerstörung Jerusalems durch Titus 70 n. Chr. in breiteren Kreisen von Jerusalemer Juden bekannt. Dies ergibt sich v.a. aus Textabschnitten von PsSal 11
6. Verfasser und Redaktion
Die Sammlung wird meistens Pharisäerkreisen zugeschrieben. Als Verfasser der Psalmen Salomos wurden aber auch folgende Gruppen in Erwägung gezogen: a) die Hasidim bzw. ein Hasid unter den Pharisäern oder b) ein Hasid von der ersten Essenergruppe oder c) eine eschatologische Gruppe in Jerusalem oder aber d) auch ein christlicher Autor. Holm-Nielsen meint: „Selbst wenn man nicht direkt von pharisäischen Dichtungen reden kann, gibt es keinen Zweifel, dass sie innerhalb des Judentums der pharisäischen Geistesrichtung am nächsten stehen“ (51).
Viele Verfasser und ein Redaktor waren an der Entstehung der Psalmen Salomos beteiligt. Wright fasst folgendermaßen zusammen: Der Redaktor sammelte einen Kern von historischen Psalmen, die im Laufe von drei Jahrzehnten abgefasst wurden (65-30 v. Chr.), hängte den ersten und achtzehnten Psalm als Prolog und Epilog an, fügte weitere Psalmen aus der kultischen Dichtung hinzu, organisierte sie mit zusätzlichen liturgischen Überschriften nach dem Vorbild der biblischen Psalmen und schrieb sie dem König Salomon zu. Die Sammlung hat ihre Endform schon vor der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. erreicht. Komposition und Edition sind daher in der letzten Hälfte des 1. Jh.s v. Chr. anzusetzen.
7. Sitz in der Literatur und Sitz im Leben
Vokabular und Phraseologie der Psalmen Salomos gehen auf die alttestamentliche Psalmen- und Prophetensprache zurück. Aufgrund ihrer messianischen Metaphorik bilden die Psalmen Salomos eine wichtige Brücke zwischen Altem und Neuem Testament. Spink hat vorgeschlagen, die Psalmen Salomos als eine bewusste Nachahmung der Stadt-Klage aus den → Klageliedern Jeremias
Holm-Nielsen hebt ihre „Bedeutung als Erbauungsliteratur für Trost und Ermahnung“ hervor und meint, dass sie „in der religiösen Erziehung und Ausbildung“ verwendet wurden (51). Kaiser (323) betrachtet sie als „nachkultische Lieder“, die „nicht zur Verwendung im Tempelkult gedichtet sind“. Die liturgischen Andeutungen in den Überschriften wie εἰς νῖκος eis nikos „zum Kampf“ (PsSal 8 Titel) oder διάψαλμα diapsalma (PsSal 17,29
8. Theologie
Die Theologie der Psalmen Salomos kreist um die Fragen a) der menschlichen und göttlichen Gerechtigkeit (vgl. Schnelle) und b) der Erfüllung der göttlichen Verheißungen in den Tagen des erwarteten Messias und zwar „unter dem Stab der Erziehung des Gesalbten des Herrn in der Furcht seines Gottes und in der Weisheit des Geistes …“ (PsSal 18,7
Folgende Gedanken konstruieren die Theologie der Psalmen Salomos:
a) Die übermütigen Heidenvölker handeln in schädlicher Begierde und schütten ihren Zorn und Grimm über das Volk aus (PsSal 2,23f
b) Die Menschendiener und Scheinheiligen, die in Heuchelei und mit Ausführung ungerechter Begierde leben und Recht mit Trug sprechen, werden mit einer Schlange verglichen (PsSal 4,9
c) Gott als gerechter Richter über alle Völker der Erde (PsSal 9,2
d) Der Gott der Gerechtigkeit richtet Israel durch Züchtigung und Läuterung im Hinblick auf die endgültige Erlösung (PsSal 8,26ff
e) Gott verheißt das Kommen eines königlichen Heilsbringers (PsSal 17,21-46
f) Der Gesalbte des Herrn wird ein heiliges Volk, das kommende Geschlecht (PsSal 18,6
Literaturverzeichnis
Umfassende Literaturangaben finden sich bei Wright (2007).
1. Textausgaben
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- Harris, J.R., 1909. 2. Aufl. 1911, The Odes and Psalms of Solomon: Now First Published from the Syriac Version, Cambridge
- Wright, R.B., 2007, The Psalms of Solomon. A Critical Edition of the Greek Text (Jewish and Christian Texts in Contexts and Related Studies 1), New York / London
2. Übersetzungen
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- Scholtissek, K. / Steins, G., 2009, Psalmoi Solomontos / PsSal, in: W. Kraus / M. Karrer (Hgg.), Septuaginta deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart, 913-931
3. Weitere Literatur
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