Rahel
Andere Schreibweise: Rachel (engl.)
(erstellt: März 2009)
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1. Name
Rahel (hebräisch רָחֵל rāchel) bedeutet „Mutterschaf“ (vgl. akkadische Personennamen wie Kuh, Kälbchen, Schaf, Gazelle; dazu Stamm). Nach Noth spiegeln sich in diesem Namen sowie in den Namen der anderen Frauen → Jakobs
2. Rahel in biblischen Texten
2.1. Rahel im Buch Genesis
Rahel, eine Frau „von schöner Gestalt und gutem Aussehen“ (Gen 29,17
In den Erzelternerzählungen (→ Erzeltern
2.1.1. Die Rivalität zwischen Rahel und Lea
Schon die Einführung der beiden Schwestern in Gen 29,16-18
Ein weiteres Moment, das den Konflikt zwischen den Schwestern schürt, ist die Szene des Hochzeitsbetrugs (Gen 29,22-27
Die Rivalität zwischen den Schwestern bricht voll aus in der Erzählung über die Geburt der Kinder Jakobs (Gen 29,31-30,24
Rahel gibt sich mit den Söhnen ihrer Magd nicht zufrieden. Als Leas Ältester, Ruben, mit Alraunen (Mandragora autumnalis – Pflanze mit aphrodisischer Wirkung; vgl. Zohary, 188f) vom Feld kommt und sie seiner Mutter gibt, will sie unbedingt auch davon haben (Gen 30,14
Als Jakob seinen Frauen eröffnet, dass es an der Zeit sei, von Laban wegzuziehen, erklären sich beide Schwestern, trotz ihrer Rivalität, damit einverstanden, da sie sich von ihrem Vater wie Fremde behandelt fühlen (Gen 31,14-16
2.1.2. Rahels Terafimdiebstahl
Bevor Jakob mit der Zustimmung seiner Hauptfrauen mit der gesamten Familie in seine Heimat aufbricht, während sich Laban auf Schafschur befindet, stiehlt Rahel den Terafim (→ Hausgott
Der Terafimdiebstahl hat noch ein Nachspiel. Laban jagt der Familie Jakobs hinterher (Gen 31,22-23
2.1.3. Benjamins Geburt und Rahels Tod
Gen 35,16-20
Jakob benennt seinen Sohn in Ben-Jamin „Sohn der Rechten“, „Sohn von Süden“ um (→ Benjamin
Rahel stirbt bei der Geburt ihres zweiten Sohnes und wird als einziges Mitglied der erzelterlichen Familie nicht in der Höhle Machpela (→ Hebron
Die Lokalisierung von Rahels Grab bringt Schwierigkeiten mit sich, da die Episode von Benjamins Geburt und Rahels Tod in der Nähe von → Efrata
Die Annahme des Rahelgrabes auf benjaminitischem Stammesgebiet ergibt sich aus der Logik der Erzählung, in welcher es um die Geburt eben dieses Sohnes / Stammes geht. Das Grab Rahels bei Rama, das an der Grenze zwischen Benjamin und Efraim liegt (vgl. Westermann, 675), hebt die Zusammengehörigkeit dieser beiden Stämme (Efraim als „Sohn“ Josefs und „Enkel“ Rahels; Benjamin als „Sohn“ Rahels) hervor (Kallai, 219). Zu dem palästinischen Volksglauben, der – vielleicht unter Aufnahme einer alten Tradition – eine merkwürdige Steinsetzung 7,5 km nördlich von Jerusalem als qabr umm bene-’israïn „Grab der Mutter der Söhne Israels“ – womit Rahel gemeint ist – deutet, s. → Para
Bethlehem und Efrata nehmen sich im Zusammenhang der Geburt Benjamins und des Todes Rahels merkwürdig aus, selbst wenn Efrata nicht als Ortsname, sondern als Wohngebiet der Efratiter verstanden wird, die sowohl auf judäischem wie auf benjaminitischem Territorium siedeln (Vogt; vgl. 1Sam 17,12
2.2. Rahel in anderen biblischen Texten
Neben Lea erscheint Rahel in Rut 4,11
Nach 1Sam 10,2
In Jer 31,15
3. Rezeption
Die außerbiblische Darstellung der Gestalt Rahels ist sehr vielfältig. Das geht von ihrer demütigen Haltung gegenüber ihrer Schwester, der sie die mit Jakob für die Hochzeit vereinbarten Erkennungszeichen verrät (Babylonischer Talmud, Traktat Megilla 13a.b; Text Talmud 2
Bei Stefan Zweig wird Rahel zur Fürsprecherin des jüdischen Volkes, die Gott anklagt und herausfordert (vgl. Motté, 226f): „Hast du mich denn nicht gehört, Allgegenwärtiger, hast du mich nicht verstanden, Allverstehender – oder muß ich mein Wort dir noch deuten, ich, deine unkunde Magd? So begreife, Hartköpfiger – auch ich war in Eifersucht verfallen, weil Jakob an meine Schwester sich ausgoß, so wie du nun eiferst, weil meine Kinder andern Göttern räucherten an deiner statt. Aber doch, ich schwach Weib, ich bezähmte mein Grollen […] – du aber, du Allmächtiger, der alles erschaffen und alles erschöpft […] – du wolltest dich nicht erbarmen? […] Nein, Gott, das darf nicht sein, denn so dein Erbarmen nicht ohne Ende ist, dann bist du selber unendlich nicht – dann – bist – du – nicht – Gott“ (Zweig, 24f).
Eine großartige Darstellung Rahels findet sich in den „Geschichten Jaakobs“ von Thomas Mann, der ihr das letzte Hauptstück dieses Romans widmet, wobei er, was in der Bibel nicht zur Sprache kommt, die sieben Jahre Wartezeit auch aus der Sicht der sich nach ihrem zukünftigen Gatten verzehrenden Rahel schildert (vgl. auch Zweig). Die listige, kleine, geliebte Rahel erträgt und erduldet zunächst die langen Jahre der Kinderlosigkeit, dann aber die grausamen Schmerzen der Geburt Josefs und später dann Benjamins bis hin zum Tod, der nicht so armselig am Wegesrande sich hätte ereignen müssen, wäre die Leidenschaft Jakobs für Gott nicht größer gewesen als die für Rahel (Mann, 372). Jakob wird am Tod Rahels als mitschuldig angesehen. Rahel selbst sieht ihren Tod auch im Zusammenhang des Diebstahls der Terafim, was ihre letzten Worte deutlich machen: „Und verzeih auch …, daß ich die Teraphim stahl“ (Mann, 380).
Ein anderes Verständnis der Gestalt Rahels geht von den Kirchenvätern aus, für die das Schwesternpaar Lea und Rahel symbolische Bedeutung hat. Lea steht für die Juden, Rahel für die Heiden (vgl. Ritter, 262-265), die zwar Christus erkennen, aber doch noch dem Götzendienst verhaftet bleiben, wie der Terafimdiebstahl zeigt (Justinus, Dialog mit Trypho CXXXIV Bibliothek der Kirchenväter
Lea und Rahel als Prototypen der vita activa und der vita contemplativa sind auch Thema der bildenden Kunst. Ein weiteres beliebtes Motiv in der Malerei ist die Begegnung Jakobs und Rahels am Brunnen. Rahel hat einen starken Bezug zur gegenwärtigen Realität, wenn ihre und ihrer Schwester Situation als Identifikationsmöglichkeiten für Geliebte, Ehefrauen, Schwestern und Mütter heutiger Zeit dargestellt werden (vgl. die Interpretation Rahels bei Shaw, Lapide, Sölle).
Nicht zuletzt lebt Rahel neben den anderen Erzmüttern weiter in dem Segen, der am Sabbat über die Kinder gesprochen wird: „Gott möge dich gedeihen lassen wie Sara, Rebekka, Rahel und Lea!“ für die Mädchen bzw. „Gott lasse dich werden wie Efraim und Manasse!“ (die „Enkel“ Rahels) für die Jungen.
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
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- Rahel und Lea (Raphael; 16. Jh.).
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- Dantes Vision von Rahel und Lea (Dante Gabriel Rossetti; 1855).
- Die Begegnung von Jakob und Rachel (Palma il Vecchio; 1520).
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