Ramses II.
(ca. 1279 bis ca. 1213 v. Chr.)
Andere Schreibweise: Ramesses II. (engl.)
(erstellt: Januar 2009)
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Unter seiner Regierung entstanden unzählige Tempelanlagen und Monumente mit großangelegten Inschriften und Darstellungen, die seine politischen wie auch diplomatischen Fähigkeiten verewigten. Nach zahlreichen Feldzügen schenkte er durch den Vertrag mit den → Hethitern
1. Titulatur und Namensnennung
1.1. Titulatur und Königsideologie
Die offizielle Titulatur, die Ramses II. nach seiner Krönung annahm, besteht aus der gewohnten Reihe des Horus-, Herrinnen-, Gold-, Thron und Eigennamens (→ Thronnamen
Insbesondere Ramses II. machte dies in seinen unzähligen Inschriften auf Statuen, Obelisken und Monumenten mehr als deutlich. Durch seine lange Regierungszeit und die großen politischen und legitimatorischen Veränderungen, die er in Ägypten bewirkte, besaß Ramses II. eine große Variationsbreite seiner Titel und Epitheta. Aus diesem Grund vollzog er im Laufe der Zeit einige Wechsel in seiner Titulaturnennung und Namensschreibung, die in direktem Zusammenhang mit religiösen, kriegerischen wie politischen Ereignissen standen und oft als Datierungskriterium dienen können. Insbesondere zwei inhaltliche Schwerpunkte standen hier im Vordergrund. Der eine bezog sich auf die Dokumentation einer engen dynastischen Beziehung zu den Gottheiten → Amun-Re
1.2. Die Titulatur Ramses’ II.
Im Folgenden können hier nur die wichtigsten Titel und ihre Schreibungen erwähnt werden:
Horus-Name: K3 ncht mrj M3‘t („Starker Stier, geliebt von Maat“) ab Regierungsjahr 30 mit dem Zusatz: nb ḥbw-sd mj jtf Ptḥ-T3-tnn („Herr der Jubiläen wie sein Vater Ptah-Tatennen“),
K3 ncht mrj R‘ („Starker Stier, geliebt von Re“),
K3 ncht wsr pḥtj („Starker Stier, reich an Kraft“);
Herrinnen-Name: mk Kmt w3f ch3swt („der Ägypten schützt und die Fremdländer bezwingt“) ab Regierungsjahr 30 mit dem Zusatz: R‘ msj nṯrw grg t3wj („Re, von den Göttern geboren, der die beiden Länder gründet'“);
Goldhorus-Name:wsr rnpwt ‘3 nchtw („Reich an Jahren, groß an Siegen“);
Thronname: Wsr-M3‘t-R‘ („Stark an Maat ist Re“) ab Jahr 2 Wsr-M3‘t-R‘ stp-n-R‘ („Stark an Maat ist Re, Erwählter des Re);
Eigenname: R‘-mss mrj-Jmn ab Jahr 2 alterniert diese Schreibung mit R‘-ms-sw mrj-Jmn („den Re geboren hat, geliebt von Amun“) ab Jahr 21 wird nur die letzte Namensschreibung verwendet.
2. Herkunft und Familie
2.1. Das Ende der 18. Dynastie und die politische Vorgeschichte
Zur Blütezeit der 18. Dynastie erlebte Ägypten seine bis dahin größte territoriale Expansion (→ Neues Reich
Im Süden wurde das eigenständige Fürstentum → Kusch
Als letzter König der 18. Dynastie bestieg → Haremhab
2.2. Von Paramessu zu Ramses I. – Der Beginn der 19. Dynastie
In besonderer Gunst des → Haremhab
Auaris, die Hauptstadt der → Hyksos
Nicht ganz geklärt, aber sehr wahrscheinlich, ist die Annahme, dass Paramessu der Sohn des ebenfalls aus Auaris stammenden „Truppenkommandanten“ Sethi war. Auf einer Statue des Paramessu aus Karnak (Urk. IV 2175.07-20) wird Sethi als Vater angegeben. Eine Identifizierung des auf der 400-Jahr-Stele Ramses’ II. (KRI II 287.03-288.11) erwähnten Sethi mit dem Vater von Paramessu ist aufgrund der sehr schwierigen Einordnung der Stele selbst eher abzulehnen.
Der vermutlich um 1360 v. Chr. geborene Paramessu durchlief eine steile militärische Laufbahn, die schon vor der Herrschaft → Haremhabs
Paramessu war mit der ebenfalls bürgerlichen, aus einer Militärfamilie stammenden Satre verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Sethos, der spätere König Sethos I., durchlief ebenfalls eine Militärkarriere. Zu dieser Zeit hatte Sethos mit seiner aus einer Offiziersfamilie stammenden Frau Tuja bereits drei Kinder: einen ältesten Sohn Nebenchasetnebet, die Tochter Tja und den jüngeren Ramses, den späteren Ramses II.
Als Haremhab starb, konnte der hochbetagte Paramessu als Ramses I. ca. 1292 v. Chr. den Thron Ägyptens besteigen und die 19. Dynastie der Ramessiden gründen, deren Linie schon seit drei Generation existierte. Sein Sohn Sethos übernahm das Wesirat und alle Ämter seines Vaters. Als „Oberkommandierender des Heeres“ leitete Sethos als Kronprinz stellvertretend für seinen Vater einen Feldzug nach → Palästina
2.3. Sethos I.
Zum ersten Mal seit der → Amarna-Zeit
Im Mutterland Ägypten restaurierte er die Denkmäler seiner Vorgänger, die durch die Amarna-Zeit zerstört wurden, und förderte ausgewogen die Kulte der staatstragenden Götter, insbesondere → Osiris
3. Ramses II.
3.1. Die Jugendjahre Ramses’ II. als Kronprinz
Ramses II. wurde in Memphis in die Pflichten eines Prinzen eingeführt und ausgebildet. Sein älterer Bruder Nebenchasetnebet, der eigentlich der Thronerbe hätte werden sollen, verstarb jung. Anscheinend wurde Ramses II. nicht gleich von seinem Vater als Erbprinz eingesetzt. Auf einigen Schlachtszenen auf der nördlichen Außenmauer der großen Säulenhalle in Karnak, die den syro-palästinischen Feldzug sowie die libysche Kampagne Sethos’ I. darstellen (KRI I 9.12-13 / 14.02-03 / 14.10-11 / 24.16 / 21.14-15), findet sich an vier Stellen die Figur des „Truppenkommandanten“ und „Fahnenträgers“ Mehj an einer herausragenden Position abgebildet, die eigentlich nur dem Erbprinzen zukam. Die Tatsache, dass Ramses II. auf den Reliefs die Figur des Mehj durch seine eigene ersetzte und diese Usurpation wohl nicht vor Jahr 9 Sethos’ I. erfolgte, könnte vielleicht ein Hinweis darauf sein, dass zunächst Mehj die Rolle eines Erbprinzen inne hatte.
In zwei Inschriften berichtet Ramses II. über seine Jugend. Bei der einen handelt es sich um die Große Bauinschrift von Abydos, die Ramses II. in seinem 1. Regierungsjahr am Tempel seines Vaters aufzeichnen ließ (KRI II 323.01-336.14). In ihr erzählt der König, dass sein Vater Sethos I. ihn als Kind auf den Armen haltend den Beamten zeigte, um ihn dann zum „Oberbefehlshaber der Truppen“ zu ernennen und zu krönen. Der zweite Bericht findet sich auf der Quban-Stele aus dem 2. Regierungsjahr Ramses’ II. (KRI II 353.01-360.06). In einer Eulogie auf Ramses II. wird erwähnt, dass er im Alter von zehn Jahren das Amt des „Kronprinzen“ und das des „Oberbefehlshabers“ innegehabt hätte. Beide Textstellen galten oft als Beleg für die Annahme einer Koregentschaft Sethos’ I und Ramses’ II., die jedoch abzulehnen ist, da diese retrospektiv erzählten Lebensläufe eine eindeutigen Legitimation der Thronfolge nach altem Muster vom Vater auf den Sohn dokumentieren sollten. Andererseits geben die Texte Auskunft über das Leben eines designierten Kronprinzen.
Nach einer fundierten Ausbildung in Militär, Verwaltung und Diplomatie nahm Ramses II. an Thronsitzungen und kultischen Verpflichtungen seines Vaters teil. Er scheint an den Feldzügen seines Vaters gegen die Asiaten, Nubier und Libyer teilgenommen zu haben. Auf der großen Assuanstele aus dem 9. Regierungsjahr Sethos’ I. (KRI I 74.01-14) leitete Ramses II. für seinen Vater eine Expedition zu den Steinbrüchen dieses Gebietes. Außerdem war er schon vor seiner Krönung mit einem großen Harem ausgestattet, mehrfach verheiratet und hatte mehrere Kinder.
3.2. Die Krönung Ramses’ II. und das erste Regierungsjahr
Der Bauinschrift von Abydos zufolge machte Ramses II. auf der Rückfahrt von Theben zu seiner Residenzstadt Piramesse in Abydos, dem Kultort des Osiris und der Begräbnisstätte der frühdynastischen Könige Ägyptens, halt. Dort besuchte er den noch nicht fertig gestellten Tempel Sethos’ I., erteilte den Auftrag, diesen fertig zu stellen, und richtete den Kult im Tempel seines Vaters sowie dem des Osiris neu ein. Sicherlich wird er auch den Bau seines eigenen Gedächtnistempels in Abydos in Auftrag gegeben haben. In seinem ersten Regierungsjahr setzte Ramses II. auch andere Bauvorhaben in Gang. Sowohl der Beginn der Bauarbeiten seines eigenen Grabes im Tal der Könige (KV 7) als auch die Gründung seines Totentempels (Ramesseum) in Theben West dürften in dieser Zeit beschlossen worden sein. Daneben veranlasste er die Fertigstellung der von seinem Vater begonnen Bauten in der Säulenhalle des Amun-Tempels von Karnak und im Luxortempel in Theben Ost sowie am Totentempel seines Vaters in Theben West. Weiterhin dürfte in dieser Zeit die Residenzstadt Piramesse (Auaris, → Ramsesstadt
3.3. Die königliche Familie
Aufgrund seiner langen Regierungszeit besaß Ramses II. zahlreiche Ehefrauen und Kinder, die er zum größten Teil überlebte. Hier ist insbesondere das Grab im Tal der Könige (KV 5) zu erwähnen, das Ramses II. zur Begräbnisstätte vieler seiner Söhne, die keine eigenen Grabanlagen besaßen, umbauen ließ. Das Grab, dessen Ausgrabungen noch nicht ganz abgeschlossen sind, besitzt über 121 Räume. Darstellungen seiner Söhne und Töchter inklusive ihrer Titel und Namen finden sich in den Tempeln von Abu Simbel, Derr, Luxor, Wādī s-Sebū‘a, im Ramesseum und im Tempel Sethos I in Abydos (KRI II 858.01-868.15 / 916.01-923.03). Die Kinder erscheinen in der Reihenfolge ihrer Geburt, hintereinander an verschiedenen Prozessionen teilnehmend. Insgesamt sind 40 Töchter und 45 Söhne nachgewiesen. Im Folgenden können nur die wichtigsten Familienmitglieder genannt werden.
3.3.1. Die Königsmutter Tuja
Die Mutter Ramses’ II., Tuja (KRI II 844.07-847.15), „Große Königliche Gemahlin“ und „Gottesmutter“ ist erst in der Regierung Ramses’ II. belegt. Sie überlebte ihren Mann Sethos I. um viele Jahre. Ihr Glückwunschschreiben an die Königin von Hatti, anlässlich des Friedensschlusses mit den Hethitern im Jahr 21 Ramses’ II., ist erhalten. Nur wenige Zeit danach verstarb Tuja. In ihrem Grab (QV 80) im Tal der Königinnen fand man einen Weinkrug mit einer Inschrift, die das 22. Regierungsjahr Ramses’ II. nennt.
3.3.2. Die „Großen Königlichen Gemahlinnen“ und die Prinzessinnen
1) Nofretere. Eine hervorragende Rolle im Leben Ramses’ II. spielte Nofretere (KRI II 848.01-853.16), die erste „Große Königliche Gemahlin“, „Herrin der beiden Länder“, „Königin von Ober- und Unterägypten“. Sie war bereits vor der Krönung Ramses’ II. dessen Frau und wird in der Darstellung der Amtseinführung des Nebwenenef zum „Hohepriester des Amun“ in dessen Grab (TT157) neben ihrem Mann gezeigt. Nofretere starb vermutlich im 25. Regierungsjahr Ramses’ II.
Neben Abbildungen ihrer Person in den Tempeln von Karnak und Luxor sind insbesondere der kleine Felstempel von Abu Simbel und ihr überaus künstlerisch ausgeschmücktes Grab im Tal der Königinnen (QV 66) zu nennen. Vier Söhne mit den Namen Amunherchepeschef, der langjährige „Kronprinz“, Paraherwenemef, Merire und Meriatum, sowie drei Töchter mit den Namen Meritamun, Nebettaui und Henuttaui sind als Kinder Ramses’ II. und der Nofretere sicher belegt. Für die Tochter Nebettaui könnte allerdings auch Isisnefret als Mutter in Betracht kommen.
2) Isisnefret. Die „Große Königliche Gemahlin“ Isisnefret (KRI II 848.01-853.16), die zweite Frau Ramses’ II., tritt in den ersten Regierungsjahrzehnten ihres Gatten neben Nofretere in den Hintergrund. Ihre Kinder ragen jedoch unter den zahlreichen Sprösslingen des Königs heraus: Sie ist nicht nur die Mutter von → Merenptah
3) Bint-Anat. Bint-Anat (KRI II 923.04-924.10), „leibliche Königstochter“ Ramses’ II. und der Isisnefret, wurde zu einer nicht bestimmten Zeit zur „Großen Königlichen Gemahlin“ Ramses’ II. erhoben. Sie führt die lange Reihe der Prinzessinnen an und ist auf Monumenten ihres Bruders Chaemwaset und im großen Tempel von Abu Simbel dargestellt. Ebenso ist sie auf diversen Statuen ihres Vaters abgebildet oder genannt worden. Auf einer Kolossalstatue des Ramses’ II. finden sich an seiner Seite Bint-Anat und Meritamun als „Große Königliche Gemahlinnen“ abgebildet (KRI II 752.08). Bint-Anat überlebte ihren Vater und Ehemann. Anscheinend wurde sie auch „Große Königliche Gemahlin“ ihres Bruders Merenptah, dem Sohn und Nachfolger Ramses’ II., denn sie wird mit der Beischrift „Königsschwester“ und „Große Königliche Gemahlin“ auf einer Statue Merenptahs an seiner Seite dargestellt (KRI IV 64.03).
4) Meritamun. Auch die „leibliche Königstochter“ Ramses’ II. und der Nofretere Meritamun wird zur „Großen Königlichen Gemahlin“ ihres Vaters (KRI II 924.11-14). Außer auf der Prinzessinnenliste im großen Tempel von Abu Simbel wird sie einige Male an der Seite ihres Vaters dargestellt (KRI II 754.01). Mehrere Statuen Meritamuns wurden gefunden, darunter eine Kolossalstatue aus Achmim. Sie wurde in ihrem Grab (QV 68) im Tal der Königinnen bestattet. Der genaue Zeitpunk ihres Todes ist unbekannt.
5) Nebettaui. Nebettaui (KRI II 925.15-926.08), „leibliche Königstochter“ und später auch „Große Königliche Gemahlin“ Ramses’ II., ist nur durch eine Darstellung zu Füßen einer Sitzfigur ihres Vaters und Ehemannes am großen Tempel von Abu Simbel (KRI II 752.08) und durch ihr Grab (QV 60) im Tal der Königinnen belegt. Wer ihre Mutter war, ist nach wie vor unklar. Es könnten hierfür sowohl Nofretere als auch Isisnefret in Frage kommen. Da die Quellen zu Nebettaui ausgesprochen spärlich sind, lassen sich keine weiteren Aussagen über ihr Leben machen.
6) Henutmire. Henutmire, „Große Königliche Gemahlin“ Ramses’ II., ist durch einige Abbildungen auf Rundplastiken und durch ihr Grab (QV 75) bekannt. Es ist umstritten, ob sie eher die Tochter oder die Schwester Ramses’ II. war. Ihr Titel „leibliche Königstochter“ allein bezeichnet kein eindeutiges Verwandtschaftsverhältnis, da mit diesem Titel auch Schwestern, Nichten oder Enkeltöchter bezeichnet wurden. Sie ist auf keiner Prinzessinnenliste erwähnt, wird aber auf der linken Seite einer Statue der Königsmutter Tuja (KRI II 844.12) abgebildet.
3.3.3. Die Prinzen und Thronfolger
1) Amunherchepeschef. Amunherchepeschef war der erstgeborene Sohn Ramses’ II. und der Nofretere (KRI II 869.01-06). Neben seinen Ämtern als „Wedelträger zur Rechten des Königs“, „General“ und „Befehlshaber der Truppen“ sowie „wirklicher Vertrauter seines Vaters“, war er der „älteste und erste Königssohn“ sowie der „Kronprinz“ Ramses’ II. Als sein Vater gekrönt wurde, war Amunherchepeschef ca. 9 Jahre alt und hatte bereits die letzten Regierungsjahre Sethos’ I. erlebt. Mit seinem Halbbruder Chaemwaset findet er sich im Tempel von Bēt el-Wāli, den Ramses in seinem ersten Regierungsjahr errichten ließ, abgebildet (KRI II 198.11-199.03). Während des syrischen Feldzugs im 7.-8. Regierungsjahr Ramses’ II. leitete Amunherchepeschef als „Kronprinz“ und „General“ eine eigene Division im Heer seines Vaters. Gemeinsam bezwangen sie die Königreiche von → Kanaan
2) Ramses. Ramses (KRI II 869.07-870.16), ältester Sohn Ramses’ II. und der Isisnefret, wurde nach dem Tod seines Halbbruders zum Kronprinz erhoben. Er hatte bereits eine militärische Karriere eingeschlagen und, wie Amunherchepeschef, als „General“ an einigen Feldzügen seines Vaters teilgenommen (KRI II 171.09 / 206.10). In dessen 16. Regierungsjahr nimmt Ramses zusammen mit dem Wesir Paser an dem Begräbnis des heiligen → Apis-Stieres
3) Paraherwenemef. Paraherwenemef war der dritte Sohn Ramses’ II. und der „Großen Königlichen Gemahlin“ Nofretere. Auf seinen Inschriften (KRI II 871.01-10) trägt er die Titel eines „Befehlshaber der königlichen Truppen“, „Aufseher der Pferde“ und „Oberster Streitwagenfahrer“. Er findet sich auf den Reliefs der → Schlacht von Kadesch
4) Chaemwese. Chaemwese (KRI II 871.11-899.05) wurde wohl im 1. Jahr Ramses’ II. als Sohn der Isisnefret und 4. Sohn des Königs geboren. Obgleich er an einigen Feldzügen seines Vaters teilnahm (KRI II 171.11), trug er keine militärischen Titel. Ungefähr im 15. Regierungsjahr seines Vaters wurde er Priester des → Ptah
Sein unglaubliches Wissen auch über alte Texte und Inschriften brachte ihm den Ruf eines „Zauberers“ ein. Weiterhin war Chaemwese für die Proklamation und die Ausrichtung der ersten 5 Jubiläumsfeste (Sedfeste) seines Vaters in den Jahren 30, 33/34, 36/37, 40 und 42/43 verantwortlich. Im 52. Regierungsjahr Ramses’ II. wurde er, nach dem Tod seines Bruders „General“ Ramses, zum „Kronprinz“ ernannt. Er selbst verstarb im 55. Regierungsjahr seines Vaters und wurde vermutlich in der Nähe seiner Wirkungsstätte, dem Serapeum, beigesetzt.
5) Merenptah. → Merenptah
3.4. Die hohen Beamten und religiösen Würdenträger
Die lange Regierungszeit Ramses’ II. bedingte auch die große Anzahl der hochstehenden Beamten und Priestern, die die tragenden Staatsämter inne hatten. Von den vielen Wesiren, hohen Beamten, den Vizekönigen von Kusch und den zahlreichen Hohepriestern des → Amun
3.4.1. Die Wesire
Das Amt des Wesirs war in der 19. Dynastie auf zwei Träger verteilt. Es gab den Wesir des Südens und den des Nordens.
1) Die „Wesire des Südens.“ Von den unter Ramses II. sicher belegten Wesiren nimmt Paser die herausragende Stellung ein. Seine Karriere – er entstammte einer Offiziersfamilie – begann unter Sethos I., in dessen 10. Regierungsjahr er im Alter von etwa 30 Jahren zum „Wesir des Südens“ erhoben wurde. Sein Vater Nebnetjeru war „Hohepriester des Amun“ in → Theben
2) Die „Wesire des Nordens.“ Als erster „Wesir des Nordens“ ist Nebamun belegt, der wohl bereits seit → Haremhab
3.4.2. Die Vizekönige von Kusch
Das Amt des „Vizekönigs von Kusch“, dem die gesamte Verwaltung der ägyptischen Provinz Nubien bis zum 4. Katarakt unterstellt war, wurde während der Herrschaft Ramses’ II. von etwa zehn Beamten besetzt, deren genaue Datierungen und Abfolge noch nicht ganz geklärt ist. Zunächst ist hier Junj zu nennen, der das Amt schon unter Sethos I. innegehabt hatte. Er ist als „Vizekönig von Kusch“ im 1. Regierungsjahr Ramses’ II. belegt. Ihm folgte wahrscheinlich Amenemopet. Zwischen dem Jahr 5 und 10 des Pharao ging das Amt an Heqanacht über. Im Jahr 25 des Königs ist der „Vizekönig von Kusch“ Paser (nicht identisch mit dem gleichnamigen Wesir) belegt. Der „Vizekönig von Kusch“ Hui, der allem Anschein nach die Tochter des hethitischen Großkönigs Hattuschilis III. Matnofrure zur Hochzeit mit Ramses II. nach Ägypten im Jahr 34 des Pharao begleitete (Stele Berlin 17332), hatte wohl spätestens zu diesem Zeitpunkt das Amt inne. Von ihm ging das Amt an Setau über, der sicher zwischen dem 38. und 44. Regierungsjahr Ramses’ II. belegt ist, jedoch wahrscheinlich bis zum Jahr 63 im Amt war. Er restaurierte zahlreiche Bauten in Nubien und war für den Bau des Tempels Ramses’ II. im Wādī s-Sebū‘a verantwortlich. Setau wurde zusammen mit seiner Gemahlin im Grab TT 289 in Dra Abu el-Naga (Theben-West) bestattet. Ihm folgten Anhotep und zwei weitere nicht näher zu benennende „Vizekönige von Kusch“.
3.4.3. Die „Hohepriester“
1) Die „Hohepriester des Amun“ von Theben. Im ersten Regierungsjahr ernannte Ramses’ II. während des Opet-Festes Nebwenenef, „Hohepriester des Onuris und der Hathor von Dendera“, zum „Hohepriester des Amun“ von → Theben
2) Die „Hohepriester des Ptah“ von Memphis. Huj hatte das Amt des „Hohepriesters des Ptah“ wahrscheinlich von Jahr 1 bis ca. 20 Ramses’ II. inne. Ihm folgte Pahemnetjer, der Vater des „Wesirs des Nordens“ Parahotep (II), und sein Sohn Didia, Bruder des Parahotep (II). Um das Jahr 30 wurde Chaemwese, Sohn Ramses’ II., dann selbst zum „Hohepriester von Memphis“ ernannt und hatte das Amt bis zu seinem Tod etwa im 55. Regierungsjahr seines Vaters inne. Der Nachfolger Chaemweses war der Wesir Parahotep (II), der gleichzeitig auch „Hohepriester von Heliopolis“ wurde. Mit Neferrenpet wurde um das 57. Regierungsjahr des Königs ein weiterer Wesir „Hohepriester von Memphis“. Um das Jahr 66 folgte diesem dann der Hohepriester Hori, der auch nach dem Tod Ramses’ II. unter Merenptah dieses Amt bekleidete.
3.5. Die Außenpolitik
3.5.1. Expeditionen
Die ersten drei Regierungsjahre Ramses’ II. verliefen ohne militärische Konflikte. Für die Erhaltung des Staatskapitals und die zahlreichen Bauvorhaben im In- und Ausland, die der Herrscher seit seinem 1. Regierungsjahr in Auftrag gab, waren die regelmäßigen Goldlieferungen aus den Steinbrüchen des Wādī Allaqi in Nubien von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Verwaltung der ägyptischen Provinz Nubien war dem „Vizekönig von Kusch“ unterstellt, der auch die Verantwortung aller Gütertransporte zwischen Nubien und dem ägyptischen Mutterland trug. Die große Qubanstele Ramses’ II. (KRI II 353.01-360.06), die unmittelbar am Eingang des Wādī Allaqi aufgestellt wurde, deren Text sich in Kopie auf dem Tempel des Königs im nubischen Akscha aufgezeichnet findet, berichtet von den Schwierigkeiten dieser Expeditionen zu den Goldminen. Im Jahr 3 erhält Ramses II., der sich bei einer Thronsitzung in → Memphis
3.5.2. Feldzüge
Die militärischen Aktionen Ramses’ II. fanden erst ab Jahr 4 statt. Die ägyptischen Grenzen nach Westen und Nordosten mussten gesichert und die ägyptische Vorherrschaft in den Gebieten des asiatischen Raumes sowie Palästinas musste stabilisiert werden, um die Handelswege und Tributlieferungen der Vasallenstaaten für Ägypten zu sichern. Eine genaue chronologische Abfolge der Feldzüge Ramses’ II. ist durch teilweise fehlende Datumsangaben in den Berichten und Darstellungen der Schlachten schwer zu erstellen. Zu dieser Zeit herrschten der hethitische Großkönig Muwattalli II. (→ Hethiter
1) Die 1. Kampagne gegen Syrien im Jahr 4. Den ersten Feldzug im Jahr 4 seiner Herrschaft führte Ramses nach Syrien, um die Kontrolle dieser Gebiete, die auch von den Hethitern beansprucht wurden, zu sichern und ehemals ägyptische Gebiete zurückzuerobern. Er zog zur Küste Südphöniziens und nahm die Städte → Tyrus
2) Die 2. Kampagne gegen Syrien im Jahr 5 – Die Schlacht von Kadesch. Der Abfall des ursprünglich hethitischen Vasallentums Amurru (→ Amoriter
3) Kämpfe an der libyschen Grenze. In den Monaten nach der Schlacht von Kadesch unternahm Ramses II. keinen großen Feldzug. Eine kleine Aktion gegen die → Libyer
4) Die 3. Kampagne gegen Syrien im Jahr 7/8. Die Schlacht von Kadesch und der Verlust der Provinz von Upe schwächten die ägyptische Vormachtstellung. Die wichtigen Tributzahlungen aus diesen Gebieten für Ägypten blieben aus. Da Ägypten geschwächt war, fielen die → Schasu-Beduinen
5) Die 4. Kampagne gegen Syrien im Jahr 8/9. Nur ein Jahr später musste Ramses II. wieder nach Palästina und Syrien ziehen, um die Aufstände in Kanaan und die rebellierenden Galiläer (→ Galiläa
6) Die 5. Kampagne gegen Syrien im Jahr 10. Es dauerte aber nicht lange, bis die im Jahr 8/9 gesicherten Gebiete wieder an die Hethiter fielen. Ramses II. führte daraufhin im Jahr 10 wieder einen Feldzug nach Dapur (KRI II 149.06-15), das er erfolgreich belagerte.
7) Die 6. Kampagne gegen Syrien im Jahr 18. Im Jahr 16 Ramses’ II. kam es in Hatti zu einem Eklat. Der amtierende hethitische Großkönig Murschili III., Sohn von Muwattalli II., des Kontrahenten Ramses’ II. bei der → Schlacht von Kadesch
8) Aufstand in Nubien. Nicht genau zu datieren ist ein Aufstand in Nubien. Diese Rebellion wurde jedoch relativ rasch beendet (KRI II 218.01-222.15). An dieser Strafaktion nahmen auch „Kronprinz“ Amunherchepeschef und Prinz → Merenptah
3.5.3. Der Friedensvertrag und die hethitische Hochzeit
1) Der ägyptisch-hethitische Friedensvertrag. Drei Jahre nach der beinahe stattgefundenen Konfrontation bei → Bet-Schean
2) Die hethitische Hochzeit. Nach dem Abschluss des Friedensvertrages begann eine lange Zeit der Korrespondenz zwischen den Königshöfen von Ägypten und Hatti. Zahlreiche Briefe in babylonischer und hethitischer Sprache fanden sich in Boghazköi. Im 34. Regierungsjahr Ramses’ II. wurde der Frieden zwischen Ägypten und Hatti (→ Hethiter
3.6. Die Monumente
Während seiner Regierungszeit stiftete Ramses II. zahlreiche Statuen, die er in einigen Fällen von seinen Vorgängern usurpierte und mit eigenen Inschriften versah, und Denkmäler von zum Teil kolossalen Ausmaßen. Die vielen Tempelbauten, die er im ägyptischen Kernland, aber auch in Kleinasien und besonders Nubien, in Auftrag gab, sind so zahlreich, dass sie nicht einzeln aufgezählt werden können.
In Ägypten erweiterte er die Tempelanlagen des → Amun
In Nubien finden sich die Tempelbauten von Amara West, Bēt el-Wāli, Ǧebel Barkal, Wādī s-Sebū‘a, Derr und Akscha. In einigen dieser Tempel ließ sich Ramses II. zu Lebzeiten als Gott verehren. Insbesondere ist jedoch der eindrucksvolle große Felstempel von Abu Simbel zu nennen, in dessen Kultnische neben den Göttern Ptah, Amun-Re und Re-Harachte auch der vergöttlichte Ramses II. verehrt wurde. Neben seinem eigenen Tempel von Abu Simbel ließ er einen kleineren Tempel für seine Frau Nofretere errichten.
3.7. Die Sedfeste
Im 30. Regierungsjahr wurde das erste Jubiläumsfest (Sedfest) Ramses’ II. gefeiert. Die ägyptischen Könige begingen dieses Fest ideell alle 30 Jahre nach ihrer Inthronisation. Während dieses Festes wurden die Kräfte des Königs rituell erneuert, und es stellte eine Demonstration der königlichen Macht dar. Die höchsten Würdenträger des Landes kamen zu diesem Fest, um dem Herrscher zu huldigen. In seiner überaus langen Regierungszeit sind insgesamt 14 Sedfeste Ramses’ II., die er nach dem ersten nicht mehr in dem sonst üblichen Abstand von 30 Jahren beging, sicher belegt. Sie fanden in den Regierungsjahren 30, 33/34, 36/37, 40, 42/43, 45/46, 48/49, 51/52, 54, 57/58, 60/61, 61/62, 63/64 sowie 65/66 statt.
3.8. Der Tod und die Bestattung Ramses’ II.
Im seinem 67. Regierungsjahr (ca. 1213 v. Chr.), kurz vor dem 19. Tag des 1. Monats (ca. Juni / Juli) des Achet („Überschwemmung“), dem Thronbesteigungsdatum seines Sohnes und Nachfolgers → Merenptah
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Lexikon der Pharaonen, München 1996
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- Heinz, S.C., Die Feldzugsdarstellungen des Neuen Reiches: Eine Bildanalyse, Wien 2001
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- Schmidt, H.C. / Willeitner, J., Nefertari: Gemahlin Ramses’ II., Mainz 1994
- Tyldesley, J.A., Ramses: Ägyptens größter Pharao, München 2002
- Weeks, K.R. (Hg.), KV 5: A Preliminary Report on the Excavation of the Tomb of the Sons of Rameses II in the Valley of the Kings, Kairo 2006
- Way, Th. von der, Die Textüberlieferung Ramses’ II. zur Qadeš-Schlacht. Analyse und Struktur (HÄB 22), Hildesheim 1984
- Yoyotte, J., La stèle de Ramsès II à Keswé et sa sigbification histprique, in: BSFÉ 144, Paris 1999, 44-58
Abbildungsverzeichnis
- Ramses II. (kolossale Sitzstatue, Abu Simbel). © public domain
- Ramses II. mit einer Tochter (kolossale Statue, Karnak). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2004)
- Titulatur Ramses’ II. (Karnak). © public domain
- Große Säulenhalle des Amuntempels in Karnak. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2004)
- Kolossalstatue Ramses’ II. in Memphis. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2004)
- Ägypten zur Zeit des Neuen Reichs. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Pylon Ramses’ II. in Luxor. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2004)
- Nofretere (Grabkammer QV 66). © public domain
- Kleiner Felsentempel Ramses’ II. für Nofretere (Abu Simbel). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2004)
- Ramses II. erschlägt Feinde (Abu Simbel). © public domain
- Der ägyptisch-hethitische Friedensvertrag im Tempel von Karnak an einer vorstehenden Mauer südlich des Säulensaals. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2004)
- Der Große Felsentempel von Abu Simbel mit vier 20 m hohen Statuen Rameses’ II. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2004)
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