Deutsche Bibelgesellschaft

Andere Schreibweise: Rebecca; Rebekah (engl.)

(erstellt: April 2009)

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1. Name

Die Bedeutung des Namens Rebekka (רִבְקָה Rivqāh; LXX Ρεβεκκα Rebekka) ist unklar. Die Ableitung von arabisch rabkatun „Schlinge“ und der Zusammenhang mit neuhebräisch רבקה „Koppelung“ (von Rindern; vgl. Bledstein, 283, die Rebekka als „Binder“ übersetzt), bei dem der Name Rebekka als Verbindung der Völker Israel und → Edom erscheint, werden von Noth (10) als unsicher angesehen. Die bei Philo (Legum allegoriae III, 88; De cherubim 41; De somniis I, 46 u.a.; Text Philo) immer als Verkörperung von Geduld und Tugend erscheinende Rebekka wird von Nestle auf die Ableitung des Namens von רב קוה zurückgeführt, was so viel wie „große Geduld / Erwartung“ bedeutet. Stamm (vgl. HALAT) betrachtet Rebekka als Dialekt-Nebenform von *biqrāh = arabisch baqarat „Kuh“ (zu einem derartigen Tiernamen vgl. → Lea „Wildkuh“ und → Rahel „Mutterschaf“).

2. Rebekka in der biblischen Überlieferung

2.1. Rebekka in der Genesis

Rebekka, die Tochter Betuëls, eines Neffen → Abrahams (Gen 22,23) und Schwester → Labans (Gen 24,29) gehört in drei unterschiedlichen Erzählzusammenhängen zu den handelnden Figuren. In Gen 24 erweist sie sich als zuvorkommend und hilfsbereit und vor allem entschlossen, eine Reise ins Ungewisse anzutreten, um einen Mann zu heiraten, den sie nicht kennt. Nicht weniger entschlossen wird Rebekka dargestellt in ihrem Bestreben, dem von ihr eingeholten Geburtsorakel (Gen 25,23) entsprechend, ihrem jüngeren Sohn Jakob zum väterlichen → Segen zu verhelfen (Gen 27). In Gen 26,1-11 befindet sich Rebekka in einer ähnlichen Situation wie → Sara schon zwei Mal (Gen 12,10-20; Gen 20), und zwar in jener der (fast) preisgegebenen Ahnfrau (→ Preisgabeerzählungen).

Zu diesen Erzählungen gesellen sich zwei Notizen, die in Bezug auf den Tod Rebekkas relevant sind: Gen 35,8 berichtet vom Tod ihrer Amme → Debora und Gen 49,31 liefert die Nachricht über ihre Grabstätte in der Höhle Machpela (→ Hebron).

2.1.1. Brautwerbung um Rebekka (Gen 24)

Die sehr ausführliche, vermutlich aus exilisch-nachexilischer Zeit stammende Erzählung Gen 24 (vgl. Rofé; Gillmayr-Bucher, 2001, die Gen 24 als ein spätes „Mosaik aus Texten“ bezeichnet) stellt Rebekka dar als ein „Mädchen von sehr schöner Gestalt, eine Jungfrau, die kein Mann erkannt hatte“ (Gen 24,16). Dass sie auch eine Verwandte Abrahams ist (Gen 24,15; vgl. auch Gen 22,23), qualifiziert sie umso mehr als Ehefrau für → Isaak (vgl. Teugels, 1994, 96f), zumal Abraham seinen Knecht ausdrücklich damit beauftragt hatte, für Isaak eine Frau aus der Verwandtschaft zu holen (Gen 24,4).

Abgesehen von ihren äußeren Qualitäten erweist sich Rebekka als überaus hilfsbereit, als sie dem Knecht Abrahams Wasser schöpft und auch alle seine Kamele tränkt (Gen 24,17-20; vgl. auch Gen 29,9-14, wo → Jakob ähnlich hilfsbereit Rahels Schafe tränkt; zu dem Zusammenhang zwischen den beiden Erzählungen vgl. Gillmayr-Bucher, 2001, 528). Dadurch übertrifft sie sogar die Erwartungen, deren Erfüllung der Knecht als Zeichen des Erfolgs seiner Reise Gott gegenüber geäußert hatte (Gen 24,12-14). Rebekkas unbedingte Hilfsbereitschaft wird in der Erzählung im Gegensatz zu dem Verhalten ihres Bruders Laban geschildert, dessen freundliche Einstellung zu dem Fremden damit verbunden ist, dass er die Geschenke sieht, die der Mann seiner Schwester gegeben hat (Gen 24,30-32; vgl. Fuchs, 274f).

In dieser Erzählung erweist sich Rebekka als entschlossene junge Frau, die bereit ist, sich auf das Unbekannte einzulassen und somit den Willen Gottes zu erfüllen. Obwohl ihre Mutter und ihr Bruder den Abschied noch etwas hinauszögern wollen (Gen 24,55), erklärt sich Rebekka, als sie darüber befragt wird, bereit, sofort aufzubrechen (Gen 24,58). Damit bietet sie eine Parallele zu Abraham, der dem Ruf Gottes in Gen 12,1 ebenfalls ohne Zögern folgt (vgl. Teugels, 1994, 97f). Mit dem Segenswunsch, die Mutter von Zehntausenden zu werden, die das Tor ihrer Feinde besitzen sollen, wird Rebekka entlassen (Gen 24,60). Die teilweise bis in die Wortwahl gleiche Formulierung der Segenssprüche Gen 24,60 und Gen 22,17 rückt Rebekka ebenfalls in die Nähe Abrahams (vgl. Teugels, 1994, 102; Blum, 385f; Fischer, 17f).

Rebekka bricht mit Abrahams Knecht unverzüglich auf (Gen 24,61). Kurz vor dem Ziel steigt sie, als sie Isaak von Ferne sieht, eilends vom Kamel und verschleiert sich (Gen 25,65). Dies zeigt ihre demütige Haltung dem zukünftigen Ehemann gegenüber und weist sie neben ihren anderen Vorzügen als geeignete Ehefrau für den Sohn Abrahams aus (vgl. Teugels, 1994, 97). Isaak führt Rebekka in das Zelt seiner Mutter und tröstet sich durch den Vollzug der Ehe über deren Tod (Gen 24,67; vgl. Jacob, 533; Teugels, 1995, 65: Rebekka wird Ersatz und Nachfolgerin Saras; dagegen Westermann, 479; Blum, 384, die auf Grund von Gen 24,62-67 vom Tod Abrahams ausgehen und Isaak sich durch die Ehe über dessen Tod trösten lassen). „Es gab in Isaaks Zelten nun wieder die Hand einer Frau, die dem Familienerbe, nämlich der Verheißung, gewachsen war, weil Jahwe sie gewählt hatte“ (Seebass, 250). Rebekka ist demnach nicht nur die perfekte Ehefrau für Isaak, sondern die perfekte Nachfolgerin Abrahams (vgl. Gillmayr-Bucher, 1998; Pabst, 96-98).

2.1.2. Rebekka und die Verleihung des väterlichen Segens (Gen 25,19-28; 26,34-28,9)

Trotz der Unterbrechung in Gen 26 gehören die Erzählungen über die Geburt und das Heranwachsen der → Zwillinge (Gen 25,19-28) und die Erzählung über die Verleihung des väterlichen Segens (Gen 27,1-45 mit den Rahmenteilen Gen 26,34 und Gen 27,46-28,9) zusammen, wobei Gen 25,19-28 als später Vorbau zum gesamten Jakobszyklus im Allgemeinen und zu Gen 27 im Besonderen anzusehen ist (vgl. die Argumente bei Ska).

Rebekka leidet zunächst zwanzig Jahre lang unter ihrer Unfruchtbarkeit (Gen 25,21), dann aber, nachdem Isaak Fürbitte einlegt, leidet sie unter der schwer ertragbaren Schwangerschaft (Gen 25,22): „Wenn es mir so geht, warum (lebe) ich dann?“ Sie holt ein göttliches Orakel ein (Gen 25,23), welches ihre Schmerzen auf die Zwillinge in ihrem Leib zurückführt. Diese stehen für zwei Völker, wobei die Unterordnung des Älteren unter den Jüngeren festgeschrieben wird. Die Aussage dieses Orakels lässt den Konflikt zwischen den noch nicht geborenen Brüdern erahnen und kann als programmatisch für die gesamte Jakobsgeschichte angesehen werden (Klein, 2002, 187f). Nicht minder deutlich für die Darstellung des Konflikts zwischen den Zwillingsbrüdern Jakob und → Esau ist die Vorliebe je eines Elternteils für jeweils einen ihrer Söhne (Gen 25,27f). Isaak liebt den behaarten Jäger Esau um dessen Wildbrets willen, Rebekka aber liebt Jakob, den gesitteten Mann, ohne dass eine Begründung dafür genannt wird.

Als der Vater Isaak auf dem Sterbebett die Absicht kund tut, seinen Segen an Esau, den älteren Sohn zu verleihen (Gen 27,1-4), sieht sich Rebekka genötigt einzugreifen (Prouser, 22). Der von ihr bevorzugte Jakob muss den Segen empfangen (vgl. Gossai, 15: Rebekkas Handlung ist nicht in der Bevorzugung Jakobs begründet, sondern „she is made to choose between her sons, and she is given no choice“), zumal in dem nur ihr bekannten Geburtsorakel Gen 25,23 explizit davon die Rede war, dass der Ältere dem Jüngeren dienen wird, und Isaaks Segen die Funktion hat, die Herrschaftsverhältnisse unter seinen Nachfolgern zu regeln (Speiser). Rebekka ist sofort zur Tat entschlossen. Ohne Zeit zu verlieren, setzt sie Jakob von der Absicht des Vaters (Gen 27,6-7) und ihrem Plan in Kenntnis (Gen 27,8-10). Als sie Isaaks Worte zu Esau (Gen 27,2-4) an Jakob weitergibt, hebt sie unter Hinzufügung von „vor dem HERRN“ (Gen 27,7) die Bedeutung des väterlichen Segens hervor. Nachdem Jakob Zweifel an der Durchführbarkeit ihres Plans äußert (Gen 27,11-12), zerstreut Rebekka sie, indem sie einen möglichen Fehlschlag auf sich nimmt (Gen 27,13). Sehr geschäftig erweist sich Rebekka in Gen 27,14-17, als sie aus zwei Ziegenböcklein ein von einem Wildbret nicht zu unterscheidendes Essen für Isaak zubereitet. Sie weiß auch die Ähnlichkeit zwischen dem glatten Jakob und dem behaarten Esau zu vergrößern, indem sie Jakob in Esaus Feiergewand kleidet und ihm die Felle der Ziegenböcklein um Arme und Hals bindet.

Der Plan gelingt. Isaak lässt sich täuschen und segnet seinen Zweitgeborenen mit dem Herrschaftssegen über seine Brüder (Gen 27,28-29). In der Nachgeschichte dieser Episode stellen Esau und Isaak fest, dass sie beide betrogen worden sind (Gen 27,35.36). Daraufhin beabsichtigt Esau, Jakob nach dem Tod des Vaters umzubringen (Gen 27,41). Das wird Rebekka jedoch hinterbracht (Gen 27,42), die sofort wieder in Aktion tritt. Sie muss den mit so großem Aufwand Gesegneten vor dem verärgerten Bruder schützen. Deshalb schlägt sie Jakob die Flucht in ihre alte Heimat, zu ihrem Bruder Laban, vor (Gen 27,43). Wenn Esaus Zorn sich gelegt haben wird, will sie Jakob wieder zurückholen lassen (Gen 27,45). Ihren Vorschlag, den gesegneten Jakob zunächst einmal aus dem Wirkungskreis seines auf Rache sinnenden Bruders zu entfernen, begründet sie damit, nicht beide Söhne an einem Tag verlieren zu wollen (Gen 27,45b; vgl. Jacob, 572, der darin die Bestätigung sieht, dass Rebekka beide Söhne wichtig sind).

Rebekka ist in dieser Erzählung eine kluge, umsichtige Frau, die nicht davor zurückschreckt, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, weil sie es besser weiß, wer wirklich der von Gott erwählte Segensträger ist. Sie wendet eine List an, um ihren Plan durchzuführen (vgl. Shaw, 41, die Rebekka in einem Brief an den Herausgeber der Genesis zu Wort kommen lässt: „We will not stand by passively and watch God’s word go unfulfilled when we could have done something about it any way we can“). Die List ist „Rebekkas Ausweg“ (Willi-Plein, 330; vgl. auch Pabst, 111: „Rebekkas Betrug ist kein Betrug, sondern die folgerichtige Tat zur richtigen Zeit“; Gossai, 157: „Rebekah is God’s deputy, and she does what in her view is the thing to do“). Isaak hätte, der patriarchalen Tradition entsprechend, niemand anderen segnen können als seinen ältesten Sohn Esau. Rebekka genießt als Frau in der patriarchalen Gesellschaft hingegen, gerade weil sie in juristischen Angelegenheiten nichts zu sagen hat, Narrenfreiheit (vgl. Willi-Plein, 330ff). Also kann sie ihren Plan, den jüngeren Sohn vom Vater segnen zu lassen, durchführen, wobei sie gleichzeitig Isaak hilft, den Richtigen gegen die patriarchale Tradition zu segnen, ohne aber eines Verstoßes dagegen bezichtigt werden zu können (vgl. Prouser, 22f; vgl. auch Bledstein, die allerdings Isaak selbst als den eigentlichen „trickster“ ansieht). Rebekka zieht alle Fäden in dieser Geschichte, so dass man Gen 27 zu Recht als Rebekkageschichte bezeichnen kann (Willi-Plein, 331; Bledstein, 294f, nimmt als Verfasserin sogar eine Hofhistorikerin der frühen Königszeit an).

Die Erzählung Gen 27 erhält durch den priesterschriftlichen Rahmen Gen 26,34f und Gen 27,46-28,9 (vgl. Naef, 58; Westermann, 545; Blum, 452f; Seebass, 306f; → Priesterschrift) allerdings noch einen Bedeutungsaspekt, der den Betrug etwas abmildert (Klein, 2002, 210f). Jakobs Flucht wird zur Brautwerbungsfahrt umfunktioniert. Weil Rebekka die fremden Frauen Esaus nicht duldet (Gen 26,34f; Gen 27,46), soll Jakob die Reise nach Haran antreten, um sich eine Frau aus der Verwandtschaft zu holen. Zu diesem Zweck wendet sich Rebekka, wie sonst an keiner anderen Stelle dieser Erzählung, an ihren Ehemann und suggeriert ihm zu handeln (Gen 27,46). Isaak ruft Jakob zu sich und segnet ihn, diesmal wissentlich, für die Reise nach Haran (Gen 28,3f). Die Einleitung dieses Akts ist zugleich der letzte aktive Auftritt Rebekkas in den Erzelterngeschichten.

2.1.3. Rebekka und Isaak in Gerar (Gen 26,1-11)

Relative Einmütigkeit herrscht in der Forschung darüber, dass Gen 26 sekundär in seinen Kontext eingefügt wurde (Westermann, 516; Seebass, 278). Allerdings wird in neuerer Zeit zunehmend die Meinung vertreten, dass die Erzählung in ihrem jetzigen Zusammenhang durchaus sinnvoll ist (vgl. z.B. Dieckmann; auch Klein, 2002, 175). Das Kapitel beginnt mit dem Motiv der → „Gefährdung der Ahnfrau“ (Gen 26,1-11). Die Erzählung ist den Parallelüberlieferungen aus dem Abraham-Zyklus (Gen 12,10-20; Gen 20) nachgestaltet (vgl. Oswald, 86: Gen 12 und Gen 26 sind aufeinander abgestimmt verfasst worden, Gen 20 ist eine spätere Nachbildung; Marx, 31: Gen 26 ist ein Midrasch zu Gen 12; Westermann, 516f sieht sowohl Gen 12 als auch Gen 20 als Vorlage für Gen 26 an). Es fällt auf, dass Rebekka in diesem Erzählzusammenhang nicht die entschlossene, aktive Frau mit Durchsetzungsvermögen ist wie in ihren Auftritten in Gen 24 bzw. Gen 25; Gen 27. Sie erscheint eher nebenbei. Von Isaak wird sie als Schwester ausgegeben (Gen 26,7). Die Begründung ist, wie in den beiden Parallelüberlieferungen (Gen 12,12; Gen 20,11), dass der Ehemann fürchtet, man könnte ihn töten, um sich seiner Frau zu bemächtigen (Pabst, 102f, sieht Isaaks Furcht in der Angst vor der Sexualität seiner Frau begründet). Dennoch unterscheidet sich diese Erzählung von den beiden anderen insofern, als die Ahnfrau nicht wirklich gefährdet ist. Rebekka wird vom König nicht requiriert, und es ist auch kein Eingriff Gottes notwendig, um das zu verhindern. Der König selbst erkennt den wahren Sachverhalt und verbietet seinem Volk unter Androhung der Todesstrafe, Isaak oder Rebekka anzutasten (Gen 26,11).

2.1.4. Rebekkas letzter Auftritt (Gen 35,8; 49,31)

Über Rebekkas Tod weiß die biblische Erzählung nichts zu berichten, wohl aber über ihre Grabstätte in der Höhle Machpela (Gen 49,31; → Hebron). Dennoch kann man Rebekkas letzten Auftritt stellvertretend im Tod ihrer Amme → Debora in Gen 35,8 sehen. In Gen 24,59 hatte Rebekka ihre Amme (dort namenlos) auf die Reise nach Kanaan mitgenommen. In Gen 27,45 hatte sie Jakob versprochen, ihn von → Laban holen zu lassen, sobald Esau sich beruhigt haben werde und seinen Mordplan nicht mehr auszuführen gedenke. Davon ist im weiteren Verlauf der Erzählungen allerdings nicht mehr die Rede. Auffällig ist jedoch, dass der Tod von Rebekkas Amme in Gen 35,8 im Kontext der Jakob-Erzählungen berichtet wird. Ob man denken sollte, dass die Amme die von Rebekka in Gen 27,45 in Aussicht gestellte Botin war und sich folglich in dem Gefolge befand, mit dem Jakob aus Haran heimgekehrt war, oder dass sie stellvertretend für Rebekka dem heimkehrenden Jakob entgegengezogen war (vgl. die Möglichkeiten bei Jacob, 663), ist nebensächlich. Wichtiger ist der Zeitpunkt ihres Auftritts und Todes. Sie stirbt in dem Augenblick, als Jakob sämtliche Hindernisse und Gefahren auf der Heimreise überwunden hat: den Kampf mit dem „Mann“ am Jabbok, der sich als Gott entpuppt (vgl. Klein, 2002, 145-147) und Jakob in Israel umbenennt (Gen 32,23-32), sowie die Begegnung mit Esau (Gen 33). Es kann ihn nichts mehr davon abhalten, heil nach Hause zu kommen. Das bedeutet, die Aussagen des Orakels (Gen 25,23) sind erfüllt und Rebekkas Aufgabe damit auch. Rebekka kann also, stellvertretend durch den Tod ihrer Amme, endgültig aus der Geschichte verabschiedet werden (vgl. Rendsburg; Seebass, 442f; Klein, 2007, 153f).

2.2. Rebekka im Neuen Testament

Rebekka kommt im Neuen Testament nur in Röm 9,10-13 vor. Paulus diskutiert in diesem Abschnitt, wer das wahre Israel ist. Anhand der Erzeltern und ihrer Kinder zeigt er auf, dass nicht die Abstammung einen Israeliten ausmacht, sondern erst die → Verheißung. So ist Isaak erwählt, aber nicht Ismael, obwohl auch dieser Abrahams Kind ist. Den möglichen Einwand, dass diese beiden von verschiedenen Müttern stammen und somit einen unterschiedlichen Stand haben, entkräftet Paulus, indem er das zweite Beispiel anführt. Esau und Jakob stammen beide von Rebekka und Isaak ab, stehen also auf derselben Stufe, bzw. hätte Esau als Erstgeborener sogar den besseren Stand, und doch ist Jakob der von Gott Erwählte. „Daß in der Genesis noch vor Esaus und Jakobs Geburt Rebekka das weitere Schicksal ihrer Söhne verheißen wird, deutet Paulus als Beispiel für Gottes Freiheit der Berufung, unabhängig von menschlichen Taten“ (Grohmann, 111; vgl. auch Wilckens, 191ff).

3. Wirkung

„Rebekka ist eine tatkräftige Frau, die nicht auf Anstöße von außen wartet, um zu handeln“, schreibt D. Sölle (31). In der nachbiblischen Literatur und Kunst wird ihre Gestalt unter verschiedenen Aspekten rezipiert. In Gemälden beispielsweise von alten Bibelhandschriften über Rembrandt bis zu Marc Chagall wird die Brunnenszene gern dargestellt, in welcher auf der einen Seite die Tatkraft und Hilfsbereitschaft Rebekkas, auf der anderen Seite aber ihre Schönheit hervorgehoben werden.

Die göttliche Erwählung Rebekkas als Frau für Isaak wird im Babylonischen Talmud (Traktat Taanit 4a; Text Talmud 2) unterstrichen, wo die Zeichenforderung des Knechts (Gen 24,14) als unschicklich qualifiziert wird, denn es hätte ein lahmes oder blindes Mädchen sein können, das der Aufforderung des Knechtes nachkommt. Durch die Fügung Gottes ist es aber die schöne, jungfräuliche Rebekka (ähnlich Bereschit Rabba 60).

Dass es die richtige Frau für Isaak ist, eine Frau aus der Verwandtschaft, wird auch im Jubiläenbuch festgehalten (Jub 19,10; → Jubiläenbuch; Text Pseudepigraphen), wenngleich die gesamte Brautwerbungsgeschichte ausgeblendet wird. Auch holt Rebekka im Jubiläenbuch kein Orakel ein. Auf den nüchternen Bericht über die Geburt der Söhne (Jub 19,13) folgt die Darstellung der negativen Charakterzüge Esaus (Jub 19,14), die ihn von vornherein als Segensträger disqualifizieren, sowie die Vorliebe Abrahams (!) für Jakob (Jub 19,15). Dieser hält Rebekka eine Rede, in der er sie über die Erwählung Jakobs und die ihm verheißenen Segnungen ins Bild setzt (Jub 19,16-25), und ruft dann Jakob zu sich und segnet ihn (Jub 19,26-29). Durch diese Darstellung wird Jakob als Segensträger legitimiert, allerdings nicht durch ein göttliches Orakel wie in der biblischen Geschichte (Gen 25,23), sondern durch den selbst von Gott gesegneten Abraham. Noch ein Mal segnet Abraham den Jakob unmittelbar vor seinem Tod (Jub 22), den Jakob zunächst seiner Mutter meldet, die ihrerseits Isaak davon in Kenntnis setzt (Jub 23,4).

Die Gefährdung Rebekkas bei den Philistern (Gen 26,1-11) wird in der Darstellung des Jubiläenbuches ausgeblendet, dafür fügt Jub 25 ein Gespräch Rebekkas mit Jakob ein, in dem sie ihren Sohn ermahnt, keine kanaanäische Frau zu heiraten, und Jakob ihr auseinandersetzt, dass er vorhabe, eine der Töchter Labans zur Frau zu nehmen und sich nicht auf den Vorschlag seines Bruders Esau einzulassen, eine von dessen Schwägerinnen zu heiraten. Daraufhin wird Jakob von Rebekka gesegnet (Jub 25,14-23).

Die Erzählung über die Verleihung des väterlichen Segens (Jub 26) entspricht in großen Zügen der biblischen Darstellung (Gen 27), mit dem Unterschied, dass Jakob darauf drängt, mit der väterlichen Zustimmung und seinem Segen die Brautwerbungsreise zu Laban anzutreten (Jub 27,6). Rebekka setzt sich dafür bei Isaak ein (Jub 27,7f). Nach Jakobs Aufbruch wird eine emotionale Szene eingeflochten, in der Rebekka um Jakob weint und von Isaak getröstet wird (Jub 27,23-28).

Im Midrasch Bereschit Rabba (→ Midrasch) wird Rebekka als einzige Tugendhafte ihrer Familie bezeichnet, „gleich einer Rose zwischen Dornen“ (Bereschit Rabba 63; Wünsche, 297), wobei die betrügerische Ader ihrer Verwandten auf dem Wortspiel ארמי „Aramäer“ / רמי „Betrüger“ gründet. Verarbeitet wird auch Rebekkas unerträgliche Schwangerschaft und die Einholung des Orakels mit dem Ziel, Jakobs positive Züge im Gegensatz zu dem frevelhaften Charakter Esaus hervorzuheben. So wird das Stoßen der Zwillinge im Mutterleib darauf zurückgeführt, dass Jakob hinaus will, wenn Rebekka an Lehrhäusern vorübergeht, Esau aber sich vordrängt, wenn sie einen Götzentempel passiert (Bereschit Rabba 63). Jakob soll sogar schon beschnitten geboren worden sein (Bereschit Rabba 63), während Esau auf Grund des Wortspiels אדום „Edom“ und דם „Blut“ zum Blutvergießer gestempelt (Bereschit Rabba 63) oder sein Name עשׂו „Esau“ von שׁוא „Nichtigkeit“ abgeleitet wird (Bereschit Rabba 63).

Rebekka ist Saras würdige Nachfolgerin, denn die Wolke über dem Eingang des Zeltes, die geöffneten Türen, der gesegnete Teig und das von einer Sabbatnacht zur nächsten brennende Licht, die zu Saras Lebzeiten vorhanden und selbstverständlich, nach ihrem Tod aber verschwunden waren, kehren mit Rebekkas Einzug wieder in den Alltag ein (Bereschit Rabba 60). Gelehrt wird auch, dass Rebekka zu den Prophetinnen gehört (sie weiß von Esaus Mordabsicht; Gen 27,42; Bereschit Rabba 67) und dass aus ihr die zwölf Stämme Israels hätten hervorgehen sollen (Bereschit Rabba 63). Die in der Bibel fehlende Nachricht über den Tod Rebekkas wird im Midrasch im Zusammenhang mit Jakobs Heimreise von Haran und dem Tod Deboras (Gen 35,8) gesehen: „die Trauer um Debora war noch nicht beendet, da kam schon die Nachricht (Botschaft) von dem Tode seiner Mutter“ (Bereschit Rabba 81; Wünsche, 399).

Thomas Manns Rebekka (vgl. auch ihre Darstellung bei Richard Beer-Hofmann in Jaákobs Traum; Motté, 222) ist eine kluge, willensstarke Frau, „eine Matrone mit goldenen Ohrringen von stattlicher, starkknochiger Gestalt und groben Gesichtszügen, welche noch viel von der Schönheit bewahrten, die Abimelek von Gerar einst in Gefahr gebracht. Der Blick ihrer schwarzen Augen, zwischen deren hochgewölbten, mit Bleiglanz ebenmäßig nachgezogenen Brauen ein Paar energischer Falten stand, war klug und fest, ihre Nase von männlich kräftiger Ausbildung, starknüstrig und kühn gebogen, ihre Stimme tief und volltönend und ihre Oberlippe von dunklen Härchen beschattet“ (Mann, 199f). Die Absicht des Vaters, den Segen zu verleihen, tut sie Jakob in großartiger Weise kund: „‚Jekew, mein Kind‘, sagte sie leise und tief und zog seine erhobenen Hände an ihre Brust. ‚Es ist an dem. Der Herr will dich segnen.‘ ‚Mich will er segnen?‘ fragte Jaakob erbleichend. ‚Mich, und nicht Esau?‘ ‚Dich in ihm‘, sagte sie ungeduldig. ‚Keine Spitzfindigkeiten! Rede nicht, klügle nicht, sondern tu, wie man dich heißt, damit kein Irrtum geschieht und kein Unglück sich ereignet!‘“ (Mann, 200).

Obwohl die „entschlossene(n) und hochsinnige(n) Mutter“ alles genauestens plant und mit Geschick durchzuführen versteht, ist sie „zu klug und weitblickend, um nicht beim feierlichen Betruge vorherzusehen, was folgen mußte; aber wissend nahm sie es auf sich, wie sie es wissend dem Sohne auferlegte, und opferte ihr Herz“ (Mann, 209).

„Rebekka bereute nichts, weder damals noch später“ (Mann, 212), und diese Entschlossenheit zeigt sich auch in den bildlichen Darstellungen zu Gen 27, wo die Mutter Rebekka fast immer irgendwo im Hintergrund oder am Bildrand steht, gleichsam ihrem Sohn Jakob Mut machend, und die Szene beobachtet, um sicher zu sein, dass er den Segen erhält.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

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  • Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (im Internet)

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Abbildungsverzeichnis

  • Isaak und Rebekka (Rembrandt; 1668).
  • Rebekka und Abrahams Knecht am Brunnen (Wiener Genesishandschrift; 6. Jh.).
  • Isaak beauftragt Esau, aber segnet Jakob (Meister Bertram; 14. Jh.).
  • Jakob empfängt Isaaks Segen (Jusepe de Ribera; 1637).

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