Deutsche Bibelgesellschaft

(ca. 750-732 v. Chr.)

(erstellt: Januar 2020)

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Rezin war der letzte aramäische König von Damaskus (ca. 750-732 v. Chr.).

1. Name

Der Name Rezin (רְצִין Rəṣîn) besteht aus der Wurzel רצה rṣh „an etwas Gefallen haben“ und der Endung ān. Er bedeutet „(Gott) wohlgefällig“.

Die aramäische Form des Namens ist Radyān. Assyrisch ist sie als Raqiānu belegt. In dieser Schreibung spiegelt er die altaramäische Form rqyn, die auch als ra-ḫi-a-nu belegt ist. Basierend auf dem etymologisch anzusetzenden radiān bzw. raṣyān ist der Königsname im Hebräischen als Rezin überliefert (2Kön 15,37; 2Kön 16,5; Jes 7,1).

2. Rezin, der König von Damaskus

Die im 10. Jh. v. Chr. einsetzende Königsliste von Damaskus, die sich in unterschiedliche Dynastien aufteilt, lässt sich bis zum letzten König vor der Annexion von Damaskus als assyrischer Provinz im Jahre 732 v. Chr. verfolgen.

Rezins Bedeutung für die Geschichte des Königsreiches Aram / Damaskus (→ Aramäer) ist ambivalent, da er zum einen das Reich erneut stabilisieren konnte, dann aber das gesamte Reich an die → Assyrer verlor. Zu dieser Stabilisierung gehört die Rückeroberung → Gileads, welches unter → Jerobeam II. (787-747 v. Chr.) an Israel gekommen war.

Gegen die Assyrer konnte sich Rezin jedoch nicht behaupten. Eine Steleninschrift des Assyrerkönigs Tiglathpileser III. (744-727 v. Chr.) aus dem Jahre 738 v. Chr. erwähnt die Tributäre, die ihm nach der Niederlage einer antiassyrischen Koalition Abgaben liefern mussten. Gleich an zweiter Stelle wird Raqiānu von Aram (matu ša imērīšu) genannt.

Im Alten Testament ist König Rezin mit dem sog. → syrisch-ephraimitischen Krieg verbunden. Der König von Damaskus wollte sich zusammen mit König → Pekach von Israel (ca. 735-732 v. Chr.) im Jahre 734 v. Chr. aus der assyrischen Dominanz befreien. Dazu mussten sie aber König → Ahas von Juda (ca. 736-725 v. Chr.) in eine gemeinsame antiassyrische Koalition nötigen. Ahas lehnte jedoch aus realpolitischen Überlegungen ab und rief den Assyrerkönig Tiglathpileser III. gegen die Könige von Israel und Damaskus zu Hilfe (2Kön 15,37; 2Kön 16,5; Jes 7,4-9). Tiglathpileser III. schlug die antiassyrische Revolte nieder, indem er sich von Norden Damaskus näherte. Jedoch konnte sich König Rezin noch bis 732 v. Chr. in Damaskus halten. Dann wurde die Stadt von Tiglathpileser III. erobert, König Rezin hingerichtet und das Königreich Aram zur assyrischen Provinz Damaskus gemacht (2Kön 16,9; Am 1,3-5). Damit endete die Geschichte des Königreiches Aram / Damaskus.

3. Rezin in der Rückwandererliste

In der sog. → Rückwandererliste, die eine Zusammenstellung von Personen bietet, die unter → Serubbabel aus dem babylonischen → Exil nach → Jerusalem gezogen sind, werden unter den Tempelsklaven die Söhne eines ansonsten unbekannten Rezin genannt (Esr 2,48 // Neh 7,50).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Beyerle, S., Aram und Israel im 9./8. Jh. v. Chr. aus der Perspektive der aramäischen und assyrischen Inschriften, in: M. Pietsch / F. Hartenstein (Hg.), Israel zwischen den Mächten (FS St. Timm; AOAT 364), Münster 2009, 47-76
  • Dubovský, P. Tiglath-pileser III's Campaigns in 734-732 B.C.: Historical Background of Isa 7; 2 Kgs 15-16 and 2 Chr 27-28, Biblica 87 (2006), 153-170
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  • Hasegawa, S., Aram and Israel during the Jehuite Dynasty (BZAW 434), Berlin / Boston 2012
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