Rudolph, Wilhelm
(1891-1987)
(erstellt: November 2007)
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1. Leben
Der evangelische Alttestamentler und Orientalist Wilhelm Rudolph wurde am 12.7.1891 in Weikersheim an der Tauber geboren. Als Gymnasiast besuchte er bis zur Reifeprüfung 1909 die Evangelischen Seminare Maulbronn und Blaubeuren. Als Theologiestudent im Tübinger Stift interessierte ihn das Studium der Orientalistik mehr als das der Theologie. Nach dem Ersten Theologischen Examen und der Ordination 1914 verbrachte er die Kriegszeit im Pfarrdienst an verschiedenen Orten. 1919 wurde er Repetent am Tübinger Stift. Mit einer Arbeit über „Die Abhängigkeit des Qorans von Judentum und Christentum“ wurde er 1920 zum Dr. phil. promoviert. 1922 erhielt er eine außerordentliche, 1929 eine persönliche ordentliche Professur für Altes Testament an der evangelisch-theologischen Fakultät in Tübingen. 1930 folgte er einem Ruf nach Gießen. Nach seinem Abschied verlieh ihm die Tübinger Fakultät den theologischen Ehrendoktor. In Gießen wirkte Rudolph bis zur Auflösung der dortigen Fakultät 1946. Danach lehrte er zunächst als Gast in Marburg und an der Kirchlichen Hochschule in Berlin, ehe er 1949 58-jährig einen Ruf nach Münster annahm, wo er bis zu seinem Tod am 27.3.1987 lebte. 1958/59 war er Rektor der dortigen Universität.
2. Werk
Rudolphs Lebenswerk besteht in seinen Kommentaren. Zwanzig Bücher des Alten Testaments hat er ausführlich ausgelegt, und nicht einmal der Zweite Weltkrieg konnte seine Schaffenskraft bremsen. Die studentenlose Zeit ermöglichte es dem Gelehrten alten Stils, der weder Mitglied der NSDAP noch der Bekennenden Kirche war, sich ganz der Wissenschaft zu widmen, und sei es im Luftschutzkeller oder im Notquartier. Dem Zeitgeist verfiel Rudolph, obwohl die Giessener Fakultät ansonsten sehr braun war, nicht, vielmehr trat er offensiv all denen entgegen, die dem Alten Testament vorwarfen, nur das Diesseits im Blick zu haben. Zum Beispiel erläuterte er am → Hohen Lied
Rudolphs Kommentare sind vorsichtig abwägend. Rudolph spricht den Propheten möglichst wenig ab. Beispielsweise schreibt er die Heilsworte am Ende des → Amosbuches
Einen Sonderweg beschreitet Rudolph in der → Pentateuchforschung
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
- Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (im Internet: http://www.bautz.de/bbkl/
) - Metzler-Lexikon Christlicher Denker, Stuttgart / Weimar 2000
2. Wichtige Werke
- Die Abhängigkeit des Qorans von Judentum und Christentum, Stuttgart 1922
- Der Elohist als Erzähler – ein Irrweg der Pentateuchkritik? (BZAW 63), Gießen 1933 (zusammen mit Paul Volz)
- Der „Elohist“ von Exodus bis Josua (BZAW 68), Berlin 1938
- Die Klagelieder übersetzt und erklärt (KAT XVI, 3), Leipzig 1939
- Das Buch Ruth übersetzt und erklärt (KAT XVI, 2), Leipzig 1939
- Jeremia (HAT I, 21), Tübingen 1947
- Esra und Nehemia samt 3. Esra (HAT I, 20), Tübingen 1949
- Chronikbücher (HAT I,21), Tübingen 1955
- Das Buch Ruth – Das Hohe Lied – Die Klagelieder (KAT XVII, 1-3), Gütersloh 1962
- Hosea (KAT XIII/1), Gütersloh 1966
- Joel – Amos – Obadja – Jona (KAT XIII/2), Gütersloh 1971
- Micha – Nahum – Habakuk – Zephanja (KAT XIII/3), Gütersloh 1975
- Haggai – Sacharja – Maleachi (KAT XIII/4), Gütersloh 1976
3. Festschrift
- Kuschke, A. (Hg.), Verbannung und Heimkehr. Beiträge zur Geschichte und Theologie Israels im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. Wilhelm Rudolph zum 70. Geburtstage dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern, Tübingen 1961 (darin: Bibliographie Wilhelm Rudolph, zusammengestellt von Richard Hentschke)
4. Sekundärliteratur
- Smend, R., Deutsche Alttestamentler in drei Jahrhunderten, Göttingen 1989, 208-225
- Greschat, M., Die Evangelisch-Theologische Fakultät Gießen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945), in: B. Jendorff u.a. (Hgg.), Theologie im Kontext der Geschichte der Alma Mater Ludoviciana, Gießen 1983, 139-166
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