(erstellt: April 2010)
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1. Name, Lage und Erforschung
Sais (ägypt. Z3w; griech: Σαϊς) war eine antike Stadt im westlichen Nildelta am Ostufer des Nilarms von Rosetta nördlich des modernen Dorfes Sā el-Hagar (Koordinaten: N 30° 57' 53'', E 30° 46' 05''
Seit 1860 führte die ägyptische Antikenverwaltung immer wieder vereinzelte Grabungen im Gebiet um Sā el-Hagar durch (Wilson 2006, 87-96; Leclère 2008, 164-165). Die Egypt Exploration Society nahm von 1997 bis 2002 unter der Leitung von Penelope Wilson Prospektionen und Grabungen im Areal der antiken Stadt vor (Wilson 2006).
2. Politische Geschichte und religiöse Bedeutung
Zur Bedeutung und politischen Geschichte von Sais vor dem ersten Jahrtausend v. Chr. lassen sich nur wenige Aussagen treffen. Seit dem Alten Reich ist Sais als Hauptstadt des saitischen Nomos belegt. Im Mittleren Reich wird dieser in einen vierten und fünften unterägyptischen Nomos geteilt und Sais bleibt Hauptstadt des Letzteren. Seit der 1. Dynastie ist der Name des Friedhofes von Sais, Ta-anch, bezeugt. In der Dritten Zwischenzeit (ca. 1070-664 v. Chr.) war Sais ein Fürstentum der Meschwesch, um 730 v. Chr. die Residenz eines Königtums im Westdelta (24. Dynastie; 740-727 v. Chr.). Schließlich machten die Könige der 26. Dynastie (664-525 v. Chr.; → Saitenzeit
Seit der Frühzeit ist Sais als Hauptkultort der Göttin Neith belegt. Seit der 1. Dynastie ist das Symbol des Tempels ein von Matten flankierter Eingang mit gekreuzten Pfeilen. Ob dies das tatsächliche Aussehen des Tempels widerspiegelt, lässt sich nicht mehr überprüfen. Im Mittleren Reich sind weitere Heiligtümer der Neith in Sais, Rs-N.t und Mḥ-N.t, belegt; im Neuen Reich neben denen der Neith auch für Sobek, → Osiris
3. Topografie
Für die Rekonstruktion der Topografie von Sais im ersten Jahrtausend v. Chr. können zum einen Spolien, Architekturfragmente sowie Inschriften hoher Beamter, die in Sais tätig waren, zum anderen die Beschreibungen Herodots (II, 169-170, 175; Text gr. und lat. Autoren
Herodot berichtet, dass sich die Gräber der Saitenkönige linkerhand im Vorhof des Tempels der Athena (Neith) befanden, daneben ein großes Mausoleum des → Amasis
Letztendlich gibt es drei Möglichkeiten, um die Topografie von Sais zu rekonstruieren (siehe Wilson 2006, 259-266):
(1) Innerhalb der Nord-Umfassung befand sich der Tempel der Neith mit den königlichen Gräbern. Im Norden des Tempels war das Osireion mit dem Tempel des Osiris-Hemag und dem Hut-Bit. Ein kleiner See lag im Nord-Osten des Tempels; der Palast des → Apries
(2) Ein Tempel der Neith (Rs-N.t) lag im Süden der Stadt; dahinter der Tempel des Osiris-Hemag. Im Osten des Neith-Tempels lag der Tempel des Re; im Westen der des Atum; daneben der Tempel der Hathor und das Lebenshaus. Ein Dromos, flankiert von den königlichen Gräbern und Ställen, führte zur Nord-Umfassung, in dem der andere Neith-Tempel (Mḥ-N.t) mit dem Osiris-Grab im Hut-bit, der königliche Palast und den Quartieren fremder Söldner lag. Während der südliche Neith-Tempel die wohl ursprüngliche Siedlung von Sais darstellt, ist die nördliche Umfassung erst am Ende des Neuen Reiches und in der Dritten Zwischenzeit errichtet worden (Wilson 2006).
(3) Möglich wäre auch, dass die Doppelstadt von Sais nicht auf einer Nord-Süd-Achse, sondern auf einer West-Ost-Achse ausgerichtet gewesen ist (Champollion).
4. Baugeschichte
Über die Bautätigkeiten der beiden ersten Saitenkönige ist wenig bekannt. → Psammetich I.
Aus Anlass des Sed-Festes → Psammetichs II.
→ Amasis
Im Zuge der Eroberung Ägyptens durch die Perser 525 v. Chr. ist laut Herodot (III, 16) das Grab des Amasis geschändet worden. Die Inschrift des Udja-hor-resnet berichtet, dass er den Tempel der Neith unter → Kambyses II.
Nach der Saitenzeit gibt es keine Hinweise mehr auf Neubauten in der antiken Stadt. Durch die sog. Naukratis-Stele ist bekannt, dass Nektanebos I. ein Zehntel der Zolleinnahmen aus dem Mittelmeerhandel in Thonis und → Naukratis
5. Sais im Alten Testament
Nach Herbert Verreth ist das in Ez 30,15-16
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
2. Weitere Literatur
- El-Sayed, R., 1975, Documents relatifs à Sais et à ses divinités (Bibliothèque d'Étude 69), Kairo
- El-Sayed, R., 1982, La déesse Neith de Sais, 2. Bde (Bibliothèque d'Étude 86), Kairo
- Habachi, L., 1943, Saïs and its Monuments, Annales du Service des Antiquités de l’Égypte 42, 369-407
- Jansen-Winkeln, K., 1996, Zu den Denkmälern des Erziehers Psametiks II., Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Institutes Abteilung Kairo 52, 187-199
- Leclère, F., 2008, Les villes de Basse Égypte au Ier millénaire av. J.-C., 2 Bde (Bibliothèque d'Étude 144), Kairo
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- Quack, J. F., 2006, Das Grab am Tempeldromos. Neue Deutungen zu einem spätzeitlichen Grabtyp, in: K. Zibelius-Chen / H.-W. Fischer-Elfert (Hgg.), „Von reichlich ägyptischem Verstande“ (FS W. Guglielmi; Philippika 11), Wiesbaden, 113-132
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- Wilson, P., 2006, The survey of Saïs (Sa el-Hagar) 1997-2002 (Egypt Exploration Society Excavation Memoir 77), London
- Sais – Egypt Exploration Society / University of Durham Mission to Sa el Hagar
Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Sais. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Plan der Ruinen von Sā el-Hagar von J.F. Champollion (1828). Aus: Wikimedia Commons; © public domain; Zugriff 15.04.2010
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