Deutsche Bibelgesellschaft

Andere Schreibweise: Shabaqo; Schabaka

(erstellt: September 2008)

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1. Namen

Horus-, Nebti- und Goldhorusname: sbq t3wj („der die beiden Länder segnet“);

Thronname: nfr k3 R‘ („Vollkommen ist der Ka des Re“);

Eigenname: Schabaqo / Schabaqo (Epitheton mrj jmn „geliebt von Amun“).

2. Familie

Schabaqo (ca. 722/1-707/6 v. Chr.) war wahrscheinlich Sohn von Kaschta und folgte → Pije auf den Thron. Seine Schwester ist die Gottesgemahlin Amenirdis I. Von seinen Kindern sind namentlich Isisemchebit und der Hohepriester des → Amun, Harmachis, bekannt. Gemahlinnen von Schabaqo sind zwar nicht gesichert, es werden aber Masbata und Tabakenamun als solche angenommen.

3. Historischer Abriss

Der Vorgänger von Schabaqo, → Pije, eroberte in seinem 21. Regierungsjahr Ägypten. Jedoch zog er sich wieder in seine Heimat nach Nubien zurück. So dauerte es nicht lange, bis der Fürst des Westdeltas, Tefnachte, sich zum König über Unterägypten erhob.

Gleich nach Regierungsantritt zog Schabaqo nach Ägypten, um die Herrschaft der Kuschiten zu festigen (Morkot). Schon aus seinem 2. Regierungsjahr ist sein Name aus Memphis belegt, aus demselben Jahr stammen zwei Stelen aus Safata aus dem Delta. Er zerstörte die Herrschaft der Deltafürsten Tefnachte und seines Sohnes Bocchoris und einigte Ägypten.

Schabaqo begann, Memphis wieder als Hauptstadt aufzubauen, wenn auch die Thebais das sakrale und zunächst auch das politische Zentrum blieb. Das „Denkmal memphitischer Theologie“ sowie die Weiterführung der Apisbegräbnisse sprechen dafür, dass Schabaqo neben den Priestern des Amun in Karnak auch die Ptah-Priester vom Memphis für sich gewinnen wollte. In Theben residierte weiter die Schwester seines Vorgängers Pije, Amenirdis I., als Gottesgemahlin, dessen Tochter Schepenupet II. war bereits als Nachfolgerin designiert. Die Thebais mit dem wichtigen Tempel des Amun in Karnak war eine der Basisstationen kuschitischer Macht.

Über die Regierungszeit des Schabaqo ist darüber hinaus nicht viel bekannt. Die diplomatischen Verwicklungen mit den vorderasiatischen Fürstentümern, die bisher Schabaqo zugeschrieben wurden, datieren nach neuerster Quellendiskussion in die Regierungszeit seines Nachfolgers Schebitqo (Kahn). Hingegen fällt die von Ägypten unterstützte Rebellion gegen die → Assyrer durch den König von → Gaza, → Hanun, im Jahr 720 nun in die Regierungszeit des Schabaqo. Der ägyptische König sandte einen Feldherrn namens Re’u, der aber von den Assyrern nahe Raphia geschlagen wurde. 712 scheiterte auch die Revolte von Iamani von → Aschdod, der daraufhin nach Ägypten floh und Asyl fand.

Das höchste belegte Regierungsjahr des Schabaqo ist sein Jahr 15 (Stele des Ity im British Museum, EA 24429), nach den Angaben von → Manetho regierte er 8 Jahre.

4. Denkmäler

Der Schwerpunkt der Bautätigkeit von Schabaqo lag in der Thebais (Leclant) und in → Memphis. In Karnak sind neben Nilstandsmarken einige Restaurierungen belegt, insbesondere am IV. Pylon (A). Schabaqo ließ dort aber auch eigenständige Bauwerke errichten: Am Ptahtempel, im Norden des Tempelbezirks gelegen, ließ Schabaqo das Jubiläumstor und das offene Tor errichten (B). Die weiteren Tore wurden in ptolemäischer Zeit davor gesetzt. An der Prozessionsstraße mit den kleinen Osiriskapellen ist die Kapelle des Osiris Neb-Anch auf Veranlassung von Schabaqo und der zeitgleich amtierenden Gottesgemahlin Amenirdis I. erbaut worden (C). Das Schatzhaus, nördlich des Amun-Tempels gelegen, hatte 12 Säulen, die eine vierfache Kolonnade bildeten (D). Möglicherweise stammt auch ein Vorgängerbau des Edifice des Taharqo (E) ebenso wie ein Vorgängerbau der Schebitqo-Kapelle (F) von ihm. Im Nordosten des Hypostylensaales lagen einige Trommeln und Abakus mit dem Namen des Schabaqo, die auf eine Kolonnade in diesem Bereich des Tempels deuten (G).

In Luxor wurde der Durchgang des Pylon mit Reliefs von Schabaqo ausgestattet. In Medinet Habu wurde der Pylon des Kleinen Tempel von ihm begonnen, der dann von Taharqo vollendet und ptolemäisch restauriert wurde.

In Memphis ist durch eine Reihe von Blöcken eine Kalksteinkapelle im Süden der Ptah-Umfassung aus der Kuschitenzeit gesichert, da der Name von Schabaqo ebenso wie der des Schebitqo und des Taharqo erhalten ist, ist anzunehmen, dass bereits unter Schabaqo daran gebaut wurde. Auf einer Stele (Ägyptisches Museum Kairo, JE 36861) ist die Bautätigkeit in Memphis geschildert und kann auch auf diesen Bau bezogen werden (Meeks).

Schabaqo 2

Ebenfalls aus Memphis stammt das „Denkmal memphitischer Theologie“, einem Stein, der mit einem mythologischen Text beschrieben ist (London, British Museum, EA 498). Weitere Stelen mit dem Namen des Schabaqo stammen von Apisbegräbnissen (Jahr 2, zweimal Jahr 14), sowie aus Safata (vier Stelen, Abb. 2) und aus Dendera (Schabaqo vor Hathor und Harsomptus, Kairo: Journal d’Entrée number, Egyptian Museum 44665).

In seinem Heimatland Nubien ist Schabaqo bisher nur wenig nachgewiesen. In Kawa ließ er einen kleinen Tempel für die Göttin Anukis errichten, der in spätnapatanischer Zeit vom Tempel B überbaut wurde. Möglicherweise ist ihm oder seinem Nachfolger Schebitqo ein Bau in in Dokki Gel (= Pnubs) bei Kerma zuzuweisen.

Seine letzte Ruhestätte fand er wie die anderen Könige der → Kuschitenzeit in Nubien, in El Kurru (Ku. 15; Abb. 3). Aus seinem Grab sind einige außergewöhnliche Werke kuschitischer Handwerkskunst erhalten, wie z.B. ein silberner Spiegel oder dekorierte Elfenbeineinlagen (Dunham).

Einige Objekte mit seinem Namen aus dem vorderasiatischen Raum, insbesondere Tonsiegel aus → Ninive, bezeugen die weiten diplomatischen Beziehungen, in die Ägypten zur Zeit von Schabaqo eingebunden war.

Von Schabaqo stammt das erste gesicherte rundplastische Königsbildnis der 25. Dynastie, eine Bronzestatuette (Athen, ANE 632, Fundort unbekannt). Es zeigt die für die kuschitischen Könige typischen ikonographischen Merkmale Doppeluräus, Kuschitenkappe und Widderamulettkordel (Bothmer, Mysliwiec, Russmann, Wenig). Außerdem ist die Physiognomie deutlich gezeichnet: Stiernacken, starke Nasolabialfalte, aufgeworfene Lippen.

Andere rundplastische Kunstwerke werden ebenfalls Schabaqo zugeschrieben, ein endgültiger Beweis fehlt allerdings: Köpfe mit Sonnenscheibe (München 4859 und Louvre 6639), Kopf (Brooklyn 60.74).

5. Klassische Quellen

In der klassischen Literatur wird ein inhomogenes Bild der Persönlichkeit Schabaqos entworfen. Für Herodot (II, 139 Text gr. und lat. Autoren) ist er der gottesfürchtige und umsichtige Herrscher par excellence, der unter Befolgung eines Orakels von vor seiner Thronbesteigung nach 50 Regierungsjahren abdankt und nicht die Macht seines Amtes ausnützt. → Manetho hingegen berichtet, dass Schabaqo nach der Eroberung des Deltas den aufständischen Bocchoris bei lebendigem Leib verbrennen ließ, eine barbarische Entscheidung.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992 (Art. Schabaka)

2. Weitere Literatur

  • Bothmer, B., 1960, Egyptian Sculpture of the Late Period 700 B.C. to A.D. 100, Brooklyn
  • Dunham, D., 1950, El Kurru. The Royal Cemeteries of Kush I, Cambridge / Mass.
  • Kahn, D., 2001, The Inscription of Sargon II at Tang-i Var and the Chronology of Dynasty 25, Or 70, 1-18
  • Leclant, J., 1965, Recherches sur les monuments thébains de la XXVe dynastie, dite éthiopienne (Bibliothèque d’étude 36), Kairo
  • Meeks, D., 1979, Une fondation memphite de Taharqa, in: Hommage à Serge Sauneron, Bibliothèque d’Études, Institut Français d’Archéologie Orientale 81, 221-259
  • Morkot, R., 2000, The Black Pharaohs – Egypt’s Nubian Rulers, London
  • Mysliwiec, K., 1988, Royal Portraiture of the Dynasties XXI-XXX, Mainz
  • Russmann, E., 1974, The Representation of the King in the XXVth Dynasty (Monographies reine Elisabeth 3), Brüssel
  • Wenig, St. (Hg.), 1978, Africa in Antiquity. The Arts of Ancient Nubia and the Sudan, Brooklyn

Abbildungsverzeichnis

  • Schematischer Plan von Karnak mit den im Text genannten Denkmälern des Schabaqo. © Angelika Lohwasser
  • Schenkungsstele aus Safata. Aus: Wikimedia Commons; © Keith Schengili-Roberts, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-2.5; Zugriff 18.10.2008
  • Die Grabstätte El Kurru 15. © Angelika Lohwasser

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