Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: März 2019)

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1. Name

Der Name Schallum (שַׁלּוּם šallûm) leitet sich von שׁלם šlm „heil sein“ bzw. im D-Stamm „ersetzen“ ab und ist eine adjektivische qaṭṭūl-Form. Er ist in etwa mit „Ersetzender“ wiederzugeben (Stamm, 46). Verwandte Namensformen sind Meschullam bzw. Meschelemja.

Da allein im Alten Testament 13 oder 14 Träger dieses Namens erwähnt werden und er darüber hinaus auch mehrfach inschriftlich unter anderem auf den Arad-Ostraka belegt ist (Belege bei Renz, 86), scheint Schallum ein gebräuchlicher Name gewesen zu sein.

2. Schallum, König von Israel

Schallum usurpiert den Thron seines Vorgängers → Secharja, des letzten Königs der Jehu-Dynastie (2Kön 15,10). Seine nur einen Monat währende Regierung in → Samaria wird im Königsrahmen (2Kön 15,13.15; → Königsbücher) mit dem 39. Jahr → Asarjas von Juda synchronisiert und gewöhnlich ins Jahr 747 v. Chr. datiert (Jepsen, 42; Donner, 510; Frevel, 238, abweichend z.B. Thiele, 71: 753 oder 752 v. Chr., Galil, 61: 749 v. Chr.). Nach 2Kön 15,14 wurde Schallum kurz nach seiner Machtübernahme in einem weiteren Putsch getötet und von → Menachem abgelöst.

Da Schallum in 2Kön 15,10.13f als Sohn Jabeschs (בֶּן־יָבֵשׁ bæn jāveš) bezeichnet wird, hat man vermutet, dass er aus → Jabesch-Gilead oder zumindest aus dem ostjordanischen Gebiet (→ Gilead) stammen und dass sich insbesondere in dieser Region der Widerstand gegen die Könige der Jehu-Dynastie formiert haben könnte (Šanda, 182; Cogan / Tadmor, 178). Allerdings wäre, wenn es um die geographische Herkunft ginge, eher „Mann Jabeschs“ (אִישׁ־יָבֵשׁ ’îš jāveš) o.ä. zu erwarten (vgl. Ri 21,10.12; 1Sam 11,1; 2Sam 2,4 u.ö.). Im vorliegenden Text ist Jabesch also (wie es der Praxis bei der Erstnennung eines neuen Königs im Königsrahmen entspricht) als Patronym zu verstehen.

Zu seiner Regierungszeit oder spezifischen Aktivitäten enthalten die Königebücher keine weiteren Informationen, auch die übliche Beurteilung bezüglich kultischer Aktivitäten fehlt.

3. Weitere Träger des Namens

1) 2Kön 22,14 erwähnt einen Schallum, Sohn des Tikwa, als Ehemann der Prophetin → Hulda, vgl. auch 2Chr 34,22 (hier mit dem Patronym Tokhat).

2) Jer 22,11 nennt Schallum, den Sohn und Nachfolger → Josias, häufiger erwähnt unter seinem Thronnamen → Joahas. Letzterer wird nach 2Kön 23,34 von Pharao → Necho inhaftiert und durch seinen älteren Bruder Eljakim / → Jojakim ersetzt. Laut 1Chr 3,15 war Eljakim Josias zweiter, Schallum aber der vierte Sohn. Namensformen wie „Schallum“, d.h. Ersetzender, sind im Alten Orient häufiger für Kinder belegt, deren ältere Geschwister zuvor verstorben waren (Noth, 174). Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass Josias Erstgeborener Johanan (1Chr 3,15) schon vor Schallums Geburt verstorben war und infolgedessen bei der Nachfolge Josias keine Rolle spielt (vgl. Stamm, 72).

3) Jer 32,7 nennt einen Onkel → Jeremias mit Namen Schallum, dessen Sohn Hanamel ein Feld in → Anatot an Jeremia verkauft.

4) In Jer 35,4 ist Schallum der Vatersname des Tempelbediensteten (Torwächters) Maaseja, der über einen Raum im Tempelbereich verfügt.

5) Esr 10 listet unter den judäischen Männern, die mit nicht-judäischen Frauen verheiratet waren, einen Torwächter Schallum (Esr 10,24), der vielleicht mit dem in der Chronik mehrfach erwähnten levitischen Torwächter gleichen Namens (s.u.) identisch ist, und einen weiteren Israeliten mit Namen Schallum (Esr 10,42).

6) Im Kontext der in Neh 3 berichteten Arbeiten an der Jerusalemer Stadtmauer ist von einem Vorarbeiter Schallum, dem Sohn Loheschs, die Rede, der gemeinsam mit seinen Töchtern baut. Neh 3,15 erwähnt unter den Mitarbeitern weiterhin einen Schallun, Sohn des Kolhose, wobei der Name in einigen Handschriften des Masoretischen Texts auch als Schallum angegeben ist.

7) Die Genealogien der → Chronik listen fünf Personen mit Namen Schallum: einen Nachkommen Jerachmeels im Stamm Juda (1Chr 2,40f), einen Nachkommen Simeons (1Chr 4,25), einen Nachkommen Naphtalis (1Chr 7,13; in Gen 46,24 bzw. Num 26,49: Schillem), einen Hohepriester in der Genealogie der Söhne Aarons (1Chr 5,38f; laut Esr 7,2 ein Vorfahre Esras, vielleicht identisch mit Meschullam in 1Chr 9,11 bzw. Neh 11,11; Neh 12,13) sowie einen Torwächter (1Chr 9,17.19.31, vgl. Esr 2,42; Neh 7,45; in Neh 12,25 Meschullam).

8) 2Chr 28,12 nennt schließlich eine weitere Person mit Namen Schallum, den Vater des ephraimitischen Sippenoberhauptes Jehiskija.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Cogan, Mordechai / Tadmor, Hayim, 1988, II Kings. A New Translation with Introduction and Commentary (AncB 11), Garden City.
  • Donner, Herbert, 3. Aufl. 2001, Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen. Teil 2: Von der Königszeit bis zu Alexander dem Großen (GAT 4,2), Göttingen.
  • Frevel, Christian, 2. Aufl. 2018, Geschichte Israels (KStTh 2), Stuttgart.
  • Galil, Gershon, 1996, The Chronology of the Kings of Israel and Judah (SHCANE 9), Leiden / New York / Köln.
  • Jepsen, Alfred, 1964, Zur Chronologie der Könige von Israel und Juda. Eine Überprüfung, in: A. Jepsen / R. Hanhart (Hgg.), Untersuchungen zur israelitisch-jüdischen Chronologie (BZAW 88), Berlin, 1-50.
  • Noth, Martin, 1928, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung (BWANT 46), Stuttgart.
  • Renz, Johannes, 1995, Die althebräischen Inschriften. Teil 2: Zusammenfassende Erörterungen, Paläographie und Glossar (HAE II/1), Darmstadt.
  • Šanda, Albert, 1912, Die Bücher der Könige. Das zweite Buch der Könige (EHAT 9,2), Münster.
  • Stamm, Johann Jakob, 1980, Beiträge zur hebräischen und altorientalischen Namenskunde (OBO 30), Freiburg (Schweiz) / Göttingen.
  • Thiele, Edwin R., 2. Aufl. 1965, The Mysterious Numbers of the Hebrew Kings. A Reconstruction of the Chronology of the Kingdoms of Israel und Judah, Exeter.
  • Willi, Thomas, 2009, Chronik. 1. Teilband: 1. Chronik 1,1-10,14 (BK 24,1), Neukirchen-Vluyn.

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