Schlachtung / Schächtung
(erstellt: Dezember 2006)
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1. Allgemeine terminologische Bemerkungen und profane Bedeutung
Der Begriff „Schlachtung“ bezieht sich speziell auf das Töten von Haus- und Herdentieren, also nicht auf das Erjagen von Wild (siehe dazu Lev 17,13-14
Alle drei hebräischen Verben sind im Alten Testament in profanen Kontexten belegt: זבח bezeichnet profane Tierschlachtung in Dtn 12,15
2. Schlachten im Opferkult
Die meisten Belege der Verben זבח „schlachten“ und שׁחט „schächten“ begegnen im Alten Testament im Kontext des Opferkultes (→ Opfer
2.1. Ort der Tierschächtung im Opferkult
In den Opferritualen, die den priesterlichen Kultvorstellungen zugrunde liegen, findet die Schlachtung von vierbeinigen Herdentieren durch die Technik des Schächtens nicht auf dem Brandopferaltar statt, sondern nördlich vom Brandopferaltar auf acht extra dazu bestimmten Tischen zu beiden Seiten des dortigen Tores (Lev 1,11
Beim Schlachten der Passalämmer dürfen keine Knochen der Tiere verletzt werden (Num 9,12
2.2. Techniken der Tierschächtung im Opferkult
Das Verb שׁחט beschreibt im Alten Testament (ähnlich auch in ugaritischen und arabischen Texten) meist, in den priesterlichen Texten (sowie in Mischna und Talmud) dagegen stets das kultisch-rituelle Töten von Tieren. Der Begriff gehört zur priesterlichen Fachterminologie und bezeichnet die Schlachtung mittels eines Schnittes durch die Halsschlagader bzw. Kehle des Tieres. Ziel ist, das für nachfolgende Ritualhandlungen benötigte Blut des Opfertieres weitmöglichst auslaufen zu lassen. Andere Arten der Tiertötung sind im Alten Testament in Dtn 21,1-9
Einzelheiten zu den im Alten Testament vorausgesetzten Techniken der Schächtung werden in den Opferritualen in Lev 1-7 als bekannt vorausgesetzt und nicht erwähnt. Daher erklärt sich später die Verlegenheit der Rabbiner, die für ihre Schächtmethode keine biblischen Belege beibringen können (Babylonischer Talmud, Traktat Chullin 27a.b; Text Talmud 2
Schächttechniken variieren und sind allgemein von praktischen Erwägungen bestimmt. Nach den detaillierten Anweisungen in Mischna-Traktat Tamid 4,1 (Text Talmud 2
2.3. Bedeutung der Tierschächtung im Opferkult
Zu erwägen ist abschließend die Bedeutung der Tierschlachtung für das kultische Opferritual. Ohne Zweifel ist die rituell korrekte Ausführung dieser Handlung wichtig. Vielen zum Teil älteren Opfertheorien zufolge erscheint die Tierschlachtung jedoch als Höhepunkt kultischer Opfer (Hubert / Mauss, Koch, Gese, Girard). Dem entspricht im romanischen Sprachraum die Definition, ein „sacrifice“ (Opfer) sei “an offering accompanied by the ritual killing of the object of the offering” (van Baal, 1976, 161) – hier wird die Schlachtung zum konstitutiven Ritualelement kultischer Opfer stilisiert. Gegen solche Bewertungen der Tierschlachtung sprechen allerdings verschiedene Beobachtungen: (1) In den Opferritualtexten (Lev 1-7) werden nicht nur Tieropfer, sondern auch das vegetabile Speisopfer (Lev 2) unter der allgemeinen Kategorie qårbān „Opfer“ bzw. „Gabe“ (→ Qorban
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
- Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Weitere Literatur
- Baal, J. van, 1976, Offering, Sacrifice and Gift, Numen 23, 161-178
- Eberhart, C., 2002, Studien zur Bedeutung der Opfer im Alten Testament. Die Signifikanz von Blut- und Verbrennungsriten im kultischen Rahmen (WMANT 94), Neukirchen-Vluyn
- Eberhart, C., 2006, The Term “Sacrifice” and the Problem of Theological Abstraction. A Study of the Reception History of Genesis 22:1-19, in: C. Helmer (Hg.), The Multivalence of Biblical Texts and Theological Meanings (Symposium Series 37), Atlanta, 47-66
- Hubert H. / Mauss, M., 1899, Essai sur la nature et la fonction du sacrifice, in: ASoc 2, 29-138
- Jeremias, J., 1932, Die Passahfeier der Samaritaner und ihre Bedeutung für das Verständnis der alttestamentlichen Passahüberlieferung, Giessen
- Keel, O., 4. Aufl. 1984, Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament. Am Beispiel der Psalmen, Zürich / Einsiedeln / Köln
- Margueron, J.-C., 1991, L’espace sacrificiel dans le proche-orient ancien, in: R. Étienne / M.-Th. Le Dinahet (Hgg.), L’espace sacrificiel dans les civilisations méditerranéennes de l’antiquité. Actes du Colloque tenu à la Maison de’l Orient, Lyon, 4-7 juin 1988 (Publications de la Bibliothèque Salomon-Reinach 5), Paris, 235-242
- Marx, A., 2005, Les systèmes sacrificiels de l’Ancien Testament. Formes et fonctions du culte sacrificiel à Yhwh (VT.S 105), Leiden / Boston
- Milgrom, J., 1976, Profane Slaughter and a Formulaic Key to the Composition of Deuteronomy, HUCA 47, 1-17
- Milgrom, J., 1991, Leviticus 1-16. A New Translation with Introduction and Commentary (AncB 3), New York u.a.
- Rendtorff, R., 2004, Leviticus. 1. Teilband (BK.AT 3), Neukirchen-Vluyn
- Wiley, H.L., 2004, Gather to my Feast. YHWH as Sacrifier in the Biblical Prophets (masch.), Cambridge
Abbildungsverzeichnis
- Schlachtung (neuassyrische Darstellung) © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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