Schrecken
(erstellt: Mai 2013)
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Das Phänomen „Schrecken“ bezieht sich in der Bibel auf recht unterschiedliche Bereiche. Schrecken kann von Gott direkt kommen oder von ihm veranlasst sein. Schrecken können Kriege, Gewalttaten, aber auch seelische Zustände auslösen. Die Folge dessen, dass ein Mensch Gottes Gebote nicht beachtet, kann ebenso zum Schrecken werden; hier ist Schrecken Teil einer Strafe.
1. „Schrecken“ in der Hebräischen Bibel
Mit „Schrecken“ werden in deutschsprachigen Bibelübersetzungen nahezu 20 verschiedene hebräische Termini wiedergegeben, die im Sinne von „Angst“, „Furcht“ und „Unheil“, aber auch von „Gefahr“ zu verstehen sind (vgl. Ernst, 677). Der Kontext ist deswegen für die genaue Bedeutung von entscheidender Bedeutung, doch bleiben häufig Unschärfen.
1.1. Von Gott ausgehender Schrecken („Gottesschrecken“)
Die Verwendung des Begriffs „Schrecken“ in Verbindung mit JHWH bzw. Gott (Ex 23,27
● In 1Sam 14,15b
● Auch in Gen 35,5
● Im Abschnitt über den Frevler in Ps 36,1-5
● In Ps 119,120
● Der Schrecken (פַּחַד), der → Eliphas
● In Hi 25,2
● 2Chr 14,13
● Ein vergleichbares Schema ist auch in 2Chr 20,1-30
● 2Chr 17,1ff
● In 2Chr 19,7
● Im Abschnitt Jer 2,17-27
1.2. Von Gott veranlasster Schrecken
● In Gen 9,2
● In Hi 6,21
● „Schrecken“ bezieht sich in Dtn 4,34
● In Ps 14,5
● Dreimal findet sich im hebräischen Buch → Ester
● In 1Chr 14,8-17
1.3. Schrecken im Sinne einer Strafe
● Bei „Schrecken“ (בֶּהָלָה) in Lev 26,16
● Ebenso ist in Hi 27,20
● Des Weiteren ist in den Sprüchen gegen Tyrus in Ez 26,21
● Ebenso gehört „Schrecken“ (זְוָעָה) in Jes 28,19
● Dtn 28,25
● In Jer 30,5
● Im Abschnitt Jes 24,1-20
● In einem Abschnitt mit JHWH-Sprüchen gegen die → Ammoniter
● In Ez 7,18
● Im dritten Klagelied ist in Klgl 3,47
1.4. Schrecken allgemein
● „Schrecken“ (אֵימָה) geht allgemein von Tieren oder Menschen aus (vgl. Hi 39,20
● In Gen 27,33
● Auch kommt der Terminus „Schrecken“ (פַּחַד) zweimal in der ersten Rede JHWHs an → Hiob
● Im Buch der Sprüche ist der Terminus „Schrecken“ (פַּחַד) viermal belegt, allein in Spr 1,20-33
● In Spr 3,25
1.4.1. Im Zusammenhang von kriegerischem Geschehen
● Das JHWH-Wort in Jes 8,12-13
● In Jes 17,14
● Der prophetische Seher in Jes 21,4
● In Jer 6,25
● Nach Ez 26,16
● Im die Heilsgeschichte rekapitulierenden Ps 105
● Im Hohenlied kommt „Schrecken“ (פַּחַד) lediglich in Hhld 3,8
1.4.2. Persönliche Feinde
● In Ps 64,2
● In Ps 55 sieht sich der Beter einer Mehrzahl von Feinden ausgesetzt. Eine Folge davon ist, dass ihn „Schrecken des Todes“ (פַּלָּצוּת, Ps 55,5b
1.4.3. Seelische Ursachen
● In Ps 31,10-14
● Der Beter von Ps 91,5
● In einer Klage Hiobs findet sich der Ausdruck „Schrecken“ mit Verweis darauf, dass ihm das Leben gegeben worden ist (Hi 3,1-26
● Im Abschnitt Hi 15,20-35
2. „Schrecken“ in den deuterokanonischen Schriften
Im Textcorpus der deuterokanonischen Schriften (→ Tobit
Der Terminus Schrecken (ὁ φόβος) ist in den deuterokanonischen Schriften bzw. Textanteilen insgesamt 72-mal bezeugt (3-mal Judit; 4-mal 1Makk; 3-mal 2Makk; 5-mal Weisheit; 31-mal Sirach; 1/2-mal Baruch/Brief Jeremias; 3-mal Zusätze in Ester; 2-mal Zusätze in Daniel; Textgrundlage: Edition Rahlfs; Concordance Septuagint).
2.1. Schrecken im Kontext militärischen Geschehens. Vor allem im Umfeld militärischer Ereignisse und / oder mit direktem Bezug darauf ist ὁ φόβος im Sinne von Schrecken an folgenden Stellen verwendet Jdt 2,21-28
2.2. Schrecken für die Frevler. Schrecken wird den Frevlern allgemein zuteil, da diese sich von Gott und seinen Weisungen abwenden bzw. abgewandt haben oder sich gegen Gottes Willen stellen (Weish 4,20
2.3. Todes-Schrecken. Sir 9,13
2.4. Gottesschrecken.
● In Sir 33,1
● In einem ähnlichen Kontext wird über → Mose
● Im Sinne eines Gottesschreckens lassen sich auch 3Makk 2,23 und 4Makk 4,10 deuten. In 3Makk beabsichtigt König Ptolemaios, den Tempel zu betreten (3Makk 1,10). Dieses Vorhaben ruft heftige Abwehrreaktion seitens der Juden in Jerusalem hervor, die sich in Gebeten an Gott wenden. Gott erhört ihre Gebete, indem er ein Strafgericht gegen Ptolemaios sendet (3Makk 2,21-22). Seine Begleiter ziehen Ptolemaios daraufhin aus dem Tempelbereich heraus, nachdem sie selbst von „übermäßigen Schrecken“ erfüllt werden (3Makk 2,23). Dieser Schrecken ist Reaktion seitens der Begleiter auf die körperliche Veränderung (Krämpfe, Lähmung) des Ptolemaios beim Betreten des Tempelbereiches.
● Der Fall eines unerlaubten Betretens des Tempels liegt ebenfalls in 4Makk 4,1-14 vor. Näherhin geht es darum, dass ein gewisser Apollonios, Statthalter von Syrien, Phoinikien und Kilikien vermeintlich widerrechtlich im Schatzhaus des Tempels von Jerusalem deponierte private Gelder aus diesem für den König Seleukos entwenden will. Beim Betreten des Tempels erscheinen Engel auf Pferden mit Waffen und jagen Apollonios „Schrecken“ ein. Dieser Schrecken ist von Gott bewirkt (vgl. 1Makk 3,25
● Hingegen ist in der Einleitung des sogenannten → Briefs des Jeremia
3. „Schrecken“ im Neuen Testament – eine Hinführung
3.1. Schrecken angesichts der Auferstehung
Mk 16,1-8
3.2. „Schrecken“ im lukanischen Werk
● Lk 4,31-37
● In Lk 5,9
● Apg 3,1-10
3.3. „Schrecken“ in Paulusbriefen
● Röm 13 handelt, modern gesprochen, von staatlicher Gewalt und wie man sich ihr gegenüber zu verhalten habe. In diesem Zusammenhang wird in Röm 13,3
● In 2Kor 5,11
3.4. Keinen Schrecken mehr fürchten
In 1Petr 3,1-7
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Lexikon der Bibelhermeneutik, Berlin / New York 2009 (Begriff / Begriffsgeschichte)
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- Beuken, W.A.M., 2010, Jesaja 28-39 (HThKAT), Freiburg / Basel / Wien
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- Von Rad, G., 1953, Das erste Buch Mose. Genesis Kapitel 25,19-50,26 (ATD 4), Göttingen
- Weiser, A., 1950, Die Psalmen (ATD 15), Göttingen
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