Sendschirli
Andere Schreibweise: Zindschirli; Zincirli (türk.); Zinjirli (engl.); Zenğirli
(erstellt: März 2013)
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1. Namen
2.1. Sendschirli. Der moderne Name Sendschirli (Höyük) bedeutet „umketteter (Hügel)“ und erklärt sich aus dem kreisrunden Verlauf der äußeren Mauer (vielleicht auch durch den oval-runden Verlauf der Zitadellenmauer). Diese optische „Bekränzung“ war trotz des Bewuchses auch nach Jahrtausenden noch gut wahrnehmbar und gab dem Ort sein Profil (vgl. Wartke 2005, 14ff.). Die alternative Ableitung des Namens von einer (zu osmanischer Zeit seltenen) Brunnen-„Kette“ (türk. zincir) an der Wasserstelle erscheint nicht in gleichem Maße plausibel (jedoch Schloen, site-and-setting
2.2. Sam’al. Sam’al bedeutet „links“ bzw. „Norden“ (mit Blick auf den Sonnenaufgang liegt der Norden links). Die Bezeichnung als „Nord-Stadt“ beruht darauf, dass die Stadt im Bereich der aramäischen Staaten sehr weit nördlich lag.
2. Lage
Sendschirli liegt in Süd-Ost-Anatolien (Staatsgebiet der heutigen Türkei) an den Ausläufern des Amanusgebirges. Die Lage an einer wesentlichen Handelsroute des östlichen Mittelmeerraumes (Ost-West-Konnex zwischen Mesopotamien [Euphrat] und Killikien [Südküste Kleinasiens]) spielt auch für den kulturellen Charakter des Ortes eine entscheidende Rolle. Das Territorium von Sam’al, der Stadt und ihres Hinterlandes, wird im Westen von den Nur Dağları (antik: Amanus-Gebirge) und im Osten von dem parallel verlaufenden Kurd-Dagh begrenzt (Abb. 3 und 4). Übergänge bestehen in die umliegenden Ebenen (Amuqebene südlich, Maraschebene nordöstlich; zum Ganzen vgl. Tropper 3f.7f.; Wartke 2005, 16-19; vor allem aber inzwischen Bonnet / Niehr, 267).
Eng verbunden mit der Stadt ist die (königliche) Nekropole von Gerdschin (Gerçin, 7 km nö). Für diese Ortslage konnten aber neben der Auffindung / Verbringung der großen Hadadstatue (KAI 214, = Tropper „H“) und einer groben Skizze der Anlage (Wartke 2005, 25, Abb. 24) keine weiteren Befunde erhoben werden: Das ertragreiche Areal harrt nach wie vor der archäologischen Erforschung.
In das direkte Verbindungsnetz der Umgebung ist auch der Steinbruch bei Yesemek (60 km wsw von Gaziantep und 15 km sö von Islahiye) miteinzubeziehen, der viele antike Siedlungsorte der Umgebung mit Relief- und Skulpturarbeiten ausstattete.
3. Geschichte
Im 1. Jahrtausend v. Chr. wurde die Territorialgeschichte vor allem durch Koalitionen und Auseinandersetzungen zwischen den Nachbarstaaten und dem expandierenden assyrischen Großreich bestimmt. Ab dem späten 8. Jh. gehörte Sendschirli zum assyrischen Reich (→ Assyrien
Die Chronologie der Herrscher Sendschirlis ist nicht lückenlos geklärt. Die meisten Lösungsvorschläge können die verstreuten Notizen nicht vollständig einbeziehen. Es wird hier ein Kompromissvorschlag präsentiert (nach Bonnet / Niehr, 267-270 unter Verwendung und Modifikation der Angaben bei Tropper, 9-19, bes. 19; vgl. auch Wartke 2005, 90 und → Panamuwa
- 3. Jt. v. Chr.: erste Besiedlung; Wechselnde Zugehörigkeit (Hethiter / Hurriter); 1200 / 1100: Ansiedlung von Flüchtlingen aus der Zeit des sog. Seevölkersturms
- Gabbar (wohl ein heros eponymos wie Omri in Israel oder David in Juda)
- ca. 858-853 Ḥajjā(n)
- ca. 840-810 Kulamuwa
- ca. 810-790 Qarli
- ca. 790-750 Panamuwa I.
- (Interregnum)
- ca. 740-733 Panamuwa II.
- ca. 733-713/711 Barrakib.
4. Ausgrabungen und Funde
4.1. Grabungsgeschichte
In den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jh.s wurde die Ortslage entdeckt und in fünf Ausgrabungskampagnen von deutschen Wissenschaftlern erforscht (Tropper, 4-6; Wartke 2005, 7-42; Wartke 2006-2008 §2; resümierend Gilibert, Rez. und Lippke, Rez). Die Namen Robert Koldewey, Carl Humann und Felix von Luschan, die später auch in anderen Wissenschaftsgebieten wesentliche Beiträge lieferten, sind eng mit den ersten Kampagnen verbunden. Ziel war, wie in dieser Zeit häufig (vgl. das deutsche Papyruskartell), die von monarchisch-aristokratischen Kreisen geförderte Akquisition bedeutender Altertümer für die großen Museumssammlungen und Museumsgebäude in Berlin. Neben einem Teil der Stadtmauer wurden vor allem große Areale der Zitadelle ergraben (Abb. 9 und 10).
Besondere Ergebnisse erbrachte vor allem die Auswertung des Reliefmaterials (an den diversen Toranlagen sowie an den Palastbauten) wie auch die chronologische Abfolge der Gebäude auf der Zitadelle (hohe Dichte von Bit Hilani-Komplexen [Fritz 1983] nebst einem Hallenbau).
Seit dem Jahr 2006 sind unter der Leitung von D. Schloen und A.S. Fink im Rahmen der „Neubauer Expedition to Zincirli (Oriental Institue Chicago)“ wieder archäologische Untersuchungen aufgenommen worden, mit zum Teil spektakulären Ergebnissen: So wurde zum einen eine Totengedenkstele des Kutamuwa (Schloen / Fink) mit wertvollen epigraphischen und ikonographischen Befunden zu Tage gefördert, zum anderen war es möglich, die Kenntnis der Siedlungsgeschichte entscheidend zu verbessern (Schloen, \research-goals
4.2. Architektur
Zu den mächtigen Befestigungsanlagen gehören ein umlaufendes Doppelmauersystem, eine Zitadellenmauer (z.T. mit Kasematten), eine weitere Gurtmauer und drei (syrische) Zangentoranlagen, welche Eindringende bis zur Palastanlage überwinden mussten. Mit Sicherheit bildet diese Art der Befestigung die angespannte politische Lage ab, in der eine umfassende Schutzanlage für den Fortbestand einer Dynastie und damit für den gesamten Stadtstaat von zentraler Bedeutung war.
Über die baugeschichtlichen Entwicklungen liegt eine substantielle Dokumentation vor (von Luschan 1898, 102-136.172-183; Wartke, 2006-2008, §3). Das Gleiche gilt für die Toranlagen, die dort inklusive der besonderen Reliefaufstellung verhandelt werden.
Als Palastbauten (→ Palast
Ob es sich bei den Bauten um die in den Inschriften erwähnten Sommer- und Winterresidenzen handelt, muss offen bleiben. Der Bautyp des Bit Hilani hat offensichtlich eine breite Rezeption erfahren. Umstritten ist aber die Ausbreitung bis in die Südlevante. Bemühungen, die Existenz von Hilani-Bauten in Palästina / Israel zu belegen, beruhen wohl auf Interpretationsfehlern (Fritz 1983; Lehmann 1994).
4.3. Reliefdarstellungen
In den Altgrabungen (von Luschan) wurde u.a. das südliche Stadttor freigelegt. Die an den Wänden entlanglaufenden Reliefblöcke (Orthostatenreliefs) zeigen in einer frühen Stilausprägung Mischwesen (Abb. 12 und 24), Kampf- und Jagdszenen (Abb. 6-8 und 25) sowie vermutlich eine Bundesszene (Abb. 13). Zur chronologischen Abfolge der Stilstufen sind mit unterschiedlichen Grundkonzeptionen die Entwürfe von Orthmann (1971) und Genge (1979) zu konsultieren.
Der Vorschlag von Orthmann hat sich inzwischen durchgesetzt (vgl. insgesamt auch Gilibert 2011):
- Zincirli I: Späthethtisch (I-)II – spätes 10. Jh/9.Jh. v. Chr. (Orthmann 1971, A/1-9)
- Zincirli II: Späthethitisch II – 9.Jh. v. Chr. (Orthmann 1971, B/1-33)
- Zincirli III: Späthethitisch IIIb – spätes 8.Jh. v. Chr. = Barrakib (Orthmann 1971, F/1-9)
- Zincirli IV: Späthethitisch IIIb – 8./7. Jh. v. Chr. (Orthmann 1971, H/4-8)
Die Reliefdarstellungen des Burgtores (in deutlich jüngerer Stilstufe ausgearbeitet) zeigen in enger Abfolge neben Mischwesen und diversen Tierdarstellungen auch Prozessionen, eine Bankettszene (Abb. 14), die im östlichen Mittelmeerraum verbreitete Konstellation der Capriden am Baum (Abb. 11) und auch menschliche kultur-zivilisatorische Momentaufnahmen wie den Gesang zum Saiteninstrument (Abb. 26).
Hervorzuheben sind auch die Abbildungen von männlichen Gottheiten (Wettergott-Typus mit Blitzgabel und Axt [Abb. 15], → Wettergott
Andere Toranlagen hatten zudem ausgearbeitete Leibungslöwen, z.T. sogar als Skulptur bearbeitet, die unterschiedlichen Stilstufen und Bauphasen angehören. Einige wurden im Bereich zwischen Burgtor und Gurtmauertor gefunden. In die Reihe dieser funktionalen Rundbilder sind auch die Sphingenskulpturen (Säulenbasen) einzureihen.
Aus den Hilani-Bauten stammen weitere aussagekräftige Reliefdarstellungen. Neben der Kulamuwa-Inschrift (Abb. 20) mit Bildrelief und dem Barrakib-Orthostaten (Abb. 19) sind vor allem die Prozessionsdarstellungen an den Außenwänden des Hilani III zu erwähnen. Wiederum begegnen im Rahmen einer späten Stilstufe Musikanten mit Tamburin und Zupfinstrument neben Akrobaten oder ähnlichen Schaustellern (Abb. 17 und 27).
Von wesentlicher Bedeutung für unser Wissen über den königlichen → Totenkult
4.4. Epigraphik
In Sendschirli wurden mehrere wichtige Inschriften gefunden: Das phönizische Korpus (Bauinschrift des Kulamuwa KAI 24 = Tropper „K1“) ist vom sam’alischen (Szepterhülse des Kulamuwa = Tropper „K2“, Hadad-Inschrift KAI 214 = Tropper „H“ sowie Panamuwa-Inschrift KAI 215 = Tropper „P“) und vom aramäischen (Zeit des Barrakib, KAI 216-221, Tropper „B1-10“) gemäß Tropper (5) zu unterscheiden. Die erst seit wenigen Jahren bekannte Kutamuwa-Inschrift scheint einen Zwischenstatus zwischen den bislang bekannten Sprachstufen Sendschirlis abzubilden (Pardee, 66-69); vgl. zum Gesamtbefund → Panamuwa
4.3.1. Die Inschriften. Thematisch sind die epigraphischen Zeugnisse nicht zuletzt wegen ihres Genres und damit ihrer Intention unterscheidbar.
a) Die Kulamuwa-Inschrift stilisiert in bemerkenswertem Maße die Untätigkeit der Vorgänger (bl p‘l „er tat nichts“) um die eigenen Unternehmungen umso deutlicher hervorzuheben (zu diesem Stilmerkmal westsemitischer Königsinschriften siehe Kreuzer, 2000). Eine (nahezu poetisch) überhöhte Darlegung des Konfliktes mit den umliegenden Herrschersitzen bietet Anhaltspunkte für eine historische Einordnung. Auch die assyrische Expansionspolitik wird aus eigener (sam’alischer) Perspektive verhandelt. Wirtschaftliche Folgen werden detailliert (aber topisch!) ausgeführt. Ein zweiter wesentlicher Teil der Inschrift beschreibt die Fürsorge des idealen Herrschers Kulamuwa gegenüber unterschiedlichen Volksgruppen. Bemerkenswert ist hier gerade die funktionale Androgynie, in der der Herrscher von sich spricht („wie Vater und Mutter“ zugleich).
b) Die Hadad-Inschrift (Abb. 21) thematisiert neben dem ausgeführten Topos vom „Beistand der Götter“ die konsequente Prosperität des Landes (durch vermittelten → Segen
c) Auch die Panamuwa-Inschrift kennt (am Ende) einen Paragraphen über den Totenkult und den Auftraggeber (Barrakib) in der Doppelfunktion des würdigen Thronfolgers und des loyalen Sohns, jedoch berichtet der Großteil der Inschrift über historische Ereignisse der Thronnachfolge: Usurpation, Revolte und Gegenmaßnahmen (mit Hilfe Tiglatpilesars III., hier: tgltplsr).
e) Der Stein des Kutamuwa, eines hohen Beamten (8. Jh. v. Chr.), ergänzt die Beleglage (nach einer Selbstvorstellung) durch eine Opferliste und Ritualanweisungen für den Totenkult. Von besonderer Bedeutung ist die Wendung, die den Totengeist im Gedenkstein lokalisiert ([l]nbšj . zj . bnṣb . zn „mein Totengeist, der in dieser Stele ist“). Vermutungen wurden über eine solche Vorstellung schon lange angestellt; der philologische Beleg schafft nachträglich Klarheit.
4.3.2. Zum Stil. Die stilistischen Details und die überlegte Struktur der Inschriften sind bisher nur rudimentär beleuchtet. Tropper stellt immerhin Gliederungen und Strukturskizzen im Überblick vor (vgl. Younger, aber die Arbeiten von Lehmann [2005] zu Aḥirom und Röllig [1998; 2004]). Eine vollständige Durchdringung des poetischen Charakters der Quellen, auch an den Stellen, an denen Historisches verarbeitet wird, steht somit noch aus. Wie auch bei den übrigen kanaanäisch-aramäischen Königsinschriften kann an den Ausführungen die im Hintergrund liegende Vorstellung einer Zwei-Körperlehre vermutet werden: Ein vergehender body natural ist von einem die Zeit überdauernden body politic zu unterscheiden. Der Letztgenannte ist eng mit dem Amt verbunden, das wiederum auf andere natürliche Körper übergehen kann (Kantorowicz; Niehr 2012,153).
Durch die Inschriften ist die Kenntnis des sam’alischen Pantheons auf eine solide Basis gestellt. Folgende Gottheiten sind belegt: ’L (→ El
Die Inschriften bilden nicht nur eine wichtige Quelle für die Religion in Sam’al, sondern – mit lokalen Variationen – auch einen wichtigen Zugang zur aramäischen Religion insgesamt (Kreuzer, 1996; aufgenommen bei Lipiński, 2000, 614f.). Interessanterweise spielen die Göttinnen in der Ikonographie eine größere Rolle als in den Königsinschriften. Eine endgültige Zuordnung von Gottheit und zugehöriger Ikonographie (Symbol) ist nach wie vor nicht gelungen (Lippke 2007).
4.5. Kleinfunde
Die Kleinfunde sind im 5. Ausgrabungsband publiziert worden (Andrae). Die detaillierten Tagebucheinträge von Luschans wurden darin nur selektiv berücksichtigt. Eine detaillierte Aufarbeitung unter intensivem Rückgriff auf die gute Dokumentation steht noch aus, ist aber schon in Angriff genommen (Leitung: M. Pucci, Berlin, in Zusammenarbeit mit G. Lehmann, Beer-Scheva).
Aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. stammen einige syrische Göttinnenfigurinen (Andrae, Taf. 33; Wartke 2005, Abb. 74) wie auch unterschiedliche Terrakottafragmente. Zudem brachten die Ausgrabungen zoomorphe Gefäße und Figuren zu Tage (Andrae, Taf. 11.36; Wartke 2005, Abb. 72).
Aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. sind einige ikonographisch aufschlussreiche Amulette aus Metall und Stein mit göttlichen und dämonischen Aktanden (Andrae, Taf. 9f.46f.; Wartke 2005, Abb. 79.80.84-86a) sowie eine Reihe von Kultgegenständen (Libationsgeräte, eine Situla u.a.: Andrae, S. 117; Taf. 13.14.48; Wartke 2005, Abb. 90) erhalten. Einige gute Exemplare der Stempel- und Rollsiegelglyptik zeigen verbreitete Motive (Andrae, Taf. 37-39; jedoch Wartke 2005, Abb. 77). Besondere Beachtung haben die beschrifteten Metallbarren aus der Zeit des Königs Barrakib verdient: Sie tragen auf der Oberfläche gut lesbar die Inschrift: lbrrkb.br.pnmw „dem Barrakib, dem Sohn des Panamuwa gehörig“ (Andrae, Taf.58 und Wartke 2005, Abb. 87). Funde von Elfenbeinpanelen mit ägyptischem Einfluss (Andrae, Taf. 65-72; Wartke 2005, Abb. 92-94b) reihen Sam’al in die Handelskette der → Elfenbeinschnitzerein
5. Bedeutung
Die Disziplinen der alttestamentlichen Religionsgeschichte und der Kulturgeschichte des östlichen Mittelmeerraumes wenden sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr der Rekonstruktion des religiösen Symbolsystems zu (Lippke 2011; 2012, 82). Hierbei ist es erklärtes Ziel, durch plurimediale Datenerhebung ein möglichst umfassendes Bild der jeweiligen Vorstellungen zu rekonstruieren. Ein Paradebeispiel für eine pluriforme Quellenlage bietet Sendschirli: eine eisenzeitliche Stadt, mit ihrem Hinterland, in der umfassende Großikonographie (Reliefblöcke) wie auch Kleinikonographie (Siegel, Amulette, Metallarbeiten) gefunden wurden. Die Bildkomponente ist somit solide abgedeckt. Hinzu treten aber in nicht minder bedeutendem Maße die epigraphischen Zeugnisse. Sie verleihen den bildlichen Typen und Grundkonstellationen zum einen historische Präzision, zum anderen übermitteln sie Memorial-Inhalte in Form von (poetisch-)literarischen Kunstwerken. Gerade für das Verhältnis von Text und Bild haben die beiden letztgenannten Gattungen einige Anknüpfungspunkte zu bieten (Frage nach der Göttin Kubaba in Ikonographie und Text; Zuordnung der Symbole zu epigraphisch überlieferten Gottheiten).
Für das Königtum (Kreuzer 2000) und den königlichen Totenkult bieten die Inschriften und Standbilder (divinisierter König und Hadad-Statue) wesentliche Einsichten (Niehr 2004a.b; 2006). Auch kann das sepulkrale Vorstellungsrepertoire der Stadtelite an Hand des Kutamuwa-Steins präzisiert werden. Die archäologische Kontextualisierung ermöglicht eine genaue Einordnung der Phänomene in das soziokulturelle setting der antiken Stadt. Die unterschiedlichen Einflüsse der prägenden Kulturen des Vorderen Orients treten an den Kunstwerken hervor: Hethitische Schnabelschuhe der Relieffiguren (Westeinfluss aus Anatolien; → Hethiter
In diesem Zusammenhang darf auch die Sprachenkonstellation nicht verkannt werden: Der Stadtstaat zeichnete wesentliche Informationen einerseits in luwischen Hieroglyphen, aber dann sukzessive in phönizischer und aramäischer Sprache, wie auch in einem Mischidiom, auf. Seine Könige und Beamte trugen einerseits luwische (Kulamuwa [aber schon mit aramäischer Filiation „bar Ḥajjā“!], Panamuwa, Kutamuwa), andererseits aber auch ganz aramäische Namen (Barrakib). Eine solche sozio-ökonomische Einheit ist mit guten Gründen als multikulturell zu bezeichnen; zugleich sollten diachrone Entwicklungen nicht außer Acht gelassen werden.
In dieser Hinsicht, aber auch in Bezug auf Stadt-Entwicklungsfragen, Territorialentwicklungen, Ahnenbedeutung und Königsvorstellungen bietet Sendschirli ganz wesentliche Anknüpfungspunkte zu biblischen Texten. Denn zahlreiche biblische Überlieferungen sind bemüht, genau dieses Zeitfenster der Geschichte in historischer, religiöser und gesamtkultureller Hinsicht literarisch abzubilden. Die Hethiter des Alten Testaments, die wohl mit syro-aramäischen bzw. aramäisch-luwischen Volksgruppen (Dion, Jasink, Lipiński, Sader) zu identifizieren sind, erhalten in dieser Hinsicht ein sehr plastisches Profil anhand eines plurimedialen Fundensembles. Wer Vergleiche und Taxonomien zwischen dem judäischen / samarischen Königtum (David oder Omri etc.) und dem phönizischen (Aḥirom, Jeḥimilk) oder dem ostjordanischen Königtum (→ Mescha
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
(Stichwort: Aramäer / Arameans, Sam’al, Sendschirli)
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- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Weitere Literatur
Die Homepage der Ausgrabungen (http://zincirli.uchicago.edu/
Umfassende Literaturangaben bieten Bonnet / Niehr in den jeweiligen thematischen Kapiteln. Eine ausführliche Besprechung ausgewählter Bildwerke wird 2013/2014 erscheinen (Lippke, Supplementa Sendschirliana).
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Sendschirli Höyük in der heutigen Türkei.
- Sendschirli aus der Vogelperspektive (Blick Richtung Norden).
- Karte zu Sendschirli im topographischen Kontext. Aus: von Luschan 1893, Hintersatz
- Karte zu Sendschirli im topographischen Kontext (Ausschnitt). Aus: von Luschan 1893, Hintersatz
- Stele aus Sendschirli, die von der assyrischen Unterwerfung zeugt. Der assyrische König Asarhaddon (681-669 v. Chr.) hält an zwei Bändern die besiegten Könige Taharqo von Ägypten und Balu von Tyrus. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Reiter mit abgeschlagenem Feindeskopf (Relief; 10. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 34c
- Reiterdarstellung (Relief; 10. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 34d
- Jagdszene: Jäger mit Pfeil und Bogen (Relief; 10. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 34g
- Plan der rekonstruierten Stadtanlage. Aus: von Luschan 1898, Taf. 29
- Plan der Zitadelle mit Toren und Hilani-Bauten. Aus: von Luschan 1898, Taf. 27
- Capriden am Baum (Relief; 9. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 38a
- Mischwesen mit aufgerichteten Armen (Relief; 10. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 34a
- Bundesszene (Relief; 9. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 34a
- Bankettszene (Relief; 9. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Abb. 105
- Wettergott mit Blitzgabel, Axt und Langschwert (Relief; 9. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 51
- Kriegerischer Gott mit Schild, Langschwert und Lanze (Relief; 9. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 40
- Akrobatendarstellung (Relief; Ende 8. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1911, 259b
- Divinisierter König (Rundbild; 9. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1911, Abb. 265
- Schreiberorthostat des Barrakib. Aus: von Luschan 1911, Taf. 60
- Kulamuwa-Inschrift. Aus: Wikimedia Commons; © Gryffindor, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz 1.0; Zugriff 1.4.2013
- Statue des Gottes Hadad aus Gerdschin (9./8. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1893, Taf. 6
- Thronende Göttin (Relief; 9. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 38a
- Göttin mit Schleier und Spiegelsymbol in der linken Hand (Relief; 9. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 51
- Sphingenähnliche Mischwesen in gestaffelter Darstellung (Relief; 10. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 34e
- Jagdszene: Verwundeter Hirsch und angreifender Jagdhund (Relief; 10. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Taf. 34h
- Instrumentalist und Sänger (Relief; 9. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1902, Abb.118.119
- Musikanten (Relief; 8. Jh. v. Chr.). Aus: von Luschan 1911, Taf. 62
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