Senkblei
(erstellt: Mai 2009)
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Verschiedene hebräische Worte und Phrasen werden als Senkblei bzw. Senklot oder Lot gedeutet. In jedem dieser Fälle ist die Bedeutung unsicher. Die besondere Schwierigkeit ist, dass die alttestamentichen Belege durchgehend metaphorisch gemeint sind.
1. Senkblei in Apg 27,28
Eine Stelle, aus der man sicher auf die Verwendung eines Senkbleis schließen kann, findet sich im Neuen Testament, in Apg 27,28
2. Senkblei in 2Kön 21,13 und Jes 28,17
In 2Kön 21,13
3. Senkblei in Jes 34,11?
In Jes 34
4. Senkblei in Sach 4,10?
In Sach 4,6-10
5. Senkblei in Am 7,7-8?
1. Ein Senkblei zur Prüfung. In der dritten Vision des Amos (Am 7,7-9
„Mauer aus ’ǎnākh“. Wenn JHWH ein Senkblei in der Hand hat, wird die Phrase „Mauer aus ’ǎnākh“ als eine Mauer verstanden, die mit Hilfe eines Senkbleis errichtet wurde. Da Amos in seiner Beschreibung des Geschauten auf die Mauer aus ’ǎnākh mit keiner Silbe eingeht, dürfte sich das erste ’ǎnākh in Am 7,7
Will man, wie es viele tun, am masoretischen Text „Mauer aus ’ǎnākh “ festhalten oder verstehen, was einen Abschreiber bewegt haben könnte, die „Zinnmauer“ einzufügen, so werden folgende Möglichkeiten diskutiert (siehe Koenen, 172): 1) Weigl (183-187) betont den hohen Wert von Zinn und dessen Bedeutung für die Anfertigung von Luxusgütern und versteht die Mauer aus Zinn als Symbol für angehäuften Reichtum. Gegen diesen Reichtum wolle Gott mit der Waffe in der Hand einschreiten. 2) S.M. Paul (235) hebt hervor, dass die Mauer gerade nicht aus harten Metallen wie Bronze und Eisen besteht, sondern aus weichem Zinn. Sie sei deswegen ein Symbol der Schwäche und Schutzlosigkeit Israels. 3) Belege mit Mauern aus Metall (Jer 1,18; Jer 15,20
2. Weitere Deutungsvorschläge. Gelegentlich gibt es auch Deutungsvorschläge, die nicht von einer Überprüfung der Mauer ausgehen, sondern dem ’ǎnākh andere Funktionen zuschreiben: Hoffmeier (304-319) denkt an das Bleilot, das es damals an Waagen gab. Unter Verweis auf die Waage in ägyptischen Darstellungen vom → Totengericht
3. Eine Waffe zur Zerstörung. Neuerdings wendet man sich aber von der Senkblei-Deutung wieder ab (eine Übersicht über die vertretenen Thesen gibt Riede, 106-109). Entscheidend dafür sind die folgenden Gründe:
a) Die Erklärung der visionären Szene als Prüfvorgang hat nirgends im Text einen Anhalt und muss zusammen mit der Deutung von ’ǎnākh in den Text eingetragen werden (Beyerlin, 13). Gleiches gilt für die implizite Voraussetzung, dass das Ergebnis der Überprüfung negativ ausfallen wird.
b) Die Überprüfung einer Stadtmauer darauf, ob sie auch lotgerecht gebaut wurde, ist wenig schlüssig. Entscheidend für ihre Funktion ist vielmehr ihre Standfestigkeit.
c) Das Wort ’ǎnākh scheint überhaupt kein hebräisches Wort zu sein, sondern erklärt sich am besten als Übernahme des akkadischen Wortes anāku. Dieses bedeutet eher Zinn als Blei (Landsberger; Jeremias, 101 mit Anm. 19). Dann müsste das Lot ein Stück Zinn als Gewicht verwendet haben (so freilich Williamson, 107f).
Das Lehnwort ’ǎnākh wird im jetzigen Kontext zu einem genialen Wortspiel genutzt: In dem an die 3. Vision angehängten Fremdbericht von der Begegnung des Amos mit dem Priester Amazja (Am 7,10-17
d) Der frühe redaktionelle Nachtrag Am 7,9
Alle Argumente zusammen genommen, lassen die Senkblei-Deutung doch als sehr problematisch erscheinen.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003
2. Weitere Literatur
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- Beyerlin, W., 1988, Bleilot, Brecheisen oder was sonst? Revision einer Amos-Vision (OBO 81), Freiburg (Schweiz) / Göttingen
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Abbildungsverzeichnis
- Senkblei und Kreuzhacke. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Assyrer erobern eine Stadt mit Sturmböcken (Relief aus dem Palast Tiglat-Pilesers III. [745-727 v. Chr.] in Nimrud). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Assyrische Soldaten zerstören eine Stadt mit Kreuzhacken (Palast Assurbanipals; 669-ca. 630 v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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