Skorpionensteige
(erstellt: März 2012)
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1. Name
Das Toponym Skorpionensteige (עַקְרַבִּים מַעֲלֵה ma‛ăleh ‛aqrabbîm) ist eine Constructus-Verbindung mit dem nomen regens מַעֲלֶה ma‛ălæh „Anstieg“ und dem nomen rectum עַקְרָב ‛aqrāv → „Skorpion
Allerdings ist es ebenso möglich, das Wort ‛aqrāv als eine bestimmte „Dornenpflanze“ zu deuten, die skorpionartige Blütenstände aufweist (Garfinkel). Somit könnte dieses Toponym einen dornenreichen Anstieg beschreiben. Hieronymus übersetzt עַקְרַבִּים ‛aqrabbîm mit „Skorpione oder anmutig“ (Nomina Hebraica 16,13: scorpiones vel decentem).
2. Überlieferung
Das Toponym „Skorpionensteige“ kommt im Alten Testament nur dreimal vor (Num 34,4
Fast wortgleich wird die Südgrenze des Erbteils Judas in Jos 15,2-4
Aus beiden Angaben geht sicher hervor, dass südlich der Skorpionensteige die Grenze Judas nach Westen abknickt. Mitunter gehört das Tiefland der Araba zum judäischen Verheißungsland hinzu, da die Grenze nach Num 34
Die schwierige topographische Angabe מִמַּעֲלֵה עַקְרַבִּים מֵהַסֶּלַע וָמָעְלָה mimma‛ăleh ‛aqrabbîm mehassæla‛ wāmā‛lāh in Ri 1,36
Die beiden Präpositionsverbindungen mit min können entweder mit „abgesehen von“ oder „von … weg“ übersetzt werden. Im ersten Fall gehört das damit Bezeichnete nicht zum Siedlungsgebiet der Amoriter, im zweiten Fall fängt die amoritische Besiedlung erst ab dem so bezeichneten Toponym an. Fraglich ist, ob beide Präpositionsverbindungen in einem Appositionsverhältnis zueinander stehen. Hinzu kommt, dass man sæla‛ als ein Toponym, das in Edom zu lokalisieren ist, oder als Nomen „Felsen“ lesen kann. Außerdem könnte das mit he locale verbundene Adverb ma‛al aufgrund seines Konsonantenbestandes als Nomen ma‛ălæh „Anstieg“ gedeutet werden, wobei dieser Anstieg dann mit der Skorpionensteige identifiziert werden könnte (Gaß). Darüber hinaus ist nicht auszuschließen, dass das Richtungsadverb wāmā‛lāh der Präpositionsverbindung mehassæla‛ lediglich beigeordnet ist (Brockelmann §120b „oberhalb des Felsens“). Mit diesen syntaktischen Möglichkeiten lassen sich die unterschiedlichsten Szenarien entwerfen. Die topographische Beschreibung bleibt somit undurchsichtig. Hier kommt man über Vermutungen nicht mehr hinaus.
Außerbiblisch könnte עַקְרַבִּים ‛aqrabbîm noch als ‛qrbṯ in einer topographischen Liste im Totentempel von → Amenophis III.
Die Skorpionensteige wird von → Hieronymus
Darüber hinaus könnte die Skorpionensteige noch in der Tabula Peutingeriana eingezeichnet sein (Jericke 62), einer Karte des römischen Straßensystems, die ihre Wurzeln in römischer Zeit hat. In römisch-byzantinischer Zeit war der Aufstieg von Naqb eṣ-Ṣafā die bedeutendste Straße von Judäa nach Elat (Aharoni 36-37).
Von dem mittelalterlichen jüdischen Gelehrten Estori ha-Parchi wird die Skorpionensteige ebenfalls erwähnt, wobei er sich an der biblischen Beschreibung orientiert und keine neuen Informationen besteuert (Edelmann 41b,27).
→ Eusebius
Manchmal wird vermutet, dass die Skorpionensteige im Original des → Jubiläenbuches
3. Lokalisierung
Der aufgrund des Namenserhaltes vorgeschlagene Aufstieg bei Umm el-‛Aqāreb am Lisan (Phythian-Adams 146) ist aus literarischen und archäologischen Gründen unwahrscheinlich. Es handelt sich bei der Skorpionensteige wohl eher um einen der Pässe, die von der Araba auf das westlich liegende Negev-Hochland hinaufführen.
Dieser Anstieg weist drei Festungen mit den Namen Ruğm Ṣafr, Chirbet Ṣafr und Qaṣr Ṣafr auf, die angeblich in nabatäischer Zeit gebaut, in römischer Zeit erneuert und in byzantinischer Zeit rekonstruiert worden sind (Glueck 1959, 207), was aber hinsichtlich des archäologischen Befundes fraglich ist.
3.3. Qaṣr Ṣafr (Koordinaten: 1603.0368; N 30° 55' 19.6'', E 35° 06' 31.4''
Die drei Festungsanlagen sind offenbar nach einem ähnlichen Bauplan gebaut worden, so dass sie vermutlich im Rahmen eines einzigen Bauprogramms zum Schutz des Aufstiegs errichtet worden sind. Nach dem Aufstieg folgen die Ruğūm Ṣfar, ein Komplex von mehreren Gebäuden. Drei dieser Gebäude sind rechteckig und ungefähr 20 x 7 m groß, sieben sind hingegen quadratisch mit Seitenlängen von 3 bis 6 m. Bei einem dieser Gebäude fand man offenbar Keramik der Eisenzeit II. Die Bauweise dieser Gebäude in Läufer-Binder-Technik könnte auf eine eisenzeitliche Entstehung hinweisen (Kirk 228).
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- The Interpreter's Dictionary of the Bible, New York 1962
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993 / Suppl. 2008
- Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
- The New Interpreter's Dictionary of the Bible, Nashville 2006-2009
2. Weitere Literatur
- Abel, F.-M., 1938, Géographie de la Palestine. Band 2 Géographie politique, les villes (Études Bibliques), Paris
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- Borée, W., 1930, Die alten Ortsnamen Palästinas, 2. Aufl., Leipzig (Nachdruck Hildesheim 1968)
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- Glueck, N., 1935, Explorations in Eastern Palestine. Band 2 (AASOR 15), New Haven
- Glueck, N., 1959, Rivers in the Desert, New York
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- Vos, J.C. de, 2003, Das Los Judas. Über Entstehung und Ziele der Landbeschreibung in Josua 15 (VTS 95), Leiden
Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage der Skorpionensteige. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Skorpionensteige auf der Tabula Peutingeriana.
- Übersicht über die Skorpionensteige. © Erasmus Gaß, gezeichnet nach Keel / Küchler, 273
- Die Skorpionensteige führt südlich (links) des Nahal Gov zum Negev-Hochland (Blick nach Westen mit Ruğm Ṣafr im Vordergund). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2015)
- Ruğm Ṣafr. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2015)
- Chirbet Ṣafr. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2015)
- Detailkarte zur Skorpionensteige. © Erasmus Gaß, gezeichnet nach Harel, 176
- Der untere Abschnitt der Skorpionensteige © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2015)
- Stufen des Wegs der Skorpionensteige. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2015)
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