Stierbilder
(erstellt: November 2009)
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→ Bethel
1. Funde von Stierbildern
Stierbilder sind im Alten Orient seit frühester Zeit belegt. In Syrien-Palästina hat man aus der Bronze- und Eisenzeit eine Fülle von Stierdarstellungen gefunden. Es handelt sich vor allem um Reliefs, Schnitzereien (Elfenbein), Siegelbilder und Statuetten. Letztere bestehen aus Ton oder Metall, bes. Bronze (zum Teil vergoldet oder versilbert). Sie sind in der Regel nur 4-6 cm lang und hoch. Die bei weitem größte in Palästina gefundene – möglicherweise aus der Späten Bronzezeit (1600-1200 v. Chr.) stammende – Stierstatuette misst 17,2 x 4,4 x 12,4 x cm (Abb. 1; → „Bull Site
An Stierstatuetten aus Bronze sind mindestens folgende Funde zu verzeichnen: → Byblos
Die verbreiteten Stierstatuetten aus Ton sind kaum als billigere Ausführungen der Bronzestatuetten anzusehen, da sie meist erst aus deutlich späterer Zeit, nämlich der Eisenzeit IIC (722-587 v. Chr.) stammen. Eine Zusammenstellung der Funde ist schwierig, da die Statuetten oft nur fragmentarisch erhalten und die Tiere nicht eindeutig als Stiere zu identifizieren sind. Man kann deswegen oft nur von Boviden sprechen. Für die Eisenzeit nennt T.A. Holland schon 1975 fast 150 Funde (allein 75 von Tell Ǧemme und 32 aus Jerusalem). In Samaria hat man die Reste von 85 Stierstatuetten bzw. Stiergefäßen gefunden (nur 5 davon sind in der Liste von Holland). Weitere sehr schöne, von Holland (noch) nicht erfasste Funde stammen z.B. aus → Hazor
Auf Siegeln erscheinen Stiere stehend, laufend, springend oder liegend – Letzteres vielleicht um im Bild nicht zu viel Platz einzunehmen. Wie auf Reliefs und Schnitzereien werden sie meist im seitlichen Profil gezeigt, das jedoch von einer Frontdarstellung der Hörner durchbrochen sein kann. Der Kopf der stehenden und liegenden Tiere ist in der Regel aufrecht, der der laufenden dagegen vielfach gesenkt, wobei die Hörner zum Angriff nach vorne gerichtet sind. Bei einer Gottheit können Stiere als Begleittiere und Tragtiere fungieren. Sie begegnen insbesondere bei → Wettergöttern
2. Stierbilder als Symbol von Macht und Stärke
Für die Symbolik von Stierbildern sind vor allem Abbildungen aufschlussreich, auf denen ein Stier durch seinen Kontext definiert wird, auf denen er also zu Dingen, Tieren, Menschen oder Göttern in Beziehung steht. Bei kontextlosen Darstellungen kann man nur darauf achten, ob bestimmte Körperteile – etwa das Glied, die Muskulatur oder die Hörner – besonders betont oder die Haltung und Stellung des Tieres aussagekräftig sind. Ferner können Texte, besonders in Metaphern und Vergleichen, das Image des Stiers in der Bronze- und Eisenzeit erschließen.
Der Symbolgehalt von Stierbildern darf nicht einseitig auf Fruchtbarkeit reduziert werden, sondern lässt sich durch Begriffe wie Zeugungskraft, Fruchtbarkeit, Leben, Wohlstand, Kampfesstärke, Überlegenheit und Macht umreißen. Je nach Kontext, d.h. je nach Gattung, traditionsgeschichtlichem Zusammenhang und Kulturkreis oder je nach dem, in welchem Zusammenhang, z.B. bei welchem Gott oder welchen anderen Symbolen, Stierbilder begegnen, können sie für etwas anderes stehen, zumindest können andere Aspekte in den Vordergrund rücken.
2.1. Das Image des Stiers in der Mittleren und Späten Bronzezeit
In der Mittleren und Späten Bronzezeit symbolisieren Stiere in Syrien-Palästina vor allem Kraft und Stärke. Beim Fruchtbarkeits- und Wettergott → Baal
Stiere begegnen sehr oft in kämpferischem Kontext. Das Siegel des Ichlibšarri, das diesen als „Diener Adads“ bezeichnet, zeigt den kriegerischen → Wettergott
Auf dem spätbronzezeitlichen Siegel des Königs Ini-Teschup von → Karkemisch
Das gilt auch für ein spätbronzezeitliches Siegel von Tell el-‘Aǧǧūl (→ Tell el-‘Aǧǧūl
Die spätbronzezeitlichen Texte aus Ugarit bestätigen, dass der Stier vor allem Kraft und Stärke symbolisierte. Als Metapher kann sich „Stier“ auf irdische Machthaber und Fürsten beziehen. Baal und Mot stoßen sich in ihrem Kampf „wie Stiere“ (k.rwmm; KTU 1.6 VI,17-20). Vor allem trägt → El
2.2. Das Image des Stiers in der Eisenzeit
Neuassyrische Rollsiegel mit einer Kuh, die ein frisch geborenes Kalb säugt und schon wieder von einem Stier besprungen wird, veranschaulichen landwirtschaftliche Fruchtbarkeit und sollen diese wohl auch evozieren. In Palästina erscheint der Stier jedoch wie in der Mittleren und Späten Bronzezeit vor allem als Symbol von Kraft und Stärke.
Auf einem Siegel erscheint er neben einem Löwen, und die Kesselwagen des Jerusalemer Tempels waren nach 1Kön 7,29
Zwei Reliefs von Tell Ḥalāf zeigen eindrucksvoll, wie ein Stier einen Löwen mit den Hörnern aufspießt und besiegt. In anderer Weise zeigt ein Siegelamulett aus einem Grab von Tell el-Fār‘a Süd [Tell el-Fara], wie ein Stier mit zum Angriff gesenktem Kopf einen Löwen attackiert.
Die Texte des Alten Testaments ergeben ein ähnliches Bild. Eindeutig ist von einem Stier im Kontext „Fruchtbarkeit“ nur in Hi 21,10
Das Bild, das man sich von einem Jungstier (עֵגֶל ‘egæl; zum Begriff → Goldenes Kalb
Das Stierbild veranschaulicht nicht einfach aggressive Kampfeskraft, sondern zunächst und vor allem Macht in einem umfassenden Sinne. Bezogen auf eine Gottheit bringt es deren Omnipotenz zum Ausdruck. Erst davon abgeleitet kann sich die Macht in konkreten Einzelfällen in aggressiver Kampfeskraft äußern, wie auch in Fruchtbarkeit. Beide sind also Aspekte göttlicher Macht.
3. Stierbilder als Bilder Jahwes
Trotz des → Bilderverbots
Literaturverzeichnis
Bild-Recherche BIBEL+ORIENT Datenbank Online
1. Lexikonartikel
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2. Weitere Literatur
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Abbildungsverzeichnis
- Bronzefigurine eines Stiers (17.2 x 4.4 x 12.4 cm; Ḏahret eṭ-Ṭawīle bei Samaria; 1400-1150 v. Chr.; BIBEL+ORIENT Datenbank Online
). © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz ; vgl. Mazar, fig. 2; Keel / Staubli, Nr. 73 - Stierstatuette mit Zapfen zur Halterung vermutlich auf einer Holzplatte an den Füßen des Stieres (Bronze; Hazor; 5,5 x 4,5 cm; Späte Bronzezeit). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Stier als Tragtier eines Wettergottes mit Blitzbündel in der Rechten (Basaltstele; Arslan Tasch; 8. Jh.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Der hethitische Wettergott Taru-Tarchun(t) in Stiergestalt (Orthostatenrelief aus Alaca Höyük; 15. Jh.). Aus: K. Bittel, Die Hethiter, München 1976, 191 Abb. 214
- Stier als Begleittier des kriegerischen Wettergotts (Rollsiegel; altsyrisch). Aus: O. Keel, Das Recht der Bilder, gesehen zu werden. Drei Fallstudien zur Methode der Interpretation altorientalischer Bilder (OBO 122), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1992, Abb. 157; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Der Wettergott mit Stier im Kampf gegen einen Löwen (Rollsiegel; Karkemisch; Späte Bronzezeit). Aus: O. Keel, Das Recht der Bilder, gesehen zu werden. Drei Fallstudien zur Methode der Interpretation altorientalischer Bilder (OBO 122), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1992, Abb. 166; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Der Pharao (Amenophis II.) als siegender Stier (Siegel; Tell el-‘Aǧǧūl; 15. Jh.). Aus: O. Keel, Das Recht der Bilder, gesehen zu werden. Drei Fallstudien zur Methode der Interpretation altorientalischer Bilder (OBO 122), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1992, Abb. 161; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Ein Stier befruchtet eine Kuh (Rollsiegel; neuassyrisch). Aus: O. Keel, Das Recht der Bilder, gesehen zu werden. Drei Fallstudien zur Methode der Interpretation altorientalischer Bilder (OBO 122), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1992, Abb. 176; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Stier und Löwe (Siegel; Tell el-Fār‘a Süd; um 900 v. Chr.). Aus: O. Keel / Chr. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg, 5. Aufl. 2001, Abb. 191; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Stier besiegt Löwen (Relief; Tell Ḥalāf; 10./9. Jh.). Aus: O. Keel, Das Recht der Bilder, gesehen zu werden. Drei Fallstudien zur Methode der Interpretation altorientalischer Bilder (OBO 122), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1992, Abb. 170; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Stierbild auf einem ammonitischen Siegel (7. Jh.). Aus: K. Galling, Beschriftete Bildsiegel des ersten Jahrtausends v. Chr. vornehmlich aus Syrien und Palästina. Ein Beitrag zur Geschichte der phönikischen Kunst, ZDPV 64, 1941, 121-202, 138f.176 Nr. 26; vgl. Hübner, 1992, 110 Nr. 135
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