Taharqo
Andere Schreibweise: Taharka; Tirhaka; Telqo
(erstellt: September 2008)
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1. Namen
Horus- und Nebtiname: q3 ch‘w („dessen Erscheinungen erhaben sind“);
Goldhorusname: chw t3wj („Schützer beider Länder“);
Thronname: nfrtm chw R‘ („Nefertem ist der Schützer des Re“);
Eigenname: Taharqo / Taharka.
2. Familie
Eindeutig und mehrfach belegt ist die Mutter des Taharqo, Abalo (Abb. 1). Als Taharqos Vater wurde immer wieder → Pije
3. Historischer Abriss
Der bedeutendste Herrscher der → Kuschitenzeit
Bis 677 herrschte eine friedliche Zeit, in der Taharqo ein immenses Bauprogramm verwirklichen konnte. Assyrien führte Kleinkriege wegen Aufständen und Grenzschwierigkeiten, wodurch die Kuschiten ihren Einfluss in Syrien und Palästina festigen konnten.
677 besiegte → Asarhaddon
Der erste Ägyptenfeldzug 674 konnte wahrscheinlich bereits an einer Grenzfestung zurückgeschlagen werden. 671 jedoch konnte Asarhaddon in Unterägypten eindringen und Memphis einnehmen. Dabei nahm er den Harem des Taharqo sowie dessen Sohn gefangen. Asarhaddon setzte örtliche Kleinkönige als Vasallen ein und zog sich wieder in seine Heimat zurück. Taharqo, der in die Thebais geflohen war, marschierte daraufhin wieder Richtung Memphis. Beim dritten Ägyptenfeldzug 669 starb Asarhaddon auf dem Weg und konnte daher die Eroberung nicht vollenden. In der unsicheren Zeit des Regierungswechsels konnte Taharqo Memphis wieder zurück erobern. Jedoch drang der Nachfolger Asarhaddons, → Assurbanipal
Der Beginn der Regierung von Taharqo kann sicher auf das Jahr 690 datiert werden (Beckerath). → Manetho
4. Denkmäler
4.1. Bauten
Sowohl in Ägypten als auch in Kusch entstanden neue Tempel. Der Schwerpunkt der Bautätigkeit in Ägypten lag in der Thebais, insbesondere in Karnak. In Karnak (Abb. 2) ließ Taharqo das „Edifice“ am Heiligen See anlegen, ein Bau, dessen Funktion auch heute noch rätselhaft geblieben ist (A).
Besonders hervorzuheben ist die Anlage von Kolonnaden in allen Himmelrichtungen (B). Diese Vorbauten vor den Pylonen in Karnak sind heute nur noch teilweise erhalten, von der Westkolonnade steht jedoch noch eine Säule vollständig und kann die Monumentalität des antiken Bauwerkes andeuten (Abb. 3). Der Bau von kleinen Kapellen für Osiris Neb-Anch (C) bzw. Padedanch / Nebdjet (D) und eines Kioskes (?) im Opet-Tempel (E) sind ebenso Taharqo zuzuschreiben wie auch eine größere Baumaßnahme im Mutbezirk. Dort sind Restaurierungen, aber auch Um- und Einbauten (F) vorgenommen worden.
Auch in Nubien ließ Taharqo eine Reihe von Tempeln neu anlegen bzw. Um- und Anbauten an vorhandenen Tempeln vornehmen (vgl. Abb. 4). Hier sind besonders der Tempel von Kawa, der von Sanam, einer in Qasr Ibrim und die kleinen Felsheiligtümer am Ǧebel Barkal (B 200, B 300) zu nennen (Abb. 5).
Jedoch ist auch der Tempel von Tabo im Grundriss gleich denen von Kawa und Sanam, so dass auf eine Bauherrnschaft von Taharqo geschlossen wird.
Taharqo wurde wie seine Vorgänger in Nubien begraben. Er ließ sich aber nicht am traditionellen königlichen Friedhof von El Kurru bestatten, sondern legte in Nuri, auf der anderen Nilseite und weiter nördlich gelegen, ein neues Begräbnisfeld für Könige an (Dunham, Kendall).
Die Pyramide des Taharqo (Nu. 1) ist mit einer Seitenlänge von 51,75 m die größte im Sudan gebaute Pyramide (Abb. 6). Sie wurde zunächst kleiner (Seitenlänge 28,5 m) geplant, später aber ummantelt und erhöht. Nicht nur der Pyramidenoberbau, auch die unterirdische Grabanlage ließ Taharqo einzigartig gestalten (Abb 7).
Eine lange Treppe führt zu einer kleinen Vorkammer und einer großen Sargkammer, in deren Mitte sich eine Vertiefung für den Sarg befindet, die von sechs Pfeilern umgeben ist. Diese gliedern die Grabkammer in ein Mittel- und zwei Seitenschiffe, jeweils mit einem Tonnengewölbe überdacht. In den Wänden sind Nischen angebracht und um die gesamte unterirdische Anlage verläuft ein Korridor. Als Vorbild dieser außergewöhnlichen Grabanlage wurde oft das Osireion von → Abydos
Die Theorie, dass es sich bei der Pyramide in Nuri nur um ein Kenotaph handelte, die eigentliche Grabstelle in Sedeinga (Fund von wiederverbauten Blöcken mit dem Namen des Taharqo in der Pyramide W T 1) gelegen habe, wird heute allgemein abgelehnt.
4.2. Stelen
Von der Regierung des Taharqo sind wir durch eine außergewöhnliche Fülle an königlichen Inschriften gut unterrichtet. Ein bedeutender Fund gelang bei den Ausgrabungen in Kawa, wo nicht weniger als fünf große Stelen mit Texten unterschiedlichen Inhalts gefunden wurden. Sie behandeln vorrangig den Bau und die Ausstattung des Amun-Tempels von Kawa, geben aber auch einige Informationen über die Regierungszeit des Königs. So erfahren wir, dass Taharqo von Schebitqo nach Ägypten gerufen wurde und sich auf einem Feldzug (gegen die Assyrer im Jahr 701) vorbildlich schlug. Nach der Thronbesteigung wurde Taharqo in Memphis gekrönt und danach von seiner Mutter Abalo besucht. Die Stele Kawa V erzählt uns von vier Wundern, die im 6. Regierungsjahr des Taharqo geschahen: Zunächst gab es eine außergewöhnliche Nilflut, die auch aus anderen Texten aus dem Jahr 6 des Taharqo bekannt ist (Vikentiev). Danach tötete Amun alles Ungeziefer und die Schlangen, er verhinderte den Heuschreckenfraß und ließ nicht zu, dass die Südwinde die Ernte rauben.
Auch aus Ägypten selbst sind eine Reihe von teilweise außergewöhnlichen Dokumenten bekannt. Als Beispiel soll hier die „Laufstele“ aus Dahschur genannt sein, die vom Training des Heeres des Taharqo berichtet (Altenmüller / Moussa, Decker). Die Truppe absolvierte ein Lauftraining über eine Strecke von 2xca. 50km in einer Zeit von jeweils vier Stunden – eine hervorragende Leistung. Taharqo begleitete seine Soldaten auf dem Pferd, und abschließend nahm er an ihrem gemeinsamen Mahl teil. Die Stele schildert also einen König, der mit seinen bestens trainierten Elitetruppen vertraulichen Umgang pflegt. So ist Taharqo in vieler Hinsicht ein ungewöhnlicher König: der ägyptischste der Kuschiten, ein außergewöhnlicher Bauherr und ein Mensch, der an der Erfüllung seiner Pflichten persönlich interessiert ist.
4.3. Kunstwerke
Sowohl im Relief als auch in der Plastik sind verschiedene lokale Stile der Darstellungen von Taharqo erkennbar. Dabei sind die Werke, die in Theben gefunden wurden, von höchster Qualität. Die Künstler finden nun einen zufriedenstellenden Weg zwischen der kuschitischen Physiognomie und den ägyptischen traditionellen Formen.
Im Gegensatz zu den eleganten Bildnissen des Königs existieren Werke des „brutalen Realismus“ (Bothmer), die sich durch flächige Gestaltung, Fleischigkeit und Direktheit auszeichnen. Das beste Werk dieser Kategorie ist die Mähnensphinx (London, British Museum EA 1770; Abb. 8).
Von Taharqo sind kleine Bronzestatuetten bekannt, eine große Anzahl von weiteren nicht beschrifteten, aber sicher kuschitisch zu datierenden, werden ihm zugeschrieben. Sie stammen von Ensembles, die den knienden König vor einer Gottheit zeigen, wie es noch von Taharqo mit dem Falkengott Hemen erhalten ist (Louvre, 25276; Abb. 9).
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992 (Artikel Taharka)
2. Weitere Literatur
- Altenmüller, H. / Moussa, A.M., 1981, Die Inschriften der Taharkastele von der Dahschurstraße, SAK 9, 57-84
- Beckerath, J.v., 1997, Chronologie des pharaonischen Ägypten: Die Zeitrechnung der ägyptischen Geschichte von der Vorzeit bis 332 v. Chr. (Münchner ägyptologische Studien 46), Mainz
- Bonnet, Ch. / Valbelle, D., 2006, Pharaonen aus dem schwarzen Afrika, Mainz
- Bothmer, B., 1960, Egyptian Sculpture of the Late Period 700 B.C. to A.D. 100, Brooklyn
- Dallibor, K., 2005, Taharqo – Pharao aus Kusch. Ein Beitrag zur Geschichte und Kultur der 25. Dynastie (Achet Schriften zur Ägyptologie A 6), Berlin
- Decker, W., 1984, Die Laufstele des Königs Taharka, in: Kölner Beiträge zur Sportwissenschaft 13, 7-37
- Dunham, D., 1955, Nuri. The Royal Cemeteries of Kush II, Boston
- Kendall, T., 2008, Why did Taharqa build his tomb at Nuri?, in: Godlewski, W. / Laitar, A. (Hgg.), Between the Cataracts. Proceedings of the 11th Conference for Nubian Studies, Warsaw University, 27 August – 2 September 2006, Warschau, 117-147
- Leclant, J., 1965, Recherches sur les monuments thébains de la XXVe dynastie, dite éthiopienne (Bibliothèque d'étude 36), Kairo
- Macadam, M.F.L., 1949, The Temples of Kawa I. The Inscriptions, London
- Macadam, M.F.L., 1955, The Temples of Kawa II. History and Archaeology of the Site, London
- Morkot, R., 2000, The Black Pharaohs – Egypt’s Nubian Rulers, London
- Mysliwiec, K., 1988, Royal Portraiture of the Dynasties XXI-XXX, Mainz
- Russmann, E., 1974, The Representation of the King in the XXVth Dynasty (Monographies reine Elisabeth 3), Brüssel
- Török, L., 1997, The Kingdom of Kush: Handbook of Napatan-Meroitic Civilisation (Handbuch der Orientalistik Abt. 1 Bd. 31), Leiden
- Vikentiev, V., 1930, La haute crue du Nil et l’averse de l’an 6 du roi Taharqa. Le dieu “Hemen” et son chef-lieu “Hefat”, Kairo
Abbildungsverzeichnis
- Darstellung der Abalo im Tempel B 300. © Angelika Lohwasser
- Der Tempelbezirk von Karnak mit Kennzeichnung der Bauten des Taharqo. Aus: K. Lange / M. Hirmer, Ägypten, München 1967, 136 (Einzeichnung: Angelika Lohwasser)
- Taharqo-Säule in Karnak (Teil der westlichen Kolonnade). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2005)
- Karte mit Bauwerken des Taharqo.
- Der Mut-Tempel am Ǧebel Barkal (B 300): Hathorsäulen. © Angelika Lohwasser
- Pyramide des Taharqo in Nuri, Nu. 1. © Angelika Lohwasser
- Plan der Pyramide des Taharqo, Nu. 1. Aus: Dunham 1955 (Bearbeitung: Angelika Lohwasser)
- Mähnensphinx. Aus: Wikimedia Commons; © Udimu, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-3.0; Zugriff 25.9.2008 (BM EA 1770)
- Taharqo kniend vor dem Falkengott Hemen. Aus: Wikimedia Commons; © Guillaume Blanchard, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-2.0 US-amerikanisch; Zugriff 7.3.2012 (Louvre, 25276)
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