Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: Oktober 2009)

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Tartak (tartāk) ist eine Gottheit, die nur in 2Kön 17,31 belegt ist. Die Awiter, die von den → Assyrern in → Samarien angesiedelt worden waren (2Kön 17,24-31), sollen sie neben → Nibhas (nivchaz) verehrt haben. Da der Göttername außerbiblisch nicht belegt ist und sich ein Ort namens → Awa nicht eindeutig lokalisieren lässt, ist eine Identifizierung nahezu unmöglich.

Gemutmaßt wurde, dass es sich um eine elamische Gottheit handelt. In dem Keilschrifttext CT 25,24 (CT = Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum) ist nämlich von einem ähnlich lautenden Götterpaar namens dIbnachaza und dDagdadra die Rede (so Hommel, 1912 unter Verweis auf Meissner, 1910, 66; vgl. Cogan, 1999, 837) und der letztgenannte Gott könnte im Vertrag von König Naram-Sin (→ Sumer § 2.3 Akkad-Zeit) als dDirtak ein weiteres Mal belegt sein (Hommel, 1926; allerdings ist die Lesung von Hinz, 1967, 64 zu dSiašum korrigiert worden).

Als zweite Möglichkeit wurde vorgeschlagen, Tartak mit der gegen Ende des 1. Jt.s verehrten Dea Syria, genauer mit Atargatis (‘tr‘th; so Montgomery, 1914), zu identifizieren (zur Göttin Atargatis vgl. → Anat § 3.4; → Astarte § 3.4). Wäre die Ortsbezeichnung Awa mit der in 2Kön 17,24 ebenfalls genannten nordsyrischen Stadt → Hamat in Verbindung zu bringen, könnte es sich um eine aramäische Volksgruppe handeln, die die oben genannte Fruchtbarkeitsgöttin verehrt, welche aber in dem Bibeltext zu Tartak verschrieben bzw. durch die dissimilierte Namensform Tartak ersetzt worden wäre (Montgomery, 1914; s. die Kommentare von Gray, 1970, 653, Anm. e.654 und Fritz, 1998, 102, wobei Letzterer die Lesung „Atargate“ völlig unkommentiert voraussetzt). Münzfunde des Herrschers ‘Abd-Hadad von Hierapolis (4. Jh. v. Chr.) sind als weitere Belege des Namens, wenn auch in anderer Schreibung (‘tr‘tw/h; tr’t’), angeführt worden (Ronzevalle, 1940).

Alle Überlegungen zur Identifizierung von Tartak unterliegen insofern dem Vorwurf ungesicherter Konjekturen oder dem eines traditionsgeschichtlich schwer zu überbrückenden Anachronismus (vgl. auch Cogan, 1999, 837).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Dictionary of Deities and Demons in the Bible, 2. Aufl., Leiden 1999
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Cogan, M., 1999, Art. Tartak, Dictionary of Deities and Demons in the Bible, 2. Auflage, Leiden / Boston / Köln
  • Fritz, V., 1998, Das zweite Buch der Könige (ZBK 10.2), Zürich
  • Gray, J., 1970, I&II Kings (OTL), 2. Auflage, Philadelphia
  • Hinz, W., 1967, Elams Vertrag mit Narām-Sin von Akade, ZA 58, 66-96
  • Hommel, F., 1912, Die Götter Nibhaz und Tartak. 2 Kön. 17,31, OLZ 15, 118
  • Hommel, F., 1926, Die Elamitische Götter-Siebenheit in CT 25,24, Paul Haupt Anniversary Volume, Baltimore / Leipzig, 156-168
  • Meissner, B., 1910, Bemerkungen zu CT XXV, OLZ 13, 61-66
  • Montgomery, J.A., 1914, Tartak, JBL 33, 78
  • Ronzevalle, S., 1940, Les monnaies de la dynastie de ‘Abd-Hadad et les cultes de Hierapolis-Bambycé (Mélanges de l’Université Saint Joseph à Beyrouth 23), 28-42

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