Deutsche Bibelgesellschaft

Andere Schreibweise: Thebez; Thebes

(erstellt: Dezember 2015)

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1. Name

Tebez 1

Die Bedeutung des Ortsnamen Tebez (תֵּבֵץ teveṣ) ist unklar. Unter Verweis auf arabisch wabaṣa „scheinen / glänzen“ erwägt Gesenius (18. Aufl.), den Namen von einer hebräisch nicht belegten Wurzel יבץ jbṣ mit gleicher Bedeutung abzuleiten. Der Ort hieße dann „Glanz“ (vgl. Borée, 74; Gaß, 333). Die → Septuaginta-Überlieferung gibt den Namen mit Θηβης thēbēs und einigen orthographischen Varianten wieder, die → Vulgata mit Thebes.

2. Biblische Überlieferung

Der Ort Tebez ist im Alten Testament nur an zwei Stellen belegt. Von → Abimelech, der nach der Darstellung des Richterbuches schon vor Saul den Versuch unternommen hat, in Israel ein Königtum zu errichten, wird in Ri 9,50-55 erzählt, wie er Tebez eroberte, ihm aber beim Versuch, auch die Festung im Stadtinnern zu nehmen, eine Frau von oben einen Mahlstein auf den Kopf fallen ließ. Schwer verletzt habe er sich daraufhin von seinem Waffenträger töten lassen, um nicht schmachvoll durch die Hand einer Frau sterben zu müssen (→ Suizid). Nach Gaß hat der Erzähler das Geschehn angesichts der oben erwogenen Bedeutung des Ortsnamens in Tebez lokalisiert: „Durch den Tyrannenmord wird … die Finsternis beseitigt, und der Lichtglanz einer besseren Ordnung bricht durch.“ (333).

2Sam 11,21 nimmt auf diese Erzählung Bezug, da man aus ihr die strategische Lehre ziehen kann, dass man sich nicht wie Abimelech in Tebez unvorsichtig einem Turm nähern sollte.

Tobit stammt laut Tob 1,2 nach manchen LXX-Handschriften „aus Tisbe“ (ἐκ Θισβης) nach anderen „aus Tebez“ (ἐκ Θεβης) (fehlt in der Lutherbibel). Milik (525; vgl. G. Schmitt, 328) hält die zweite Variante für ursprünglich und damit die aus der Abimelech-Erzählung bekannte Stadt für den Herkunftsort Tobits; dagegen spricht jedoch, dass der Ort nach Tob 1,2 in Galiläa gelegen haben soll.

3. Lage und Identifizierung

Tebez 2

Tebez wird mit dem heutigen Tubas identifiziert, das Luftlinie 15km nordöstlich von Nablus / → Sichem liegt (Koordinaten: 1850.1920; N 32° 19' 18'', E 35° 22' 10''). Für diese Identifizierung wird der Gleichklang der Namen angeführt. Zwar schreibt sich hebräisch תֵּבֵץ teveṣ mit Taw und Ṣade, arabisch Ṭūbās dagegen mit Ṭa und Sin, doch stellt dies kein Problem dar (vgl. Kampffmeyer, 68f, der teveṣ angesichts der arabischen Namensform auf tôvǎṣ zurückführt). Für die Identifizierung spricht weiterhin, dass → Euseb Tebez am 13. Meilenstein des Weges von Neapolis / Nablus nach Skythopolis / → Bet-Schean lokalisiert (Onomastikon 100,13f; Eusebs Onomastikon). Oberflächenuntersuchungen haben gezeigt, dass der Ort erst in römisch-byzantinischer Zeit und im Mittelalter besiedelt war (Zertal, 211f; vgl. jedoch The West Bank and East Jerusalem Searchable Map: Eisenzeit II). In vielen Häusern fanden sich alte Silos und Zisternen, in der Ebene waren zahlreiche Gräber in den Fels geschlagen (Zertal, 211f).

Da sich in Tubas keine eisenzeitlichen Siedlungsspuren finden, hält Gaß (334) es für möglich, dass Tebez mit Chirbet ed-Dēr, 2km südöstlich von Tubas, mit Spuren der Mittel- und Spätbronzezeit, aber auch der Eisenzeit I (Koordinaten: 1865.1906; N 32° 18' 34'', E 35° 23' 10.5''; Kochavi, 219), oder mit Chirbet eḏ-Ḏūq / Chirbet el-Fuchār, 2km nördlich von Tubas mit Keramik der Spätbronzezeit sowie der Eisenzeit I und II (Koordinaten: 1850.1940; N 32° 20' 23'', E 35° 22' 10''), zu identifizieren ist. Der Ortsname wäre dann erst in römischer Zeit nach Tubas gewandert.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • The Interpreter’s Dictionary of the Bible, Nashville / New York 1962 (Thebez)
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992 (Thebez)
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979 (Thebez)

2. Weitere Literatur

  • Borée, W., Die alten Ortsnamen Palästinas, 2. Aufl., Leipzig 1930 (Nachdruck: Hildesheim 1968)
  • Gaß, E., Die Ortsnamen des Richterbuchs in historischer und redaktioneller Perspektive (ADPV 35), Wiesbaden 2005
  • Groß, W., Richter (HThKAT), Freiburg 2009
  • Guérin, V., Description Géographique, Historique et Archéologique de la Palestine Accompagnée de Cartes Détaillées, Judée Bd 2, Paris 1869
  • Kampffmeyer, G., Alte Namen im heutigen Palästina und Syrien, Teil 3, ZDPV 16 (1893), 1-71
  • Kochavi, M. (Hg.), Judaea, Samaria and the Golan. Archaeological Survey 1967-1968, Jerusalem 1972
  • Milik, J.T., La patrie de Tobie, RB 73 (1966), 522-530
  • Oeste, G.K., Legitimacy, Illegitimacy, and the Right to Rule: Windows on Abimelech’s Rise and Demise in Judges 9 (LHBOTS 546), New York 2011
  • Schmitt, G., Siedlungen Palästinas in griechisch-römischer Zeit. Ostjordanland, Negeb und (in Auswahl) Westjordanland (BTAVO B/93), Wiesbaden 1995
  • Zertal, A., The Manasseh Hill Country Survey, Bd. 2: The Eastern Valleys and the Fringes of the Desert (CHANE 21,2), Leiden 2008

Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Tebez. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Das heutige Tubas (Foto: Nov. 2006). Aus: Wikimedia Commons; © public domain; Zugriff 10.12.2015

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