Tell Bēt Mirsim
Andere Schreibweise: Tell Bet Mirsim; Tell Beit Mirsim
(erstellt: Februar 2018)
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1. Lage und Name
Der ca. 3 ha große Siedlungshügel Tell Bēt Mirsim (Koordinaten: 1415.0960; N 31° 27' 21'', E 34° 54' 37''
Der Name Tell Bēt Mirsim lässt sich als „Siedlungshügel des Hauses Mirsim“ übersetzen, wobei Mirsim im Arabischen einen Kameltreiber bezeichnen soll (Keel / Küchler 1982, 773). Eine sinnvolle Erklärung lässt sich jedoch daraus nicht erschließen. Allenfalls kann auf Analogien alttestamentlicher Ortsnamen wie Bet-Markabot („Haus der Wagen“ bzw. „Haus der Wagenlenker / Reiter“; Jos 19,5
2. Identifikation
2.1. Debir
Der Ausgräber des Siedlungshügels identifizierte Tell Bēt Mirsim mit dem alttestamentlichen Ort Debir (Albright 1967). Debir gehört nach Jos 10,38-39
Dagegen plädierten Kurt Galling (1954) und Moshe Kochavi (1974) für eine Gleichsetzung von Debir mit Chirbet Rabūd (Koordinaten: 1515.0934; N 31° 25' 57'', E 35° 00' 56''
2.2. Eglon
Alternativ zu Debir wird der ebenfalls in Jos 10 zu den von Israel besiegten kanaanäischen Städten gerechnete Ort Eglon für die Gleichsetzung mit Tell Bēt Mirsim vorgeschlagen (Elliger 1934; vgl. de Vos 2003, 408f). Elliger hält zwar die Erzählung von Jos 10 nicht für historisch verifizierbar, geht allerdings davon aus, dass die topographischen Verhältnisse korrekt dargestellt sind. Daher sollte Eglon auf dem Weg von → Lachisch
2.3. Aschan
Ein weiterer Vorschlag geht dahin, Tell Bēt Mirsim mit dem alttestamentlichen Ort Aschan gleichzusetzen (Kallai 1986, 385f; vgl. Jericke 1997, 303). Dieser soll in der judäischen Schefela liegen (Jos 15,42
Demzufolge bleibt nach wie vor offen, welchen Namen der Tell Bēt Mirsim in alttestamentlicher Zeit trug: „Currently, Tell Beit Mirsim lacks a biblical correlative“ (Killebrew 2011, 786).
3. Geschichte
Der Tell Bēt Mirsim wurde in den Jahren 1926 bis 1932 unter der Leitung von William Foxwell Albright ergraben. Die Ausgrabung ist insbesondere von forschungsgeschichtlichem Interesse. Neben der Anwendung der auf eine gut dokumentierte Stratigraphie ausgerichteten Grabungsmethode nach Reisner und Fisher (→ Archäologie Palästinas
3.1. Bronzezeit
Die Anfänge der Besiedlung reichen in die Frühbronzezeit (3. Jt. v. Chr.) zurück (→ Bronzezeit
Aus der Spätbronzezeit sind zunächst nur Vorratsgruben nachgewiesen, was auf eine saisonale Nutzung des Platzes hinweisen könnte. Erst in der Spätbronzezeit II (14./13. Jh. v. Chr.) wurde erneut eine stadtähnliche Anlage errichtet, wobei zumindest Teile der mittelbronzezeitlichen Befestigungsanlagen wieder benutzt wurden. Albright rechnet zu dieser Phase die Reste einer Statue, die ursprünglich einen oder zwei liegende Löwen darstellte (vgl. Keel / Küchler 1982, 777 Abb. 493) und eine Libationsschale mit Löwenkopf (Albright / Greenberg 1993, 178; vgl. Keel / Küchler 1982, 777 Abb. 494) und schließt daraus auf die Existenz eines Heiligtums. Die Fundobjekte dürften jedoch eher der Eisenzeit zuzurechnen sein (Keel / Küchler 1982, 776f).
3.2. Eisenzeit I
Der Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit ist unklar. Albright will am Ende der Spätbronzezeit eine Zerstörungsschicht erkennen, die er in das ausgehende 13. Jh. v. Chr. datiert und mit der Landnahme der Israeliten in Verbindung bringt (Albright / Greenberg 1993, 179). Im Anschluss daran erkennt er eine in drei Phasen (Straten B1-B3) unterteilte Nutzung während der → Eisenzeit I
3.3. Eisenzeit II
In der → Eisenzeit II
Lange wurde das Ende der eisenzeitlichen Stadtanlage auf Tell Bēt Mirsim kontrovers diskutiert. Entscheidend war u.a. die historische Interpretation zweier Stempelsiegel mit der Inschrift l’ljqm n‘r jwkn „dem Eljakim, dem Verwalter (?) des Jokan“. Albright deutete den Namen jwkn als denjenigen des vorletzten judäischen Königs → Jojachin
3.4. Grabanlagen
Bei Nachgrabungen in den Jahren 1978 und 1982 wurden am südwestlichen und am nordwestlichen Abhang des Tell zahlreiche Gräber entdeckt, die hauptsächlich aus den Zeiten der urbanen Besiedlungsphasen (Mittelbronzezeit II, Eisenzeit II) stammen (Ben-Arieh 2004).
3.5. Nacheisenzeitliche Nutzung
Nach dem Ende der eisenzeitlichen Stadt im Jahr 701 v. Chr. wurde der Siedlungshügel nicht mehr genutzt. Die näheren Gründe dafür sind unbekannt. Höchstwahrscheinlich lag Tell Bēt Mirsim außerhalb des von der perserzeitlichen Provinz Juda im 5./4. Jh. v. Chr. kontrollierten Territoriums. Das dürfte jedoch kein ausreichender Grund für den Siedlungsabbruch gewesen sein. Möglicherweise war der Platz zu weit östlich, um von dem ab der Mitte des 1. Jt. v. Chr. florierenden Mittelmeerhandel zu profitieren.
In jüngster Zeit wurden jedoch auf der Nordseite des Tell, am Fuß desselben, die Reste einer Kirche mit unterliegender Krypta aus byzantinischer Zeit (6.-7. Jh. n. Chr.) freigelegt (Ein Gedy / Golan 2007), so dass zumindest eine späte partielle Nutzung belegt ist.
Literaturverzeichnis
Datenbank Ortsangeben der Bibel (odb)
1. Lexikonartikel
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993
- Archaeological Encyclopedia of the Holy Land, New York / London 2001
2. Weitere Literatur
- Albright, W.F., 1930-1931, The Excavation of Tell Beit Mirsim. Vol I: The Pottery of the First Three Campaigns (AASOR 12), New Haven
- Albright, W.F., 1933, The Excavation of Tell Beit Mirsim IA: The Bronze Age Pottery of the 4th Campaign, AASOR 13, 55-127
- Albright, W.F., 1936-1937, The Excavation of Tell Beit Mirsim. Vol II: The Bronze Age (AASOR 17), New Haven
- Albright, W.F., 1941-1943, The Excavation of Tell Beit Mirsim. Vol III: The Iron Age (AASOR 21-22), New Haven
- Albright, W.F., 1967, Debir, in: D.W. Thomas (Hg.), Archaeology and Old Testament Study, Oxford, 207-220
- Albright, W.F. / Greenberg, R., 1993, Art. Beit Mirsim, Tell, in: The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem, Bd. 1, 177-180
- Ben-Arieh, S., 2004, Bronze and Iron Age Tombs at Tell Beit Mirsim (Israel Antiquity Authorities Report 23), Jerusalem
- Dever, W.G., 1992, Art. Beit Mirsim, Tell, in: The Anchor Bible Dictionary, New York, Bd. 1, 648-649
- Ein Gedy, M. / Golan, K., 2007, Tell Beit Mirsim, Hadashot Arkheologiyot – Excavations and Surveys in Israel 119, online
- Elliger, K., 1934, Josua in Judäa, PJB 30, 47-71
- Galling, K., 1954, Studien aus dem Deutschen evangelischen Institut für Altertumswissenschaft in Jerusalem, 50. Zur Lokalisierung von Debir, ZDPV 70, 135-141
- Garfinkel, Y., 1990, The Eliakim Na‘ar Yokan Seal Impressions. Sixty Years of Confusion in Biblical Archaeological Research, BA 53, 74-79
- Jericke, D., 1997, Die Landnahme im Negev. Protoisraelitische Gruppen im Süden Palästinas. Eine archäologische und exegetische Studie (ADPV 20), Wiesbaden
- Kallai, Z., 1986, Historical Geography of the Bible: The Tribal Territories of Israel, Jerusalem / Leiden
- Keel, O. / Küchler, M., 1982, Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studien-Reiseführer zum Heiligen Land, Band 2: Der Süden, Zürich
- Killebrew, Ann E., 2011, Art. Beit Mirsim, Tell, in: Encyclopedia of the Bible and its Reception, Bd. 3, Berlin / New York / Boston, 785-786
- Kochavi, M., 1974, Khirbet Rabûd = Debir, Tel Aviv 1, 2-33
- Rediger Schulte, L., 2013, Art. Debir (Place), in: Encyclopedia of the Bible and its Reception, Bd. 6, Berlin / New York / Boston, 404-406
- Rösel, H.N., 2011, Joshua (HCOT), Leuven
- Vos, J.C. de, 2003, Das Los Judas. Über Entstehung und Ziele der Landbeschreibung in Josua 15 (VT.S 95), Leiden / Boston
Abbildungsverzeichnis
- Tell Bēt Mirsim. Mit freundlicher Erlaubnis von © Biblewalks.com
- Karte zur Lage von Tell Bēt Mirsim. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Skarabäus aus Tell Bēt Mirsim (Grab 510; 19. Dynastie Ägyptens; 1292-1190 v. Chr.; BIBEL+ORIENT Datenbank Online
). Mit Dank an © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz - Olivenpresse von Tell Bēt Mirsim. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Siegelabdruck aus Tell Bēt Mirsim mit der Aufschrift: l’ljqm n‘r jwkn „dem Eljakim, dem Verwalter (?) des Jokan“ (8. Jh. v. Chr.; BIBEL+ORIENT Datenbank Online
). Mit Dank an © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
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