Tell el-‘Ağğūl
Andere Schreibweise: Tell el-‘Ajjul; Tell Ajjul; Tell el-Adschul; Tell Adschul; Tell Aggul; Tell el-Aggul; Tell el-‘Aǧūl; Tell el-Agul
(erstellt: April 2009)
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1. Lage und Name
Tell el-‘Aǧǧūl (Koordinaten: 0934.0976; N 31° 28' 03'', E 34° 24' 15''
Der arabische Name Tell el-‘Aǧǧūl bedeutet „Ruinenhügel der Kälber“, wobei bislang nicht geklärt ist, wie es zu diesem Namen kam.
2. Identifikation
Eine gesicherte Gleichsetzung mit einem aus antiken Quellen bekannten Ortsnamen ist noch nicht gelungen. Zumeist werden drei Vorschläge diskutiert.
2.1. Gaza
Der erste Ausgräber der Siedlungshügels Sir William Flinders Petrie meinte, der Hügel sei mit dem vorhellenistischen Gaza gleichzusetzen. Gaza war vom 15.-12. Jh. v. Chr. Verwaltungszentrum der von Ägypten kontrollierten Provinz Kanaan. In alttestamentlicher Zeit ist Gaza als Philisterstadt bekannt (Jos 13,2
2.2. Bēthaglaim
→ Eusebius
2.3. Scharuhen
Scharuhen wird Jos 19,6
3. Geschichte
Auf Tell el-‘Aǧǧūl wurden 1930-1934 Ausgrabungen durch Sir William Flinders Petrie vorgenommen. Im Jahr 1938 erfolgte eine kurze Nachgrabung unter der Leitung von Margaret A. Murray und Ernest J.H. Mackay. Erst 1999 und 2000 führten Peter M. Fischer und Moain Sadeq nochmals zwei Grabungskampagnen durch. Die verschiedenen Ausgrabungen ergaben, dass auf Tell el-‘Aǧǧūl acht Siedlungsschichten übereinander liegen, von denen fünf durch Architekturreste und die übrigen drei durch Grab- und Oberflächenfunde ausgewiesen sind.
Die ältesten Funde datieren aus der Zeit des Übergangs von der Frühbronze- zur Mittelbronzezeit (ca. 2200-2000 v. Chr.). Aus dieser Epoche sind Friedhöfe westlich und östlich des Siedlungshügels nachgewiesen. Möglicherweise handelt es sich um Begräbnisplätze nomadischer Gruppen. Die archäologischen Reste der späteren Mittelbronzezeit IIA (18. Jh. v. Chr.) zeigen Gräber auf dem Siedlungshügel selbst – den sogenannten „courtyard cemetery“ – und erste Befestigungswerke in Form einer Wallanlage mit Graben.
In der Mittelbronzezeit IIB und in der frühen Spätbronzezeit (17.-15. Jh. v. Chr.) wurden nacheinander drei Stadtanlagen errichtet, die jeweils durch eine Palastfestung dominiert wurden. Die Kleinfunde sind geprägt durch eine Fülle importierter Keramik, wie sie sonst von keinem Siedlungsplatz im südlichen Palästina belegt ist. Die Importkeramik weist auf Kontakte nach Ägypten, in den östlichen Mittelmeerraum (Zypern), ins Jordantal und nach Nordsyrien. Tell el-‘Aǧǧūl lag am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelsrouten. Die eine führte von Arabien nach Gaza ans Mittelmeer, die andere von Ägypten über Palästina ins nördliche Syrien und ins Zweistromland. Der Siedlungsplatz diente angesichts dieser äußerst vorteilhaften verkehrsstrategischen Lage als Hauptumschlagsplatz für den Handel der ägyptischen Pharaonen zur Zeit ihrer Herrschaft über Kanaan (Palästina und Syrien). Auf die Wirtschaftskraft des Ortes weisen u.a. zahlreiche Goldfunde und ca. 1250 Skarabäen aus der mittleren Stadtanlage („city II“). Aus der jüngsten Stadtsiedlung („city I“) stammt eine Doppel-Kartusche mit den Königsnamen des Pharao Thutmoses III. und der Königin Hatschepsut aus der nur wenige Jahre währenden Zeit ihrer Koregentschaft um die Mitte des 15. Jh.s v. Chr.
Im weiteren Verlauf der Spätbronzezeit nahm die Bedeutung des Ortes ab. Die Stadt wurde aufgegeben. Aus dem 14. und 13. Jh. v. Chr. sind nur mehr festungsartige Bauten nachgewiesen, die vermutlich die Verkehrswege schützen und überwachen sollten. Mit dem Ende der ägyptischen Dominanz über Kanaan (Palästina und Syrien) endet die Siedlungstätigkeit auf Tell el-‘Aǧǧūl. Aus der Spätphase der Spätbronzezeit (13./12. Jh. v. Chr.) stammen noch einige Gräber. Oberflächenfunde reichen von der Eisenzeit (12.-6. Jh. v. Chr.) bis in die islamische Zeit (ab dem 7. Jh. n. Chr.). Eine 1,6 x 0,7 m große Struktur am höchsten Punkt des Siedlungshügels wird als ein nicht fertig gestelltes Grab aus der spätesten Eisenzeit II (6. Jh. v. Chr.) oder aus der persischen Zeit (5./4. Jh. v. Chr.) gedeutet.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993
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2. Weitere Literatur
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- Wilson, K.A., 2005, The Campaign of Pharaoh Shoshenq I into Palestine (Forschungen zum Alten Testament, 2. Reihe 9) Tübingen
Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Tell el-‘Aǧǧūl. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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