Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: April 2014)

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1. Vorkommen in der Bibel

Tischbe ist in der Hebräischen Bibel der Herkunftsort des Propheten → Elia. Er wird deswegen „Elia, der Tischbiter“ genannt (1Kön 17,1; 1Kön 21,17.28; 2Kön 1,3.8; 2Kön 9,36). Dass der Herkunftsort mit dem Namen verbunden wird, ist auch bei den Propheten → Ahija (1Kön 12,15; 1Kön 15,29; 2Chr 9,29; 2Chr 10,15), → Micha (Mi 1,1) und → Nahum (Nah 1,1) belegt. Es handelt sich demnach um einen bei Propheten durchaus üblichen Vorgang.

Die masoretische Vokalisation in 1Kön 17,1 präzisiert diese Angabe mit מִתֹּשָׁבֵי גִלְעָד mittōšāvê Gil‘ād, was Elia als „Beisassen Gileads“ qualifiziert, den Propheten also nicht nur lokalisiert, sondern auch in den sozialen Stand unterhalb des freien Vollbürgers einordnet. Die → Septuaginta gibt den Konsonantentext jedoch mit ἐκ Θεσβων τῆς Γαλααδ „aus dem Tischbe Gileads“ wieder, was auf denselben Konsonantentext zurückgeht, da dieser im Sinne von „aus Tischbe“ und „Beisasse“ verstanden werden kann. Zusammen mit den Argumenten, dass der soziale Status Elias in den weiteren Überlieferungen keine Rolle spielt und dass תּוֹשָׁב tôšāv „Beisasse“ sonst immer plene geschrieben wird und im Plural sonst nie im status constructus vorkommt, ist hier der Septuaginta zu folgen, die den Ortsnamen „Tischbe“ liest (s. Thiel 2000, 17).

In dem apokryphen bzw. deuterokanonischen Buch → Tobit wird ebenfalls ein Ort Tischbe erwähnt, der in Galiläa, im Gebiet des Stammes Naftali lokalisiert wird (Tob 1,2 [Lutherbibel: Tob 1,1]). Auf Grund der näheren Bestimmung „Tischbe Gileads“ in 1Kön 17,1, die auf das ostjordanische Gebiet → Gilead verweist, ist der Ort in Tob 1,2 jedoch vom Herkunftsort des Propheten Elia zu unterscheiden. Möglicherweise handelt es sich bei dem galiläischen Tischbe um eine Ortslage im Wādī Fār‘a (Ego 1999, 916).

2. Die Frage der Lokalisierung

In dem antiken Pilgerbericht der Nonne Egeria (ca. 400 n. Chr.) wird geschildert, dass sie die Heimatstadt des Propheten Elia gesehen hat: „Als wir so eine Zeitlang durch das Jordantal am Ufer dieses Flusses dahingingen, weil der Weg dort einige Zeit führte, sahen wir plötzlich die Stadt des hl. Propheten Elias, d.h. Thesbe, woher er den Namen hatte Elias Thesbites.“ (Übersetzung nach Donner, 114f.). Sehr wahrscheinlich war dies die Ortslage Listib, die wohl identisch ist mit der Ortschaft El-Istib, auf die auch der im 14. Jh. in Bet Schean lebende Rabbi Estori ha-Parchi hingewiesen hat. Sie befindet sich südlich des Wādī Jābis (→ Krit) im nördlichen Ostjordanland. Sprachlich ist die Ableitung des Ortsnamens durch Metathese (Umstellung von sch / s und t) möglich (Thiel 1990, 121-124.). Van Kasteren unterstrich 1890 diese Identifikation mit dem Hinweis auf die Gedächtnisstätte Mār Eljās in der unmittelbaren Umgebung von El-Istib.

Archäologische Surveys ergaben leider keine Bestätigung dieser Tradition. Sie brachten nur Besiedelungsspuren frühestens aus römisch-byzantinischer Zeit zu Tage. So bleibt die genaue Lage unklar, solange keine Ausgrabungen stattgefunden haben. Vermutungsweise kann man mit Mittmann die Ortslage Chirbet el-Hēdāmus (Koordinaten 220.196), ca. 3 km nördlich des heutigen Ajloun, mit Tischbe gleichsetzen, da hier eisenzeitliche Befunde vorliegen und dieser Ort sich in der unmittelbaren Nähe von El-Istib befindet (Mittmann, 222 Anm. 34). In römisch-byzantinischer Zeit ist dieses Toponym dann zu der Nachfolgesiedlung El-Istib gewandert.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East, Oxford / New York 1997
  • New International Dictionary of Old Testament Theology and Exegesis, Grand Rapids 1997
  • Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Donner, H., 3. Aufl. 2011, Pilgerfahrt ins Heilige Land. Die ältesten Berichte christlicher Palästinapilger, Stuttgart
  • Ego, B., 1999, Buch Tobit (JSHRZ II,6), Gütersloh
  • Mittmann, S., 1970, Beiträge zur Siedlungs- und Territorialgeschichte des nördlichen Ostjordanlandes (ADPV 2), Wiesbaden
  • van Kasteren, J.P., 1890, Bemerkungen über einige alte Ortschaften im Ostjordanlande, ZDPV 13, 205-219
  • Thiel, Winfried, 1990, Zur Lage von Tischbe in Gilead, ZDPV 106, 119-134
  • Thiel, Winfried, 2000, Könige (BKAT IX/2, Faszikel 1), Neukirchen-Vluyn

Abbildungsverzeichnis

  • Karte mit der vermuteten Lokalisierung von Tischbe. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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