Tob
(erstellt: Mai 2020)
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1. Name
Das biblische Lexem טוֹב Ṭôv „Tob“ ist eine qul-Form der Wurzel טוב ṬŪB „gut sein“ und heißt demnach „gutes Gebiet“ (Richter, 164). Mithilfe dieser Bezeichnung wird betont, dass die Bodenbeschaffenheit für eine Besiedlung günstig erscheint. Allerdings liegt nach den biblischen Erzählungen das „Land Tob“ als Rückzugsort für Geflüchtete an der Peripherie des Kulturlandes, was eigentlich gegen eine solche Ableitung spricht.
Falls es sich bei טוֹב Ṭôv um einen Ortsnamen handelt, könnte man demgegenüber an eine etymologische Verbindung zum arabischen Lexem ṭābija „Festung / Fort / Umfriedung“ denken, sodass der Name טוֹב Ṭôv „Tob“ zunächst „Festungsort“ bedeuten könnte.
2. Belege
2.1. Tob in außerbiblischen Quellen
Der Ortsname tby, der in einer Eroberungsliste Thutmosis’ III. an einer Wand im Tempel von Karnak [Nr. 22] belegt ist, wird meist mit dem biblischen Ort Tob identifiziert (Aḥituv, 190f.), auch wenn das nicht unumstritten ist (Noth, 438). Da nach tby der Ort bḏn folgt [Nr. 23], der mit Buṣrā eš-Šām (Koordinaten: 2895.2147; N 32° 31' 12'', E 36° 28' 55''
Aus alledem folgt: Aufgrund der ägyptischen Belege scheint Tob in der Spätbronzezeit ein Stadtstaat im südlichen Baschan gewesen zu sein, aus dem sich dann der Landschaftsname ableitete (Na’aman, 314). Allerdings ist eine Identifizierung der ägyptischen Toponyme (Görg 1974, 120-125) mit dem biblischen Ort Tob nicht sicher.
Nach rabbinischer Überlieferung liegt das Land Tob in der Gegend südöstlich des Sees Genezareth, in der Provinz von Hippos (Jerusalemer Talmud, Traktat Scheviit 6,1). In dieser Tradition wird das Land Tob offenbar weiter westlich verortet als in den ägyptischen Belegen.
Nach → Eusebius
2.2. Tob im Alten Testament
Der Ortsname Tob kommt insgesamt viermal im Alten Testament vor. In Ri 11,3.5
In 2Sam 10,6.8
Zum anderen könnte man ’îš Ṭôv auf den Herrscher von Tob beziehen (McCarter, 272). Denn die Konstruktion ’îš + X wird nur dann in der Bibel für ein Kollektiv verwendet, wenn es sich um Israel selbst handelt. Bei fremden Volksgruppen steht hingegen ’anšê + X (Wee, 197). Der Beleg der Amarnakorrespondenz (EA 205:3), bei dem die Bezeichnung „Mann von Tob“ (amēl URUṭú-bu) eine unterwürfige Selbstbezeichnung des Herrschers ist, wird ebenfalls für die Erklärung von ’îš Ṭôv herangezogen (Jirku).
Fraglich ist jedoch angesichts des schwierigen Befundes, ob man aus 2Sam 10,6.8
Da es sich bei den anderen Bundesgenossen der Ammoniter um Aramäer handelte, war vermutlich auch die „Mannschaft von Tob“ aramäisch (Noth, 456). Auffällig ist die hohe Anzahl von 12.000 Kriegern, die aus Tob zusammengezogen wurden, was angesichts der dünn besiedelten Gegend verwundert.
Nach 1Makk 5 führt → Judas Makkabäus
Außerdem habe es eine Gegend gegeben, in der nach 2Makk 12,17
3. Identifizierungsvorschläge
Aus den biblischen Angaben geht nicht hervor, ob es sich bei Tob um einen Ort oder um ein Territorium handelt. Vermutlich ist beides der Fall. Denn aufgrund der ägyptischen Belege gab es wohl in der Spätbronzezeit einen Stadtstaat Tob, um den sich das dazugehörige Land befindet. Demnach ist eine Unterscheidung zwischen Stadt und Landschaft eigentlich nicht nötig.
Ein Ort Tob wird aufgrund der Namensähnlichkeit gerne mit verschiedenen Siedlungen des Namens eṭ-Ṭajjibe verbunden. Allerdings ist eine Gleichsetzung von Tob mit einem modernen Ort namens eṭ-Ṭajjibe nicht ohne Probleme (Noth, 457). Denn oft hat man einen anstößigen Namen durch das Etikett „gut“ verschleiert und aus diesem Grund den Namen eṭ-Ṭajjibe gewählt (Hartmann, 537f.):
a) eṭ-Ṭajjibe (Koordinaten: 2175.2164; N 32° 32' 30'', E 35° 43' 10''
b) eṭ-Ṭajjibe (Koordinaten: 2672.2190; N 32° 33' 57'', E 36° 14' 37''
Aus alledem folgt, dass das Land Tob der Jeftaherzählung entweder am Rand des ‘Aǧlūn (Option 1) oder im südwestlichen Hauran (Option 2) gesucht werden kann (Groß, 582). Der zuletzt genannte Ort im südwestlichen Hauran konvergiert am besten mit dem biblischen und außerbiblischen Befund. Es ist anzunehmen, dass Jeftah sich in die Ferne flüchtete, um sich vor seinen Halbbrüdern in Sicherheit zu bringen. Gegen diese Interpretation des literarischen Befundes spricht höchstens der Umstand, dass sich beide Streitkräfte schon zur Schlacht versammelt hatten und nicht genügend Zeit war, Jeftah aus der Ferne zu holen. Ob der Erzähler aber an einer realistischen Darstellung interessiert war, ist fraglich. Eine Verortung von Tob im südwestlichen Hauran passt auch zur Daviderzählung, zumal die übrigen Feinde ebenfalls im Norden lokalisiert werden. Vielleicht ist der Umstand, dass das Toponym Tob in späteren biblischen Quellen nicht mehr vorkommt, damit zu verbinden, dass dieser Ort und seine Umgebung ab dem 9. Jh. v. Chr. in den Herrschaftsbereich von Aram-Damaskus eingegliedert wurde (Younger, 220).
Eine eindeutige nördliche Identifikation des Ortes Tob ist allerdings zweifelhaft, da der Fluchtweg Jeftahs auch nach Süden oder Westen geführt haben könnte, zumal Richtungsangaben in Ri 11,3.5
1) Vielleicht ist Jeftah nach Süden ausgewichen. Dann könnte man an den Ort Tell el-Maṭābe (Koordinaten: 2148.1387; N 31° 50' 24'', E 35° 41' 00''
2) Bisweilen wird Tob sogar im westjordanischen Ort Ṭūbās (Koordinaten: 1850.1920; N 32° 19' 18'', E 35° 22' 10''
Bisweilen wird zwischen einem südlichen Tob der Jeftaherzählung und dem nördlichen Tob der Daviderzählung unterschieden. Während die Gegner Davids im Norden in der Gegend von eṭ-Ṭajjibe (Koordinaten: 2672.2190; s.o.) zu suchen wären, hätte sich der Zufluchtsort Jeftahs im dünn besiedelten Gebiet nördlich des Jabbok befunden (Vaux, 820). Ob jedoch eine solche Differenzierung überhaupt möglich ist, ist umstritten.
Trotz dieser vielen Unsicherheiten hinsichtlich einer Identifizierung des Ortes Tob bleibt festzuhalten: Das Land Tob wird sich vermutlich im Grenzgebiet zwischen dem nordöstlichen Gilead und dem Baschan östlich von Edrei am Oberlauf des → Jarmuk
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Tob. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Rekonstruktion der Front des Tobiadenpalastes (H.C. Butler). Aus: H. Gressmann, Altorientalische Bilder zum Alten Testament, Berlin / Leipzig 2. Aufl. 1927, Abb. 517
- Sieg Davids über die Ammoniter (Gustave Doré, 1866).
- Römische Inschrift von eṭ-Ṭajjibe. Aus: R. Dussaud, Mission dans les régions désertiques de la Syrie moyenne, Paris 1903, 290
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