Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: April 2008)

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1. Dynastische Einbindung

Tutanchamun (1333(?)-1324), König der 18. Dynastie, steht in direkter Verwandtschaft mit seinen Vorgängern. Er ist als leiblicher Königssohn in Amarna belegt, wo er zunächst den Namen Tut-anch-aten („lebendes Abbild des [Sonnengottes] → „Aton“) trug. Der Name bezeugt eine enge Verbindung mit dem Aton-Kult König → Echnatons, der wahrscheinlich Tutanchamuns Vater war. Der Name der Mutter Tutanchamuns ist nicht belegt. Da sie während Tutanchamuns Regierung nicht erwähnt wird, liegt die Vermutung nahe, dass sie noch vor seiner Thronbesteigung gestorben ist.

Der Verdacht, Tutanchamun könne ein Usurpator gewesen sein, hat sich nach der Entdeckung seines Grabes im Jahr 1922 als falsch erwiesen. Die Untersuchung der Mumie ergab, dass Tutanchamun als 17- bis 18jähriger starb. Er bestieg mit ungefähr 9 Jahren den Thron. Objekte aus dem Grab des Königs, die für den Gebrauch durch einen Kindkönig bestimmt waren, bestätigen dies: ein kleiner Satz Königsinsignien („Geißel“ mit der Kartusche Tutanchatens, Obj. Nr. 86) und ein Kinderthron, beschriftet für König Tutanchamun (Obj. Nr. 349).

Darstellungen und Texte auf dem im Grab gefundenen so genannten „Goldthron“ beweisen, dass es sich bei der königlichen Gemahlin von Tutanchamun um Anchesen-pa-aten handelt, die dritte Tochter von Echnaton und → Nofretete. In den Inschriften des Thrones wurden die Namen des Königspaares noch zu Lebzeiten des Königs in Tutanchamun und Anchesenamun geändert. Die Änderung entsprach der damaligen Kultpolitik, die die führende Rolle des Gottes → Amun im Pantheon, die bis zur „Revolution“ von Echnaton gegolten hatte, erneut bestätigte.

2. Herrschaft

Tutanchamun und seine Regierungszeit werden oft als relativ unbedeutend bezeichnet; gegen diesen Vorwurf sprechen jedoch die Denkmäler seiner Zeit. Während des Jahrzehnts, in dem Tutanchamun auf dem Thron saß, kam es zu intensiven Restaurierungsarbeiten an den Denkmälern, die in Echnatons ikonoklastischer Phase zerstört worden waren. Zur gleichen Zeit gab es auch die ersten offiziellen Angriffe auf Denkmäler Echnatons. Die politischen Entscheidungen, wie sie sich in der Änderung des Namens von Tutanchaten in Tutanchamun widerspiegeln, sind früh in der Regierungszeit gefallen, vielleicht sogar schon in dem kurzen Zeitraum zwischen Tod und Begräbnis des Vorgängers. Das damalige kindliche Alter von Tutanchamun lässt darauf schließen, dass diese Initiativen nicht vom König selbst ausgegangen sind. Ohne Zweifel haben sowohl der Gottesvater Eje als auch der General Haremhab führende Rollen in der damaligen Politik gespielt, sei es als Alliierte oder Rivalen. Nach dem Tod von Tutanchamun bestiegen beide nacheinander den Thron.

Im ersten Regierungsjahr von Tutanchamun siedelten der königliche Hof und die Verwaltung aus Amarna nach Memphis um. Tutanchamun residierte dort, als in seinem Namen das sogenannte Restaurationsdekret erlassen wurde, das alle bisherigen Maßnahmen zur Neuausstattung und Wiederversorgung der unter Echnaton vernachlässigten Tempel zusammenfasste und bestätigte. Ebenso kam es zu einer Wiederherstellung des Kultes am vergöttlichten lebenden Herrscher, wie er vor der Amarnazeit praktiziert worden war. Reliefs im Tempel von Karnak sowie im Grab von Haremhab in Memphis, das der General noch als Privatmann anlegte, illustrieren militärische Aktivitäten in Asien und Nubien, doch ist die Geschichtlichkeit der Darstellungen problematisch.

3. Tod

Die Ursache von Tutanchamuns frühem Tod ist nicht bekannt. Die Behauptung, dass er einem Attentat zum Opfer fiel, ist unbegründet. Eje, der ihn für volle vier Jahre überlebte, ehrte sein Andenken, unter Haremhab wurden Tutanchamuns Denkmäler hingegen usurpiert. Sein Grab (Nr. 62 im Tal der Könige) blieb jedoch unbeschädigt. Die Entdeckung des Grabes durch Howard Carter im Jahr 1922 stellt eine der spektakulärsten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts dar. 85 Jahre danach wartet die Mehrzahl der Fundstücke aus dem Grab noch immer auf eine Analyse und Veröffentlichung.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • The Dictionary of Art, London / New York 1996
  • The Oxford Encyclopedia of Ancient Egypt, Oxford / New York, 2001

2. Weitere Literatur

  • Dijk, J. van / Eaton-Krauss, M., 1986, Tutankhamun at Memphis, Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 42, 35-41
  • Eaton-Krauss, M. / Murnane, W.J., 1991, Tutankhamun, Ay, and the Avenue of Sphinxes between Pylon X and the Mut Precinct at Karnak, Bulletin de la Société Égyptologie Genève 15, 31-38
  • Eaton-Krauss, M., 1994, Rezension zu Reeves, N., 1990, The Complete Tutankhamun. The King, His Tomb, and its Treasure, London, Journal of Egyptian Archaeology 80, 253-256
  • Eaton-Krauss, M. / Krauss, R., 2001, Rezension zu Gabolde, M., 1998, D’Akhenaton à Toutânkhamon, Lyon, Bibliotheca Orientalis 58, 91-97
  • Eaton-Krauss, M., 2003, Restorations and Erasures in the Post-Amarna Period, in: Hawass, Z.A. / Brock, L.P. (Hgg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, Proceedings of the Eighth International Congress of Egyptologists, Cairo, 28 March-3 April 2000, Bd. 2, Cairo, 194-202
  • Eaton-Krauss, M., The Thrones, Chairs, Stools, and Footstools from the Tomb of Tutankhamun, Oxford (im Druck)
  • Forbes, D. / Ikram, S. / Kamrin, J., 2007, Tutankhamen’s Missing Ribs, KMT. A Modern Journal of Ancient Egypt 18/1, 50-56
  • Gabolde, M., 1998, D'Akhenaton à Toutânkhamon, Lyon
  • Murnane, W.J., 2001, Rezension zu Gabolde, M., 1998, D’Akhenaton à Toutânkhamon, Lyon, Orientalistische Literaturzeitung 96, 9-22
  • Reeves, N., 1990, The Complete Tutankhamun. The King, His Tomb, and its Treasure, London
  • Wiese, A. / Brodbeck, A., 2004, Tutanchamun. Das goldende Jenseits. Grabschätze aus dem Tal der Könige (Ausstellungskatalog), Basel

Abbildungsverzeichnis

  • Statue des Gottes Amun mit den Gesichtszügen Tutanchamuns (Karnak-Tempel). © Marianne Eaton-Krauss
  • Darstellung Tutanchamuns als Priester beim Weihrauch- und Trankopfer, usurpiert von König Haremhab (Luxor-Tempel). © Marianne Eaton-Krauss

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