Wasserverbrauch
(erstellt: August 2005)
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Wasser ist für Pflanzen, Tiere und Menschen lebensnotwendig. Im antiken Israel hat man es vor allem für folgende Zwecke benötigt.
1. Menschen
1) Trinken. Im Klima Palästinas benötigen auch Menschen, die es gewohnt sind, mit wenig Wasser auszukommen, mindestens 3 Liter Wasser täglich zum Trinken und zur Zubereitung von Lebensmitteln, z.B. für den Brotteig.
Die Zusammenstellung von Brot und Wasser bezeichnet im Alten Testament sowohl das existenznotwendige Minimum an Lebensmitteln (Gen 21,14
2) Waschen und Baden. Vollbäder, wie sie in 2Sam 11,2
In hellenistischer Zeit kommen in Palästina unter dem Einfluss hellenistischer Wohnkultur in den Häusern erste Badeinstallationen auf, zunächst nur kleine Sitzbadewannen, dann rechteckige, verputzte Becken mit breiter Treppe. Bei ihnen handelt es sich vermutlich nicht um Zisternen, sondern um Ritualbäder (Mikwe). Sie wurden fester Bestandteil besserer jüdischer Häuser und sind vielerorts belegt, z.B. in Qumran und Gamla.
In römischer Zeit gab es zumindest für die Oberschicht öffentliche und private profane Badeanlagen, die nicht nur der körperlichen Reinigung, sondern vor allem dem Wohlbefinden dienten und über Caldarium (Warmbad), Frigidarium (Kaltbad) und Tepidarium (Übergangsraum) verfügten. Ausgegraben hat man Badeanlagen z.B. in Jericho und auf dem SW-Hügel Jerusalems sowie Thermen in Tiberias, Chamat Gader und Kallirrhoë.
3) Waschen von Kleidung und Gegenständen. Natürlich wurde auch – wie 2Sam 19,25
2. Viehwirtschaft
Die Menschen mussten sich das Trinkwasser aus Quellen, Brunnen und Zisternen mit ihrem Vieh teilen, vor allem mit Schafen und Ziegen, aber auch mit Eseln, Rindern, Schweinen und Geflügel sowie Kamelen. Wie hoch der Trinkwasserverbrauch der Herden war, lässt sich allerdings kaum schätzen, da wir nicht wissen, wie groß die Herden waren.
3. Ackerwirtschaft
In Ägypten und Mesopotamien war künstliche Bewässerung mit einem System von Kanälen und Gräben für die gesamte Ackerwirtschaft von zentraler Bedeutung. In Palästina kannte man ein derartiges System nicht. Künstliche Bewässerung mit Gräben und Rinnen (פֶּלֶג Ps 1,3
4. Handwerk
Sehr viel Wasser benötigte man im Handwerk vor allem zur Herstellung von Textilien, Leder, Keramikgefäßen und Lehmziegeln.
1) Textilien. Es gab Stoffe aus Schafswolle und aus Leinen, einem Flachsprodukt. Schafswolle musste nach dem Scheren zunächst gründlich gereinigt und in Wasser gewaschen werden. Flachs wuchs nur in feuchtem Boden, vor allem am Ufer des Jordan (Jos 2,6
Nach dem Spinnen konnten die Fäden mit pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Stoffen (→ Farbstoffe
Nach dem Weben hat man die Stoffe, um sie geschmeidig zu machen, wohl gewalkt (כבס Qal) und auch dafür Wasser verwendet. Vermutlich lag deswegen in Jerusalem der Feldweg der Walker in der Nähe des oberen Teiches (2Kön 18,17
2) Leder. Schon im alten Israel benutzte man Leder, z.B. für Zelte, Gürtel, Kleidung, Sandalen und Riemen (Ex 26,14
3) Keramik und Lehmziegel. Vor allem zur Herstellung von Gefäßen aller Art benötigte man Ton, ein Sediment, das sich in Gewässern absetzt. Nach dem Abbau musste man ihn aufbereiten, indem man ihn in Stücke brach, wässerte und mit den Füßen stampfte, bis er die gewünschte Konsistenz hatte (Jes 41,25
Lehmziegel waren in großen Teilen Palästinas das wichtigste Baumaterial. Sie wurden hergestellt, indem man Lehm, ein Gemisch von Ton und Sand, unter Zufügung von Häcksel mit Wasser stampfte, bis die Konsistenz stimmte. Anschließend drückte man den Lehm in Holzformen und ließ ihn in der Sonne trocknen.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff (גַּן ;כָּבַס ;רחץ)
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977 (Bad und Baden; Farbe und Färberei; Leder)
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001 (Bad; Garten; Leder; Leinen; Töpfer, Töpferei; Waschung)
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992 (Pottery)
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003 (Bad; Gerber; Leder; Garten; Waschung)
- Archaeological Encyclopedia of the Holy Land, New York – London 2001 (Baths and Bathing; Dyes and Dyeing; Leather)
2. Weitere Literatur
- Dalman, G., Arbeit und Sitte in Palästina, Bd. V, Gütersloh 1937 (Nachdruck Hildesheim u.a. 1987)
- Hoss, St., Baths and Bathing. The Culture of Bathing and the Baths and Thermae in Palestine from the Hasmoneans to the Moslem Conquest, Oxford 2005
Abbildungsverzeichnis
- Modell einer badenden Frau (aus einem Grab in ez-Zīb / Akhsiv; Eisenzeit II). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Becken, das ursprünglich als das einer Färberei (Albright), in neuerer Zeit jedoch als das einer Ölpresse gedeutet wird (Tell Bēt Mirsim; Eisenzeit II). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Herstellung von Leder; oben wird die Haut geschabt, links in einem Krug gegerbt, rechts mit einem Holzgestell gestrafft (Ägypten; 18. Dynastie, 1552-1306 v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Herstellung von Lehmziegeln (Theben; Grab des Rechmire, 15. Jh.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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