Wasserversorgung
(erstellt: Mai 2007; letzte Änderung: November 2010)
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Zu den wichtigsten Grundlagen der Hochkulturen Ägyptens und Mesopotamiens gehörte die gesicherte Wasserversorgung durch die großen Flüsse → Nil
1. Regen
2. Quellen
Es gibt in Palästina – regional verschieden – relativ viele Quellen (עַיִן; Dtn 8,7
Quellen und Brunnen bildeten für die meisten Orte einen neuralgischen Punkt. Während man die Ortschaften nämlich aus strategischen Gründen auf den Höhen baute, lagen Quellen und Brunnen häufig unten am Fuß der Siedlungshügel und damit bei Städten außerhalb der Ummauerung (2Kön 3,25
Erstens musste das Wasser zum Teil über einige Entfernung bergauf in die Haushalte getragen werden, und das täglich mehrfach in schweren Tonkrügen. Diese harte Arbeit wurde in der Regel von Frauen verrichtet (Gen 24,11ff
Zweitens musste man in Städten die Wasserversorgung auch gegen Belagerer absichern. Dazu hat man – nach älteren Vorläufern in Jerusalem – im 9.-8. Jh. in einigen Städten mit ungeheurem Aufwand gewaltige Schachtanlagen mit Stollen durch ältere Siedlungsschichten bzw. in den Fels geschlagen. Es gab a) Gänge mit Treppen, über die man zu einer Quelle gelangte (→ Gibeon
3. Brunnen
Ein Brunnen (בְּאֵר) ist ein Schacht zum Grundwasser, den Menschen oft unter großem Aufwand – der Brunnen von Sichem ist über 30m tief – gegraben haben. Es ist also etwas ganz anderes als eine natürlich sprudelnde Quelle (עַיִן). Dementsprechend wird im Alten Testament zwischen beiden terminologisch klar unterschieden, jedoch nicht immer konsequent (vgl. Gen 16,7
Brunnen grub man nicht nur bei Ortschaften, sondern auch auf Weiden (Gen 29
Brunnen konnten Privatbesitz sein (2Sam 17,18
4. Zisternen
Quellen und Brunnen liefern „lebendiges“ – d.h. fließendes, klares – Wasser, Zisternen dagegen nur abgestandenes. Doch wo es keine Quellen gab und das Grundwasser für Brunnen zu tief war oder deren Kapazität nicht ausreichte, waren Mensch und Vieh (2Chr 26,10
Zisternen konnten zunächst nur in wasserdichtes Gestein geschlagen werden. Größere Verbreitung erfuhren sie erst, nachdem man in der Späten Bronzezeit einen Kalkputz entwickelte, mit dem man sie unabhängig von der vorgefundenen Gesteinsart abdichten konnte. Nur aufgrund dieser Entwicklung war es in der → Eisenzeit I
5. Teiche
Erste Teiche, d.h. große, offene bzw. nur mit Holz abgedeckte Wasserreservoire, sind in → Arad
6. Wasserleitungen
Schon in der Eisenzeit gab es in Jerusalem kurze Wasserleitungen (2Kön 18,17
7. Die Bildsprache des Alten Testaments
1. Regen. Regen ist ein Geschenk Gottes, eine Heilsgabe, ja die Barmherzigkeit Gottes erquickt wie ein Regenschauer (Sir 35,26
2. Quellen. Quellen werden als Teil der Schöpfung besungen (Ps 74,15
3. Brunnen. In der Bildsprache verbinden sich mit Brunnen meist die gleichen Vorstellungen wie mit Quellen. So kann die Geliebte gleichermaßen als Quelle und als Brunnen gepriesen werden (Hhld 4,15
4. Zisternen. Eine Zisterne ist ein dunkler, Furcht einflößender Ort. Deswegen hat sie im Gegensatz zu Quelle und Brunnen vor allem ein negatives Image. Sie gehört zum Bereich der Unterwelt und des Todes, und „in die Zisterne (in deutschen Übersetzungen in dem Zusammenhang oft ‚Grube’) fahren“ bedeutet „sterben“ (Ps 30,4
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979 (Brunnen, Teich; Wasser, Wasserleitung)
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff (בְּאֵר; עַיִן)
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977 (Wasserversorgung)
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001 (Brunnen, Quelle, Regen, Teich, Wasserversorgung, Zisterne)
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992 (Water works)
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003 (Brunnen, Quelle, Teich, Wasserleitung, Zisterne)
2. Weitere Literatur
- Dierx, W. / Garbrecht, G. (Hg.), Wasser im Heiligen Land. Biblische Zeugnisse und archäologische Forschungen, Mainz 2001
- Tölle-Kastenbein, Antike Wasserkultur, München 1990
- Shiloh, Y., 1987, Underground Water Systems in the Iron Age in the Eretz-lsrael, in: G. Perdue u.a. (Hgg.), Archaeology and Biblical Interpretation (Gedenkschrift D.G. Rose), Atlanta, 203-245
- Weippert, H., Palästina in vorhellenistischer Zeit (Handbuch der Archäologie: Vorderasien II/1), München 1988, 543-551
- Wikander, Ö. (Hg.), Handbook of Ancient Water Technology, Leiden 2000
Abbildungsverzeichnis
- Jordan. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Der Kidron. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 1989)
- Quelle. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Der Wasserzugang in Gibeon. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 1999)
- Der Wasserzugang in Megiddo. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 1999)
- Zugang zum Wasserschacht in Hazor (Eisenzeit IIB). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2010)
- Brunnen. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Zisterne. © public domain (Zeichnung: Klaus Koenen)
- Das Zisternensystem von Tell es-Seba‘ wird vom nahen Wadi gespeist und ist über einen Schacht erreichbar. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2010)
- Aquädukt in Caesarea Maritima. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2010)
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