Werke Gottes
(erstellt: November 2014)
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Wunder
1. „Werke Gottes“
Mit dem Begriff der „Werke Gottes“ o.ä. bezeichnen die alttestamentlichen Texte bestimmte Taten Gottes in Schöpfung und Geschichte (s.u. 2.). Nicht jedes Handeln Gottes wird aber explizit so bezeichnet. Auffällig ist insbesondere, dass etwa das Sprechen Gottes nicht als „Werk Gottes“ bezeichnet wird (zur Sinaioffenbarung s.u. 2.2.3.).
1.1. Hebräische Begriffe
Zur Bezeichnung der „Werke Gottes“ verwendet das Alte Testament verschiedene Lexeme, wovon מַעֲשֶׂה
ma‘ǎśæh und פֹּעַל po‘al die geläufigsten sind (beide abgeleitet von Verben, die handwerkliches Tun bezeichnen: עשׂה ‘śh und פעל p‘l). Wird das Außergewöhnliche dieser Werke betont, werden sie als „Wunder Gottes“ bezeichnet. Auch hierfür sind verschiedene Lexeme belegt, am häufigsten begegnen נִפְלָאוֹת niflā’ôt (Partizip Plural Feminin der Verbalwurzel פלא pl’ „zu schwer / ungewöhnlich / wunderbar sein“) und פֶּלֶא pælæ’ (ebenso abgeleitet von פלא pl’). Für das Geschehen in Ägypten, die Plagen wie den Exodus, wird besonders in deuteronomistischen Texten (→ Deuteronomismus
Die einzelnen Taten Gottes können dabei mit mehreren dieser und weiterer Begriffe zusammengefasst werden. Der Exodus etwa ist gleichermaßen „Werk Gottes“ (z.B.
Ps 106,13
1.2. Verwendungsweisen
1.2.1. Vergangene Geschichtstaten. Von den „Werken“ und „Wundern Gottes“ wird besonders in (oft poetischen) Texten gesprochen, welche die im → Pentateuch
1.2.2. Aktuelle Heilstaten. Dieser schlichte Hinweis auf die „Werke Gottes“ leitet zu einer zweiten Verwendungsweise über: Werden die Taten Gottes nicht konkretisiert, ist der Übergang zwischen spezifischen, bereits vollbrachten Taten Gottes einerseits und dem fortdauernden Handeln Gottes andererseits fließend. Auch dieses je gegenwärtige Wirken Gottes kann mehr oder weniger konkret benannt werden. Zu diesen Belegen für das Handeln Gottes gehört sein Eintreten für einzelne Individuen oder für Gruppen von Menschen oder aber die Schöpfung (als Werk) insgesamt im Sinne der creatio continua. So bezieht sich das „Werk Gottes“ in Ps 104,13.24.31
1.2.3. Künftige Heilstaten. Schließlich findet sich eine dritte, seltener belegte Verwendungsweise der „Werke Gottes“: An einzelnen Stellen wird, zumindest im vorausgesetzten Erzählablauf, auf „Werke Gottes“ vorausgeblickt, die er tun wird. So kündigt Gott etwa in Ex 3,20
Bei allen drei Verwendungsweisen findet sich die Aufforderung, von den erlebten oder erhofften Werken und Wundern zu erzählen (meist eine Form von ספר
spr). Wie die Himmelskörper aus Ps 19 das vergangene und anhaltende Wirken Gottes verkünden (Ps 19,2
2. „Werke Gottes“ in Schöpfung und Geschichte
Orientiert an der Erzählabfolge des Pentateuchs bzw. Enneateuchs werden im Folgenden die wichtigsten Belegstellen für Werke Gottes aufgeführt, die das entsprechende Handeln Gottes explizit als „Werke“ oder „Wunder Gottes“ titulieren oder eine Aufzählung von Handlungen Gottes als Bericht über seine „Werke“ einleiten. So ruft etwa der Geschichtspsalm Ps 105 in seinen einleitenden Versen zur Verkündigung der Taten und Wunder Gottes auf (
Ps 105,1.2.5
2.1. Prima creatio
Das erste in der Bibel berichtete Wirken Gottes ist die Erschaffung des Kosmos. Bereits der priesterschriftliche (→
Priesterschrift
Als „Werk Gottes“ begegnet die Schöpfung sodann in Ps 8: Die Himmel werden als Werk der Finger Gottes bezeichnet, der den →
Mond
Eine subtile Anspielung auf die Schöpfung bzw. genauer auf die Schöpfungserzählung in
Gen 1,1-2,3
2.2. Geschichtshandeln Gottes
2.2.1. Erzväter
An die Erzählungen über die Erzeltern aus Gen 12-50 wird im Kontext der Erinnerung an Werke Gottes eher selten gedacht.
In den Geschichtsrückblicken in
Jos 24,2-13
Der Geschichtspsalm Ps 105 und der in Teilen parallele Geschichtsrückblick in 1Chr 16 fassen dagegen auch Gottes Wirken an den Erzvätern als Wunderwirken JHWHs auf, zu dessen Verkündigung sie aufrufen (
Ps 105,1-6
2.2.2. Plagen, Exodus und Schilfmeerwunder
Das Geschehen in Ägypten, die Beauftragung → Moses
Der bereits mehrfach genannte Geschichtspsalm Ps 105 fährt nach dem Bericht über den Eisodus im Rahmen der Josefsgeschichte fort mit dem Anwachsen Israels in Ägypten, der Feindschaft zwischen den Israeliten und den Ägyptern, der Sendung Moses und Aarons und den Zeichen und Wundern Gottes, die sie in Ägypten taten (Ps 105,24-27
Der Geschichtspsalm Ps 136, der JHWH als den allein Wunder vollbringenden Gott bezeichnet (
Ps 136,4
An das Exodusereignis insgesamt erinnern mit der summarischen Bezeichnung „Zeichen und Wunder“ (אוֹתוֹת וּמוֹפְתִים
’ôtôt ûmôfətîm o.ä.; vgl. dazu Childs) auch etwa Dtn 4,34
2.2.3. Wüstenzeit
Die Erzählung von Israels Aufenthalt in der Wüste aus Ex 15 – Jos 2 wird oft unter dem Aspekt des Unglaubens der Israeliten aufgenommen (anders
Ps 105,39-41
Auffallend ist, dass die Gesetzgebung am Sinai nicht als „Wunder“ oder „Werk“ Gottes bezeichnet wird. Im Rahmen von Geschichtsrückblicken wird explizit nur in
Neh 9,13-14
2.2.4. Geschichte Israels von der Landnahme bis zur jeweiligen Gegenwart
Während die innerhalb des Pentateuch berichteten Ereignisse im Alten Testament wiederholt als „Werke Gottes“ o.ä. bezeichnet und nacherzählt werden, finden sich nur sporadische und meist wenig konkrete Erinnerungen an die in den vorderen Propheten erzählte Geschichte Israels im verheißenen Land bis zum Exil, beginnend mit der Landnahme bzw. Landgabe. Auf diese verweist allerdings bereits die Konkretisierung der in
Ex 34,10
Die Hineinführung ins verheißene Land und die Vertreibung der dort bisher lebenden Bevölkerung bezeichnen
Jos 24,11-13
Die weiteren Erwähnungen der „Werke“ und „Wunder Gottes“ beziehen sich auf das je gegenwärtige Handeln Gottes an Einzelnen, an Gruppen (in der Regel Israel) oder der Schöpfung oder aber auf erhoffte zukünftige Wunder (s.o. 1.2.3.).
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 5. Aufl., München / Zürich 1994-1995
2. Weitere Literatur
- Childs, B.S., Deuteronomic Formulae of the Exodus Traditions, in: B. Hartmann u.a. (Hg.), Hebräische Wortforschung (FS W. Baumgartner; VT.S 16), Leiden 1967, 30-39
- Gärtner, J., Die Geschichtspsalmen. Eine Studie zu den Psalmen 78, 105, 106, 135 und 136 als hermeneutische Schlüsseltexte im Psalter (FAT 84), Tübingen 2012
- Hartenstein, F., Zur Bedeutung der Schöpfung in den Geschichtspsalmen, in: R. Achenbach / M. Arneth (Hgg.), „Gerechtigkeit und Recht zu üben“ (Gen 18,19). Studien zur altorientalischen und biblischen Rechtsgeschichte, zur Religionsgeschichte Israels und zur Religionssoziologie (FS E. Otto; BZAR 13), Wiesbaden 2009, 335-349
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- Lee, A.C.C., Genesis I and the Plagues Tradition in Psalm CV, VT 40 (1990), 257-263
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- Witte, M., Vom Exodus zu David – Geschichte und Geschichtsschreibung in Psalm 78 (2006), in: ders., Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Weisheit und Geschichte in den Psalmen (BThSt 146), Neukirchen-Vluyn 2014, 117-149
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