Wüstentiere
(erstellt: Februar 2008)
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1. Alter Orient
Zu den Topoi, die die gegenmenschliche Welt beschreiben, gehören im Alten Orient neben Gebirge und Sumpf besonders Trümmer und Ruinen, die von bestimmten Tieren bevölkert werden. Eine wichtige Aufgabe des altorientalischen Königs ist es daher, diese Tiere zu jagen, um damit die Ordnung des Reiches zu garantieren (Maul, 2000, 24) beziehungsweise das Land der Feinde der Vernichtung anheim zu stellen, um so die eigene Macht zu demonstrieren. → Assurbanipal
Auch im Bildmaterial ist die Vorstellung vertreten, dass zur gegenmenschlichen Welt bestimmte Tiere wie der Wildesel bzw. der Onager, Hund und Schwein gehören, wenn z.B. die Dämonin Lamaschtu stehend auf einem Onager [→ Wildesel
2. Altes Testament
2.1. Tiere als Exponenten einer feindlichen Welt
Ähnlich wie im Alten Orient gehört im Alten Testament zur Beschreibung von Trümmerstätten die Nennung der unheimlichen Tiere, die in den Ruinen und der Verwüstung hausen (Riede, 2000, bes. 377-390). Zu den Tieren, die die Wüste zum lebensgefährlichen Ort machen gehören u.a. → Gazellen
Häufig lassen sich die genannten Tiere im naturwissenschaftlich zoologischen Sinn nicht eindeutig bestimmen. Das hat wohl zwei Gründe: Erstens entziehen sich die biblisch-hebräischen Tiernamen dem exakten System gegenwärtiger Naturwissenschaft. Sie wollen kein solches System darstellen bzw. ist ein solches nicht mehr zu erschließen (vgl. Müller, 1991, 185-205). Zweitens erscheint die Funktion der genannten Wesen und Tiere in den Texten des Alten Testaments viel wichtiger als ihre exakte zoologische Einordnung. Ruinen, Wüste und Sumpf werden durch die Tiere, die als „typische Exponenten einer gegenmenschlichen, menschenbedrohenden Welt“ (Riede, 2003, 292; vgl. Janowski / Neumann-Gorsolke, 1993, 217: „Dämonische[ ], dem Menschen und seiner Lebenswelt feindlich gesonnene[ ] Mächte[ ]“) gelten, zu „Bereichen der Antiordnung“ (Riede, 2003, 294). Wenn die Wesen und Tiere nicht eindeutig zu identifizieren sind, werden sie noch unheimlicher und weniger fassbar.
2.2. Wüstlinge (ציים)
In Jes 13,21
2.2.1. Begriff
Der Begriff ציים ṣijjîm kann wohl am Besten mit „Wüstlinge“ übersetzt werden. Er leitet sich aus einer hypothetischen Wurzel צִיי ṣîj* ab und ist verwandt mit dem Begriff ציה ṣijjāh „Trockenlandschaft / trocken“. Da eine genaue zoologische Bestimmung des Begriffs nicht möglich ist, werden die ציים ṣijjîm häufig auch als → Dämonen
2.2.2. Verwendung
1) Tiere: Die „Wüstlinge“ ציים ṣijjîm sind nach Jes 13,21-11
Jes 34,13f. und Jer 50,39 gebrauchen die Begriffe ציים ṣijjîm und איים ’ijjîm „Heuler“ parallel (→ Dämonen
Jes 13,21f. berichtet in der Vision von der Zerstörung Babylons davon, dass neben den „Wüstlingen“ (ציים ṣijjîm) und „Heulern“ (איים ’ijjîm, אחים ’ochîm [→ Eule
2) Menschen: Die ציים ṣijjîm scheinen, wenn sie in Jes 23,13
Für Jes 23,13 legt sich statt ציים ṣijjîm II die Bedeutung ṣî I „Schiff“ nahe (vgl. Num 24,24
Ps 72,8-11 listet (fremdländische) Machthaber auf, die sich dem König beugen müssen. In diesem Kontext können wohl auch die ציים ṣijjîm in Ps 72,9
Ps 74,14 spricht davon, dass Jahwe das zerschlagene Haupt des → Leviatans
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
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- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Weitere Literatur
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Abbildungsverzeichnis
- Die Dämonin Lamaschtu, auf einem Onager reitend (Amulett aus Stein, Nordwestmesopotamien, 800-550 v. Chr.). Aus: O. Keel, Das Recht der Bilder gesehen zu werden. Drei Fallstudien zur Methode der Interpretation altorientalischer Bilder (OBO 122), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1992, Abb. 283; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
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