Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: Januar 2017)

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1. Botanisch

Ysop 1

Der eigentliche Ysop (Hyssopus officinalis), eine blau blühende Pflanze, kommt in Palästina nicht vor. Wo in der Bibel vom Ysop die Rede ist, ist wahrscheinlich eine andere Art derselben Pflanzenfamilie, z.B. Origanum Maru bzw. Origanum syriacum L. gemeint. Diese weißblühende Pflanze kann eine Höhe von 50-80 cm erreichen. Sie hat einen geraden Stängel und Blätter, die mit einer zarten Wolle bedeckt sind, und ist daher besonders für Sprengwedel geeignet.

2. Bezeichnungen

Die hebräische Bezeichnung für Ysop ist אֵזוֹב ’ezôv, die griechische lautet ὕσσωπος hyssōpos.

3. Biblisch

Der Ysop als kleines Mauergewächs soll nach 1Kön 5,13 neben anderen → Pflanzen Thema der sprichwörtlichen 4000 Salomonischen Sprüche gewesen sein, die sich u.a. mit der Pflanzenwelt beschäftigten. Vor allem in Reinigungsriten spielt er eine wichtige Rolle. Nach Ex 12,22 wird mit einem Bündel Ysop das Blut des Passalammes (→ Passa; → Schaf) an die Türstürze und → Türpfosten der Häuser der Israeliten gestrichen, um diese vor dem unheilvollen Auftreten JHWHs gegenüber den Ägyptern zu schützen. Nach Lev 14,4.6.49.51f wird mit Ysopstängeln Wasser oder Blut auf verunreinigte Personen oder Häuser gesprengt, um diese zu reinigen bzw. zu entsühnen. Für apotropäisch verwendete Reinigungswasser (wörtlich: „Wasser der Abscheidung“) fügte man frischem Quellwasser eine spezielle Asche zu, zu deren Gewinnung u.a eine geschächtete rötliche Kuh (→ Rind), Zedernholz, Karmesin / Purpur und auch Ysop verbrannt wurden (Num 19,6.18; vgl. auch die Anspielung in Hebr 9,19).

Auf die reinigende Wirkung von Ysop wird bildlich in Ps 51,9 Bezug genommen.

Nach Joh 19,29 wurde dem sterbenden Jesus am Kreuz ein auf einen Ysopstängel gesteckter Schwamm mit Essig gereicht. In Verbindung mit Joh 19,36, wo ein expliziter Bezug zur Tradition des Passalamms vorliegt, dürfte V. 29 auf Ex 12,22 anspielen und somit als Hinweis darauf zu deuten sein, dass Jesus als das wahre Passalamm anzusehen ist (vgl. Dietzfelbinger 2004).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Dalman, G., Arbeit und Sitte in Palästina, Bd. 2, Gütersloh 1932, 294
  • Dietzfelbinger, Chr., Das Evangelium nach Johannes (ZBK.NT 4/2), Zürich 2. Aufl. 2004, 311
  • Harrison, R.H., Healing Herbs of the Bible, Leiden 1966, 43-45
  • Hepper, F.N., Pflanzenwelt der Bibel. Eine illustrierte Enzyklopädie, Stuttgart 1992, 140
  • Löw, I., Die Flora der Juden, Bd. III, Nachdruck Hildesheim 1967, 84-101
  • Moldenke, H.N. und A.L., Plants of the Bible, New York 1952, 160-162
  • Zohary, M., Pflanzen der Bibel. Vollständiges Handbuch, Stuttgart 2. Aufl. 1986, 96f

Abbildungsverzeichnis

  • Origanum syriacum. Aus: Wikimedia Commons; © Davidbena, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0 unported; Zugriff 10.1.2017

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