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(erstellt: August 2022)

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1. Terminologie

Das Hebräische hat für den Terminus „Zepter“ verschiedene Äquivalente. מַטֶּה maṭṭæh ist in der Regel ein längerer Stab, ähnlich einer Stange, שֵׁבֶט ševæṭ dagegen kann ein kürzeres Schlaginstrument, ursprünglich vielleicht eine Keule „als Urwaffe“ (Weippert 1977, 185), also einen kurzen Schlagstock, dann aber genauso ein Dreschwerkzeug (Jes 28,27) wie die Keule des Hirten (Ps 23,4; vgl. Riede 2013, 91f) meinen, mit dem er die Herde vor wilden Tieren beschützt. Beide Begriffe finden sich auch als Synonyme im Parallelismus membrorum (→ Poesie). Im Neuen Testament ist nur einmal von einem Zepter (griech. ῥάβδος rhabdos) die Rede, in Hebr 1,8, wo Ps 44LXX zitiert wird.

2. Ikonographie

Zepter 01
Ikonographische Belege für Zepter in der Hand von Königen finden sich sowohl im Alten Orient wie in Ägypten, so z.B. in Bezug auf → Tutanchamun, → Merenptah, Tiglatpileser I., Assurnasirpal, → Salmanassar III., Šamši-Adad, Adadnirari, → Sanherib oder → Asarhaddon (vgl. Olivier 1979, 46, sowie die entsprechenden Bildnachweise ebd.). Zum Teil wird das Zepter von den Göttern übergeben, wie im Falle des Königs Panamuwa (vgl. KAI 214, Z. 2f). „Durch ein solch aufgeladenes, machtvolles Zepter gelang dem König alles, was er in Angriff nahm, so z.B. seine Gebietserweiterungen oder Eroberungen, und seine Herrschaft war begleitet von Fruchtbarkeit und Gedeihen in seinem Lande“ (Kühn 2018, 135). Exemplarisch soll auf die Darstellung Asarhaddons von Assyrien auf einer auf das Jahr 671 v. Chr. datierten Stele aus Sam’al verwiesen werden (Abb. 1; vgl. Börker-Klähn 1982, 213). Der König im Königsschmuck, bekleidet mit einem langen Hemd, das mit Quasten besetzt ist, und einem fransengesäumten Schalgewand, das durch ein um Leib und Schulter geführtes Band fixiert ist, hält in seiner rechten Hand ein Kultsymbol (einen Kultbecher?) und dankt den Göttern, die durch ihre Symbole repräsentiert werden; in seiner Linken trägt er ein keulenförmiges Zepter sowie zwei Seile, an denen zwei gefangene, flehende Herrscher geführt werden. Sie sind deutlich kleiner als der König dargestellt.

Nach dem Text der Steleninschrift ist dem König „ein zorniges Zepter zum Zerschmettern der Feinde“ in die Hand gegeben. Zudem wird er mit dem Epitheton „der die Könige an Leitseilen festhält“ bezeichnet (Uehlinger 1985, 170).

Zepter 02
Ikonographisch sind auch lange, etwa bis an die Brust reichende Stützstäbe (hebr. מַטֶּה maṭṭæh), die Teil der Ausrüstung von Hirten waren (Ps 23,4), als Würdezeichen und Herrschaftsattribut immer wieder belegt (Schmitt 2001, 100ff; Kühn 2018, 139; vgl. Abb. 2). „Solche Stäbe waren in der Regel recht einfach gearbeitet, begegnen in höfischen und kultischen Kontexten aber auch mit kunstvollen Aufsätzen verziert“ (Uehlinger 2001, 1205).

3. Altes Testament

3.1. Das Zepter als Herrschaftssymbol

שֵׁבֶט ševæṭ kann auch für ein Herrschaftssymbol stehen, die Zeremonialkeule, den Amtsstab (z.B. des Schreibers: Ri 5,14), das Zepter eines Stammesführers oder Königs. „Zepterträger“ werden in Am 1,5.8 die Stadtfürsten von → Askalon und → Ekron genannt, wobei diese Titulatur wohl an ein Keulenzepter als Würdezeichen denken lässt (vgl. auch Jes 14,5: מַטֶּה maṭṭæh // שֵׁבֶט ševæṭ). Gen 49,10 dagegen setzt einen Stützstab voraus, wenn es im Rahmen des Jakobssegens, bezogen auf Juda, heißt: „Nicht weichen soll das Zepter von Juda, und der Herrscherstab (מחקק mḥqq) zwischen seinen Füßen.“ Hier wie an anderen Stellen (Num 24,17; Jer 48,17) ist das Zepter Symbol für das Königtum.

Dass auch das Königszepter des judäischen Königs mit dem Begriff שֵׁבֶט ševæṭ bezeichnet werden konnte, geht u.a. aus Ps 2,9 hervor, wo abzielend auf die Feinde angekündigt wird: „Du sollst sie zerschmettern mit eisernem Zepter, sie zerschlagen wie Töpfergefäß.“ Hier ist eher an den kurzen, keulenartigen Schlagstock zu denken, der in militärischen und administrativen Kontexten Verwendung fand. Damit kommt die militärische Funktion des Königs (→ König / Königtum) in den Blick, der gegen die Völker ähnlich wie der ägyptische Pharao vorgeht und dabei sein Zepter entsprechend einsetzt. Dieses Tun gehört unmittelbar in den Rahmen der altorientalischen Herrschafts- und Ordnungssymbolik, in der es darum geht, die Weltordnung gegenüber allen chaotischen Mächten zu bewahren und Recht und → Gerechtigkeit zu verwirklichen. Zu nennen ist aber auch Ps 110,2, wo für den Herrschenden analog zu assyrischen Vorbildern wiederum ein langer Herrscherstab als Zeichen der Königswürde und der Machtbefugnis vorausgesetzt wird: „Das Zepter (מַטֶּה maṭṭæh) deiner Kraft streckt JHWH aus von Zion her. Herrsche inmitten deiner Feinde.“ Diese Stelle zeigt zugleich die enge Verbindung von JHWH und König: Die Herrschaft des Königs ist abhängig von der Aktivität JHWHs, sie wird durch ihn erst eigentlich ermöglicht.

3.2. Metaphorik

In der Bildsprache steht das Zepter häufig für ein kraftvolles Wirken des Herrschers, wobei dieses unterschiedlich qualifiziert sein kann: Es kann genauso unterdrückerische Züge haben, wie im Falle Assurs (Jes 9,3; Jes 10,5 u.ö.) oder Ägyptens (Sach 10,11) bzw. einer frevlerischen Fremdherrschaft (Jes 14,29; Ps 125,3). Sie kann aber auch als Ausweis der gerechten Regierung des eigenen Königs (Ps 45,7; Jes 11,4) wahrgenommen und so zur Quelle von Leben und Wohlstand werden. In Ps 45 ist das Zepter Insignie der königlichen Herrschaft.

4. Neues Testament

Hebr 1,8 bezieht sich in Aufnahme von Ps 44LXX auf das Zepter / den Herrscherstab Christi, womit dessen legitime Herrschaftsausübung symbolisiert werden soll (vgl. auch Apk 12,5; Apk 19,15).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Börker-Klähn, J., 1982, Altvorderasiatische Bildstelen und vergleichbare Felsreliefs (BaghF 4), Mainz
  • Kühn, D., 2018, Die „Zwei Körper des Königs“ in den westsemitischen Kulturen. Ugarit, aramäische Königreiche, Phönizien, Ammon, Moab Israel und Juda (Kasion 4), Münster
  • Olivier, J.P., 1979, The Sceptre of Justice and Ps. 45:7b, JNWSL 7, 45-54
  • Riede, P., 2013, Trost, der ins Leben führt. Ein Beitrag zum Menschen- und Gottesverständnis des Alten Testaments (BThSt 138), Neukirchen-Vluyn
  • Schmitt, R., 2001, Bildhafte Herrschaftsrepräsentation im eisenzeitlichen Israel (AOAT 283), Münster
  • Uehlinger, C., 1985, Das Image der Großmächte. Altvorderasiatische Herrschaftsikonographie und Altes Testament. Assyrer, Perser, Israel, BiKi 40, 165-172
  • Uehlinger, C., 2001, Art Zepter, NBL III, 1205-1208
  • Weippert, H., 21977, Art. Keule, BRL, 185

Abbildungsverzeichnis

  • König Assarhaddon (680-669 v. Chr.) mit dem Zepter. Aus: H. Greßmann, Altorientalische Bilder zum Alten Testament, Abb. 144
  • Der persische König Darius mit einem Stock (Persepolis, Apadana, Nordtreppe; 5. Jh. v. Chr.). Aus: K. Koenen, Art. Stock / Stab / Stecken, Abb. 4

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