Zofar
Andere Schreibweise: Zophar; Sofar; Sophar
(erstellt: Juli 2009)
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1. Der Name
Eine überzeugende sprachliche Herleitung des männlichen Personennamens Zofar (צופר / צפר ṣpr / ṣwpr, nach der masoretischen Vokalisation ṣofar / ṣôfar) ist bisher nicht gelungen. Möglich ist ein Zusammenhang mit dem hebräischen Wort צִפּוֹר ṣippôr „Vogel“, das auch als männlicher und weiblicher Personenname verwendet werden kann (in Num 22,2
In der → Septuaginta
2. Zofar, ein Freund Hiobs
Zofar gehört zusammen mit Elifas, dem Temaniter (→ Teman
2.1. Die Herkunft Zofars
Zofar trägt immer das Epitheton ha-na‘amātî „der Na‘amatiter“, wodurch er als ein Bewohner von Na‘ama gekennzeichnet wird. Die Lokalisierung ist unsicher. Eine Verbindung des Ortsnamens Na‘ama mit dem für unterschiedliche männliche und weibliche Figuren im Alten Testament gebrauchten Personennamen Na‘am bzw. Na‘amah (vgl. 1Chr 4,15
1. Arabischer Raum. Für die arabische Lösung können unterschiedliche namensidentische Ortslagen in Nordwest- und in Zentralarabien (Abel, I, 287) und die Bezeichnung eines sabäischen (altsüdarabischen) Stamms als n‘mt geltend gemacht werden (Knauf, 1983; 1988). Auch die Beschreibung Zofars in der Septuaginta als „König der Minäer“ könnte für eine arabische Lokalisierung sprechen. So sind die Minäer, d.h. die Bewohner von Ma‘īn (zur Lage siehe Tübinger Bibelatlas, B V 22, Koordinaten: N 16° 07' 40'', E 44° 48' 53''
2. Aramäischer Raum. Für die Verortung im aramäischen Raum könnte dagegen auf die Ortslagen ‘Ain Sofar im Libanon an der Straße von Beirut nach Damaskus oder ‘Ain No’ēme (Nu‘ēma) bei Dera‘a (Dar‘ā) im Hauran verwiesen werden (Fohrer, 106; Lévêque, 89f.). Da von einem palästinischen Standort aus gesehen Elifas der Temaniter aus dem Süden und Bildad der Schuchiter aus dem Nordosten zu Hiob kommen, liegt es näher, das Na‘ama Zofars im Norden zu suchen. In welcher geographischen Konstellation dies zu Hiob aus dem Land → Uz
2.2. Die Funktion Zofars
Zofar erfüllt wie Elifas und Bildad die dramaturgische Funktion eines Trösters und Gesprächspartners des unschuldig ins Leid geratenen Hiob. Als Figur des Dialogs vertritt er wie die anderen Freunde Hiobs die weisheitliche Vorstellung einer durch Gott garantierten gerechten Weltordnung, die Hiob durch sein Schicksal in Frage gestellt sieht. Wie mit den anderen Figuren des Hiobbuchs hat der Dichter mit der Figur Zofars die Möglichkeit zum dialogischen Austausch theologischer Grenzaussagen geschaffen, an dem der Leser selbst teilhaben und zu dem er Stellung beziehen kann.
2.3. Die Reden Zofars
Die erste Zofarrede (Hi 11
Die zweite Zofarrede (Hi 20
Das Phänomen, dass Zofar im Gegensatz zu Elifas und Bildad nur zwei Reden hält, geht weder auf einen Textausfall zurück noch auf eine Textvertauschung, in deren Gefolge etwa Teile einer ursprünglichen dritten Zofarrede in eine Hiobrede geraten wären. Vielmehr dürfte die ursprüngliche Hiobdichtung nur zwei Zofarreden enthalten haben, wobei die dritte Elifasrede (Hi 22
2.4. Ausblick auf die Wirkungsgeschichte
In der Hiob-Septuaginta (Hi-LXX), der wohl im 1. Jh. v. Chr. angefertigten griechischen Übersetzung des Hiobbuchs (Witte / Kepper 2009), und in dem davon abhängigen Fragment des jüdisch-hellenistischen Exegeten Aristeas (übersetzt in: JSHRZ III, 293-296) erscheint Zofar wie seine Begleiter als König (Hi 2,11
Testament Hiobs
Ikonographisch ist schließlich besonders auf die Darstellung Zofars in der byzantinischen Buchmalerei hinzuweisen, die diese gemäß der Septuaginta als Könige stilisiert und seit dem 6. Jh. über einen festen Bestand an Miniaturen zu einzelnen Szenen des Hiobbuchs verfügt (Wessel, 143ff., Huber).
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York u.a. 1992
2. Weitere Literatur
Vgl. Kommentare zum Buch → Hiob
- Abel, F.-M., 1933ff., Géographie de la Palestine (ÉtB), I-II, 2. éd., Paris
- Clines, D.J.A., 1989, Job 1-20 (WBC 17), Dallas
- Clines, D.J.A., 2006, Job 21-37 (WBC 18a), Nashville
- Dion, P.-E., 1995, Les Araméens du Moyen-Euphrate au VIIIe siècle à la lumière des inscriptions des maîtres de Suhu et Mari, in: J.A. Emerton (Hg.), Congress Volume Paris 1992 (VT.S 61), 53-73
- Fohrer, G., 1963 (2. Aufl. 1989), Das Buch Hiob (KAT 16), Gütersloh
- Ginzberg, L., 1948 (1969), The Legends of the Jews, Bd. II, Philadelphia, 225-242
- Ginzberg, L., 1953 (1968), The Legends of the Jews, Bd. V, Philadelphia, 381-387
- Gordis, R., 1978, The Book of Job (MorS II), New York
- Görg, M., 1980, Ijob aus dem Lande ‛Ūṣ. Ein Beitrag zur „theologischen Geographie“, BN 12, 7-12
- Holbert, J.C., 1981, The Skies Will Uncover His Iniquity: Satire in the Second Speech of Zofar (Job XX), VT 31, 171-179
- Huber, P., 1986, Hiob. Dulder oder Rebell? Byzantinische Miniaturen zum Buch Hiob in Patmos, Rom, Venedig, Sinai, Jerusalem und Athos, Düsseldorf
- Knauf, E.A., 1983, Supplementa Ismaelitica 4. Ijobs Heimat, BN 22, 25-29
- Knauf, E.A., 1988, Hiobs Heimat, WO 19, 65-83
- Knauf, E.A., 1992, Art. Meunim, in: AncBD, Bd. 4, 801-802
- Lévêque, J., 1970, Job et son Dieu. Essai d'exégèse théologie biblique (ÉtB), Bd. I-II, Paris
- Müller, H.-P., 1970, Hiob und seine Freunde. Traditionsgeschichtliches zum Verständnis des Hiobbuches (ThSt(B) 103), Zürich
- Schaller, B., 1979, Das Testament Hiobs (JSHRZ III/3), Gütersloh
- Simon, J, 1959, The Geographical and Topographical Texts of the Old Testament. A Concise Commentary in XXXII Chapters, Leiden
- Wessel, K., 1972, Art. Hiob, in: Reallexikon der byzantinischen Kunst, Bd. III, Stuttgart, 131-152
- Witte, M., 1994, Vom Leiden zur Lehre. Der dritte Redegang (Hiob 21-27) und die Redaktionsgeschichte des Hiobbuches (BZAW 230), Berlin / New York
- Witte, M. / Kepper, M., 2009, Job. Das Buch Ijob (Hiob), in: W. Kraus / M. Karrer (Hgg.), Septuaginta Deutsch, Stuttgart, 1007-1056
Abbildungsverzeichnis
- Landkarte zur Herkunft Hiobs und seiner Freunde. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Trauer der drei Freunde Hiobs. Zofar als der Jüngste der drei (Miniatur aus dem Codex Sinaiticus Graecus 3; 11. Jh.).
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