Altar (NT)
(erstellt: April 2013)
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1. Altar
1.1. Zur Begrifflichkeit
In der Welt der Kulte des Mittelmeerraumes gehörten Altäre zu den unverzichtbaren Bestandteilen von Tempelanlagen. In aller Regel standen diese Altäre nicht im → Tempelgebäude
Im biblischen Hebräisch heißt der Altar מזבח (mizbeach), und bezeichnet damit den Ort, an dem die Handlung vollzogen wird, die in der Wurzel זבח (zabach) zur Sprache kommt, nämlich die Schlachtung des Opfertiers. Die Übersetzer der → LXX
Das NT steht ganz in der Sprachtradition der LXX und verwendet θυσιαστήριον (thysiastērion), wenn es vom Altar bzw. von Altären spricht, die dem Gott Israels geweiht sind. Nur an einer Stelle begegnet βωμός (bōmos), und zwar ganz sachgemäß in der Erzählung vom Besuch des → Apostel Paulus
1.2. Altäre im Neuen Testament
In den ntl. Texten werden zwei unterschiedliche Altäre erwähnt. Am häufigsten der nicht näher spezifizierte große Brandopferaltar, der im Hof vor dem Heiligtum stand (vgl. Ex 27,1-8
Schon die Tora differenziert Opfervollzüge, die an unterschiedlichen Bereichen des großen Brandopferaltars stattfanden. Oben auf dem Altar wurden die Teile des Opfers verbrannt, die ganz Gott zufielen. An den Hörnern des Altars und der Altarwand fanden unterschiedliche Blutriten statt. Außerdem wurde Blut an das Fundament des Altars gegossen.
Vor allem das → Matthäusevangelium
In Mt 23,16
Ebenfalls eine Rolle spielen Altäre in der Offenbarung. Sie kennt einen himmlischen Tempel mit einem Altar (6,9; 8,3; 14,18; 16,1.7 [nach den meisten Handschriften spricht der Altar]; 16,17) und einem goldenen Weihrauchaltar (8,3; 9,13). Dieser Tempel korrespondiert offenbar dem salomonischen Heiligtum, denn in seinem Inneren befindet sich die Bundeslade (11,19), andererseits wird er auch mit der Stiftshütte identifiziert (15,5), die im LXX Pentateuch allerdings nie ναός (naos) genannt wird, was die übliche Bezeichnung der Offenbarung für den himmlischen Tempel ist. Kultvollzüge in diesem Heiligtum sind Weihrauchzeremonien (5,3; 8,3.4), wobei der Weihrauch die Gebete der Christen (die Offenbarung nennt sie in urchristlich-paulinischer Tradition Heilige) repräsentiert.
Der himmlische Tempel ist Ort der Gegenwart Gottes. Von dort her ergehen die Offenbarungsmitteilungen durch Stimmen oder Engel. Als paralleles Bild verwendet die Offenbarung das vom himmlischen Thronsaal, das schon in Jes 6
2. Weitere Kultinstallationen
2.1 Das Ilastērion (Röm 3,25; Hebr 9,5)
In Hebr 9,5
Die LXX übersetzt mit ἱλαστήριον das hebr. כפורת. Darin ist die Wurzel כפר (kāfār) enthalten, die gewöhnlich mit → „Sühne schaffen“
Theologisch gewichtiger (und in der Deutung umstrittener) ist die Erwähnung des ἱλαστήριον (ilastērion) in Röm 3,25
Die Tradition, die Paulus aufgreift, hätte den → Tod Jesu
2.2. Der Vorhang im Tempel
Die → Synoptiker
Literaturverzeichnis
- Busink, Th. A., Der Tempel von Jerusalem, Band 2: Von Ezechiel bis Middot, Leiden 1980
- Fiedler, P., Das Matthäusevangelium, Theologischer Kommentar zum Neuen Testament 1, Stuttgart 2006
- Karrer, M., Der Brief an die Hebräer, Kapitel 1,1-5,10, ÖTK, Gütersloh 2002
- Karrer, M., Der Brief an die Hebräer, Kapitel 5,11-13,25, ÖTK, Gütersloh 2008
- Kraus, W., Der Erweis der Gerechtigkeit Gottes im Tod Jesu nach Röm 3,21-26
, in: Doering, L. / Waubke, H.-G., / Wilk, F. (Hg.), Judaistik und neutestamentliche Wissenschaft, FRLANT 226, Göttingen 2008, 192-216 - Kraus, W., Der Tod Jesu als Heiligtumsweihe. Eine Untersuchung zum Umfeld der Sühnevorstellung in Römer 3,25-26a, WMANT 66, Neukirchen-Vluyn 1991
- Vahrenhorst, M., Ihr sollt überhaupt nicht schwören. Matthäus im halachischen Diskurs, WMANT 95, Neukirchen-Vluyn 2002
- Vahrenhorst, M., Kultische Sprache in den Paulusbriefen, WUNT 230, Tübingen 2008
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