Arbeiter / Arbeiterinnen
(erstellt: Oktober 2013)
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1. Zum Begriff
Der griech. Begriff für den Arbeiter oder auch die Arbeiterin (so Avemarie, 461), ergátēs, ist Teil des Wortfeldes, dem auch die Begriffe ergázomai (arbeiten, tätig sein …) und érgon (Betätigung, Arbeit, Werk …) zugeordnet werden können. Ergátēs bezeichnet im Profangriechischen zunächst allgemein denjenigen, der etwas tut (etwa Philo, Legum Allegoriarum I 54; Lk 13,27
Das NT kennt Arbeiterinnen und Arbeiter (ergátēs) auch in übertragener Bedeutung, wenn etwa → Apostel
Was die Arbeiterinnen und Arbeiter zu erdulden haben, wird im NT mit Begriffen wie „Mühe/Anstrengung“ (neben kópos auch móchthos, etwa 2Kor 11,27
2. Berufe und Tätigkeitsfelder von Arbeiterinnen und Arbeitern im NT
Darüber hinaus finden sich an vielen Stellen verstreut im NT Informationen zu Berufen, die die Genannten indirekt als Arbeiterinnen und Arbeiter – z.T. auch im Sklavenverhältnis – ausweisen, selbst wenn sie nicht direkt als Arbeiterinnen und Arbeiter vorgestellt werden. Wie im AT (→ Arbeit [AT]
Darüber hinaus lassen sich viele weitere Berufsgruppen nennen, die im NT – zum großen Teil am Rande – erwähnt werden: vom Händler, der im Tempelbezirk Tauben als Opfertiere verkauft, bis hin zum Geldwechsler, der sein Geschäft ebenfalls im Tempelareal ausübt (Mt 21,12
3. Bewertung von Arbeiterinnen und Arbeitern
3.1. In der Umwelt des NT
Im AT ist die menschliche Arbeit (→ Arbeit [AT]
In der griechisch-römischen Antike wurde die Arbeit nicht „als freie, schöpferische Tätigkeit verstanden, sondern auf die für den Lebensunterhalt zu leistende körperliche Arbeit bezogen“ (Hengel, 426). Arbeit war für die meisten Menschen der antiken Gesellschaft notwendig, um den Lebensunterhalt zu sichern. Zeit zur Muße hatte nur eine relativ kleine gesellschaftliche Oberschicht. Die politische Theorie in Griechenland und Rom, die eher die Sicht der sogenannten „Oberschicht“ widerspiegeln dürfte, schätzte jegliche Form von Handwerk und Lohnarbeit nur gering und ging von einer natürlichen Aufteilung der Talente und des menschlichen Könnens aus, woraus sich die Arbeitsteilung und die lebenslange Bindung an einen bestimmten Beruf ergaben (Platon, Politeia 370, 374, 421d, 434; Nomoi 846f.; Aristoteles, Politeia I,5; III,4f.; Cicero, De Officiis I,42, 150f.; vgl. zur Sache Schweer, 144–148). Positiver fällt die Beurteilung der Arbeitsleistung durch die stoische Philosophie aus, wie etwa bei Mark Aurel zu lesen ist (Selbstbetrachtungen V,1), der v. a. die Bestimmung des Menschen zur Zusammenarbeit betont (Selbstbetrachtungen II,1; VII,13).
Wenn zuweilen versucht wird, die Arbeit der Frau auf den häuslichen Bereich zu beschränken (etwa Xenophon, Oikonomikos 7), so können sich gerade die ärmeren Bevölkerungsgruppen eine solche Arbeitsteilung kaum leisten, weshalb Arbeiterinnen in verschiedenen Erwerbszweigen durchaus belegt sind (von Reden, 968; Scheidel).
3.2. In der Reich-Gottes-Verkündigung Jesu
M. Hengel bezeichnet das Reich Gottes (basileía toῦ theoῦ), das zentrales Thema der Botschaft Jesu ist, als die „große, endgültige ‚Unterbrechung‘“ (Hengel, 442; vgl. Mk 1,15
3.2.1. „Sorgt euch nicht“
Die Sprüche vom Sorgen (Q 12,22–32 = Mt 6,25–34
3.2.2. Arbeiter für die Ernte
Die Sprüche vom Sorgen sind sicherlich auch in die Richtung derer gesprochen, die Haus und Hof verlassen haben, um sich als Arbeiter der Sache Jesu, d. h. der Bewegung der Wanderradikalen, anzuschließen (Schmeller, 86f.). Jesus selbst spricht die berufenen Jünger mit der Metapher der Arbeiter an:
„Die Ernte (ist) zwar groß,
Arbeiter (ergátai) aber (gibt es) wenige;
bittet daher den Herrn der Ernte,
Der Text, v. a. das Bild der Ernte, hat apokalyptisches Gepräge. Die Arbeiter, gemeint sind wohl die Jünger Jesu, stehen im Dienst des „Herrn (kýrios!) der Ernte“, der die Rolle eines Landbesitzers einzunehmen scheint und mit Gott identifiziert werden kann. Sie werden ausgesandt, um im Auftrag dieses Herrn Israel zu sammeln, im Bild gesprochen: mit der Ernte des Gerichts zu beginnen. Dies geschieht durch ihre Verkündigung der Reich-Gottes-Botschaft sowie durch Wundertaten. Die Idee des „schon und noch nicht“ der Gottesherrschaft spiegelt sich hier insofern, als die Erntearbeiter zwar mit dem Erntegericht beginnen sollen, aber zugleich ihre Abhängigkeit vom Herrn, konkretisiert in der Bitte um mehr Arbeiter, betont wird, womit die allzu Übereifrigen von vornherein gebremst werden (vgl. zur Stelle insgesamt Zimmermann). Die Arbeiter in der Ernte Gottes können gewiss sein, dass Gott bzw. die Gemeinde vor Ort für ihre Grundversorgung einsteht (vgl. 3.2.1.), „denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert“ (Q 10,7 = Mt 10,10
3.2.3. Die Arbeitswelt in den Gleichnissen
Jesu Botschaft vom → Reich Gottes
Das Gleichnis vom → Pharisäer
Arbeit im Haushalt wird ebenso als Bildspender verwendet (Q 13,20f.; Q 17,34f.; Mk 4,24
Die Parabel von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1–16
Die Parabel thematisiert nicht in erster Linie das Problem der prekären Beschäftigung von freien Landarbeitern, wenngleich sie ein sehr realistisches Bild ihrer Beschäftigungssituation im 1. Jh. zeichnet (Schottroff 2005, 279), sondern möchte diese Erzählung übertragen wissen auf das „Königreich der Himmel“ (V. 1). Der Haus- bzw. Gutsherr – in V. 8 als „Herr (kýrios!) des Weinbergs“ bezeichnet – ist transparent auf Gott zu interpretieren (Avemarie, 466). Seine Güte, die sich in der Versorgung seiner Arbeiter mit dem Lebensnotwendigen zeigt, ist letztlich unabhängig von ihrer tatsächlichen Arbeitsleistung, womit der alte proportionale Gerechtigkeitsbegriff außer Kraft gesetzt wird (Avemarie, 464). Auf die Ganztagsarbeiter wirkt seine Güte deshalb äußerst provozierend (Avemarie, 463). Möglicherweise ist auch dieser Text an die Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu adressiert („Arbeiter für die Ernte“, s. o. unter 3.2.2.), in deren Reihen es diejenigen gibt, die von Anfang an dabei waren und die im Blick auf die später Hinzugekommenen einen Vorteil für sich wähnen (Avemarie, 468), entweder eschatologisch (vgl. das Erntemotiv) oder ekklesiologisch (Schottroff 2005, 281–285).
Eine Spannung bleibt: Warum gibt der Weinbergbesitzer trotz all seiner Güte nur das absolute Existenzminimum? L. Schottroff (2005, 283) schlägt vor: „Das Gleichnisbild ist […] als Antithese zum Königtum Gottes entworfen. […] Die Güte dieses Grundbesitzers bietet nur eine schwache Andeutung dessen, was Gottes Güte bedeutet.“
In der Bilderwelt der Gleichnisse Jesu sind Arbeiterinnen und Arbeiter oft Teil eines hierarchischen Abhängigkeitsgefüges. Das kommt etwa zum Ausdruck in den Gleichnissen vom Doppeldienst (Q 16,13 = Mt 6,24
3.3. Bei Paulus
Die Jünger der ersten Stunde, zumeist Bauern und Fischer, haben ihren Beruf aufgegeben, um Jesus nachzufolgen. Paulus hingegen verzichtet auf das Privileg, als Wandermissionar von den Ortsgemeinden versorgt zu werden (s. o. unter 3.2.2.) und übt sein mobiles Handwerk des Zeltmachers weiter aus (vgl. 1Kor 4,12
Auch bei Paulus wird Arbeit im übertragenen Sinn für die „Glaubensarbeiter“ verwendet, wenn etwa in 1Thess 1,3
Die strenge Mahnung des deuteropaulinischen 2 Thess („Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“, 2Thess 3,10
Literaturverzeichnis
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