Nikolaos - Nikolaiten
(erstellt: Dezember 2010)
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1. Nikolaos
Der griechische Name „Nikolaos“ bedeutet „der mit dem Volk siegt“. In Apg 6,5
Im weiteren Verlauf der Darstellung beschränken sich die Sieben – allen voran Stephanus – jedoch keineswegs auf den „Tischdienst“ (Apg 6,8-8,13
Der Diakon Nikolaus wird als Proselyt aus Antiochia vorgestellt (Apg 6,5
Bis heute ist umstritten, ob Nikolaus etwas mit der in Apk 2,6
2. Nikolaiten
2.1. Die Darstellung in der Apk
In Apk 2,6
Diese Haltung der Nikolaiten begegnet uns nur in der polemischen Sicht des Johannes. Hintergrund ist die Überzeugung des Sehers, dass sich die Christusgläubigen so deutlich wie möglich vom Römischen Staat – der „Hure Babylon“ (Apk 17-18
Das Verbot, Götzenopferfleisch zu essen, war unter den ersten Christusgläubigen umstritten: → Paulus
Die Nikolaiten begründeten ihre Position wohl außerdem mit ihrem besonderen christlichen Erkenntnisstand. Wahrscheinlich erhoben die Anhänger der Isebel (und damit auch die Nikolaiten) den Anspruch, die Tiefen Gottes erkannt zu haben (vgl. 1Kor 2,10
2.2. Die Darstellung in der patristischen Literatur
A. von Harnack betrachtete die Nikolaiten aus der Apk und die Nikolaiten, die in den großen Ketzerkatalogen der patristischen Literatur begegnen, als dieselbe kontinuierlich bestehende Sekte. Aber „der Quellenwert der Kirchenvätertexte [ist] von zweifelhafter Güte…, zumal sich kein einheitliches Bild ergibt“ (Heiligenthal, 135). In der patristischen Literatur finden sich zwei Überlieferungsstränge, die beide von Irenäus ausgehen (Heiligenthal, 134). Der eine Strang beschreibt die Nikolaiten als (prä-)gnostische, der andere als eine antinomistische, also gegen das jüdische Gesetz gerichtete, Gruppierung.
In Adversus haereses I,26,3 stellt Irenäus eine nomistische (gesetzestreue) und eine antinomistische Gruppierung (die Nikolaiten) gegenüber. Hier nimmt er keine Identifizierung der Nikolaiten mit einer gnostischen Richtung vor, sondern wirft ihnen Ehebruch (Unzucht) und den Genuss von Götzenopferfleisch vor:
„Die Nikolaiten haben als Lehrer Nikolaus, einen von den sieben, welche zuerst von den Aposteln zu Diakonen geweiht wurden. Ihr Leben ist zügellos. Sie lehren, es habe nichts zu bedeuten, wenn man ehebreche oder von den Götzenopfern esse. Am deutlichsten ist ihr Leben durch die Offenbarung Johannis kundgetan, der von ihnen sagt: „Aber das hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die ich auch hasse.““ (Übersetzung nach BdK.)
In Adversus haereses III,11,1 hingegen bezeichnet Irenäus die Nikolaiten als „Abzweig der fälschlich so genannten → Gnosis
„Durch die Verkündigung seines [des Evangelisten Johannes] Evangeliums wollte er jenen Irrtum widerlegen, den Kerinthus unter die Menschen gebracht hat und viel vor ihm die sog. Nikolaiten, die ein Abzweig der fälschlich so genannten Gnosis sind.“ (Übersetzung nach BdK.)
Beide Einordnungen werden in der patristischen Literatur fortgeführt. Das heißt: „Eine automatische Gleichsetzung der Nikolaiten mit bestimmten Gnostikern [ist] in der patristischen Literatur nicht durchgängig vorzufinden“ (Heiligenthal, 134).
Eine historische Verbindung zwischen dem Nikolaus aus Apg 6,5
Literaturverzeichnis
- Harnack, A. v., 1923, The Sect of the Nicolaitans and Nicolaus, JR 3, 413-422
- Heiligenthal, R., 1991, Wer waren die Nikolaiten?, ZNW 82, 133-137
- Müller, U.B., 1995, Die Offenbarung des Johannes (ÖTK 19), Gütersloh
- Riesner, R., 1991-2001, Art. „Nikolaus“, Neues Bibel-Lexikon II, 927
- Rossing, B.R., 2007, Propheten, prophetische Bewegungen und die Stimme von Frauen, in: R.A. Horsley (Hg.), Die ersten Christen (Sozialgeschichte des Christentums I), Gütersloh, 293-321
- Walter, N. 2002, Nikolaos, Proselyt aus Antiochien, und die Nikolaiten in Ephesus und Pergamon, ZNW 93, 200-226
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