Reinheit / Unreinheit / Reinigung (NT)
(erstellt: September 2011)
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1. Wortfeld und Wortstatistik
Zum Wortfeld ‚Reinheit / Unreinheit‘ gehören Wörter, die mit καϑαρός (rein), solche, die mit ἅγιος (→ heilig
ἅγιος (heilig, rein) 230x in fast allen Schriften des NT.
ἁγιάζω (heiligen) 28x im NT.
ἁγιασμός (Heiligung) 10x im NT.
ἁγιότης (Heiligkeit) 2x im NT (Hebr 12,10
ἁγιωσύνη (Heiligkeit) 3x im NT (Röm 1,4
καϑαρός (rein) 27x im NT, davon 0x in Mk, 1x bei Paulus (Röm 14,20
ἀκαϑαρσία (Unreinheit) 10x im NT, davon 1x in den Evangelien (Mt 23,27
ἀκάϑαρτος (unrein) 32x im NT, davon 11x bei Mk, 6x bei Lk, 5x in Apg, 5x in Apk.
καϑαρίζω (reinigen) 31 x im NT, davon 7x in Mt, 7x in Lk, 4x in Mk, 4x in Hebr, 3x in Apg.
καϑαρισμός (Reinigung) 7x im NT, davon 0x in Mt, 0x bei Paulus; typisch ntl Wort, außerhalb eher καϑαρμός und κάϑαρσις.
καϑαρότης (Reinheit) 1x im NT (Hebr 9,13
κοινός (gemeinsam, unrein) 14x im NT (davon 4x in der Bedeutung ‚gemeinsam’ und 10x in der Bedeutung ‚profan‘, ‚unrein‘).
κοινόω (gemein machen, verunreinigen) 14x im NT, stets in der Bedeutung ‚verunreinigen‘.
Das Bedeutungsspektrum der hier besonders interessierenden Wortgruppe καϑαρός κτλ. reicht von ‚rein‘ im Sinne von ‚sauber‘ (z.B. Mt 27,59
2. Rein/unrein als soziologische Kategorien / Kulturanthropologisches
Eine Rein-unrein-Dichotomie ist von kultischer, nicht oder nur in geringem Umfang von hygienischer Bedeutung. Auf soziologischer Ebene ist mit der Funktion der Konstituierung von Ingroup-Outgroup-Grenzen zu rechnen. Dem Angehörigen einer Gesellschaft wird sie dadurch luzide und systematisierbar, dass er einzelne Gruppen und Individuen nach dem Rein-unrein-Schema einteilen kann. „Nur dadurch, daß man den Unterschied zwischen Innen und Außen, Oben und Unten, Männlich und Weiblich, Dafür und Dagegen scharf pointiert, kann ein Anschein von Ordnung geschaffen werden“ (Douglas, Reinheit 16f). In Palästina hat das Rein-unrein-Schema den Primat im Wertekanon, noch vor solchen Einteilungen wie ‚Ehre / Schande‘, ‚Gleichheit / Ungleichheit‘, ‚Gerechtigkeit / Ungerechtigkeit‘, die für andere Gesellschaften des antiken Mittelmeerraumes von Bedeutung sind (vgl. Thyen 536). Reinheit ist hierbei in erster Linie als Normalität oder Ganzheit zu denken (vgl. Frenschkowski / Kreuzer 901), die durch unreine Dinge oder Prozesse gestört wird. Unreinheit kann erzeugt und übertragen werden u.a. durch: Krankheiten (v.a. Hautkrankheiten), Körperausscheidungen (Fäzes, Sperma, Menstruationsblut), menstruierende Frauen, Leichname, Verspeisen (teilweise auch Berühren) ‚unreiner‘ Tiere. Gerät jemand in den Zustand der Unreinheit, so kann er i.A. durch das Befolgen bestimmter Rituale sich selbst in den Zustand der Reinheit zurückversetzen. Dies gilt nicht für Unreinheit durch Krankheiten.
3. Reinheit und Unreinheit bei Jesus und in den synoptischen Evangelien
Die meisten Stellen in den Evangelien, in denen das Thema Reinheit / Unreinheit angesprochen wird, haben mit Aussatz oder dem Exorzismus ‚unreiner Geister‘ zu tun. Auf der Realienebene sind unter Aussatz eine Reihe von Hautkrankheiten zu verstehen, u.a. Schuppenflechte, Ekzeme, in einigen Fällen auch Lepra (→ Krankheit und Heilung
Die Austreibung ‚unreiner Geister‘ (Mk 1,23-28
Mk 7,1-23
4. Johanneisches Schrifttum
Im → Johannesevangelium
Im johanneischen Schrifttum außerhalb des Johannesevangeliums wird zwar Reinheitsbegrifflichkeit verwendet, jedoch hat sie keine rituelle Konnotation mehr (1Joh 3,3
5. Paulus
Eine der grundlegenden Einsichten → Paulus’
6. Deuteropaulinen
In Tit 2,14
Kol 2,16
2Kor 6,14-7,1
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
2. Monographien und Aufsätze
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- Bultmann, R., Die Geschichte der synoptischen Tradition, Göttingen 1921, 10. Aufl. 1995 (FRLANT 29)
- Dietzfelbinger, Ch., Art. Reinheit IV. Neues Testament: TRE 28 (1997) 487-493
- Douglas, M., Reinheit und Gefährdung. Eine Studie zu Vorstellungen von Verunreinigung und Tabu, Frankfurt am Main 1988
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- Thyen, H., Art. καϑαρός κτλ.: EWNT, 2. Aufl., 2 (1992) 535-542
- Wehnert, J., Die Reinheit des „christlichen Gottesvolkes“ aus Juden und Heiden, Göttingen 1997 (FRLANT 173)
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