Religionspsychologie
Schlagworte: Psychology of Religion (engl.), Psychology of Religion and Spirituality (engl.)
(erstellt: Januar 2015)
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Digital Object Identifier: https://doi.org/10.23768/wirelex.Religionspsychologie.100010
1. Gegenstand
Religionspsychologie wird meist als ein Teilgebiet der Psychologie verstanden; die religionspsychologische Forschung spielt sich faktisch aber im interdisziplinären Schnittfeld von Psychologie, → Theologie
International wird mittlerweile häufig von „Psychology of Religion and Spirituality" gesprochen, um der zunehmenden Verbreitung der Rede von Spiritualität, insbesondere im angloamerikanischen Sprachgebrauch, Rechnung zu tragen. So benannte sich etwa die religionspsychologische Division der American Psychological Association 2004 in „Psychology of Religion and Spirituality“ um, und die wesentlichen englischsprachigen Handbücher (Paloutzian/Park, 2013; Pargament, 2013) führen inzwischen oft sowohl Religions- als auch Spiritualitätsbegriff im Titel. Je nach Autorin oder Autor wird Spiritualität dabei enger oder weiter als Religion gefasst, etwa als Kern aller religiösen Empfindungen und Aktivitäten oder aber als Suche nach existenzieller Bedeutung auch unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer religiösen Gemeinschaft (Utsch/Klein, 2011, 32-40).
2. Geschichte
Im folgenden Abschnitt kann die Geschichte der Religionspsychologie nur in einigen, knappen Grundzügen skizziert werden. Ein kurzer Abriss der historischen Entwicklung findet sich bei Klein (2008, 47-76); eine umfassende und profunde Darstellung der verschiedenen Protagonisten, ihrer Biographien und religionspsychologischen Ansätze bietet das voluminöse Überblickswerk von David M. Wulff (1997). Speziell mit der Geschichte der Religionspsychologie im deutschsprachigen Raum befasst sich Henning (2003, 9-90).
In der Entstehungszeit der akademischen Psychologie um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert herum setzten sich nahezu alle Pioniere des Fachs, darunter so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Wilhelm Wundt, William James oder Sigmund Freud, ganz selbstverständlich auch mit Religiosität als wichtigem Bereich des menschlichen Lebens auseinander. Im frühen 20. Jahrhundert erlebte die Religionspsychologie sogar eine gewisse Blüte; es bildeten sich regelrechte religionspsychologische Schulen aus, darunter die Clark-Schule in den USA, die Dorpater Schule im heute estnischen Tartu oder die religionspsychologische Schule innerhalb der deutschsprachigen evangelischen Theologie. Mit der Durchsetzung des Behaviorismus als dominantem Paradigma innerhalb der Psychologie und dem Aufkommen der Dialektischen Theologie innerhalb der evangelischen Theologie erlosch dieses erste, breite Interesse jedoch und führte speziell in Deutschland zu einem fast vollständigen Erliegen religionspsychologischer Forschungsaktivitäten. Bis heute schlägt sich dieses Erbe darin nieder, dass es hier, anders als in den USA, aber auch als in kleineren europäischen Nachbarländern wie Belgien, den Niederlanden oder Schweden, keine universitären Institute oder Professuren für Religionspsychologie gibt, so dass Religionspsychologie nur von einer verhältnismäßig kleinen Zahl Forscherinnen und Forscher betrieben wird (Belzen, 2009, 85-94; Grom, 2010, 101f.). Der religionspsychologische Diskurs findet allerdings ohnehin international statt; wichtigste Plattform ist die (ursprünglich bereits 1914, während der frühen Blüte der Religionspsychologie, in Nürnberg gegründete) „International Association for the Psychology of Religion“ (IAPR)
3. Gegenwärtige Forschungsfelder
Religiöses Erleben und Verhalten lassen sich aus einer Vielzahl psychologischer Disziplinen, Paradigmen und Theorien heraus mittels unterschiedlichster Untersuchungsmethoden erforschen. Dementsprechend vielfältig sind die religionspsychologischen Forschungsfelder; sie reichen von der neurowissenschaftlichen Untersuchung der körperlichen Grundlagen religiöser Empfindungen (McNamara, 2009, 80-130; Schjoedt, 2009, 315-332) über die Beschäftigung mit möglichen persönlichkeitsspezifischen Prädispositionen für Religiosität (Piedmont/Wilkins, 2013, 292-307; Saroglou, 2010, 108-120) und sozialpsychologische Studien zu Zusammenhängen zwischen religiöser Orientierung und bestimmten Einstellungsmustern (Hunsberger/Jackson, 2005, 807-822; Küpper/Zick, 2010, 23-90) und Werthaltungen (Gennerich, 2010; Saroglou/Delpierre/Dernelle, 2004, 721-732) bis hin zur klinisch-, medizinisch- und gesundheitspsychologischen Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Religiosität zu psychischer Gesundheit, subjektiver Lebensqualität und Wohlbefinden (Klein/Albani, 2011, 7-36; Koenig/King/Carson, 2012, 123-315).
4. Bezüge zur Religionspädagogik
Von besonderem Interesse für die → Religionspädagogik
Eine fundierte Übersicht über die klassischen entwicklungspsychologischen Theorien Piagets, Kohlbergs, Freuds und Eriksons sowie die darauf aufbauenden Theorien Fowlers und Osers zur religiösen Entwicklung bietet Schweitzer (2007, 60-167). Ein guter Überblick über die jüngeren entwicklungspsychologischen Forschungsfelder findet sich bei Büttner und Dieterich (2013).
Literaturverzeichnis
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