Berufungserzählungen (AT und NT), bibeldidaktisch, Grundschule
(erstellt: Februar 2016)
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Digital Object Identifier: https://doi.org/10.23768/wirelex.Berufungserzhlungen_AT_und_NT_bibeldidaktisch_Grundschule_.100141
1. Einführung
Dass Gott einzelne Menschen zu einem besonderen Dienst beruft, um mit ihnen die Geschichte dieser Welt zu lenken, gehört zu den grundlegenden Erfahrungen Israels und der christlichen Gemeinde. Wo und wann immer Einzelne einen solchen Ruf im Sinne eines persönlichen Angesprochen-Seins vernommen haben, verband er sich mit einem konkreten Auftrag, der den Berufenen nicht selten Heimatlosigkeit (→
Abraham, bibeldidaktisch, Grundschule
2. Lebensweltliche Bezüge
Empirische Befunde zeigen, dass biblische Berufungserzählungen, die in den Lehrplänen (→
Lehrplan
Deshalb ist die Begründung für die Thematisierung von Berufungserzählungen im Religionsunterricht des Primarbereichs nicht in erster Linie bei den Schülerinnen und Schülern zu suchen, sondern in der in diesen Geschichten zum Ausdruck kommenden Sache: „Ihr Vorhandensein und der ihnen immanente Anspruch legitimiert ihre unterrichtliche Beachtung“ (Halbfas, 1994, 286). Damit haben die Schülerinnen und Schüler dieser Altersgruppe im Allgemeinen auch kein Problem, haben sie doch meist noch ein mehrheitlich positives Verhältnis zur Bibel und erwarten von biblischen Erzählungen in erster Linie, dass sie spannend und wahrhaftig sind, und dass sie „Gott und Jesus zur Sprache bringen“ (Hanisch/Bucher, 2002, 79).
Gleichwohl bietet die zumal im Kindesalter sehr präsente Erfahrung des Gerufen-Werdens die Möglichkeit einer Annäherung an die Berufungserzählungen: Welchem Ruf bin ich gehorsam? Wem folge ich? Meinen Eltern als Autoritäten, die es gut mit mir meinen; meinen Freunden, weil ich ihnen vertraue. Kindern ist dabei durchaus bewusst, dass ein Ruf auf Antwort wartet, trotz gelegentlich verspürter Unlust oder Zweifel.
Kinder im Primarbereich verfügen in der Regel über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl, die Situationen von Unterdrückung und Benachteiligung durch menschliches Fehlverhalten für gewöhnlich sensibel wahrnehmen und verbessern möchten. Vor diesem Hintergrund lässt sich nicht nur ein Zugang zur Berufung des Mose (→ Mose und Mirjam, bibeldidaktisch, Grundschule
Und schließlich lässt sich im Zusammenhang der Jünger-Berufungen in den Evangelien ein Bezug zur eigenen Taufe herstellen, ist sie doch das Zeichen der persönlichen Zugehörigkeit zu → Jesus Christus
3. Fragen und Anknüpfungspunkte
Kinder der Primarstufe sind wahrscheinlich weniger daran interessiert, wie man sich die Dreieinigkeit Gottes vorstellen kann, als daran,
wer und wie der in den biblischen Schriften bezeugte → Gott
Deutlich wird dabei, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern ein unter den Bedingungen von Raum und Zeit begegnender Gott, der sich zum Anwalt und Helfer derer macht, die Unrecht leiden, wie auch derer, die sich in der Gottesferne verloren haben ( Wer ist Gott?). Dabei bedient er sich immer wieder konkreter Menschen, die er als seine Boten beauftragt und die er an seinen Vorhaben beteiligen will. Die von Gott Berufenen, die sich meist weder durch besondere Qualitäten, Begabungen oder eine herausragende gesellschaftliche Stellung auszeichnen, sind ganz normale Menschen, die auch mit Schwächen, Zweifeln und Versagen belastet sind (Wem gibt sich Gott zu erkennen?). Ihnen offenbart sich Gott, indem er sie im Alltag ihres Lebens anspricht und beauftragt (Wie zeigt sich Gott?).
4. Biblisch-theologische Klärungen
4.1. Altes Testament
Im Alten Testament wird eine solche Berufung einer Reihe von einzelnen Personen zuteil. Zu ihnen gehören Abraham (
Gen 12,1-3
Sie alle werden unmittelbar, unvorbereitet und in der Regel unerwünscht angesprochen und mit einer besonderen Aufgabe beauftragt (anders:
Jes 6,1-13
Der mit der Berufung ergangene Auftrag nimmt die Berufenen meist dauerhaft für Gott und sein Vorhaben in Anspruch. Das gilt auch für die neutestamentlichen Berufungserzählungen, die an das alttestamentliche Verständnis von Berufung anknüpfen (hierzu:
Gen 12,1-4
4.2. Neues Testament
In den vier Evangelien wird in verschiedenen, meist sehr kurzen Texten, von der Berufung einzelner Menschen in die Nachfolge Jesu berichtet. Durch eine einmalige Aufforderung, den unvorbereiteten Ruf Jesu werden sie vom Fischfang oder Zolltisch weg und aus ihren Familien gerufen (
Mk 1,16-20
Mk 1,16-20
Daneben gibt es in
Lk 5,1-11
Die Berufung der Jesus unmittelbar nachfolgenden Jüngerschaft, zu der auch eine ganze Reihe Frauen gehörten (Lk 8,1-3
Vor diesem Hintergrund ist auch die Berufung aller an Christus Glaubenden zu verstehen (Röm 1,6
5. Didaktische Überlegungen
Ausgehend von den unter 3. skizzierten Fragen und Anknüpfungspunkten eignen sich für die religionsunterrichtliche Vermittlung (→
Unterrichtsplanung
Abraham kann in der Geschichte von seiner Berufung den Kindern als Mensch begegnen, der bereit ist, sich auf Gottes Wort hin vorbehaltlos dessen Führung und Schutz anzuvertrauen, wodurch er auch aus neutestamentlicher Sicht zum Vater aller Glaubenden wird (vgl. Röm 4
Als die mit Abstand am besten bekannte biblische Gestalt am Ende der Grundschulzeit wird meist
Mose (→ Mose und Mirjam, bibeldidaktisch, Grundschule
Wie man sich ein Berufungsgeschehen vorstellen kann, verdeutlicht wohl am besten die Berufung
Samuels (1 Sam 3,1-21
Die neutestamentlichen Berufungsszenen werden mehrheitlich sehr knapp, nahezu holzschnittartig erzählt. Sie haben keine Erinnerung an die Befindlichkeit des Berufenen. Im Mittelpunkt stehen meist die Unwiderstehlichkeit des Rufs und der bedingungslose Gehorsam. Michelangelo Merisi da Caravaggio hat die in dieser Hinsicht exemplarische Berufung des
Matthäus in einem seiner bedeutendsten Gemälde eindrücklich in Szene gesetzt und damit veranschaulicht, wie Jesus – entgegen den religiösen Konventionen seiner Zeit - einen Menschen aus sündigen Verhältnissen völlig unvermittelt und unvorbereitet aus seinen alltäglichen Geschäften heraus in die Nachfolge berief (Mt 9,9-13
Demgegenüber bietet die Berufung des
Petrus (Lk 5,1-11
Schließlich gilt es im Zusammenhang der Berufungserzählungen auch über die
eigene Berufung nachzudenken. Durch die Taufe ist jeder Christ mit Jesus verbunden und in die Nachfolge gerufen. Was das bedeutet, lässt sich vielleicht durch die Gestaltung eines → Bodenbildes
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