Christenverfolgungen im frühen Christentum
(erstellt: Februar 2016)
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Digital Object Identifier: https://doi.org/10.23768/wirelex.Christenverfolgungen_im_frhen_Christentum.100153
1. Lebensweltliche Verortungen
„Ohne Frage sind Christen heute die weltweit am meisten verfolgte religiöse Gruppierung“ (Allen, 2013, 1) – schreibt der Journalist John Allen. Schätzungen zufolge leben etwa 100 Millionen Christinnen und Christen in einer Verfolgungssituation. Allein in Nordkorea waren im Jahre 2013 80.000 Christinnen und Christen inhaftiert. Etwa 70.000 werden weltweit jedes Jahr wegen ihres Glaubens getötet. Diese erschreckenden Fakten gelangen in Zusammenhang mit Berichten über islamistische Gräueltaten und mit den Flüchtlingen, die seit kurzem auch im mitteleuropäischen Lebensumfeld auftauchen, zunehmend zur Kenntnis und ins Bewusstsein von Kindern und Jugendlichen.
Damit stellen sich grundlegende Fragen wie: Warum werden Christinnen und Christen verfolgt? Weshalb ist vielen ihr →
Glaube
Das Thema Christenverfolgungen im Römischen Reich bietet sich dazu an, diese Fragen durch einen historischen Vergleich anzugehen: Können wir damals mit heute vergleichen? Inwiefern unterscheiden sich die Situationen? Eignen sich Märtyrerinnen und Märtyrer als religiöse Vorbilder?
2. Kirchen- und theologiegeschichtliche Klärungen
2.1. Verlauf
Es lassen sich drei Phasen der Christenverfolgungen im Römischen Reich unterscheiden:
1. In der Frühzeit nahmen die römischen Behörden die Christen noch nicht als eine von den Juden unterschiedene Gruppe wahr. Das bezeugt das Edikt des Kaisers Claudius im Jahre 49, das die Juden wegen von einem „Chrestus“ ausgelösten Unruhen aus der Stadt Rom verbannte. Es traf Christusanhänger und (andere) Juden gleichermaßen. Dagegen identifizierte Nero im Jahre 64 die Christen bereits als eine separate Gemeinschaft, als er ihnen den Brand Roms anlastete und sie deswegen verbrennen, kreuzigen oder den Tieren in der Arena vorwerfen ließ.
2. Für das Vorgehen gegen die Christen war von nun an meist eine Rechtsgewohnheit bestimmend, die Kaiser Trajan um 110 durch ein sogenanntes Reskript bestätigte und verbindlich machte: Das bloße Christsein galt als Straftatbestand. Allerdings sollten die Behörden nicht aus eigener Initiative gegen Christen vorgehen, sondern nur dann, wenn eine konkrete Anzeige, und zwar eine nicht anonyme, vorlag. Schworen die Angeklagten beim Verhör nicht ab, sollten sie hingerichtet werden. Wie dies geschah, blieb dem jeweiligen Entscheidungsträger überlassen. Enthauptung, Verbrennung, aber auch Verurteilung zum Tierkampf in der Arena waren möglich. Aufgrund dieser Rechtslage konnten Christen zwar oft friedlich und unbehelligt ihr Leben führen. Aber sie lebten in ständiger Gefahr: Eine einzige Anzeige durch einen böswilligen Nachbarn reichte für eine Verhaftung aus. So kam es immer wieder zu einzelnen Prozessen gegen Christen, aber auch zu gelegentlichen Pogromen.
3. Im Jahre 250 erließ Kaiser Decius ein Edikt, das die gesamte Reichsbevölkerung zum Opfer verpflichtete. Kommissionen überwachten das Opfer und stellten anschließend eine Bescheinigung aus. Wer nicht opferte oder keinen Opferschein vorweisen konnte, wurde gefoltert und bei standhafter Verweigerung hingerichtet. Mit dem Tod des Decius im Frühjahr 251 endete die erste reichsweite, von einem Kaiser angeordnete Verfolgung. Es folgten weitere unter Kaiser Valerian in den Jahren 257/58 sowie unter Diokletian und seinen Nachfolgern 303-311. Als Kaiser Galerius das Scheitern der Christenpolitik einsah, erließ er auf seinem Sterbebett am 30.04.311 ein Toleranzedikt, das den Christen erstmals die Ausübung ihrer Religion erlaubte.
2.2. Gründe und Hintergründe
Die verbreitete Abneigung gegen Christen rührte vor allem von ihrer Weigerung her, einen anderen als ihren →
Gott
Das hatte auch eine gewisse soziale Absonderung zur Folge. An den Festen, die meist zu Ehren einer Gottheit abgehalten wurden, nahmen viele Christen nicht teil. Die Arenen mieden sie wegen der Grausamkeiten, ebenso die Theater wegen der Erotik und der Göttergeschichten. Die Gerüchteküche brodelte. Wie anderen religiösen Minderheiten auch unterstellte man den Christen sexuelle Orgien, Kannibalismus und Inzest. Besonders in Krisenzeiten mussten sie als Sündenböcke herhalten.
Hinter diesem Reflex steht zwar auch, aber nicht nur diffuse Fremdenfeindlichkeit. Die Pogrome und vor allem die drei großen staatlichen Verfolgungen erklären sich vor allem aus dem römischen Verständnis von Religion als einem Tauschgeschäft nach dem Prinzip: Do ut des – „Ich gebe, damit du gibst“. Der Mensch muss der Gottheit die schuldige Ehre erweisen, damit sie ihm ihre Gunst schenkt. Aus Naturkatastrophen und anderem Unheil schloss man auf den Zorn der Götter. Die Schuld daran wies man dann denen zu, die ihnen offenbar die schuldige Ehre in Form von Opfern und Anbetung verweigerten. Deshalb galten die Christen als Gefahr für das Gemeinwohl und als Staatsfeinde.
Diese Einschätzung verstärkte sich im dritten Jahrhundert, als sich einerseits Hungersnöte, Epidemien und Kriege häuften und andererseits die Kirche sich zu einer mitgliederstarken, überregional operierenden und hierarchisch strukturierten Organisation, zu einem „Staat im Staate“, entwickelte.
2.3. Wirkungen: Erinnerungsarbeit und theologische Klärungen
2.3.1. Das Märtyrergedenken und das kollektive Gedächtnis der Christen
Schon früh versuchten die Christen, die →
Erfahrungen
Nach dem Ende der Verfolgungen blühte die Verehrung der Märtyrer noch weiter auf: Über ihren Gräbern baute man Basiliken, man erfand Legenden, verteilte Reliquien im ganzen Reich und füllte den liturgischen Kalender mit Märtyrerfesten. Die gesamte vorkonstantinische Zeit erschien nun im kollektiven Gedächtnis als eine Zeit der Verfolgung und der Märtyrer.
Dabei muss man grundlegend unterscheiden zwischen den frühen, im Kern authentischen Martyriumsberichten und den Legenden der späteren Zeit. Während in der Frühzeit das Märtyrergedenken primär der Bewältigung (coping) von Gewalterfahrungen diente, traten später, als das Christentum Staatsreligion (380, → Konstantinische Wende
2.3.2. Martyriumsdiskurs
Die Einsicht in solche Instrumentalisierungen der Märtyrererzählungen hat manche Gelehrte dazu verleitet, die Christenverfolgungen als „Mythos“ zu disqualifizieren und die historische Realität der Verfolgungs- und Bedrohungssituation zu banalisieren (vgl. besonders Moss, 2013; dagegen Merkt, 2014). Angemessener erscheint demgegenüber die Bezeichnung „Diskurs“ für die christlichen Deutungen der Verfolgungssituation, ein Diskurs, bei dem zwischen der realen Praxis des aus religiösen Motiven in Kauf genommenen Sterbens, das nicht zu leugnen ist (auch wenn man über die Häufigkeit der Fälle diskutieren kann), und dem Reden über diese Praxis zu unterscheiden ist (vgl. Boyarin, 1999; Hartmann, 2013).
Für diesen Diskurs war grundlegend die Deutung der Bedrängnisse als Mitleiden mit Christus in einer feindlichen und Gott entfremdeten Welt (vgl. Middleton, 2006). Einzelfragen wie „Darf ein Bischof fliehen?“ oder „Darf man freiwillig das Martyrium suchen?“ wurden kontrovers debattiert. Gerade die Verfolgungen wurden auch als Argument für Wert und Wahrheit der christlichen Religion bewertet: „Sollte eine Religion nicht gerade dann als zuverlässiger gelten, wenn sie nichts Bequemes, nichts Angenehmes und Weichliches verspricht?“ (Origenes,
Kommentar zum Römerbrief, 2,13). In diesem Sinne stellt auch die moderne → Religionssoziologie
2.3.3. Körperbezogene Subjektivität, Martyriumstheologie und der leidende Christus
In den Martyriumsberichten des zweiten und dritten Jahrhunderts entdeckt die Altertumswissenschaftlerin Judith Perkins ein neues Verständnis von Subjektivität mit einem neuartigen Bezug zu Körper und Leid. Die Berichte mit ihren extremen Darstellungen des Menschen in seiner Körperlichkeit und Leidensfähigkeit untergruben die herrschende Vorstellung vom eigentlichen Selbst des Menschen als dem geistigen, von Leid letztlich unberührbaren Ich, das in seiner körperlichen Hülle gefangen ist. Das menschliche Selbst („human self“) erschien nun als ein „Körper im Schmerz, als Leidender“ („as body in pain, a sufferer“) (vgl. Perkins, 1995, 2). Diese neue Hochschätzung des Körpers gründete letztlich im für antike Ohren skandalösen Gedanken der Inkarnation: Der göttliche Logos selbst ist Fleisch geworden und hat gelitten.
Entsprechend bieten die ältesten Berichte über Christenprozesse nicht nur anschauliche Darstellungen der Verhöre, Haftbedingungen und Foltern, sondern liefern auch theologische Deutungen, die einen engen Bezug zur Passion Christi herstellen: Die Märtyrer haben teil an Christi Passion und damit auch an seinem Ruhm und seiner Herrschaft. Der Zusammenhang von Christologie (→ Christus
Die christliche Botschaft mit ihrer Affirmation der Leidenden und der Umkehrung der Werte („Schande vor den Menschen ist Ehre vor Gott“) sprach nun besonders die Ressentiments der Unterschichten an, auf deren Erniedrigung und Entehrung das römische Strafsystem mit der ausschließlich für sie bestimmten körperlichen Bestrafung zielte. Der Erfolg des Christentums beruhte auch darauf, dass es nicht nur als Religion von Verfolgten erschien, sondern auch als Religion für Verfolgte und Unterdrückte (vgl. Perkins, 1995; Stark, 1997).
2.3.4. Gender
Auch die →
Gender
Die späteren legendarischen Aufarbeitungen der Verfolgungen enthalten weitere Motive von feministischer Relevanz: Frauen, die den Tod dem Verlust der Jungfräulichkeit vorziehen, erzwungene Nacktheit der Opfer, Bestrafung durch Entfernung der Brüste. Die Eignung der frühchristlichen Märtyrerinnen als Modellfiguren für heute wird dabei grundsätzlich in Frage gestellt (vgl. McFarlane, 2001).
2.3.5. Entstehung der Theologie aus der Apologie
Die Verfolgungen und die sie legitimierenden Vorwürfe gegen die Christen haben auch zur Entstehung der →
Theologie
Auch die Klärung einzelner zentraler theologischer Fragen wurde durch die Verfolgungen vorangetrieben.
2.3.6. Ein neues Kirchenbild: Heilige und Sünder
Angesichts von Folter und Tod gaben viele Christen in der ersten großen Verfolgung unter Decius nach. Sie opferten. Damit war erstmals eine der drei Kapitalsünden (Mord, Ehebruch und Glaubensabfall) zu einem Massenproblem geworden. Einige rigorose Amtsträger wie der römische Presbyter Novatian wollten nach der Verfolgung diesen „Gefallenen“ (lapsi) die Wiederaufnahme in die Kirche verweigern. Die Mehrheit der Bischöfe entschied jedoch: Wenn die lapsi ihre Reue in einem langwierigen und schwierigen Bußverfahren unter Beweis stellen, werden sie wieder aufgenommen. Damit verband sich eine Wende im Kirchenbild. Hatte man bis dahin die Kirche hauptsächlich als Gemeinschaft von (auch moralisch) Heiligen (→ Heilige
2.3.7. Hierarchie, Amt, Zölibat
Die Verfolgungen haben auch eine Festigung der hierarchischen Struktur der Kirche bewirkt und wohl auch zur Entwicklung des Zölibats beigetragen. Nachdem die seit dem frühen dritten Jahrhundert verstärkten Forderungen nach Ehelosigkeit (→ Ehe und Familie
3. Religionsdidaktisch-praktische Überlegungen
3.1. Exemplarisches und Repräsentatives
Klafki plädiert dafür, bei historischem Lernen auf exemplarische und repräsentative Themen zu setzen (vgl. Klafki, 1964, 443f. und 449f.). Das Thema „Christenverfolgungen in der Antike“ eignet sich in diesem Sinne hervorragend als Lernfeld für christliches Leben vor (und auch nach) der →
Konstantinischen Wende
Genau an diesem Punkt kann ein Brückenschlag zum Leben und den Werthaltungen heutiger Jugendlicher gelingen: Wofür lohnt es sich zu sterben? Und das heißt auch: Wofür lohnt es sich zu leben? Diese Frage gewinnt nicht zuletzt vor dem Hintergrund heutiger, problematischer Konzepte von Martyrium eine Rolle, die den Schülerinnen und Schülern aus dem aktuellen Tagesgeschehen geläufig sein wird.
3.2. Medien
Die Auswahl an schriftlichen Quellen über frühchristliche Martyrien während der Verfolgungszeit ist relativ groß und leicht zugänglich über die deutschen Übersetzungen, die die
Bibliothek der Kirchenväter (BKV)
Neben diesen Texten steht auch Filmmaterial zur Verfügung (→ Film, kirchengeschichtsdidaktisch
Schülerinnen und Schülern kann die Verfolgungszeit auch durch eine →
Geschichtserzählung
An der Schnittstelle von →
Kirchen(raum)pädagogik
3.3. Methodische Kompetenz: Klassische Quellenarbeit
Durch →
Quellenarbeit
Um der Frage nachzugehen, warum Christen im zweiten Jahrhundert verfolgt wurden (historische Frage), kann beispielsweise mit einer Kombination von mehreren Quellen gearbeitet werden (vgl. dazu auch Gruber, 2005, 277-283): In drei verschiedenen Gruppen werden Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Kaiser Trajan und dem bithynischen Statthalter Plinius, pagane Äußerungen über Christen und Zitate aus christlichen Apologien gelesen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten zusätzlich aus aufbereiteten Materialien Hintergrundinformationen (u.a. zur römischen Religion [do ut des-Prinzip]; vgl. 2.2.), mit deren Hilfe sie die Quellen sowohl einer äußeren wie einer inneren Kritik unterziehen und sie dann in ihren jeweiligen Kontext einordnen können (Quellenkritik). Elisabeth Reils ‚Kirchengeschichte‘ „Was glaubten die Heiden? Ein Streifzug durch die Ruinen von Pompeji“ bietet beispielsweise wertvolle Anregungen (vgl. Reil, 2012, 18-29). Nachdem alle Gruppenergebnisse im Plenum vorgestellt wurden, kann anhand von unterstützenden Leitfragen eine Interpretation versucht werden: Was hat man den Christen vorgeworfen? Stimmen die Vorwürfe? Wann wurde ein Christ bestraft? Waren manche Christen gefährdeter als andere und wenn ja: warum? Haben die Bestrafungen den gewünschten Erfolg gebracht? Die Schülerinnen und Schüler werden erkennen, dass es nötig ist, Äußerungen aller beteiligten Gruppen zu lesen, um zu einer differenzierten Antwort auf die historische Frage zu kommen.
3.4. Kreative Zugänge – narrative Identität
Der Reichtum an literarischen Quellen zu antiken Christenverfolgungen bietet sich dazu an, den Schülerinnen und Schülern kreative Zugänge zu ermöglichen. Dabei steht vor allem das Konzept der narrativen →
Identität
Dabei sollten die Zieldimensionen (nach Memminger, 2007, 101) „Wiederholung und Vertiefung gelernter Inhalte“, „Wahrnehmung der Multiperspektivität von Geschichte“ und „Empathisches Nachvollziehen und Verstehen“ im Vordergrund stehen.
Unter anderem die
Akten der Perpetua und Felicitas
3.5. Biographisches Lernen
Auch wenn die frühchristliche Martyriumsliteratur auf Gefangenschaft und Hinrichtung der Märtyrer und Märtyrerinnen fokussiert ist, eignet sie sich dennoch für →
biographisches Lernen
Dabei müssen die Märtyrerinnen und Märtyrer immer als Menschen ihrer Zeit dargestellt werden, deren Geschichte theologisch gedeutet und um legendarische Elemente erweitert begegnet. Denn nur dann kann Martyriumsliteratur „Lernende zu einer geschichtsbewussten Auseinandersetzung mit der Gottesfrage und davon ausgehend zu einer Reflexion ihres persönlichen Glaubens“ (Lindner, 2007, 287) herausfordern. Und nur so kann die Frage beantwortet werden, ob Märtyrerinnen und Märtyrer im Religionsunterricht als Modelle und Vorbilder für heutige Schülerinnen und Schüler inszeniert werden sollen. Sie müssen als „radikale Gegenerfahrung ins didaktische Spiel eingebracht werden“, was nicht zuletzt deshalb gelingen kann, da „man bei ihnen gar nicht in die didaktische Gefahr einfacher Wertübertragungsmuster kommt“ (Mendl, 2015, 138). Das Ziel sollte darin liegen, dass sich bei den Schülerinnen und Schülern eine „Faszination mit einem heiligen Schauern verbindet, dann wird damit die Grundstruktur des Umgangs mit den Heiligen und mit dem Heiligen und damit von Religion überhaupt grundgelegt“ (Mendl, 2015, 138).
4. Schluss, Ausblick
Das aktuelle Zeitgeschehen mit seinen vielen Nachrichten über sogenannte Märtyrer, die ihr Leben einer Sache opfern und nur allzu oft Mitmenschen mit in den Tod reißen, drängt darauf, den Begriff „Märtyrer“ genauer zu untersuchen. Was haben antike und moderne Märtyrer gemeinsam, worin unterscheiden sie sich?
Aus christlicher Sicht können Verstorbene nur dann als Märtyrer bezeichnet werden, „wenn sie erstens offensichtlich aus Hass gegen den Glauben (odium fidei) und zweitens nicht im aktiven Kampf umgebracht werden“ (Albrecht, 2008, 84). Sie müssen bewusst die Entscheidung getroffen haben, dem Glauben treu zu bleiben, selbst wenn sie anders dem Tod entrinnen hätten können. Daneben erscheint es aus christlicher Sicht sinnvoll, auch solche Gewaltopfer in den Märtyrerbegriff einzubeziehen, die als Märtyrer der Nächstenliebe (vgl. McFarlane, 2001) zwar vielleicht nicht wegen ihres ausdrücklichen Glaubensbekenntnisses, wohl aber wegen ihres religiös motivierten humanitären Einsatzes ihr Leben lassen mussten. Dieses Martyriumsverständnis steht jedem Bestreben entgegen, Märtyrer als Waffen zu instrumentalisieren (vgl. Croitoru, 2003), und hat nichts mit den todessehnsüchtigen, todesverherrlichenden und Leben vernichtenden Motiven terroristischer Selbstmordattentäter und -attentäterinnen gemein.
Martina Hartl (1,3,4)/Andreas Merkt (2)
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