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Humanismus, kirchengeschichtsdidaktisch

(erstellt: März 2023)

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1. Sprachgebrauch

Der Begriff Humanismus leitet sich von der frühneuzeitlichen Bezeichnung für Philologie, litterae humanae, ab, die in bewusster Abkehr von der mittelalterlichen Vorrangstellung der litterae divinae in der Beschäftigung mit den Autoren der Antike einen eigenen Beitrag zur sittlichen und geistigen Erneuerung der Gesellschaft sahen (Landfester, 2006). Im frühneuzeitlichen Bildungssystem bildeten die studiae humanitatis mit den Fächern Grammatik, Rhetorik, Poesie, Historie und Ethik ein Grundstudium (studium generale), an das sich die höheren Studien anschlossen (Muhlack, 2022).

Im Kontext der Bildungsreformen des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff Humanismus wieder verwendet, um in Abgrenzung vom utilitaristischen Bildungsverständnis der → Aufklärung die freie Entwicklung des Individuums zur Höhe seiner idealen Möglichkeiten als Ziel der Bildung zu verstehen (Frost, 1996, 326).

Im heutigen Sprachgebrauch wird Humanismus jedoch vor allem als philosophischer Begriff verwendet und häufig mit einem dezidierten Atheismus verbunden, der sich im Anschluss an Karl Marx im Kontext des Sozialismus entwickelte (Lutz-Bachmann, 2022) und heute u.a. in der Humanistischen Union sehr präsent ist (https://www.humanistische-union.de). Demgegenüber werden die Auseinandersetzungen um den Humanismus in Ansätzen der zeitgenössischen Philosophie wie bspw. des Antihumanismus, des Dritten Humanismus, des Neuhumanismus oder des → Transhumanismus öffentlich wesentlich weniger wahrgenommen (Lutz-Bachmann, 2022).

Im schulischen Kontext wird der philosophische Humanismus im Kontext der → Gotteskritik behandelt. Der historische Humanismus wird als Bewegung thematisiert, die zu den Ursachen der → Reformation gehörte. Demgegenüber kommt der Neuhumanismus im Religionsunterricht in Deutschland oder Österreich in der Regel nicht vor.

Beide Bewegungen – Humanismus und Neuhumanismus – verdienen aber eine eigene religionsunterrichtliche Behandlung im Kontext anthropologischer Themen (→ Anthropologie), da in ihnen die Frage des christlichen Menschenbildes jeweils neu gestellt und für ein christliches Verständnis von Bildung fruchtbar gemacht wurde.

Damit ist ein weiterer aktueller Bezug angezeigt: Humanismus und Neuhumanismus sind wesentliche Referenzgrößen, wenn es um die Zielbestimmung religiöser Bildung im Allgemeinen (→ Bildung, religiöse) und die Ausrichtung konfessioneller Schulen im Besonderen geht (→ Schule, konfessionell).

2. Kirchengeschichtliche Bedeutung von Humanismus und Neuhumanismus

Humanismus und Neuhumanismus waren bewusste Abgrenzungen von rationalistisch geprägten Epochen.

Im Hochmittelalter machte die Scholastik die Vernunftbegabung des Menschen zum Kern einer neuen Anthropologie (fides quaerens intellectum). Mit der Entdeckung der Vernunft war die Entdeckung des Subjekts verbunden, das über sich selbst reflektieren kann. Das Spätmittelalter stellte daher seit dem 14. Jahrhundert zunehmend das → Subjekt in die Mitte des Denkens: Wie erkennt das Subjekt und was kann es überhaupt erkennen? Darüber kam es an den aus den Domschulen hervorgegangenen Universitäten zu einem fundamentalen Streit. Die an der Scholastik orientierten „Traditionalisten“ hielten nach wie vor eine Einsicht in das Sein und Wesen Gottes (→ Gott) und seines geschichtlichen Handelns aufgrund der → Offenbarung für möglich (via antica). Dem widersprachen die Anhänger des neuen Weges heftig. Sie unterschieden scharf zwischen Glauben (→ Glaube) und Wissen und waren der Auffassung, dass man von Gott nichts wissen könne, sondern nur von den Dingen, deren Existenz sich beweisen lasse (via moderna). Einer ihrer bedeutendsten Vertreter war Wilhelm von Ockham (ca. 1288-1347). Dieser Streit ließ die Universitäten in eine intellektuelle Sackgasse geraten und außeruniversitäre Gegenbewegungen entstehen, die zwischen den Polen der via antica und der via moderna eigene Antworten auf die Frage der Erkenntnisfähigkeit (→ Erkenntnistheorie) des Menschen suchen (Fried, 2008, 383–384).

Eine der Gegenbewegungen war die Mystik, die im 14. Jh. unter Meister Eckhart und Johannes Tauler zu einer großen Blüte kam. Die Mystik hielt eine Gotteserkenntnis des Subjekts auf dem Weg der → Erfahrung für möglich (Fried, 2008, 381-382).

2.1 Humanismus

Eine andere Gegenbewegung war der Humanismus, dem es um eine an der Antike orientierte Lebensweisheit ging. Am Beginn stand unter anderem der Schriftsteller Francesco Petrarca (gest. 1374). Er wetterte gegen eine intellektualistische Scholastik und stellte ein Menschenbild in den Mittelpunkt, das zum einen von der Gottesverehrung und zum anderen von der Nützlichkeit des Menschen für das Wohl der Allgemeinheit geprägt war. Nach dem Beispiel der „Confessiones“ des → Augustinus dachten er und andere Humanisten über den Sinn ihres eigenen Lebens nach und schrieben auch darüber (Fried, 2008, 384-386).

In Italien verband sich dieser Humanismus mit der Kunst der Renaissance. Der Graf Giovanni Pico della Mirandola (gest. 1533) war ein typischer Renaissance-Humanist, der sich als Privatgelehrter an den Diskussionen seiner Zeit beteiligte. Seine Schrift „Von der Würde des Menschen“ aus dem Jahr 1486 markiert einen Höhepunkt christlich orientierten humanistischen Denkens, aus dem später die Menschenrechte (→ Grundrechte/Menschenrechte) resultierten (Weiß, 2010). Die Bewegung des Humanismus bekam im 15. Jahrhundert eine erhebliche Breitenwirkung. Dies lag vor allem an der Erfindung des Buchdrucks, die es den Humanisten ermöglichte, ihre Gedanken sogar gewinnbringend zu veröffentlichen (Fried, 2008, 389).

Aus diesem Humanismus entwickelte sich ein neues Bildungsideal. In Anlehnung an Ciceros Begriff der studia humanitatis forderten Humanisten wie Coluccio Salutati (gest. 1406) eine Reform schulischer und universitärer Bildung. Bildung wird hier als sich selbst steuernder Prozess verstanden: „In der Auseinandersetzung mit sprachlich geformter fremder humanitas formt der Mensch seine eigene humanitas und bildet sich zum sprachlich mündigen, moralisch verantwortlichen Menschen“ (Rüegg, 1999, 188). Dieses neue Bildungsideal musste sich gegenüber dem älteren, an der Scholastik orientierten Bildungsideal behaupten (Worstbrock, 1999, 191), verbreitete sich aber im 15. Jh. über humanistische Zirkel (sodalitates) an Höfen, Kanzleien, Dom- und örtlichen Grammatikschulen immer mehr (Rüegg, 1999, 192).

In den deutschen Sprachraum wurde der Humanismus vor allem von Rudolf Agricola (ca. 1444-1485) vermittelt, um den sich in Heidelberg ein erstes universitäres Zentrum des Humanismus entwickelte (Conrad Celtis) und von dort ausbreitete. Weitere Zentren bildeten sich u.a. an der Domschule in Münster (Rudolf von Langen) und an der Universität Erfurt (Konrad Mutian) (Worstbrock, 1999, 193-196).

Der Humanismus nahm sehr unterschiedliche Positionen gegenüber der Kirche ein. Der Humanist Erasmus von Rotterdam (ca. 1467-1536) gab 1516 ein griechisches Neues Testament heraus, das zur Grundlage der Übersetzung Luthers (→ Luther, Martin) wurde. Mit den intensivierten Bibelstudien der Humanisten verband sich ein Wunsch nach Reformen in der Kirche und einer Verbreitung des Bibelstudiums (Jonge, 2017).

Martin Luther war dem Erfurter Humanistenkreis durch persönliche Beziehungen durchaus verbunden und empfing wichtige Impulse, vor allem im Blick auf den griechischen Text des Neuen Testaments und auf das Studium der Kirchenväter. Durch den Einfluss Augustins und dessen Gnadentheologie geriet Luther aber auch in deutliche Distanz zu den humanistischen Kreisen und bestritt Erasmus gegen über den freien Willen des Menschen (Leppin, 2010, 68-69).

Die osmanische Expansion, die mit der Eroberung Konstantinopels 1453 ihren Höhepunkt hatte und im Westen auch als Religionskrieg verstanden wurde, bewirkte auch andere Strömungen im Humanismus. Zum einen förderte sie einen interreligiösen Humanismus wie bei Nikolaus von Kues, der in seinem Werk „De pace fidei“ die Religionen für lediglich kulturelle Unterschiede ein und desselben Glaubens hielt. Andererseits entwickelte sich auch eine am Neuplatonismus ausgerichtete Religionskritik wie z.B. bei Plethon (gest. 1452) (Fried, 2008, 389-390).

Exemplarisch für eine Umsetzung humanistischer Bildungsideen im religiösen Kontext sind die Schülerwohnheime und Schulen der aus der Devotio moderna hervorgegangenen Brüder vom gemeinsamen Leben. In ihnen wurde eine altersgerechte Erziehung zur Humanität durch religiöse Praxis und das Studium der Kirchenväter gepflegt (Verger, 1999, 1586; van Engen, 2008, 144-154).

2.2 Neuhumanismus

So wie der Humanismus als Bildungsbewegung auf die spätmittelalterliche Krise der Scholastik zurückzuführen ist, steht der Neuhumanismus im Kontext der Krise der Aufklärung.

Die Aufklärung hatte Bildung unter religiöser Orientierung zweckrational bestimmt und die Integration in bestehende gesellschaftliche und ökonomische Ordnungen als Bildungsziel verfolgt. Dagegen entwickelte sich Ende des 18. Jahrhunderts in → Philosophie (Schlegel) und Literatur (Goethe, Schiller, Hölderlin) ein neues, am Gedanken der Autonomie orientiertes Verständnis von Bildung. Wilhelm von Humboldt führte in Preußen Schulreformen im Sinne des Neuhumanismus durch, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts durchsetzten (Ladenthin/Mikhail, 2022). Nach dem Vorbild der klassischen Antike sollte das Individuum zur Höhe seiner Möglichkeiten geführt werden (Frost, 1996, 326).

Die neuhumanistische Schulreform wurde in Preußen von → Friedrich Schleiermacher (1768-1834) mit entwickelt und in Übereinstimmung mit den protestantischen Landeskirchen umgesetzt (Ehrhardt, 2019).

Das Verhältnis der katholischen Kirche zum Neuhumanismus blieb ambivalent. Ein katholisch geprägter Neuhumanismus findet sich vor allem bei → Johann Michael Sailer (1751-1832), der einen großen Schülerkreis beeinflusste. Gegner des Neuhaumanismus waren u.a. die ultramontanen Kreise in Wien um Clemens Maria Hofbauer (1751-1820) und in München um Johann Joseph Görres (1776-1848) (Baumgartner, 2011; Weitlauff, 1995, 71-72).

3. Religionspädagogische Bedeutung von Humanismus und Neuhumanismus

Der Humanismus der Renaissance vertrat ein optimistisches Menschenbild und zeigte eine große Freude an der Schönheit dieser Welt, worin er sich an der Antike orientierte. Auf dieser Grundlage suchten die Menschen der Zeit neue Zugänge zur christlichen Überlieferung (Klueting, 2007, 101-108).

Mit seinem optimistischen Welt- und Menschenbild steht der Humanismus in einer didaktisch fruchtbaren Spannung zur heutigen Zeit, in der es sehr unterschiedliche und nicht selten von Skepsis bestimmte Menschenbilder gibt (Oerter, 1999). Bilder und Texte aus der Zeit der Renaissance eignen sich gut, um im Religionsunterricht durch den „fremden“ Blick der Geschichte zentrale anthropologische Fragen zu eröffnen (→ Fremdheit als didaktische Aufgabe; → Othering). Im Folgenden werden ausgewählte thematische Perspektiven skizziert, die Humanismus und Neuhumanismus in deren Bedeutung für wissenschaftlich-religionspädagogische Grundreflexionen, aber auch als religionsunterrichtliche Gegenstandsbereiche präsentieren.

Die vom Humanismus beeinflusste Kunst (→ Kunst, kirchengeschichtsdidaktisch) der Renaissance thematisiert die Gottebenbildlichkeit des Menschen, der in seiner Vollendung selbst göttlich wird. Michelangelos (1474-1564) Ausmalung der Sixtinischen Kapelle bspw. kreist um dieses Thema, vor allem in der Erschaffung Adams, der sich nur auszustrecken braucht, um Gott zu berühren (Herzner, 2015, 67-76). Selbst dort, wo die Welt nicht dem Ideal entspricht, spiegelt sie in der Humanität das Göttliche. Domenico Ghirlandaios (1448-1494) Gemälde „Alter Mann und Knabe“ stellt in herausragender Weise diese Bedeutung der Humanität dar. Der durch seine entstellte Nase ganz und gar nicht schöne alte Mann eröffnet in seiner Zuwendung zu dem Knaben, vielleicht seinem Enkel, den Weg zur Gottesbegegnung, die im Hintergrund durch den Berg symbolisiert ist (Huguenin, 2012, 257-270). Dass im christlichen Verständnis gerade Humanität die Gottebenbildlichkeit des Menschen zum Ausdruck bringt, lässt sich an vielen Kunstwerken der Renaissance thematisieren.

Ein weiterer Aspekt des Humanismus liegt in der religiösen → Toleranz. Nikolaus von Kuesʼ Werk „Über den Religionsfrieden“ (De Pace fidei) aus dem Jahr 1453 geht von einem universalen Streben des Menschen nach tieferer Erkenntnis aus und versteht Gott als Urgrund jeder tieferen Erkenntnis bzw. Weisheit. Die unterschiedlichen Religionen sind für ihn lediglich Ausdruck kultureller Unterschiede, die auf das gleiche Streben des Menschen reagieren (Hösle, 2021). Dass der Humanismus Religion vor allem als eine Suche des Menschen nach sich selbst und nach dem ihn angehenden Transzendenten (→ Transzendenz) versteht und nicht als das Fürwahrhalten dogmatischer Setzungen, verbindet ihn mit vielen religiösen Suchbewegungen unserer Gegenwart.

Auch das Thema der → Freiheit des Menschen ist ein wesentliches Thema des Humanismus. Der christlich orientierte Humanismus des 15. Jahrhunderts stellte den Menschen in den Mittelpunkt der → Schöpfung und sah die Herausbildung seiner Fähigkeiten als einen göttlichen Auftrag. Pico della Mirandolas Schrift „Über die Würde des Menschen“ aus dem Jahr 1486 stellt die von Gott geschenkte Freiheit als ein konstitutives Element der → Menschenwürde heraus. An dieser Schrift kann im Rahmen religiöser Lern- und Bildungsprozesse gut gezeigt werden, dass der im Spätmittelalter entstehende Diskurs über die Freiheit des Menschen nicht in Konkurrenz zum christlichen Glauben stand, sondern diesem eine neue Qualität verlieh (Thumfart, 2004).

Im Kern der Auseinandersetzung Martin Luthers (1483-1546) mit Erasmus von Rotterdam (~1467-1536) über die Freiheit des Willens stand die Frage, ob die Freiheit des Menschen in Konkurrenz zur Souveränität Gottes steht. Am Beginn der Neuzeit gehen beide sehr differenziert der Frage nach, ob und inwiefern Gott und der Mensch den Lauf der Geschichte bestimmen oder beeinflussen. Dass der Reformator Luther dabei gegen den Humanismus seiner Zeit den Menschen ganz in der Abhängigkeit von Gottes Willen sieht und den Einfluss des Menschen auf den Gang der Geschichte für gering hält, mag überraschen (Noller/Sans, 2020).

Der Humanismus hat sich auch intensiv mit Fragen religiöser Bildung auseinandergesetzt. Erasmus von Rotterdam äußert 1516 in seiner Vorrede zu dem von ihm herausgegebenen griechischen Neuen Testament die Hoffnung, dass eines Tages Menschen jeden Bildungsgrades in der → Bibel lesen und von dort her ihren Glauben verstehen (Jonge, 2017, 220-221). Das eigene Studium der Heiligen Schrift wurde im Humanismus zum Motor verschiedener Reformbewegungen, auch der Reformation. Dass die Menschen des 15. Jh. in der Bibel eine solche Sprengkraft fanden, kann gut zu Diskussionen über ihre Bedeutung heute führen.

Neben der Freiheit des Menschen ist die Idee der Menschenwürde ein wichtiger Aspekt humanistischer Ideen. Ein wichtiges Dokument zur christlichen Anthropologie stellt die Bulle Sublimis Deus Papst Paulsʼ III. (1468-1549) aus dem Jahr 1537 dar. Im Kontext der Eroberung Lateinamerikas sprachen die Conquistadoren den Indios die Menschwürde ab (→ Kolonialgeschichte, kirchengeschichtsdidaktisch). Auf den Einfluss des Dominikaners Bartholomé de Las Casas (1485-1566) definierte Papst Paul III. die Menschenwürde und sah sie in der jedem Menschen innewohnenden Seele gegeben (Köster, 2019, 309-330). Dieses Dokument ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Definition der Menschenrechte im Rahmen der Französischen Revolution.

Der christlich geprägte Neuhumanismus versteht Pädagogik von der Hinordnung des Menschen auf Gott her. Johann Michael Sailer grenzt sich in seiner Schrift „Über Erziehung für Erzieher“ aus dem Jahr 1807 deutlich von der Pädagogik der Aufklärung ab (Basedow, Pestalozzi). Ziel der Pädagogik ist für ihn das vollendete Menschsein durch die Ausbildung der sinnlichen, geistigen und moralischen Kräfte des Menschen (Sailer, 1807, 18-19). Die Vollendung der Menschheit ist dann gegeben, wenn „in der geistigen Sphäre das religiöse Prinzip das gebietende würde und von diesem aus Leben in die Sittlichkeitssphäre und Licht in die Erkenntnißsphäre ausströmte“ (Sailer, 1807, 29).

4. Ausblick

Die historischen Epochen von Humanismus und Neuhumanismus haben in kirchengeschichtsdidaktischer Perspektive (→ Kirchengeschichtsdidaktik) eine fundamentale Bedeutung, weil sie als geistesgeschichtliche Epochenschwellen das Christentum vor die große Herausforderung stellten, nicht nur zentrale anthropologische Themen zu überdenken, sondern auch ein christliches Verständnis von Bildung zu reformulieren.

In aktuellen Debatten um die Themen Religion, Freiheit und Menschenwürde können die historischen Aspekte deutlich machen, wie das Christentum von den Grundthemen der Moderne beeinflusst wurde und umgekehrt auf die Moderne Einfluss nahm.

Der Neuhumanismus stellt die Frage nach dem Proprium christlicher Bildung und sieht dieses im christlichen Menschenbild. In aktuellen Debatten um die Ausrichtung kirchlicher Schulen können die Gedanken des Neuhumanismus überraschend moderne Anregungen liefern, z.B. wenn Sailer religiöse Bildung als das Einswerden der Vernunft mit dem Wahren, Schönen und Guten versteht (Sailer, 1807, 29).

Ein Desiderat besteht darin, dass wichtige Quellentexte zu Humanismus und Neuhumanismus nicht in leicht zugänglichen Textsammlungen publiziert sind.

Literaturverzeichnis

  • Baumgartner, Konrad, Johann Michael Sailer. Leben und Werk, Kevelaer 2011.
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  • Weitlauff, Manfred, Priesterbild und Priesterbildung bei Johann Michael Sailer, in: Münchener Theologische Zeitschrift 46 (1995), 69-97.
  • Worstbrock, Franz Josef, Art. Humanismus B. Deutsches Reich, in: Lexikon des Mittelalters V (1999), 193-197.

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