Bora, Katharina von (1499-1552)
(erstellt: März 2024)
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1. Katharina von Bora und die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler
Katharina von Bora und Martin Luther gelten als das „protestantische Erzelternpaar“ und Katharina wurde vor allem seit dem 19. Jahrhundert als Prototyp für die evangelische Familienmutter und vorbildliche Pfarrfrau in Anspruch genommen (Israel/Schneider, 2021, 19). Dies steht stark im Kontrast zum aktuellen Bild der Katharina als selbstbewusster Managerin des Schwarzen Klosters in Wittenberg, von Luther darum oft „Herr Käthe“ genannt.
Katharina könnte ohne Martin Luther eine vergessene Nonne aus einem Kloster in Sachsen geblieben sein. Von nur einigen der elf mit ihr gleichzeitig entlaufenen Nonnen kennen wir überhaupt ihren Namen. Durch ihre Hochzeit wurde sie aber zu „Frau Luther“ und damit zur bekanntesten Nonne der elf Entlaufenen. Diese Hochzeit war in der damaligen Zeit hoch umstritten. Für viele Altgläubigen war sie ein Skandal, hatten doch sowohl Luther als auch Katharina durch ihren Austritt aus dem Kloster ihr ewiges Gelübde der Treue an den Orden, an die Keuschheit und die Ehelosigkeit gebrochen. Gleichzeitig wurde von evangelischer Seite schon bald nach der Hochzeit das Doppelporträt von Lukas Cranach von den beiden frisch Verheirateten als Werbung für die evangelische Freiheit überall im Lande verbreitet und „Katharina Lutherin“ dadurch zu einer bekannten Frau. Weil ein lückenloser Lebenslauf und eine Biografie aufgrund der eingeschränkten Quellenlage nicht möglich sind, konnten in den darauffolgenden Jahrhunderten immer wieder andere Aspekte aus dem Leben der Katharina hervorgehoben werden, die manchmal mehr über die Entstehungszeit des historischen Beitrags als über sie selbst erzählen. Welche Bilder von Katharina von Bora wurden in religionspädagogischen Medien vermittelt? Welche Bilder sind aktuell dominant und wie können sie heute didaktisch erschlossen werden? (→ Kunst, kirchengeschichtsdidaktisch
Für Schülerinnen und Schüler ist Katharina eine unbekannte Frau. Lebensweltliche Anknüpfungspunkte ergeben sich in manchen Städten, die eine Katharina-von-Bora-Straße haben, über den Straßennamen (so u.a. in Chemnitz, Leipzig und München, hier vormals Meiserstraße). Auch wenn das Thema der Klosterflucht wenig mit der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler zu tun hat, können sie darüber nachdenken, warum Menschen in bestimmten Situationen Gelübde brechen, gegebene Versprechen nicht einhalten oder sich über Gebote hinwegsetzen. Auch bei der Beschäftigung mit Katharina von Bora geht es also nicht darum, was Schülerinnen und Schüler von Katharina (im Sinne einer Vorbilddidaktik) lernen, sondern welche Kompetenzen sie bei der Beschäftigung mit ihrer Lebens- und Rezeptionsgeschichte erwerben können.
2. Was wissen wir (kirchenhistorisch) von Katharina von Bora (1499-1552)?
In der kirchenhistorischen Forschung gibt es eine Reihe von Überblicksdarstellungen zu Katharina von Bora (vgl. die Literaturangaben bei Kramer, 2016). Alle Rekonstruktionen stehen dabei vor dem Problem einer nur schmalen Quellengrundlage. Von Katharina von Bora sind nur acht eigene Briefe erhalten, davon der älteste aus dem Jahr 1539. Dafür gibt es 500 Briefe von Luther an Katharina. Zudem wird sie in seinen Tischreden und in weiteren Dokumenten dreißigmal erwähnt. Das wichtigste aktuelle wissenschaftliche Standardwerk dazu ist das umfassende Quellenbuch von Sabine Kramer aus dem Jahr 2016.
Folgende Lebensdaten und Daten zum historischen Kontext ihres Lebens können, ungeachtet der Interpretation, als gesichert gelten:
- Am 29. Januar 1499, ist Katharina von Bora geboren. Ihre Familie war verarmter Landadel in Sachsen. Der Geburtsort ist umstritten: Neukieritzsch-Lippendorf (südlich von Leipzig) oder östlicher: Hirschfeld bei Nossen.
- 1504. Katharina wurde, nachdem ihre Mutter gestorben war, zur Erziehung in das Augustinnerinnen Chorfrauenstift in Brehna (in der Nähe von Bitterfeld) aufgenommen.
- 1508/1509. Schülerin im Zisterzienserinnenkloster Marienthron in Nimbschen (bei Grimma an der Mulde) südlich von Leipzig. Zwei Nonnen des Klosters waren mit ihr verwandt, u.a. die Äbtissin Margarete von Haubitz. Das Kloster wurde 1536 aufgelöst. Heute existieren nur noch Ruinen.
- 1515 legte sie das Gelübde als Zisterzienserin ab. Sie war erst 16 Jahre alt und ein früherer Termin, um ein Gelübde abzulegen, wäre nicht möglich gewesen. Hier lernte sie Lesen, Schreiben, Latein, Singen, monastische Theologie und die Organisation eines großen ländlichen Klosterhaushaltes.
- 1521 erschien von Martin Luther „De votis monasticus; Iudicium“, eine juristische Abhandlung über die Verbindlichkeit des Mönchsgelübdes. Diese Versprechen seien „gottlos“, nicht aus der Bibel abzuleiten und könnten nur freiwillig eingegangen werden.
- 1522 erschien Luthers Schrift „Vom ehelichen Leben“: Die Ehe sei von Gott eingesetzt („wachset und mehret euch“).
- 1523 verließ sie mit elf anderen Nonnen, nach Kontaktaufnahme mit Martin Luther, das Kloster Nimbschen. Sie reisten heimlich mithilfe des Fuhrmanns und Fischhändlers Leonhard Koppe von Grimma über Torgau nach Wittenberg. Auf diese Fluchthilfe stand die Todesstrafe und erst in Wittenberg waren sie vor der Verfolgung durch den sächsischen Herzog Georg sicher. Luther organisierte, dass die mittellosen Nonnen bei befreundeten Familien untergebracht wurden. Katharina wohnte vorübergehend bei der Familie des Malers Lucas Cranach. Zwei Versuche, sie zu verheiraten, misslangen: Hieronymus Baumgärtner sollte eine Nürnberger Partnerin bekommen, Dr. Kaspar Glatz war für sie inakzeptabel. Sie gab gegenüber Nikolaus von Amsdorf an, entweder ihn oder Martin Luther heiraten zu wollen. Es vergingen zwei Jahre.
- 1525, 13. Juni. Ehe mit Martin Luther, vollzogen vom Wittenberger Pfarrer Johannes Bugenhagen. Martin war 16 Jahre älter als die 26-jährige Katharina. Für Luthers Freunde, wie Philipp → Melanchthon
, kam der Beschluss überraschend. Beim Hochzeitsmahl, zwei Wochen später, waren Luthers Eltern anwesend, Katharinas Familie aber nicht. - 1525 bis 1528. In dieser Zeit wurden viele Exemplare von Cranachs Doppelporträt des Paares hergestellt und verbreitet.
- 1525/1526. Renovierung des Augustinerklosters, wo Luther bis zu der Zeit als Mönch gelebt hatte, zur Wohnung des Ehepaars. In den 40 Räumen und weiteren ehemaligen Mönchszellen waren Studenten, Gäste, Geflüchtete und Verwandte untergebracht. Für die Organisation und Finanzierung des Haushalts – und somit für die Existenzsicherung – war Katharina zuständig: Gärten, Viehzucht, eine Brauerei (jeweils mit Personal) und später (in Zeiten der Pest) ein Hospiz. Darüber hinaus kaufte sie den ehemaligen Gutshof der von Boras in Zülsdorf, zwei Tagesreisen von Wittenberg entfernt. Auch hat Katharina Martin Luther während seiner häufigen Krankheiten und Verstimmungen gepflegt.
- In ihrer Ehe wurden sechs Kinder geboren: 1526 Johannes, 1527 Elisabeth (sie starb nach sechs Monaten), 1529 Magdalena (sie starb mit 13), 1531 Martin, 1533 Paul, 1534 Margarete.
- 1546 starb Martin Luther. Aus einem der wenigen Briefe von Katharina spricht große Trauer. Die Luthers gehörten mittlerweile zu den reichsten Familien in Wittenberg. Katharina war als Alleinerbin benannt, aber ohne Vormund. Dies war in Sachsen nicht gängig und juristisch nicht möglich. Erst durch Vermittlung von Friedrich I von Sachsen konnte ihr Anspruch durchgesetzt werden. Sie kaufte nun einen weiteren Gutshof der von Boras in Wachdorf.
- 1546 flüchtete Katharina wegen des Schmalkaldischen Krieges nach Magdeburg, wo sie bis 1547 blieb. Die kaiserlichen (katholischen) Truppen hatten die Gutshöfe, die Klostergärten und Äcker verwüstet, das Vieh getötet und damit ihre Existenzgrundlage vernichtet. 1547 zogen die Truppen erneut durch Wittenberg und zerstörten das Schwarze Kloster. Katharina war nach Braunschweig ausgewichen.
- 1552. Flucht aus Wittenberg, nun wegen der Pest. Dabei erlitt ihr Fuhrwerk einen Unfall. Sie stürzte in einen Graben, brach sich ihr Becken und starb später an den Folgen.
- Am 20. Dezember 1552 starb Katharina von Bora in Torgau, 53 Jahre alt. Die Trauerveranstaltung war in Wittenberg. Sie wurde in der Stadtkirche St. Marien in Torgau beerdigt.
Die unterschiedlichen Interpretationen der Person Katharina von Boras im Laufe der Jahrhunderte gehen weit über diese Lebensdaten hinaus. In der Kontrovers-Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts, bis zu den Publikationen im 18. Jahrhundert wird sie entweder (protestantisch) mit Martin Luther als ideales Ehepaar dargestellt, oder (katholisch) scharf kritisiert. Für die protestantischen Autoren galten ihre fromme Beständigkeit, ihre Treue und ihre Fruchtbarkeit als Vorbild. In der katholischen Polemik wurde sie hingegen stark verurteilt. Durch den Akt ihrer Ehe habe sie u.a. den „ewigen Jungfrauenstand“ aufgekündigt, was als Hurerei und Blutschande galt (Höpflinger, 2021, 37-50; Grochowina, 2021, 82f.). Spekulationen über die Motive ihres Handelns bestimmten lange Zeit die konfessionelle Polemik: Habe sie nicht Luther verführt oder hat er selbst nur aus Wollust gehandelt (Keßler, 2021, 125f.)? Sei Katharina nicht schwatzhaft gewesen und habe sie über Luther geherrscht? Seien die Kinder, die aus der Ehe hervorgingen, nicht als Antichristen oder Monster zur Welt gekommen? Würde die Abwesenheit einer Leichenpredigt nicht bedeuten, dass Katharinas ganzes Leben unwürdig gewesen sei? Habe ihr Austritt nicht zum Niedergang des Klosterlebens beigetragen? Diese Fragen machen deutlich, dass Katharina von Bora vielfach zur Projektionsfläche wurde, um sämtliche lutherischen Überzeugungen und damit die → Reformation
Die erste quellengestützte biografische Arbeit, in der sie als Individuum mehr hervortritt, ist das Buch von Johann Friedrich Mayer aus dem Jahr 1724 (vgl. Kramer, 2016, 16f.). Die evangelische Studie hatte bis in das 20. Jahrhundert einen prägenden Einfluss auf das orthodox-lutherische Bild von „Frau Catharina Lutherin einer geborenen von Bora“. Als Antwort auf die katholische Kritik hob Mayer hervor, dass sie schön war, aber Luther nicht deswegen sein Mönchsgelübde gebrochen habe. Sie war eine gute Mutter, gottesfürchtig und steuerte souverän die Haushaltung. Sie sei nicht würdelos gestorben, ihr Tod war durch einen Unfall verursacht. Katharina von Bora wurde vor allem „Frau Luther“ und auf sie wurde im 19. Jahrhundert erneut ein Bild projiziert, das protestantische Bild der vorbildlichen Hausfrau: dem Mann, dem Nationalhelden Martin Luther, dienend, „tugendsam“ und Mutter einer bürgerlichen Kleinfamilie in ihrem „Heim“ (vgl. Thoma, 2018; Kroker, 2017). Zudem wurde sie als idealtypische Pfarrfrau dargestellt. Allerdings war nicht Luther Pfarrer in Wittenberg, sondern Pastor Bugenhagen und Katharina ist somit niemals Pfarrfrau gewesen (Jancke, 2021, 205;236). Das Bild der Katharina in der Zeit des Nationalismus als „Deutsche Frau und Mutter“ (Kunter, 2021, 255-258) konnte an die Vorstellungen des 19. Jahrhunderts anschließen. Jochen Klepper (1951/1983) versuchte zwar in seinem unvollendeten Roman „Die Flucht der Katharina“, dem etwas entgegenzusetzen, aber auch er projizierte in dem Buch vor allem seine eigene Gefährdung (durch die Ehe mit der Jüdin Hanne Stein) auf Katharina von Bora (Kunter, 2021, 258-268). Erst ab den 1970er Jahren, als die sogenannte Hausfrauenehe in Deutschland zunehmend an Plausibilität verlor und das Eherecht geändert wurde, entstand das Bild der Katharina von Bora als eigenständiger, selbstbewusster Frau. Insbesondere durch das Jubiläum 1999 (ihr 500. Geburtstag) und durch die neuere feministische Frauenforschung ist sie auch in der öffentlichen Wahrnehmung als selbstständige, risikobereite Person mit unternehmerischen Fähigkeiten aus dem Schatten ihres Mannes herausgetreten (Bainton, 1971, 1996). In der großen Anzahl eher populärwissenschaftlicher Publikationen, die in den letzten Jahrzehnten erschienen sind (z.B. Asta Scheib, 1985/2017; Eva Zeller, 1996/2002; Ursula Koch, 1995/2011; Treu, 1999), wird sie als eigenständige emanzipierte Person präsentiert. Dies trifft auch auf die Darstellung im Film zu. Kramer (2016, 272f.) hebt darüber hinaus ihre Rolle als Partnerin im reformatorischen Diskurs hervor. Katharina von Bora gilt heute als bekannte, aber auch umstrittene Persönlichkeit. So machte der Münchner Theologe Friedrich Wilhelm Graf (2010) darauf aufmerksam, dass auch die Umbenennung der Münchner Meiserstraße in Katharina-von-Bora-Straße nicht unproblematisch sei. Gleichwohl war sie von hoher symbolischer Bedeutung, weil sich der erste bayerische Landesbischof Hans Meiser antisemitisch geäußert hatte und in dieser Straße das Landeskirchenamt, der Amtssitz des Landesbischofs und der Dienstsitz der Regionalbischöfin liegen.
3. Das Bild Katharina von Boras in Schulbüchern des 19. und 20. Jahrhunderts
Katharina von Bora wird in den unterrichtspraktischen Materialien des 19. Jahrhunderts oft nur in einigen wenigen Sätzen erwähnt, und zwar da, wo es um Luthers „Persönlichkeit“, seine „Verheiratung“, „sein Heim“, sein „Familienleben“ oder „das evangelische Pfarrhaus“ geht. Das Bild der Katharina schließt bei dem an, was im 19. Jahrhundert gängig war: „treffliche Gattin“, „tüchtige Mutter“ oder als Zitat Luthers: „frommes Weib von Gott geschenkt“. Bei den „Lebensbildern“, die ab ca. 1870 eine beliebte kirchenhistorische Gattung zum Leben bekannter Personen waren, kommt sie nicht vor.
Im Schulbuch von Martin Rang und Otto Schlißke aus dem Jahr 1950 (129-131) tritt sie ausführlicher hervor. Zitiert wird Luthers Schrift „Vom ehelichen Leben“, die Katharina im Kloster gelesen haben solle. Dass Katharina nach der Hochzeit das Kloster in Ordnung bringen sollte, wurde als „schweres Amt, das Frau Käthe antrat“ beschrieben. Sie habe dies aber „durch rastlose Tagesarbeit“ als Hausfrau gemeistert. Neben ihren vielen Aufgaben war sie auch die „Doktorissa“ und hat sich ihres Gatten würdig erwiesen.
In den problemorientierten Schulbüchern der 1970er und 1980er Jahre (z.B. „Kursbuch Religion“, 1976f. oder Gutschera/Thierfelder, „Brennpunkte der Kirchengeschichte“ Paderborn, 1976f.) wird Katharina von Bora nicht erwähnt.
Erst mit dem 500-Jahr-Jubiläum im Jahr 1999 tritt sie wieder hervor und ändert sich das Bild der Katharina zur selbstbewussten Managerin an Luthers Seite. Einer der ersten Unterrichtsentwürfe (Frank, 1999) bezeichnet sie nun als „Eine starke Frau“ (vgl. Arday, 2002; Degen, 2008). In vielen Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien zur Reformationszeit wird sie nun mit wenigen Seiten bzw. Kopiervorlagen thematisiert (z.B. Dam, 2018, 75; Landgraf, 2016, 75; Petri/Thierfelder, 2015, 126-132; Biewald/Husmann, 2014, 108-110). In der Regel wird hier ihre Lebensgeschichte als eigenständige und willensstarke Frau nacherzählt. Methodisch wird dies oft mit der Aufgabe verbunden anhand von Jahreszahlen ihre biografischen Eckdaten festzuhalten. Manche Materialien (Hofmann, 2007; Falter, 2015) nehmen Katharina als Zugang zur breiteren Reformationsgeschichte.
4. Religionsdidaktische Überlegungen
Neben einem Zugang über Straßennamen (s.o. die umstrittene Umbenennung der Münchner Meiserstraße in Katharina-von-Bora-Straße) kann Katharina von Bora u.a. durch den Vergleich von Frauen- und Familienbildern damals und heute erschlossen werden. Ausgehend von vorhandenen Auffassungen bei den Schülerinnen und Schülern können mehrere kirchenhistorische Kompetenzen verfolgt werden (Dam, 2022a, 456-499; Dam, 2022b, 37-61).
Bei der „traditionserschließenden Kompetenz“ geht es um einen wichtigen Aspekt der Reformationsgeschichte: Luthers Ehe und damit der Abschied vom monastischen Leben und Zölibat. Dies kann als ein Merkmal des evangelischen Christseins gelten.
Die „biografische Kompetenz“ lädt die Schülerinnen und Schüler ein, sich mit Katharinas Lebensgeschichte und der sich verändernden Rolle der Frau vor dem Hintergrund des reformatorischen Denkens auseinanderzusetzen. Wie haben Frauen in der Zeit gelebt und inwiefern haben sie das reformatorische Denken mitgetragen, gefördert und erlebt?
Bei der „ethischen Kompetenz“ geht es vor allem um die Beurteilung der zwei Lebensformen der Katharina: die erste Hälfte des Lebens als Nonne, anschließend als Frau von Luther und Organisatorin eines großen Professorenhaushalts. Inwiefern weichen diese Formen ab von aktuellen Vorstellungen über das Frau-Sein, Geschlechterbeziehungen und Lebensführung (→ Gender
5. Ausblick, Desiderate
Katharina von Bora ist heute zum festen Bestandteil religionspädagogischer Materialien und Schulbücher geworden. Allerdings liegen zur Entwicklung des katholischen Bildes der Katharina von Bora, insbesondere in der religionspädagogischen Literatur, kaum Forschungen vor. Auch fehlt es an einer detaillierten Analyse der Rezeption in evangelischen Unterrichtsmaterialien.
Eindeutig dominiert momentan das Bild der Katharina als eigenständige selbstbewusste Frau an Luthers Seite, die die Existenzgrundlage des Haushalts sicherte („Herr Käthe“) und an den theologischen Debatten teilnahm. Aufgrund der beschränkten Quellenlage wird sich an unserem Wissen über äußere Lebensdaten der Katharina von Bora wenig ändern, das wertende Bild hat sich dafür als wandelbar gezeigt. Werden bei der 500-Jahr-Feier der Hochzeit im Jahr 2025 noch andere Aspekte hervortreten?
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Filme
- Hohmann, Lew/Otto, Dirk, Katharina von Bora, Nonne, Geschäftsfrau, Luthers Weib, Szenische Dokumentation von Lew Hohmann und Dirk Otto, Deutschland 2009.
- Rose, Gabriele, Luther und die Frauen, Reportage und Dokumentation über das Leben und Wirken der Katharina von Bora und ihrer Zeitgenossinnen, Deutschland 2017.
- Von Heinz, Julia, Katharina Luther, TV-Film, Deutschland 2017.
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