Kirchengeschichtsschulbuch, evangelisch
(erstellt: Februar 2020)
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Digital Object Identifier: https://doi.org/10.23768/wirelex.Kirchengeschichtsschulbuch_evangelisch.200743
1. Einleitung
Die christlichen Kirchen sind ohne ihre 2000 Jahre alte Geschichte nicht zu verstehen. Auf einfachste Fragen (Warum ist das Christentum eine weltweite Religion? Warum gibt es das Christentum in Deutschland? Oder warum gibt es so viele unterschiedliche christliche Kirchen?) können Schülerinnen und Schüler nur dann sachgemäße Antworten formulieren, wenn sie diese im Religionsunterricht oder an anderen Bildungsorten erarbeitet haben.
Die Kirchengeschichtsdidaktik beschäftigt sich mit allen Lehr- und Lernprozessen, in denen kirchengeschichtliche Themen eine Rolle spielen. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die Frage, wie Schülerinnen und Schülern die Relevanz kirchengeschichtlicher Themen in Geschichte und Gegenwart entdecken können. Neben Spielfilmen (→ Film, kirchengeschichtsdidaktisch
2. Neun Schulbuchtypen
2.1. Kirchengeschichte in Kompendien für Universalgeschichte
Von der Zeit der Reformation bis Ende des 18. Jahrhunderts waren die Schulen in Deutschland noch weitgehend in kirchlicher Trägerschaft und die Gesellschaft war in hohem Maße vom Christentum geprägt. In der Schule war die Kirchengeschichte aber nicht immer ein Element in dem Unterricht des „christlichen Glaubens“. Dabei verlief die Entwicklung an den höheren Schulen anders als an den niederen Schulen. An den höheren Schulen („Lateinschulen“, „Gelehrtenschulen“), die auf ein universitäres Studium vorbereiteten, gab es aber schon im 17. Jahrhundert kirchengeschichtliche Elemente in dem viel verbreiteten Schulbuch von Leonhart Hütter (Compendium locurum theologicorum, 1610). Es handelte sich um eine Auswahl von Texten von Luther und Melanchthon, die eher eine konfessionell-apologetische Funktion gegenüber dem Katholizismus hatten. Die eigentliche Geschichte der Kirche war im 17. und 18. Jahrhundert Teil des schulischen Geschichtsunterrichts. Hier wurde den Schülern die Entwicklung der Menschheit von der Schöpfung bis auf den heutigen Tag als Historia Universalis vermittelt. In den kompendienartigen Lehrbüchern dieser Zeit wurde in kompakten Merksätzen umfassendes Faktenwissen aufgelistet und die Bücher konnten auch im späteren Studium als Enzyklopädie bzw. Nachschlagewerk benutzt werden. Im 18. Jahrhundert erschienen diese Schulbücher immer mehr auf Deutsch, wie das prominente Schulbuch „Erläuterte Grundlegung der Universal-Historie“ (1729, 21. Aufl. 1790) von Johann Heinrich Zopf. Zopf stand sowohl unter Einfluss des Pietismus als auch von beginnendem aufgeklärtem Denken. Er machte einen Unterschied zwischen menschlicher (weltlich-politischer) Geschichte und Kirchengeschichte und legte sie in seinem Buch nacheinander dar. Diese Unterscheidung zwischen weltlicher und kirchlicher Geschichte führte im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einer Trennung von rationaler menschlicher Historie und dem Glauben verpflichteter historia sacra. In den, der rationalen Aufklärung verpflichteten höheren Schulen, wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert im Fach Geschichte darum immer weniger Kirchengeschichte vermittelt. Ihr Platz war marginal geworden.
2.2. Kurze Geschichte der christlichen Religion
An den niederen Schulen kam Kirchengeschichte bis Mitte des 18. Jahrhunderts im Religionsunterricht nicht als eigenständiges Thema vor. Bibel, Gesangbuch und Luthers „Kleiner Katechismus“ bildeten hier die wichtigsten Medien und auch die Inhalte der Glaubensvermittlung. Ab etwa 1770 wurde in den niederen „teutschen“ Schulen die Kirchengeschichte ein Element im Religionsunterricht. Ein wichtiger Grund dafür war, dass breitere Schichten der Bevölkerung eine bessere Bildung wollten (insbesondere in den Realien und Naturwissenschaften), der Staat den Schulen nicht länger der Trägerschaft der Kirchen überlassen wollte und die Schulpflicht einführte (z.B. Preußen im Jahr 1763: General-Landschul-Reglement). Dadurch musste der traditionell kirchliche Charakter der Schule überdacht werden und wurde (im aufgeklärt-rationalem Sinne) aus kirchlich geprägter „Catechese“ nach und nach schulischer Unterricht, der an vorderster Stelle „natürliche Religion“ vermitteln sollte: Religions-Unterricht eben. Der rationale Charakter sollte insbesondere erreicht werden durch die Vermittlung der Geschichte dieser Religion. Ab 1770 erschienen nun Schulbücher für Kirchengeschichte, in denen versucht wurde, die Entwicklung der Kirche für die ältesten Kinder der Volksschule kurz darzulegen. Rational erzählend gingen die Autoren durch die Hauptabschnitte der evangelischen Kirchengeschichte: Ausbreitung, Verfolgung, Konstantin, Mittelalter, Reformation. Ein prominentes Beispiel ist das Schulbuch von Georg Friedrich Seiler: „Kurze Geschichte der geoffenbarten Religion“ (1772, 12. Aufl. 1827). Er umschrieb als Ziel, die Kirchengeschichte im Zusammenhang so zu erzählen, dass die Schülerinnen und Schüler diese besser verstünden und von der Wahrheit des evangelisch-lutherischen Glaubens überzeugt werden sollten. Wer so kirchenhistorisch gebildet sei, so Seiler, habe rationale Argumente gegen Zweifler und „Freydenker“.
2.3. Lehrbücher für Religion
Diese Entwicklung, die in den niederen Schulen anfing, sollte sich nach 1800 auch in den höheren Schulen durchsetzen. In der öffentlichen Schule musste der Religionsunterricht als „ordentliches“ Schulfach mit anderen Schulfächern vergleichbar sein. Dabei spiegelten die Schulfächer die sich stark ausdifferenzierende Fachwissenschaftlichkeit an den Universitäten. Das Fach Geschichte spielte im Laufe des 19. Jahrhunderts hier eine immer größere Rolle. Auch für den Religionsunterricht in den höheren Schulen galt, dass die Betonung der historischen Dimension geeignet war, seinen Stellenwert zu verbessern. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienen eine Reihe unterschiedliche Lehrbücher für den Religionsunterricht an den Gymnasien (Brettschneider, Marheineke, Osiander et al.), die zwar unterschiedliche Ziele und theologische sowie didaktische Absichten verfolgten, aber fast alle auch kirchengeschichtliche Elemente hatten. Ein prominentes Beispiel und Vorläufer in dieser Entwicklung war das „Lehrbuch für die Oberen Religionsclassen gelehrter Schulen“ von August Hermann Niemeyer (Halle 1801, 18. Aufl.1843). In einem Drittel des Buches ging es um Kirchengeschichte. Als Kriterien für die Auswahl unterschied Niemeyer: 1. Die Hauptmomente der Entwicklung (Entstehung, Verbreitung, Konfessionen). 2. Die wichtigsten Motive für Veränderungsprozesse. 3. Die Entwicklung der Kirchenleitung (Papsttum und so weiter) 4. Das Verhältnis Kirche – Staat. 5. Aktuelle Fragen. Es ging Niemeyer vor allem um Veränderungsprozesse. Niemeyers Periodisierung (1-100; 100-325; 325-800; 800-1517; 1517-heute), die aus pädagogischen Gründen bei Eckdaten der Weltgeschichte anschloss, sollte prototypisch sein. Bis weit in das 20. Jahrhundert sollten die Lehrbücher für das Fach Ev. Religion neben den spezifischen Büchern für Kirchengeschichte in Kurzform kirchenhistorische Elemente beinhalten. Diese konzentrierten sich dann auf die (noch intakte) frühe Kirche, das Mittelalter als Verfallsgeschichte und die Zeit der Reformation. Manche Autoren schrieben neben einem Lehrbuch für den evangelischen Religionsunterricht auch Kirchengeschichtsbücher, wie z.B. Karl Noack, der neben seinem „Hülfsbuch für den Ev. RU“ (1872, 33. Aufl. 1903) „Bilder aus der Kirchengeschichte für Schule und Haus“ (1878, 2. Aufl. 1894) veröffentlichte.
2.4. Leitfaden, Abriss der Kirchengeschichte
Ab 1832 wurde Kirchengeschichte überall in Deutschland in den Gymnasien ein „obligatorisches Lehrfach des Religionsunterrichtes“, wodurch „Leitfäden“ und „Abrisse der Kirchengeschichte“ entstanden. Die lutherischen Gedenkjahre 1817 und 1830 hatten gefördert, dass diese auch apologetische Ziele verfolgten. In den Vorworten und Einleitungen der Schulbücher beklagten die Autoren vielfach, dass sie in einer Zeit lebten, in der das Christentum angefochten sei und verwiesen auf die Französische Revolution, die Entkirchlichung und den Unglauben. Weil in der Schule rational argumentiert werden müsse, wurden rational-historische Argumente für das Christentum und seinen Kulturbeitrag gegeben. Gleichzeitig sollte der Unterricht mit diesen Büchern insbesondere an die Entwicklung der Moral (Sittlichkeit) beitragen. Die „Leitfäden“ und „Abrisse“ für Kirchengeschichte der höheren Schulen im 19. Jahrhundert boten einen erzählenden Durchgang durch 1900 Jahre Kirchengeschichte. Ein prominentes Beispiel ist der „Abriss der Kirchengeschichte “ von Johann Kurtz (1852, 17. Aufl. 1911). Kurtz besprach kompakt vier Inhaltsfelder: 1. Die Hauptmomente der Geschichte des Christentums (Entstehung, Verfolgung, Ausbreitung) und die Hintergründe der wichtigsten Veränderungen (Prozesse, Personen), 2. Die Verfasstheit der Kirche und ihr Verhältnis zum Staat bzw. zur Gesellschaft, 3. Die Entwicklung der kirchlichen Lehre, 4. Der Kultus, die Riten und das kirchliche Leben, auch verbunden mit aktuellen Entwicklungen. Dieses umfangreiche Programm zeigt, dass die Titel der Bücher („Abriss“, „Leitfaden“) täuschen, sie waren eher umfassend und, wie die Kompendien (2.1.), zum Memorieren und zum Nachschlagen gedacht.
2.5. „Lebensbilder“ und „Bilder aus der Kirchengeschichte“
Für die Volksschule entstand im Laufe des 19. Jahrhunderts (auch das Zeitalter der Mission und der Erweckung) eine neue Art Schulbücher für Kirchengeschichte, bei denen die Erzählung nicht länger einen rational-sittlichen, sondern einen erwecklich-erbaulichen Duktus hatte. Sie enthielten eine Auswahl an zentralen Begebenheiten und vor allem an Personen aus der Kirchengeschichte: „Bilder“ und „Lebensbilder“, bei denen die biografischen Fakten blumig und emotional eingekleidet wurden. Zwei prominente Beispiele sind Christian Gottlob Barth, „Christliche Kirchengeschichte“, Calwer Verlag (1835, 23. Aufl. 1893) und Franz Ludwig Zahn, Biblische Historien für evangelische Schulen mit einem Anhange, enthaltend Bilder aus der Kirchengeschichte, Düsseldorf 1831, 296. Aufl. 1911, Verlag Rheinischen Schulbuchhandlung, Moers; Bagel Düsseldorf. Bei Zahn war die Kirchengeschichte „verlängerte biblische Geschichte“ und wurde (auf 35 Seiten komprimiert und von August Giebe geschrieben) um 1840 herum an seinem schon sehr verbreiteten Schulbuch „Biblische Historien“ angehängt.
2.6. „Quellenbücher“ bzw. „Lesebücher“ mit Quellenmaterial
In den letzten drei Dezennien des 19. Jahrhunderts war durch den gestiegenen Wohlstand mehr Geld für Schulbücher verfügbar. Gleichzeitig war das Fach Geschichte in den Universitäten zur Leitwissenschaft geworden und galt in den Geisteswissenschaften als Anker der Wahrheit. Objektiv versuchte man zu beschreiben, wie etwas gewesen und geworden war. Die sorgfältige Arbeit an den Quellen wurde zur wichtigsten Methode (→ Quellenarbeit, kirchengeschichtsdidaktisch
2.7. Illustrierte Erzähl- und Quellenbücher
Nach dem ersten Weltkrieg und der Gründung der Weimarer Republik wurde der „historische Religionsunterricht“ kaum verändert weitergeführt, sogar die Fokussierung auf große Persönlichkeiten weiter verstärkt, wie der Titel des erfolgreichen Mittelstufen-Kirchengeschichtsbuch von Walter Franke zeigt: „Helden und Werke der Kirche“ (1926, 18. Aufl. 1938). Es wurde kein Widerspruch gesehen zwischen dem historischen Arbeiten und der normativen Charakterbildung in evangelisch-konfessionellem Sinne. Die neuen Kirchengeschichtsschulbücher in dieser Zeit sind eine Mischform aus Lebensbildern, Quellen- und Lesebücher. Sie sollten die alten „Leitfäden“ und reine Quellenbücher verdrängen. Anfänglich waren sie ohne Abbildungen, aber in den 1920er Jahren, als die Reproduktionstechniken sich verbesserten, sollten sie reich mit Kupferstichen, Fotografien, Grundrissen etc. illustriert werden und bis in den 1970er Jahre zum Haupttypus für Kirchengeschichtsbücher werden. Die Bücher wurden zudem immer mehr von Lehr- zu Lernbüchern, weil die Texte mit Schüleraufgaben und Hinweisen zur Weiterarbeit ergänzt wurden.
Das galt auch in der Zeit des Nationalsozialismus, als das „Dritte Reich“ zur wichtigsten aktuellen Herausforderung wurde. In den Schulbüchern führte das zu einer stärkeren Betonung des ethischen Problems des Verhältnisses von Kirche und Staat: für Nationalsozialisten, weil sie mit der Kirchengeschichte die „nationale Erhebung“ fördern wollten, für Mitglieder der Bekennenden Kirche, weil die Lehre der Zwei Regimente zur Debatte stand.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte der Religionsunterricht mehr zur Verkündigung werden (→ Evangelische Unterweisung
Auch wenn sich konzeptionell um „1968“ herum viel ändern würde, kann das ökumenische Schulbuch von Jörg Thierfelder und Herbert Gutschera „Brennpunkte der Kirchengeschichte“ (1976, 4. Aufl. 1999) zum Typus „illustriertes Erzähl- und Quellenbuch“ gerechnet werden. Das 2015 erschienene Schulbuch mit dem gleichen Titel verfolgt eine andere Konzeption, gehört aber ebenso zu diesem Typus.
2.8. „Präparationen“ und „Unterrichtsmodelle“ für Lehrkräfte
Das erste Lehrermaterial für Kirchengeschichte erschien am Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Titel „Präparationen“ und war von Ernst Thrändorf und Hermann Melzer verfasst: Hermann Meltzer, Skizzen zur Behandlung der KG, 8. Kl. Volksschule (1909, 2. Aufl. 1914).
Ab den 1970er Jahren erschien dieser Typus erneut unter den Titeln „Unterrichtsmodelle“ bzw. „Unterrichtshilfen“, Arbeitshilfen oder Arbeitsbücher. Dies hing mit den großen Veränderungen im Religionsunterricht um 1968 zusammen. Es wurde erstmals grundsätzliche Kritik an der Kirchengeschichtsdidaktik laut: der Stoffkanon sei „ungeprüft konservativ“, die exempla fidei seien nur hagiografisch-erbaulich, es fehle an ökumenischer Weite sowie an der Behandlung der Schattenseiten der Kirchengeschichte. Im Jahr 1970 formulierte Eta Linnemann für das Buch von Klaus Wegenast und Heinz Grosch „Religionsunterricht unterwegs“ fünfzehn Lernziele (→ Kerncurriculum
2.9. Thematische jahrgangsbezogene Schulbücher
In der 1970er Jahren erschienen nicht länger Schulbücher für „biblische Geschichte“ oder „Kirchengeschichte“, sondern thematische jahrgangsbezogene Schulbücher. Das prominenteste Beispiel ist das „Kursbuch Religion“, dass ab 1976 erschien. Jörg Thierfelder („Brennpunkte der Kirchengeschichte“) war verantwortlich für die kirchenhistorischen Themen im „Kursbuch“ und betonte konsequent die ökumenische Ausrichtung und die Relevanz der Kirchengeschichte durch den Gegenwartsbezug: aktuelle ethische und ekklesiologische Fragen. In diesem bis heute gängigsten Typus Schulbuch werden aktuelle (Schüler)fragen als „Themen“ erschlossen, während mit „Kursen“ Inhalte aus der christlichen Tradition vermittelt werden sollten. In den drei Büchern für die Mittelstufe werden kursorisch die klassischen Themen der traditionserschließenden Kirchengeschichte besprochen: Ausbreitung und Verfolgung des Christentums, Konstantinische Wende, Christentum im Mittelalter, Reformation, Soziale Frage, Mission, Kirche und Nationalsozialismus. Im „Kursbuch“ nehmen die kirchengeschichtlichen Stoffe zwischen Klasse 5 und 10 ca. 20% des Umfangs ein. In anderen Büchern, wie z.B. „Religion. Entdecken – verstehen – gestalten“ ist dieser Anteil bedeutend geringer (ca. 10%).
3. Fazit und Ausblick
Viele Kirchengeschichtsbücher wurden über Jahrzehnte hinweg kaum verändert neu aufgelegt, und die genannten Schulbuchtypen haben eine große Lebensdauer. Diese Stabilität korrespondiert mit langsamen didaktischen Akzentverschiebungen.
Die ältesten Formen der Schulbücher für Kirchengeschichte im Religionsunterricht („Kurze Geschichte“, „Abriss, Leitfaden“) hat es von ca. 1770 bis ca. 1920 gegeben. „Lebensbilder“ und biografische Darstellungen erscheinen ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis in das 21. Jahrhundert. Quellenbücher gab es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und wurden bis Ende der 1970er Jahre neu aufgelegt. Der gängigste Typus, das illustrierte Erzähl- und Quellenbuch für Kirchengeschichte, gibt es seit den 1920er Jahren.
Seit den 1970er Jahren erscheinen die kirchengeschichtlichen Themen in thematischen Jahrgangsbüchern („Kursbuch Religion“ et al.). Die „Präparationen“ (von ca. 1900) haben ihre Parallelen in den Lehrermaterialien („Unterrichtsmodelle“), die seit den 1970er Jahren bis heute als Ergänzungsmaterial zu den thematischen Schulbüchern geschrieben werden. Aktuelle Titel sind: Rainer Lachmann, Herbert Gutschera, Jörg Thierfelder (Hg.), „Kirchengeschichtliche Grundthemen. Historisch – systematisch – didaktisch“ Göttingen 2003, 4. Aufl. 2014 und Harmjan Dam „Kirchengeschichte im Religionsunterricht“ Göttingen 2010, 3. Aufl. 2018.
Die Entwicklung, die um 1970 eingesetzt hat, hält bis heute an. Kirchengeschichte kommt faktisch nur in zwei Schulbuchtypen vor: Arbeitshilfen und thematischen Jahrgangsbücher. Die Arbeitshilfen setzen etwas stärker auf den biografischen und ethischen Zugang zur Kirchengeschichte und bringen wichtige methodische Impulse. Die Jahrgangsbücher fokussieren mehr auf die Traditionserschließung. Allerdings drohen die kirchenhistorischen Aspekte immer wieder von anderen Themen verdrängt zu werden. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzen sollte, dann ist zu befürchten, dass Schülerinnen und Schüler die eingangs formulierten Fragen nicht mehr beantworten können und ihnen die Bedeutung des Christentums in Geschichte und Gegenwart verborgen bleibt.
Literaturverzeichnis
- Adam, Gottfried (Hg. u.a.), Didaktik der Kirchengeschichte, Münster 2008.
- Bork, Stefan/Gärtner, Claudia (Hg.), Kirchengeschichtsdidaktik. Verortung zwischen Religionspädagogik, Kirchengeschichte und Geschichtsdidaktik, Stuttgart 2016.
- Dam, Harmjan, Evangelische Kirchengeschichtsdidaktik im Horizont der Praxis, in: Bork, Stefan/Gärtner, Claudia (Hg.), Kirchengeschichtsdidaktik. Verortung zwischen Religionspädagogik, Kirchengeschichte und Geschichtsdidaktik, Stuttgart 2016, 116-128.
- Dam, Harmjan, Evangelische Kirchengeschichtsdidaktik. Entwicklung und Konzeption (in Vorbereitung).
- Dierk, Heidrun, Kirchengeschichte elementar. Entwurf einer Theorie des Umgangs mit geschichtlichen Traditionen im Religionsunterricht, Münster 2005.
- Lachmann, Rainer/Schröder, Bernd (Hg.), Geschichte des evangelischen Religionsunterrichts in Deutschland, Neukirchen 2007.
- Philipps, Ansgar, Die Kirchengeschichte im katholischen und evangelischen Religionsunterricht. Eine historisch-didaktische Untersuchung über die Entwicklung des kirchengeschichtlichen Unterrichts von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, Wien 1971.
- Schönfeld, Heidi, Bücher für den evangelischen Religionsunterricht. Ein Beitrag aus den bayrischen Volksschulen im 19. Jahrhundert, Jena 2005.
Abbildungsverzeichnis
- Schulbuchtypen für Kirchengeschichte zwischen ca. 1700 und 2005. © Harmjan Dam
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