Jungen – Männer
(erstellt: Februar 2019)
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Digital Object Identifier: https://doi.org/10.23768/wirelex.Jungen_Mnner.200601
1. Entwicklung und aktuelle Konzeptionierung der Jungen und Männerforschung
Nachdenken und Forschen zum Thema Männlichkeit vollzog sich in verschiedenen Etappen: Junge- und Mannsein wurde lange Zeit unbesehen als selbstverständlich, weil natürlich betrachtet. Zur Stützung dieser Auffassung wurden neben dem gesunden Menschenverstand die Natur, die Bibel, die Soziobiologie, oft auch vulgärpsychoanalytische Konzepte herangezogen. Eine aktualisierte Version findet sich bei Gabriele Kuby (2014, 77-86). In den 1970er-/80er-Jahren skandalisierten Frauen Männergewalt, die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und einen allgegenwärtigen Sexismus (Browenmiller, 1978). Das soziale Problem Männlichkeit wurde entdeckt und beschrieben (Sielert, 1996). Die 1990er-Jahre brachten die Erkenntnis, dass Jungen und Männer nicht nur Probleme machen, sondern auch Probleme haben. Mit dem Wissen darum, dass ein Teil der Geschlechtlichkeit, nämlich Gender gesellschaftlich bedingt ist, konnte mit Hilfe der Rollentheorie deutlich gemacht werden, dass die klassische Männlichkeit in einer Zwangsrolle steckt, die mit vielen Versagungen, Verpflichtungen, Ängsten und Frustrationen verbunden ist (Farrel, 1995). Der Dekonstruktivismus der 2000er-Jahre radikalisierte die Erkenntnis, dass Geschlechtlichkeit gesellschaftlich konstruiert wird und solche Konstruktionen auch destruiert werden können. In einer radikalen Variante existiert diese Position im feministischen Diskurs angestoßen durch Judith Butler (1991). In gemäßigter Form liegt sie auch dem Konzept der hegemonialen Männlichkeit von Robert W. (bzw. später Raewyn) Conell (1999) zugrunde.
Einen guten Überblick über die aktuelle Diskurssituation bietet ein Artikel aus dem Bericht des Beirats Jungenpolitik von 2013 (Meuser, 2013). Darin wird deutlich, dass die Männlichkeitsforschung der letzten Jahre stark vom Konzept der hegemonialen Männlichkeit von Raewyn Connell beeinflusst wurde. Männlichkeit ist diesem Konzept zufolge mit gesellschaftlicher Macht verknüpft, ohne dabei vorauszusetzen, dass sich jeder Mann automatisch in einer Machtposition befindet. Dominanz und Unterordnung gibt es auch unter Männern. Neben der hegemonialen Männlichkeit, die vor allem durch den weißen, heterosexuellen Mann verkörpert wird, gibt es auch komplizenhafte, untergeordnete und marginalisierte Männlichkeiten, zu denen auch nicht-weiße oder homosexuelle Männer gehören. Männlichkeit ist nicht einfach gegeben, sondern wird im alltäglichen Handeln hergestellt und verändert. Die Männlichkeitsforschung lehnt sich mit dieser Vorstellung an das Konzept des doing gender an (Gildemeister, 2008). Männer und Frauen konstruieren demnach tagtäglich ihr eigenes Geschlecht, um von sich und anderen als männlich oder weiblich wahrgenommen und anerkannt zu werden. Wettbewerb und Konkurrenz unter Männern stellen, so die Annahme, eine zentrale Form von doing masculinity dar. Doing masculinity als dynamischer Prozessbegriff für männliches Geschlecht (als Konglomerat von sex und gender) meint also mehr als doing gender, mit dem die soziale Rolle prozesshaft repräsentiert wird.
Männlichkeit ist also ein bio-psycho-soziales, subjektiv differierendes Konstrukt, dessen Beharrlichkeit auch mit dem Begriff des Habitus erklärt werden kann. Er wird durch Anpassung an das jeweils umgebende Milieu kollektiv geformt und bildet den Kern der jeweiligen Persönlichkeit. „Was der Leib gelernt hat, das besitzt man nicht wie ein wieder betrachtbares Wissen, sondern das ist man“ (Bourdieu, 1987, 135). Davon zu unterscheiden ist das bewusstseinsfähige Selbstbild, das ein Mann von sich hat, in der Regel mit Geschlechtsidentität bezeichnet. Auch diese Geschlechtsidentität ist noch in hohem Maße in der habituellen Dimension verankert, kann aber nicht darauf reduziert werden. Sie umfasst nämlich auch bewusste Erfahrungen und Inhalte, die in die biografische Dimension integrierbar sind. Die bewussten Einstellungen müssen noch einmal davon unterschieden werden. Sie stehen in der Regel auch nicht dem Habitus und der Geschlechtsidentität diametral entgegen, aber sie können sich schneller ändern und symbolisieren sowohl selbst gewählte Persönlichkeitsziele wie auch selbst- und andere täuschende Wunschaussagen über die eigene Männlichkeit (Brandes, 2004).
2. Das ideologische Prinzip und subjektive Ausprägungen von Männlichkeit
Der einzelne Mann wie auch der einzelne Junge kann sich also – zumindest im Erscheinungsbild – vom stereotypen Männlichkeitsbild unterscheiden. Es verkörpert ein kollektives Prinzipien-Set der Außenorientierung, das von Böhnisch und Winter (1993, 128) auch als „Prinzip ideologischer Männlichkeit“ bezeichnet wird und dem „Prinzip ideologischer Weiblichkeit“, der potentiellen Innenorientierung gegenübersteht. Als ideologisch gelten die Prinzipien deshalb, weil es sich um historisch und machtpolitisch geronnene Zuschreibungen handelt, die den inzwischen veränderten Lebenslagen von Männern und Frauen wie auch ihren konkreten Selbstdefinitionen nicht mehr durchgehend entsprechen. Dennoch müssen sich Männer und Jungen mit diesen Prinzipien auseinandersetzen, sich in bestimmter Weise dazu verhalten. Zum Prinzip ideologischer Männlichkeit können Kontrolle, Gestaltung, Autonomie, Trennung, Stärke, Kampf, Struktur und Leistung gerechnet werden, während das Prinzip ideologischer Weiblichkeit von den Begriffen Loslassen, Sich-entwickeln, Integration, Bindung, Begrenztheit, Schutz, Prozess und Entspannung repräsentiert wird (Sielert, 2010, 60).
Im Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit werden diese Prinzipien aber konkreten Individuen biologisch erkennbaren männlichen oder weiblichen Geschlechtsmerkmalen zugeschrieben. Die meisten Jungen identifizieren sich heute schon nicht mehr mit dem Gesamtset männlichen Prinzipien und stellen ihr individuelles Patchworkset zusammen – zumindest was die bewusste Ebene der Einstellungen angeht. Real erfüllen also nicht alle Jungen oder Männer diese ideologischen Prinzipien im Zentrum ihrer Persönlichkeit (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 1998, 148-152). Dennoch gilt für die meisten Jungen und Männer immer noch alles als männlich, was Durchsetzung verspricht (Böhnisch, 2004, 145-158). Viele Männer haben Angst, dass sie alles verlieren, wenn sie von der traditionellen Männerrolle abweichen. Das Festhalten daran hat Auswirkungen auf die Gesundheit von Männern, denn sie achten weniger auf ihr Wohlergehen (Hinz, 2015). Das Streben nach hegemonialer Männlichkeit, Macht, Führung und Verantwortung wird bezahlt mit einem Raubbau an der eigenen Gesundheit: „Die traditionelle Männerrolle ist gesellschaftlich noch sehr oft definiert durch Leistung, Härte, Macht, Distanz, Konkurrenz, Gefühllosigkeit, Unverwundbarkeit, Kampf und Gewalt“ (Venth, 2011, 11). Es gibt keine historisch und gesellschaftlich anerkannte alternative Identitätsquelle. Frauen greifen immer mal wieder auf Kindererziehung zurück, eine Rolle, die nur in bestimmten Milieus anrüchig wirkt. Männern fehlt eine anerkannte Stütze der Geschlechtsidentität in der Haus-, Erwerbs- und Beziehungsarbeit neben der ihnen vornehmlich abverlangten Erwerbsarbeit.
3. Jungensozialisation und Pluralisierung der Geschlechtsidentitäten
Jungen wachsen nach Böhnisch (2008) in einer für sie sehr unklaren Situation heran: Die ersten existentiellen Sicherheiten und Gefühle des Vertrauens in sich selbst und die Umwelt erleben sie in einer meist engen Mutter-Kind-Beziehung. Zu schnell erreicht sie die Botschaft, sich im Außen als Jungen bewähren zu müssen. Entscheidend ist nun, wie dieses ‚Außen‘ gestaltet ist. Die Regel ist immer noch, dass Jungen sich schneller als Mädchen aus der Mutterbeziehung lösen, um selbstständig zu werden und die ihnen früh abverlangte Portion Männlichkeit zu erwerben. Es beginnt die Suche nach männlichen Bezugspartnern, von denen es meist zu wenige gibt, wohl aber eine Menge Männlichkeitssymbole in der medialen Welt und den Sphären der Computerspiele sowie den Erzählungen der Mütter und Erzieherinnen über gelungenes Mannsein. Schon kleine Jungen werden magnetisch vom männlichen Durchsetzungsprinzip angezogen und lernen das Sich-nicht-unterkriegen-lassen und das Siegen-müssen. Der Preis dafür ist, alle widerstreitenden Selbstäußerungen nicht spüren zu dürfen, das Noch-nicht-soweit-sein, das Innehalten-wollen, die Hilflosigkeit und Angst vor den inneren Selbstzweifeln (Böhnisch, 2004, 89-107).
Das gängige, am Prinzip Männlichkeit orientierte Lebensbewältigungspäckchen, das Jungen in patriarchal dominierten Milieus als Verhaltensrepertoire mit auf den Weg bekommen, reicht in mancher Hinsicht nicht mehr aus, um den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Mit der Ausdifferenzierung von Lebensmilieus (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2014, 20-31) wachsen Jungen heute in unterschiedlichen Sozialisationsräumen auf, die auch zu einer mosaikartig zusammengesetzten Präsentation einer ganz persönlichen Geschlechtsrolle führen kann.
Gemäß den unterschiedlichen Jungenkulturen und Persönlichkeitstypen reagieren Jungen verschieden auf die entstandenen Entwicklungsaufgaben (Sielert, 2010, 51-57):
- Manche haben bisher noch keine Programmstörung wahrgenommen und verharren in ihren alten Verhaltensmustern, weil sich auch die weiblichen Bezugspersonen noch weitgehend komplementär zum ideologischen Prinzip Männlichkeit verhalten, kleine Irritationen werden verdrängt, ignoriert, geleugnet.
- Andere ziehen sich ganz bewusst auf die klassische Männerrolle und entsprechende männerbündlerische Cliquen zurück, verhärten und lösen auftretende Konflikte gewaltsam.
- Einige pazifizieren äußerlich, stellen sich durch androgynes Outfit und entsprechende Accessoires, auch weichere Verhaltensweisen auf die neuen Verhältnisse ein, reagieren im Kern und vor allem in Stresssituationen aber noch traditionell männlich.
- Manche nutzen die Verunsicherung, sich zu verändern, denken über sich nach, probierten Neues aus, suchen Kontakt zu ihrem inneren Selbst und lernen, sich selbst zu versorgen, physisch und seelisch.
- Die meisten pendeln auf der Suche nach einer eigenen männlichen Identität zwischen verschiedenen Jungenbildern hin und her, identifizieren sich probeweise und basteln sich aus den erfolgreichen Erfahrungen ihren eigenen Weg.
4. Homosexuelle Orientierung und Identitätsentwicklung
Jungen, die mit ihrer sexuellen Orientierung vom Muster der Heteronormativität abweichen, müssen sich zusätzlich zu den oben genannten Identitätsproblemen mit der gesellschaftlich fehlenden Akzeptanz ihres gleichgeschlechtlichen Begehrens auseinandersetzen. Während bei heterosexuellen Jugendlichen von einer übernommenen Identität gesprochen wird, weil die Entdeckung der sexuellen Orientierung und Integration derselben in das eigene Selbstkonzept in der Regel kein Problem darstellt, wird bei homosexuellen Jugendlichen von einer erarbeiteten Identität gesprochen (Watzlawik, 2014). Eine homosexuelle Orientierung stellt wegen der immer noch vorhandenen Diskriminierung eine große Herausforderung dar: 80 % der jungen LSBT* (Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*) in Deutschland geben an diskriminiert worden zu sein (Krell/Oldemeier, 2015). Bei ca. einem Viertel aller homosexuellen Jugendlichen herrscht anfänglich eine große Identitätsdiffusion, die sich in Verzweiflung und Resignation äußern kann (Krell/Oldemeier, 2015; Watzlawik, 2004). Erst nach einiger Zeit können gleichgeschlechtliche Gefühle zugelassen und exploriert werden, um dann letztendlich eine Festlegung für sich zu treffen, wo man sich auf dem Spektrum der sexuellen Orientierungen verorten möchte (Watzlawik, 2004). Andere für diese Lebensphase typischen Entwicklungsaufgaben müssen hintangestellt werden. Schwule Jugendliche machen die Erfahrung von Liebe und der ersten Beziehung im Durchschnitt mehrere Jahre später als heterosexuelle männliche Jugendliche (Watzlawik, 2014). Die Zeit zwischen der Bewusstwerdung der homosexuellen Orientierung und dem Coming-out beträgt bei Jungen im Durchschnitt 3 Jahre und damit mehr als doppelt so lang wie bei lesbischen Jugendlichen (Krell/Oldemeier, 2015). Als Grund für das lange Warten kann eine deutlich größere Angst vor Diskriminierung und Sanktionierung von nicht-männlichem Verhalten durch die Familie und die Peers angesehen werden. „Die Aufgabe ‚sich selbst zu finden‘ nimmt also Kapazitäten in Anspruch, die heterosexuelle Jugendliche direkt in andere Bereiche investieren können“ (Watzlawik, 2014). Trotz dieser zum Teil großen Schwierigkeiten, die nicht von allen Jugendlichen als dramatisch erlebt werden, gibt es statistische Belege dafür, dass sich immer weniger Jugendliche als eindeutig heterosexuell definieren (Shakespeare/Dahlgren, 2015; Weller, 2013). Auch bezüglich der Geschlechtsidentität werden von jungen Menschen in wissenschaftlichen Studien immer mehr Zwischenformen zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht zur Beschreibung der eigenen Identität angegeben, wie z.B. genderqueer (Krell/Oldemeier, 2015; 2017).
Die Bandbreite im Rollenverhalten von Jungen vor der Bewusstwerdung ihrer nicht-heterosexuellen Orientierung ist groß und nicht alle Jungen erfüllen das Stereotyp des rollennonkonformen sissy-boy (englisch für Weichling, weibischer Junge). Aus dem sportlich, aktiven, gut integrierten Jungen, der Fußball spielt, kann sich ebenso wie aus dem unsportlichen, sanften Einzelgänger, der sich lieber in der Nähe von Mädchen aufhält, ein homosexueller Erwachsener entwickeln. Ängstliche und rollennonkonforme Jungen leiden jedoch stärker unter sozialer Ausgrenzung durch die Peers und ziehen sich deshalb zurück. Sie haben häufig ein geringes Selbstwert- und ein negatives Lebensgefühl, das vermutlich eine Folge ihres Nonkonformismus ist und nicht ihrer späteren Homosexualität. Jungen, die sich in ihrer Kindheit eher rollenkonform verhalten, brauchen in der Regel länger, um sich als homosexuell wahrzunehmen und den Schritt in die Öffentlichkeit zu gehen. Dies fällt den weichen Jungen leichter, weil sie sich bereits sehr früh als anders erleben und sich eher als homosexuell verstehen. Auf den harten Jungen lastet meistens sowohl ein enormer sozialer Druck, sich heterosexuell zu verhalten, als auch ein großer innerer Konformitätswunsch. Dies lässt ihnen wenig Raum für das Entdecken ihrer sexuellen Orientierung (Grossmann, 2000).
Schwule Männer zeigen im Vergleich zu den 1970er- und 1980er-Jahren ein vielfältigeres, von Geschlechterstereotypen unabhängigeres Verhalten. Dies führt vor allem bei jüngeren schwulen Männern zu einer „Pluralisierung schwuler Darstellungsformen, die auch eine Vielfalt an Männlichkeitskonstruktionen“ (Krell, 2008, 276) umfasst. Krell kommt zu dem Schluss, dass das schwule Ideal zwar in weiten Teilen der hegemonialen Männlichkeit entspricht, die Mehrheit lebe heute jedoch eine Mischform aus traditioneller und emotionaler Männlichkeit (Krell, 2008).
Trotz aller gesellschaftlichen Fortschritte im Umgang mit Homosexualität leiden schwule Jungen und Männer unter einer erhöhten Vulnerabilität durch Minoritätenstress, also Stress, der bei Angehörigen einer abgewerteten Minderheit entsteht (Meyer, 2003). Grund für diese Verwundbarkeit sind die Erfahrungen von Diskriminierung und Gewalt, die zu internalisierter Homonegativität und geringem Selbstwertgefühl führen können. Die Konsequenzen daraus sind ein erhöhtes Suchtverhalten, vermehrtes Auftreten von psychischen Erkrankungen, bis hin zu einer vier- bis sechsfach höheren Suizidrate (Plöderl, 2009; Hatzenbuehler, 2014).
5. Fruchtbare Phasen der Reorganisation männlicher Geschlechtsidentität im Lebenslauf
Für die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechtsrolle haben verschiedene biographische Erfahrungen, vor allem Transformationen im Lebenslauf als „Wendepunkte der männlichen Rollenautomatik“ (Böhnisch/Winter, 1993, 153-157 besondere Bedeutung. In solchen fruchtbaren Phasen sind Jungen und Männer (auch) durch Bildungsaktivitäten der Kirchen besonders ansprechbar.
- Ein solches „pädagogisches Zeitfenster“ können Kindertagesstätten nutzen, um die Identifikation der 3- bis 6-jährigen Jungen mit ihrer Geschlechtsrolle flexibel und individuell zu gestalten (Rohrmann/Wanzeck-Sielert, 2014).
- Das Projekt genderloops
setzt in der frühkindlichen Bildung an und unterstützt Kindertagesstätten dabei, mit dem Thema Geschlecht umzugehen. Nicht alle Jungen im Kindergarten zeigen ein geschlechtstypisches Verhalten. Das Praxisbuch für eine geschlechterbewusste und -gerechte Kindertageseinrichtung sowie ein Curriculum unterstützen Reflexionsprozesse der Fachkräfte und bieten Methoden, um das Verhalten von Jungen und Mädchen mit den Kindern zu thematisieren. - Im Narzissmus der Pubertät liegen Chancen des Durchbruchs vieler emotional-innenorientierter Merkmale der Persönlichkeit, die durch eine gendersensible Didaktik in Schule und Jugendarbeit gefördert werden können (King/Flaake, 2005).
- Methodisch-didaktische Anregungen, um (nicht nur) Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung zu thematisieren, finden sich in „Sexualpädagogik der Vielfalt“ (Tuider/Müller/Timmermanns/Bruns-Bachmann/Koppermann, 2012) sowie in der Handreichung i-Päd
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Aufklärungsprojekte
wie zum Beispiel SCHLAU bieten persönliche Begegnungen mit jungen LSBT*Q (Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Queers) in einem pädagogischen Setting an und helfen Vorurteile und homonegative Einstellungen zu verringern. - Im jungen Erwachsenenalter lösen sich viele Männer von ihren bisherigen Cliquen, oft auch endgültig von der Familie, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Anregungen in kirchlichen Studierendengemeinden oder anderen Bildungswerken können die Konfrontation der jungen Männer mit bisher vielleicht übergangenen Persönlichkeitsvariablen initiieren (Rosowski/Ruffin, 2009).
- Die sexuelle und psychische Gesundheit von Männern, die Sex mit Männern haben, steht im Zentrum des Projekts Ich weiß, was ich tu
der Deutschen AIDS-Hilfe. Auf der Homepage vermitteln Rollenmodelle Präventionsbotschaften rund um die Themen Sexualität, HIV/Aids, Sexually Transmitted Infection (STI), Drogenkonsum und psychische Gesundheit. - Beim Vatersein können Männer emotional-fürsorgliche Anteile in sich wahrnehmen und als eigene Möglichkeiten des Selbst entwickeln (Matzner, 2004).
- Eine weitere, zur Reflexion gelebter Männlichkeit anregende Phase im männlichen Lebenslauf ist der Übergang vom ersten zum zweiten Erwachsenenalter, der männlichen Wechseljahre, auch Andropause genannt (Hochreiter u.a., 2005).
- Auch im Alter können Veränderungen der männlichen Identität stattfinden. Mehr Aussöhnung mit dem eigenen Selbst und ein gewisses Maß an spirituellem Bewusstsein kann den älteren Mann auch für jüngere als Lernhelfer attraktiv machen (Tesch-Römer/Kondratovitz, 2006).
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