Übergänge, schulische
(erstellt: Januar 2015)
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Digital Object Identifier: https://doi.org/10.23768/wirelex.bergnge_schulische.100035
1. Übergänge theologisch
Mit einer gewissen Affinität der → Religionspädagogik
Dabei wäre der deutschsprachigen Pastoraltheologie und der Religionspädagogik das Thema Übergänge nicht fremd. Folgende Wurzeln sind breit rezipiert:
a) In der frühen Kirche wurden Taufe, → Firmung
b) Der französische Ethnologe Arnold van Gennep hat in seinem Hauptwerk von 1909 den Begriff „rites de passage“ und damit die Rede von den Übergangsriten geprägt und als dreiteiliges Geschehen bestehend aus Separation, Übergang und Angliederung beschrieben (van Gennep, 2004). Damit wird das Augenmerk auf den Prozess von Übergängen gelegt (→ Übergangsrituale
c) Der Psychoanalytiker Erik H. Erikson beschrieb das Leben als eine Abfolge biografischer Wandlungsprozesse. Den acht Stufen seines Modells ordnete er spezifische Aufgaben der psychosozialen Entwicklung zu, die als Krisen erlebt und bewältigt werden müssen (Erikson, 1992).
Offensichtlich haben diese Ressourcen jedoch keineswegs dazu geführt, schulische Übergänge als spezifischen pastoralen oder religionspädagogischen Reflexionsgegenstand zu bearbeiten.
2. Definition Übergänge und ihre Bedeutung für die Schule
Die heutige Transitionsforschung ist stark empirisch (→ Empirie
Sozialwissenschaftlich werden Transitionen als zeitlich begrenzte Phasen in der Entwicklung des → Individuums
In diesem Artikel stehen jene Prozesse im Fokus, die das Verhältnis eines Individuums zur Institution → Schule
2.1. Schulische Übergänge als mehrdimensionaler Prozess mit verschiedenen Akteuren
Eine Unterteilung in Lebensphasen ist in Europa seit der Antike bekannt und wird seit dem 13. Jahrhundert als Auf- und Abstieg sichtbar (Ehmer, 2008). Auch heute spielt die Vorstellung von Lebensphasen nach wie vor eine zentrale Rolle in der Anthropologie (Noack, 2007), wobei in letzter Zeit ein Wandel in Bezug auf einzelne dieser Phasen auszumachen ist, der sich in den verstärkten Mitbestimmungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, in der späteren Familiengründungsphase und in der Rede von den „rüstigen Alten“ oder dem „Golden Age“ zeigt (→ Individuum/Individualität
Seit den 1990er Jahren wurden Übergänge zunehmend nicht nur aus individueller, sondern auch aus sozialer, institutioneller und gesellschaftlicher Perspektive betrachtet und ihre Zusammenhänge erforscht (Bronfenbrenner, 1989). Im Kontext des → lebenslangen Lernens
Schulische Übergänge werden heute als mehrdimensionale Prozesse mit verschiedenen Akteuren verstanden, namentlich den betroffenen Kindern, deren Erziehungsverantwortlichen und Familien sowie der Institution → Schule
a) Für das → Kind
b) Für die Erziehungsverpflichteten (→ Familie
c) Aus institutioneller Perspektive sind Übergänge im Spannungsfeld zwischen Bildungsrecht für alle und faktischer Selektion durch die Schule verortet. Der Schulerfolg respektive Misserfolg liegt über weite Strecken nicht in der Leistung des einzelnen Kindes begründet, sondern in institutionellen Faktoren (Kronig, 2007).
Die Fähigkeit, diese Übergänge erfolgreich zu bewältigen, wird als eine Fähigkeit des sozialen Systems – hier also von → Schülerin und Schüler
2.2. Schulische Übergänge gestalten
Die verschiedenen Übergänge im Zusammenhang mit der Institution Schule beinhalten spezifische Herausforderungen für die jeweiligen Akteure (Griebel/Niesel, 2013; Lin-Klitzing/Di Fuccia/Müller-Frerich, 2010; Knörzer/Grass/Schumacher, 2007), die hier chronologisch und in aller Kürze dargestellt werden. Dabei werden die Handlungsmöglichkeiten der Beteiligten ins Zentrum gerückt. Transitionen zu vorschulischer Betreuung werden hierbei nicht berücksichtigt.
2.2.1. Übergang in die Grundschule: Einschulung und Schuleintritt
Mit dem Schuleintritt (in der Schweiz gehört die als Kindergarten (→ Kindertagesstätte
Angesichts dieser Unsicherheiten ist eine starke Kooperation zwischen den Institutionen gefragt. Dabei können gemeinsame Weiterbildungen des Personals aus → Kita
2.2.2. Übergang Grundschule – Sekundarstufe respektive Gymnasium: Schulische Selektionsprozesse
Die Selektionsfunktion der öffentlichen Schule führt häufig zur Zementierung sozialer Benachteiligung. Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg ist vielfach belegt (Denner, 2010) und wird in den Zuweisungsentscheidungen besonders deutlich (Wiedenhorn, 2011). Dass die PISA-Studie (→ Bildungsstudien
Die erhöhten Leistungsanforderungen (→ Leistungsmessung, Leistungsbewertung
2.2.3. Übergang in Berufsausbildung und Gymnasium sowie in Berufswelt und Hochschule
Gegenüber dem Schuleintritt finden in der Transitionsforschung die Übergänge in Berufsausbildung und Gymnasium respektive Berufswelt und Hochschule deutlich weniger Beachtung (→ Berufsorientierung
Aus Sicht von Eltern und Jugendlichen werden die zunehmende Selbstständigkeit bei gleichzeitiger finanzieller Abhängigkeit sowie die mögliche Nichtpassung von schulischer Leistung und Schul- respektive Berufswunsch als besondere Herausforderungen wahrgenommen. Ein starkes Selbstwertgefühl erhöht den erfolgreichen Übergang und wird insbesondere durch den Grad der Selbstwirksamkeitserwartung positiv beeinflusst. Das Gefühl, kompetent zu sein, soziale Einbindung und schulische Partizipation fördern die Selbstwirksamkeitserwartung, während hohe Unterstützung von Eltern und Lehrpersonen eher negativ zu Buche schlagen (Pütz/Kuhnen/Lojewski, 2011). Beim Übergang in die Berufsausbildung wird der Kooperation zwischen Betrieben und Schulen große Bedeutung beigemessen (Eckert, 2007).
3. Forschungsdesiderate und religionspädagogische Brachfelder
Derzeit erfährt im europäischen Kontext kein Konzept schulischer Übergänge uneingeschränkte Zustimmung (Döbert/Kann/Rentl, 2011). Im Zuge der → Pluralisierung
Damit Übergänge gelingen, müssen sich Lernende in der Schule wohlfühlen, Freude und Erfolg am Lernen und der damit verbundenen Anstrengung erfahren, sich sicher, respektiert und anerkannt fühlen. So sehr diese Forderungen pädagogischen Binsenweisheiten gleichen, so anspruchsvoll ist ihre Umsetzung angesichts der großen → Heterogenität
Das Verständnis von schulischen Übergängen prägt dabei die Art und Weise, wie sie konkret begangen werden. Werden sie vorwiegend als Eintritt oder Wechsel innerhalb des Organisationssystems Schule verstanden, als Aufnahme in ein soziales Geschehen oder als mehrdimensionale Orientierungsphase: die Art und Weise, wie sie gestaltet werden, dürfte sich dadurch stark verändern (Röbe, 2011a).
Dass sich die → Religionspädagogik
a) Wie gelingt es, Selbstwirksamkeit und Problembewältigungsstrategien im Angesicht von schulischen Übergängen zu fördern?
Dem Anspruch folgend, dass Religionsunterricht der → Subjekt
b) Wie können → Schulpastoral
Mit den „Tagen der Besinnung“ (Demmelhuber/Rieck, 2013) würde ein bewährtes Gefäß, mit dem → „biographischen Lernen“
c) Wie kann man kirchlicherseits Übergänge feiernd begleiten?
Für → Schulpastoral
Anknüpfungspunkte für eine religionspädagogische oder pastorale Theorie der Gestaltung schulischer Übergänge wären demnach vorhanden, sie müssten eingedenk der unterschiedlichen Aufgaben von Religionsunterricht, Gemeindekatechese und Schulpastoral (Schmitz, 2007) allerdings gründlich bearbeitet werden.
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